Walnüsse im Test: Mineralöl und schlechter Geschmack ein Problem

Magazin Dezember 2021: Lachs | Autor: Cordula Posdorf/Birgit Hinsch | Kategorie: Essen und Trinken | 25.11.2021

Walnüsse im Test: Mineralöl und schlechter Geschmack ein Problem
Foto: ÖKO-TEST

Walnüsse gehören für viele Menschen zu Weihnachten wie Plätzchen und Geschenke. Doch schmecken die Walnusskerne auch? Wir haben 20 Produkte untersuchen lassen. Das Ergebnis: Einige Walnüsse im Test sind mit Mineralöl belastet und geschmacklich überzeugen nicht alle.

  • Walnüsse im Test: 12 von 20 Walnusskernen können wir mit "sehr gut" empfehlen.
  • Wir sind auf Mineralöl und einen Weichmacher gestoßen.
  • Etliche preiswerte Eigenmarken fallen geschmacklich negativ auf.

Walnüsse sehen auf Weihnachtstellern wirklich hübsch aus. Diese Nussart ist zudem gesund, denn sie hat den höchsten Gehalt an Alpha-Linolensäure. Die Omega-3-Fettäure wirkt gegen Entzündungen und kann die Cholesterinwerte verbessern. Doch schmecken die gesunden Nüsse auch? Das wollten wir genauer wissen und schickten 20 Produkte zur Analyse ins Labor. 

Mineralöl in einigen Walnüssen ein Problem

In einigen Fällen kritisieren wir Verunreinigungen mit Mineralöl. Die gefundenen Gehalte an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/MOSH-Analoge) bewerten wir in zwei Produkten als "erhöht", in zwei anderen als "leicht erhöht".

MOSH sammeln sich in menschlichen Organen und im Fettgewebe. Die Folgen sind noch unklar. Mineralölbestandteile können etwa durch Schmieröle an Sortieranlagen in Nüsse gelangen oder aus Kunststoffverpackungen übergehen. 

Walnüsse schmecken gut und sind auch als Weihnachtsdeko ein echter Augenschmaus.
Walnüsse schmecken gut und sind auch als Weihnachtsdeko ein echter Augenschmaus. (Foto: LariBat/Shutterstock)

Problematischen Weichmacher entdeckt

In einem Produkt hat das Labor Diethylhexylphthalat (DEHP) gefunden. Phthalate werden als Weichmacher eingesetzt und stehen im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und außerdem wie ein Hormon zu wirken. 

Der Weichmacher wurde in einer Menge entdeckt, die wir als "erhöht" bewerten. Der gemessene Gehalt liegt sogar knapp oberhalb dessen, was laut dem spezifischen Migrationslimit (SML) einer EU-Regelung aus Verpackungen und Co. in Lebensmittel übergehen darf. Einen offiziellen Grenzwert für den Stoff im Produkt selbst gibt es nicht. 

Keine Schimmelpilze in Walnüssen gefunden

Ein erfreuliches Ergebnis unseres Tests: In den 20 fertig geknackten und abgepackten Walnusskernen hat das beauftragte Labor keine Schimmelpilzgifte gefunden. Übrigens: Walnusskerne sind weniger schimmelanfällig als stärker zerkleinerte Nüsse. Deshalb kann man für die Weihnachtsbäckerei ruhig Walnusskerne nehmen und selbst zerkleinern beziehungsweise mahlen.

Walnüsse im Test: Alle Ergebnisse im ePaper

Geschmacklich fallen viele Walnüsse negativ auf

Was den Geschmack angeht, können leider nicht alle Produkte überzeugen. Zwei fallen in der Sensorikprüfung mit "mangelhaft" sogar komplett durch. Die Prüfer stellten unter anderem deutliche Geruchs- und leichte Geschmacksnoten nach Lösungsmitteln fest. Urteil der Prüfer: Erinnert an Malerfarbe.

Ein Hersteller erklärt, dass solche Eindrücke durch Oxidation der Öle in Walnüssen entstehen können. Die Fehlnoten in der Sensorik können also während der Alterung der fetthaltigen Kerne auftreten. Denkbar ist aber auch, dass die Nüsse Gerüche und Geschmack von außen annehmen. 

Bei sechs weiteren Walnüssen im Test rochen beziehungsweise schmeckten die Experten Verpackungsnoten.

Erfreulich: Gut die Hälfte der Kerne war tadellos in Geruch, Geschmack und Mundgefühl. Schalenreste oder fein pulverisierten Bruch gab es kaum.

Knabberei aus der Natur: Ein paar Nüsse naschen kann sogar beim Abnehmen helfen, weil sie dank ihres hohen Ballaststoff- und Eiweißgehalts lange satt machen.
Knabberei aus der Natur: Ein paar Nüsse naschen kann sogar beim Abnehmen helfen, weil sie dank ihres hohen Ballaststoff- und Eiweißgehalts lange satt machen. (Foto: Lussin/Shutterstock)

Achtung: Erstickungsgefahr bei Kindern

Bei kleinen Kindern bis etwa vier Jahren können Nüsse leicht in Luftröhre oder die Lunge gelangen und dort Erstickungsanfälle oder Lungenentzündungen verursachen. Eine entsprechende Warnung ist zwar nicht gesetzlich verpflichtend, auf der Mehrheit der Produkte haben wir sie aber gefunden. In fünf Fällen fehlt sie leider.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Im Test dabei sind 20 Mal abgepackte Walnusskerne. Die meisten nennen sich "naturbelassen" oder "naturell" und enthalten außer den Walnusskernhälften keine weiteren Zutaten. Die Preisspanne reicht von 1,99 Euro bis 7,06 Euro für 200 Gramm.

Funde der krebserregenden und geschmacksneutralen Schimmelpilzgifte Aflatoxine sind neben Krankheitserregern wie Salmonellen ein häufiger Grund für öffentliche Produktwarnungen und -rückrufe. Weil die Kerne ohne den Schutz durch die Nussschale zudem während der Produktion und Lagerung leicht Weichmacher und Mineralölbestandteile aufnehmen können, ließen wir sie im Labor auch darauf untersuchen. 

Anhand einer Analyse der sogenannten Fettkennzahlen konnten die Prüfer ausschließen, dass die Nüsse schon übermäßig alt beziehungsweise schlecht gelagert und dadurch oxidiert waren. Unbestechlich in diesem Punkt sind auch die menschlichen Sinne: Sensorik-Experten verkosteten für uns die Walnusskerne und achteten auf Auffälligkeiten in Geruch, Geschmack und Mundgefühl. Ein leicht oder sogar deutlich bitterer Geschmack ist typisch für Walnüsse und kein Mangel. Auch ein gewisses adstringierendes (zusammenziehendes) Mundgefühl gehört dazu – anders als starke Bitterkeit oder Fremdgeschmackseindrücke nach Lösemitteln, Verpackung oder Pappe. Wenn in einer Packung einzelne Nüsse schlecht schmecken oder riechen, sollte man sie prinzipiell nicht aufessen, sondern besser entsorgen.

Bewertungslegende 

Produkte mit dem gleichen Gesamturteil sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH und MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in Tabelle: "MOSH erhöht"); b) ein gemessener Gehalt an DEHP über dem für diesen Weichmacher festgelegten Spezifischen Migrationslimit (SML) von 1,5 mg/kg. Zur Abwertung um eine Note führt: ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH und MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 1 bis 2 mg/kg (in Tabelle: "MOSH leicht erhöht"). Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führt zur Abwertung um drei Noten: eine deutliche Lösungsmittelnote im Geruch in Kombination mit einer nur leicht wahrnehmbaren Walnussnote. Zur Abwertung um zwei Noten führen: deutliche Mängel in Geruch oder Geschmack (hier: Lösungsmittelnote, Verpackungsnote). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) einzelne leichte und/oder sehr leichte Mängel in Geruch, Geschmack oder Mundgefühl/ Textur (hier: Lösungsmittelnote, Verpackungsnote, Geschmack leicht alt, Geschmack teilweise stark bitter, Mundgefühl vereinzelt leicht trocken); b) eine leichte Pappnote im Geruch in Kombination mit einer nur leicht wahrnehmbaren Walnussnote.

Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: ein fehlender Warnhinweis zum Erstickungsrisiko für Kleinkinder durch Nüsse (basierend auf der BfR-Stellungnahme Nr. 050/2009).

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Sensorik, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Sensorik, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Sensorik und/oder ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Ist ein Testergebnis Sensorik "ausreichend" oder "mangelhaft", kann das Gesamturteil höchstens eine Note besser sein.

Testmethoden 

MOSH/MOSH-Analoge/MOAH: DIN EN 16995: 2017 modifiziert. Die Modifikation betrifft die Matrix und die Verseifung. Untersucht wurden jeweils die Fraktionen C10 bis C50. Weichmacher: GC-MS/MS. Aflatoxine: DIN EN 14123:2008 modifiziert. Die Modifikation betrifft eine andere Matrix sowie eine Teilautomatisierung von Aufarbeitungsschritten. Säurezahl: ASU L 13.00-5:2021, modifiziert. Peroxidzahl: ASU L 13.00-37:2018, modifiziert. Anisidinzahl: DGF C-VI 6e (12), modifiziert. Die Modifikation der Methoden betrifft eine andere Matrix und eine vorgeschaltete Fettextraktion. Gesamtkeimzahl, aerob: DIN EN ISO 4833-2:2014. Enterobacteriaceen: ASU L00.00-133/2:2018. Schimmelpilze: ISO 21527-2:2008 . E. Coli: ASU L00.00-132/1:2010 . Salmonellen: ASU L00.00-20:2018. Sensorische Prüfung: ASU L 00.90-16:2006.

Nach Einzelprüfungen wurden die Einzelergebnisse in der Gruppe diskutiert und ein gemeinsames Gesamtergebnis erarbeitet. Größensortierung: in Anlehnung an UNECE Standard DDP-02 2019. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Tesprodukte: August 2021

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