Zarte Haferflocken im Test: Nickel, Schimmelpilzgifte und Mineralöl gefunden

Spezial Vegetarisch und Vegan 2020 | Autor: Birgit Hinsch/Meike Rix | Kategorie: Essen und Trinken | 12.11.2020

Haferflocken im Test: Welche Marken sind empfehlenswert?
Foto: ÖKO-TEST

Haferflocken stecken voller Vitamine und Eiweiß – und sind eigentlich gesund. Doch sechs von 24 Marken im Test sind deutlich mit Nickel belastet, ein paar enthalten Schimmelpilzgifte, und es gibt teilweise Probleme mit Mineralölbestandteilen. 

  • Mit Bestnote bewerten wir zehn Haferflocken im Test. 
  • Weil sie mit "ungenügend" abschneiden, raten wir vom Kauf dreier Haferflockenmarken ab. 
  • Im Test kritisieren wir vor allem Belastungen durch Nickel, enthaltene Schimmelpilzgifte und Verunreinigungen mit Mineralöl. 

Aktualisiert am 12.11.2020 | Haferflocken passen in Müsli, Kuchen und Pfannkuchen. Das Getreide ist beliebt. Doch Vorsicht bei der Auswahl, denn unser Test zeigt: Haferflocken haben Probleme mit Nickel, Schimmelpilzgiften und Mineralöl. Das hat zur Folge, dass wir einige Marken kritisieren. Von dreien raten wir sogar ab – sie erhalten die Gesamtnote "ungenügend". Sieben schneiden mittelmäßig ab, zehn allerdings auch mit Bestnote.

Haferflocken im Test: Einige sind mit Nickel belastet

Was ist das Problem bei Nickel? Das Metall hat in Tierstudien die Fortpflanzung und Entwicklung von Nachkommen gestört. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat deshalb 2018 eine tolerierbare Aufnahmemenge pro Tag (TDI) festgelegt. Daran orientieren wir uns bei unseren Bewertungen.

Eigentlich gesund: Haferflocken passen in Kuchen, Pfannkuchen und Müsli.
Eigentlich gesund: Haferflocken passen in Kuchen, Pfannkuchen und Müsli. (Foto: Stephanie Frey/Shutterstock)

Die Haferflocken von zwei Marken im Test sind so stark mit Nickel belastet, dass ein Erwachsener mit 60 Kilogramm Körpergewicht den derzeit gültigen TDI schon mit einer 50-Gramm-Portion überschreitet. In vier überprüften Packungen Haferflocken schöpfen die Nickelgehalte immer noch mehr als die Hälfte des TDI aus.

Doch wie gelangt das Metall überhaupt in die Haferflocken? Nickel kommt weit verbreitet in Boden und Gestein vor. Und Hafer gehört – wie auch Sojabohnen, Mais und Kakao – zu den Pflanzen, die Nickel besonders stark aufnehmen.

Nickel ist auch der häufigste Auslöser einer Kontaktallergie. Wer unter einer Nickelallergie leidet, kann theoretisch auch auf hohe Nickelgehalte in der Nahrung reagieren. Das passiert aber zum Glück sehr selten. "Man geht davon aus, dass weniger als ein Prozent der Nickelallergiker überhaupt auf Nickel in Nahrungsmitteln reagiert", sagt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB).

Kritik an Schimmelpilzgiften in Haferflocken

Auch Schimmelpilzgifte hat das Labor in Haferflocken im Test nachgewiesen. Dabei handelt es sich um T2- und HT2-Toxine. Sie sind zellgiftig und können das Immunsystem schwächen.

Haferflocken-Test: Jetzt Testergebnisse als ePaper kaufen

Zur Erklärung: T2- und HT2-Toxine sind Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die das Getreide auf dem Feld befallen. Je nach Witterungsbedingungen sind sie schwer zu vermeiden. Was die Anbieter tun können? Kontrollieren! Und Waren mit höheren Belastungen gar nicht erst nicht in den Handel bringen.

Wie hoch sind die Gehalte an Schimmelpilzgiften?

In einer Packung Haferflocken im Test sind die Gehalte von Schimmelpilzgiften aus unserer Sicht "stark erhöht", weil die tägliche Aufnahmemenge, die laut EFSA tolerierbar ist, mit einer 50-Gramm-Portion Haferflocken überschritten wird.

In vier weiteren Produkten hat das Labor unserer Beurteilung nach "erhöhte" Gehalte festgestellt, die den täglichen Toleranzwert zu mehr als der Hälfte ausschöpfen. Alle anderen Haferflocken enthielten Spuren der Gifte.

Wir weisen an dieser Stelle daraufhin, dass alle Hersteller im Test die aktuell gültigen EU-Richtwerte für die Toxine einhalten. Die ÖKO-TEST-Kriterien sind dagegen strenger.

Mineralöl in einigen Haferflocken gefunden 

Und damit nicht genug: In sechs Packungen Haferflocken im Test kritisieren wir Verunreinigungen mit Mineralöl. Das Problem? Sie reichern sich im menschlichen Körper an. Weil unklar ist, was sie dort bewirken, sollten Lebensmittel so wenig wie möglich davon enthalten.

Haferflocken-Test: Wir haben insgesamt 24 Marken überprüft.
Haferflocken-Test: Wir haben insgesamt 24 Marken überprüft. (Foto: Michelle Lee Photography/Shutterstock)

Transportkartons können eine Quelle sein und auch die Verpackung selbst. Dennoch: Sowohl in Papier- als auch in Plastikpackungen gibt es in diesem Test mineralölfreie Haferflocken.

Was ist sonst im Haferflocken-Test aufgefallen?

Kaum Glyphosat und keine krebserregenden aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe: 

  • Das beauftragte Labor hat nur in einer Haferflockenmarke kleine Mengen des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat gefunden. Alle anderen Flocken sind frei davon.
  • Potenziell krebserregende aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) wurden – anders als in unserem Haferflocken-Test aus dem Jahr 2013 – nicht nachgewiesen.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 10/2020 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan 2020 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

(Foto: ÖKO-TEST )

Früchtemüsli im Test: Bis zu 31 Pestizide in einem Produkt

Neben Haferflocken gelten auch Müslis als gesundes Frühstück. Doch auch hier sind wir auf Inhatsstoffe gestoßen, die aus unserer Sicht in gesundem Essen nichts zu suchen haben. Unser Test von Früchtemüslis zeigt, dass die Produktgruppe ein Problem mit Mineralöl und Pestiziden hat.

Wirklich ärgerlich: Die geprüften Früchtemüslis enthalten teils mehrere Pestizide auf einmal, sogar Spritzmittel, die in der EU verboten sind. Mit Bestnote können wir aber auch 21 Fruchtmüslis im Test empfehlen. 

Müsli im Test: Alle Ergebnisse im ePaper

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    Wir haben diese Produkte für Sie getestet

    Testverfahren

    Im Test landeten 24-mal Haferflocken aus Supermärkten, Discountern, Bio-Läden und aus dem Reformhaus. Wir wählten die Sorte "zart" aus. Sie wird mit einem Anteil von 60 bis 65 Prozent etwas häufiger gekauft als die groben Flocken. In spezialisierten Laboren ließen wir die Produkte auf Pestizide, Schwermetalle und Mineralölbestandteile analysieren. Letztere führten in unserem Haferflocken- Test von 2013 in nahezu allen Produkten zu Minuspunkten. Als Ursache gaben die Hersteller damals vor allem Übergänge aus den Papierverpackungen an. Wir haben die Produkte auch auf Schimmelpilzgifte untersuchen lassen. Bei Hafer sind vor allem die immunschädlichen T2- und HT-2-Toxine von Bedeutung. Sie bilden sich, wenn das Getreide auf dem Feld von Schimmelpilzen befallen wird.

    Für die Bewertung von Nickel und den Schimmelpilzgiften legten wir die jeweils geltenden tolerierbaren Aufnahmemengen (TDI) der EFSA zugrunde. Der TDI soll ein Leben lang vor den negativen Auswirkungen dieser Stoffe auf die Gesundheit schützen. Ein gesetzlicher Grenzwert für Nickel fehlt bisher. Für T2- und HT2-Toxine gibt es einen Richtwert, den alle Hersteller einhalten.

    Bewertungslegende 

    Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um jeweils vier Noten: a) ein Nickelgehalt pro 50-g-Portion, der den aktuell geltenden TDI der EFSA von 2,8 μg/kg Körpergewicht zu mehr als 100 Prozent ausschöpft (in der Tabelle: "stark erhöht"); b) ein Summengehalt von T2- und HT-2-Toxinen pro 50-g-Portion, der den Gruppen- TDI von 0,02 μg/kg Körpergewicht zu mehr als 100 Prozent ausschöpft (in der Tabelle: "stark erhöht"). Zugrunde gelegt haben wir jeweils ein Körpergewicht von 60 kg. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein Nickelgehalt pro 50-g-Portion, der den TDI zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft (in der Tabelle: "erhöht"); b) ein Summengehalt von T2- und HT-2-Toxinen pro 50-g-Portion, der den Gruppen-TDI zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft (in der Tabelle: "erhöht"). Berechnungen wie oben; c) ein Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2,0 bis 4 mg/kg (in Tabelle: "stark erhöht"). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein als besonders bedenklich eingestuftes Pestizid in einem Spurengehalt von mehr als 0,01 mg/kg (hier: Glyphosat); b) ein Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 1,0 bis 2 mg/kg (in Tabelle: "erhöht").

    Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: zusätzliche Umverpackung aus Pappe, obwohl die Haferflocken schon in einem Kunststoffbeutel verpackt sind. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

    Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

    Testmethoden 

    Pestizide, Wachstumsregulatoren mittels GC/MS nach § 64 LFGB L00.00-34 : 2010-09, modifiziert und LC-MS/MS; Glyphosat, Glufosinat, AMPA, Mepiquat, Chlormequat per LC-MS/MS. Mykotoxine: LC-MS/MS. Die Analyse umfasste u.a. Nivalenol, Deoxynivalenol, Fusarenon X, Fumonisine, Zearalenon, Diacetoxyscirpenol, HT-2-, T-2-Toxin, Ochratoxin A. MOSH/MOSH-Analoge/MOAH: DIN EN 16995:2017 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix.) Elemente: mittels ICP-MS nach Totalaufschluss in der Mikrowelle. Die Analyse umfasste u.a. Arsen, Cadmium, Kobalt, Chrom, Kupfer, Quecksilber, Nickel, Blei, Zinn. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen (nur Kunststoffverpackungen): Röntgenfluoreszenzanalyse.

    Einkauf der Testprodukte: Juli 2020 

    Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 10/2020 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan 2020 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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