- Im Test: 16 Kakaopulver, darunter sieben Bio-Produkte. Dabei haben wir Packungen ausgewählt, die sich mit ihrer Produktaufmachung gezielt an Kinder richten.
- Das von uns beauftragte Labor hat in einigen Kakaopulvern die bedenklichen Mineralölbestandteile MOSH nachgewiesen. Auch in der Kritik: das Schwermetall Cadmium.
- Pappsüß und ungesund: Zehn Kakaopulver im Test enthalten mehr als 80 Prozent Zucker.
- Problematische Anbaubedingungen und Menschenrechtsverletzungen sind weiterhin ein Thema.
Das hinterlässt mehr als nur einen faden Beigeschmack: Wieder mal sind es die großen Marken, die in unserem Test versagen. Ausgerechnet Nesquik und Kaba rasseln komplett durch.
Kakao-Test: Nesquik, Kaba und Caribo sind Testverlierer
Die Probleme von Nesquik: zu viel Zucker, Mineralölbestandteile, zusätzliche Aromastoffe, aus unserer Sicht problematische Werbung und ein nur ausreichendes Teilergebnis Kakaoanbau und Transparenz. Zwar versucht sich Hersteller Nestlé mit seinem eigenen Cocoa Plan-Programm in bunten Broschüren und blumigen Worten als Vorreiter in Sachen fairer und nachhaltiger Kakaoanbau zu präsentieren. Doch bei genauerem Hinsehen steckt dahinter aus unserer Sicht wenig.
Auch der Kaba Das Original Kakao, dessen Name so bekannt ist, dass er für viele synonym für Kakaopulver steht, schneidet "ungenügend" ab. Das liegt zum einen ebenfalls am unverhältnismäßig hohen Zuckergehalt und dem zugesetzten Aroma, zum anderen daran, dass Hersteller Carambar unsere mehrfachen Kontaktversuche komplett ignorierte, in denen wir um Informationen zur Lieferkette und den Anbaubedingungen des Kakaos baten.

Genauso vernichtend fällt das Urteil für den Caribo Bio Trink Kakao aus: Zu süß, zu viele Schadstoffe, zu wenig Transparenz. Das Ergebnis ist ein glattes "ungenügend" in sämtlichen Teilbereichen des Tests.
Kritik an Schadstoffen in Kakaopulvern
So viel zu den Testverlierern. Kommen wir zu den Schadstoffen, auf die wir im Test gestoßen sind. Es geht um gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) und Cadmium. Betroffen sind vor allem Bio-Produkte.
Warum sind die Stoffe bedenklich?
-
MOSH reichern sich im menschlichen Fettgewebe und der Leber an. Sie sind die wohl größte Verunreinigung im menschlichen Körper – und stecken in sieben Kakaopulvern im Test.
- Das Schwermetall Cadmium, das in fünf Pulvern enthalten ist, reichert sich besonders in Leber und Niere an und kann die Organe über längere Zeit schädigen.
Zucker ist Hauptzutat in Kakaopulvern im Test
Die Hauptzutat aller Produkte ist nicht etwa Kakao, sondern Zucker – und das mal wieder in einer Produktgruppe, deren Marketing sich vornehmlich an Kinder richtet. Mit nur einer einzigen Portion mancher Kakaopulver im Test nehmen Kinder bereits mehr Zucker zu sich als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) pro Tag empfiehlt.
Dass gezuckerte Getränke aus Sicht der WHO grundsätzlich gar nicht für Kinder beworben werden sollten, ignorieren alle Hersteller beim Verpackungsdesign gekonnt. Wir finden auch: Nesquik und Co. dürften schon wegen ihres extremen Zuckergehalts nicht einmal den Anschein erwecken, sich an Kinder zu richten.
Werbung für Nesquik-Kakao problematisch
Häschen, Äffchen und anderes putziges Getier auf der Verpackung sprechen aber eine andere Sprache. Darüber hinaus wirbt Nestlé dreist damit, ein Glas Nesquik könne "als Milchportion" neben allerlei gesunden Lebensmitteln "einen Beitrag zu einem ausgewogenen Frühstück" leisten.
Dass der Mehrwert dabei lediglich auf die Milch und nicht auf die kakaohaltige Zuckerbombe zurückzuführen ist, unterschlagen die Werbetexter. Diese aus unserer Sicht problematische Werbung werten wir unter den Weiteren Mängeln ab.

Anbaubedingungen und Menschenrechtsverletzungen
Kakao wird in Ländern des Globalen Südens angebaut. Das macht die Lieferkette besonders anfällig für problematische Anbaubedingungen und Menschenrechtsverletzungen. Zertifikate von Fairtrade und Rainforest Alliance sind zwar inzwischen Mindeststandard der Kakaopulver im Test. Doch trotz guter Ansätze haben beide Zertifizierungen Graubereiche.
Einzelne Anbieter, die seit jeher ihre Firmenpolitik auf faire, transparente und nachhaltige Lieferketten auslegen, verdeutlichen durch ihr hohes zusätzliches Engagement zudem, dass es für andere Hersteller viel Luft nach oben gibt.
Kakao: Lieferkette bleibt oft undurchsichtig
Die Lieferkette für die von uns getestete Charge haben uns die wenigsten Hersteller vollumfänglich belegt. Lediglich zwei Mal erhielten wir Nachweise bis zu den Kleinbauern, anhand derer wir die Lieferkette lückenlos nachvollziehen konnten. Andere belegten sie nur bis zum Kakaolieferanten.
Übrigens: Selbst bei Fairtrade-zertifiziertem Kakao ist es nicht immer möglich, die Lieferkette bis zu den Kleinbauern nachzuverfolgen: Grund ist der Mengenausgleich. Hier kommt im verarbeitenden Betrieb Kakao von zertifizierten und von nicht zertifizierten Plantagen an und kann bei der Verarbeitung vermischt werden. Anbieter kaufen die Mischung und zahlen für die bezogene Menge Kakao den Fairhandelspreis.
Mindestpreis vielerorts nicht ausreichend
Ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Punkt in Sachen faire Arbeitsbedingungen ist, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter angemessen bezahlt werden. Der Mindestpreis, der bei Fairtrade festgeschrieben ist und um eine Prämie ergänzt wird, soll das finanzielle Auskommen der Bauern sichern.
In der Theorie ist das gut und besser geregelt als bei Rainforest Alliance, die zwar auch eine geringe Prämie, aber keinen Mindestpreis vorsieht. In der Realität zeigt sich aber, dass selbst der Mindestpreis vielerorts längst nicht ausreicht.
Existenzsichernde Löhne garantiert kein Siegel. Etwas besser sind Produkte mit Bio-Zertifizierungen – durch sie gibt es weitere Prämien. Die Messlatte hängen auch hier einzelne Anbieter hoch, die sich freiwillig zu weiteren, hohen Sonderzahlungen verpflichten.
Wie steht's um die Arbeitsbedingungen im Anbau?
Außerdem wollten wir wissen: Ist die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen entlang der Lieferkette verpflichtend? Diese Normen sollen menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ausreichenden Arbeitsschutz gewährleisten. Bis auf die drei Anbieter, die unsere Anfrage komplett unbeantwortet ließen, haben das alle bestätigt.
Darüber hinaus interessierte uns, wie die Hersteller verbotene Formen von Kinderarbeit verhindern und wie sie dies überprüfen. Oft beriefen sich die Hersteller darauf, dass die Zertifizierungsstandards Kinderarbeit ausschließen. Echte Belege blieben aus. Die Realität zeigt, dass die Kontrollmechanismen häufig scheitern.
Ist der Einsatz von giftigen Pestiziden erlaubt?
Giftige Pestizide belasten die Gesundheit der Kakaobauern und die Umwelt. Wir erwarten daher, dass die Anbieter zumindest den Einsatz der hochgiftigen Pestizide aus der Liste des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN) ausschließen.
Doch von den 338 Substanzen decken sowohl Fairtrade als auch Rainforest Alliance gerade einmal weniger als die Hälfte ab. Auch hier sind Bio-Produkte im Vorteil, da im Bio-Anbau die allermeisten Pestizide verboten sind.
Illegale Rodungen für Kakaobäume
Ein weiteres Problem: Illegale Rodungen wertvoller Wälder für Kakaobäume. Die sind keine Seltenheit. Ein geplantes Gesetz für rodungsfreie Lieferketten von in der EU gehandelten Waren könnte bald eine Basis schaffen. Man sollte aber meinen, dass die Zertifizierer das Problem längst aktiv angehen.
Fairtrade und Rainforest Alliance schreiben zwar, dass ihre Standards die Abholzung von Regenwald ausschließen, doch lange haperte es an funktionierenden Kontrollmechanismen. Einen Überblick ermöglichen seit einigen Jahren GPS-basierte Kartierungssysteme, die jedoch erst nach und nach angewendet werden.
Rainforest Alliance hat hier die Nase vorn: Es besteht bereits ein Entwaldungverbot und der Zertifizierer setzt die Satellitenkartierung zur Überwachung ein. Fairtrade ist noch nicht ganz so weit. Kartierungssysteme werden bislang nur in Pilotprojekten eingesetzt und ein Abholzungsverbot greift erst ab 2024.
Kakao-Anbau in Westafrika in Zahlen
- 3,4 Millionen Tonnen und damit knapp 70 Prozent des 2020/21 weltweit gehandelten Kakaos stammen aus Westafrika – das meiste aus der Elfenbeinküste und Ghana, gefolgt von Kamerun und Nigeria.
- 347 Dollar beträgt die monatliche Lücke zwischen dem tatsächlichen Einkommen (196 Dollar) eines Kakaobauern in der Elfenbeinküste und dem existenzsichernden Einkommen von 543 Dollar. In Ghana liegt die Einkommenslücke bei 204 Dollar.
- 1,56 Millionen Kinder zwischen fünf und 17 Jahren arbeiten in Ghana und der Elfenbeinküste im Kakaoanbau.
- 90 Prozent des Waldes der Elfenbeinküste und 65 Prozent des Waldes in Ghana sind in den vergangenen 30 Jahren verloren gegangen. Sechs Prozent der weltweiten Entwaldung sind auf den Kakaoanbau zurückzuführen.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Zucker in Kinderlebensmitteln: So krank macht die Industrie unsere Kinder
- Mineralwasser im Test: Knapp die Hälfte ist "sehr gut"
- Noch immer bedenkliche UV-Filter in Sonnencremes für Babys und Kinder im Test
- Haferflocken im Test: Labor stößt auf Schimmelpilzgifte und Glyphosat
-
Isotonische Getränke im Test: Von wegen gesunde Sportgetränke
- Butter im Test: 17 von 20 Marken fallen durch