Babymassage: Eine Anleitung fürs Massieren mit Öl

Magazin Dezember 2020: Froh, fair, gut | Autor: Heike Beier | Kategorie: Kinder und Familie | 02.12.2020

Anleitung zur Babymassage: Wir erklären Schritt für Schritt.
Foto: Pavel Ilyukhin/Shutterstock

Babymassage ist ein sanfter Weg, um die Beziehung zwischen Eltern und Kind zu stärken. Angelehnt an die indische Babymassage haben wir ein kleines Programm fürs Massieren Zuhause zusammengestellt. Was Sie bei der Babymassage beachten sollten.

  • Bei der Babymassage geht es laut Hebamme Clara Ute Laves vor allem darum, eine Beziehung zum Kind aufzubauen und mit ihm zu kommunizieren. 
  • Der Babymassage werden gesundheitliche Vorteile nachgesagt: Sie regt die Durchblutung und Atmung an, kann Verkrampfungen und Blähungen lösen und fördert die Abwehrkräfte.
  • Sechs bis acht Wochen nach der Geburt ist ein guter Zeitpunkt, um mit der Babymassage zu starten. 

Wie man ein Baby am besten massiert und was es außer der richtigen Technik noch zu beachten gilt, lässt sich eigentlich am besten in speziellen Kursen erlernen. Denn unter fachgerechter Anleitung schleichen sich nicht so schnell Fehler ein, und viele frisch gebackene Eltern schätzen den Austausch mit anderen Vätern und Müttern sehr. Doch in Corona-Zeiten pausieren zahlreiche Kurse.

Das bedeutet aber nicht, dass Eltern ihre Kinder Zuhause auf keinen Fall massieren sollten. Die Hebamme Clara Ute Laves, die bei der Deutschen Gesellschaft für Baby- und Kindermassage Kursleiterinnen ausbildet, sagt: "Es geht bei der Babymassage nicht in erster Linie um Technik – ob ich die Hand nun so rum oder so rum aufsetze." Es gehe darum, durch Berührung eine Beziehung zum Kind aufzubauen und mit ihm zu kommunizieren.

Signale des Babys bei Babymassage respektieren 

"Gerade in Zeiten wie diesen, in denen viele Eltern auch Sorgen haben, können sie mit der Babymassage eine Art Insel schaffen: einen Ort, wo sie für eine Zeit alles andere loslassen und in einen innigen Kontakt mit ihrem Kind treten", sagt Laves.

Dazu sei es wichtig, die Signale des Babys zu respektieren – also beispielsweise ein schlafendes Kind nicht zu wecken und aufmerksam dafür zu sein, ob das Baby bereit ist und welche Berührungen es genießt. Laves rät, während der Massage viel mit dem Kind zu sprechen und ihm zu erklären, was man gerade tut.

Übrigens werden der Babymassage auch gesundheitliche Vorteile nachgesagt: Sie regt die Durchblutung und Atmung an, kann Verkrampfungen und Blähungen lösen und fördert die Abwehrkräfte.

Wann beginnt man mit der Babymassage? 

Ein guter Zeitpunkt, um mit der Massage zu starten, ist sechs bis acht Wochen nach der Geburt. Sie können mit einem Teilprogramm beginnen und die Massage jedes Mal etwas ausweiten. Mit etwa sechs Monaten werden andere Dinge für das Kind interessanter: Drehen, Krabbeln, Laufen. Auf eine Babymassage verzichten sollten Sie auf jeden Fall, wenn das Kind krank ist oder gar Fieber hat.

(Foto: MAXILIGHT1981/Shutterstock)

Anleitung zur Babymassage

Wer zu Hause mit der Babymassage einsteigt, beginnt zunächst mit nur einem Körperteil und baut das Programm dann schrittweise aus. Angelehnt an die indische Babymassage haben wir ein kleines Programm zusammengestellt.

Vorbereitung: Finden Sie einen gemütlichen und warmen Ort, an dem Sie bequem sitzen oder stehen. Das kann die Wickelkommode sein oder der Fußboden, wo Sie auf einer weichen Unterlage ein Handtuch ausbreiten können. Eine Raumtemperatur von 24 Grad ist ideal. Stellen Sie Ihr Telefon aus, und nehmen Sie sich Zeit. Legen Sie Ihr Kind auf die Unterlage mit Blick zu sich oder auch auf Ihre ausgestreckten Beine. Hände aufwärmen, Öl und Windeln bereitlegen.

Einstieg: Gießen Sie ein wenig Öl in Ihre Handflächen, reiben Sie diese vor den Augen Ihres Babys aneinander, begrüßen Sie es und erzählen ihm, was nun kommt. Mit der Zeit erkennt Ihr Kind, dass damit das Massageritual beginnt.  

1. So massieren Sie die Brust des Babys 

Legen Sie Ihre Hände zunächst ruhig auf die Brust Ihres Babys auf und geben ihm Zeit, sich an die Berührung zu gewöhnen. Verteilen Sie ein wenig Öl sanft auf Brust und Bauch. Nun zum "Öffnen der Brust" beide Hände in Höhe des Brustbeines aneinanderlegen, mit der flachen Hand nach außen zu den Schultern streichen und in einem Bogen zurück zur Mitte kommen. Übung drei bis fünf Mal wiederholen, wie auch alle folgenden.

Als Nächstes beide Hände an die Seiten legen, wechselseitig in einer Diagonalen langsam zur Schulter streichen und wieder zurück. Rhythmisch wiederholen.  

2. Babymassage am Bauch 

Streichen Sie mit den flachen, quer liegenden Händen abwechselnd vom Rippenbogen zu den Leisten. Wenn die eine Hand unten ankommt, beginnt die andere oben, wobei eine Hand immer im Kontakt zum Körper sein sollte: Das "Wasserrad" regt die Verdauung an.

Dann kommt die "Sonne": Mit der flachen Hand im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel herum massieren, dabei mit der anderen Hand Ihr Kind am Oberschenkel halten. Zum Abschluss den Bauch "Ausstreichen", indem Sie mit den flachen Händen über den Bauch zu den Füßen streichen.  

Wichtig: Den Bauch des Babys ausschließlich im Uhrzeigersinn massieren, bei gerade gefütterten Babys nur sehr vorsichtig. Immer auf Symmetrie achten.

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3. Beine und Füße des Babys massieren 

Mit dem sogenannten "Indischen Melken" beim rechten Bein beginnen, zunächst einölen. Dann mit der linken Hand das Fußgelenk halten, mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand den Oberschenkel umschließen. Wie ein Ring nun mit sanftem Druck in Richtung Fußgelenk streichen. Nun ist die linke Hand dran und wird von oben nach unten gezogen. Mehrmals wiederholen.

Dann mit dem Daumen an der Unterseite des Fußes entlangstreichen, von den Fersen zu den Zehen. Die Zehen einzeln ausstreichen, zwischen Daumen und Zeigefinger sanft hin und her rollen. Danach kommt das linke Bein an die Reihe.  

4. "Indisches Melken" bei Armen und Beinen 

Nun werden die Arme nach dem gleichen Prinzip gemolken, beginnend mit dem rechten. Die Schulter wie einen Ring umschließen und zum Handgelenk hin ausstreichen, dann übernimmt die andere Hand.

Anschließend die Händchen vorsichtig "öffnen": Dazu mit der einen Hand das Handgelenk umfassen, mit dem Daumen der andern von dort bis zu den Fingerspitzen streichen. Dann die Fingerchen einzeln zu den Spitzen hin ausstreichen und ein wenig daran zupfen. Will Ihr Kind die Fäustchen nicht öffnen, streichen sie einfach über die kleine geschlossene Faust.

5. Auch Gesicht ist Teil der Babymassage 

Hände seitlich an den Kopf des Babys legen, die Daumen treffen sich in der Mitte der Stirn. Mit beiden Daumen nun gleichzeitig und symmetrisch von der Mitte bis zu den Schläfen streichen und dann zu den Ohren. Augenkontakt ermöglichen.

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6. Letzter Teil der Babymassage: Rücken 

Das Baby auf den Bauch drehen, die geölten Hände auf dem Rücken zunächst nur ruhen lassen. Dann legen Sie beide Hände quer auf den Rücken des Babys und schieben sie gegenläufig hin und her. Die Hände wandern dabei langsam hinunter von den Schultern bis zum Becken.

Anschließend "kämmen" Sie den Rücken, indem sie mit gespreizten, flachen Fingern ganz zart vom Nacken bis zum Po fahren, die andere Hand bleibt in Körperkontakt. Zum Abschluss noch den Rücken ausstreichen: Dazu mit einer Handfläche vom Kopf über Rücken, Po, Beine bis zu den Füßen gleiten. Die andere Hand ruht währenddessen an der Seite des Babys. Wichtig: Die Wirbelsäule auslassen oder nur ohne Druck berühren.

Literatur-Tipp: Frédérick Leboyer gilt als Pionier der Babymassage in Europa und hat dazu das Buch Sanfte Hände geschrieben. Darin beschreibt der französische Gynäkologe Philosophie und Techniken der indischen Babymassage, die er von seinen Studienreisen aus Indien mitgebracht hat. Ein Klassiker, der inzwischen in der 18. Auflage erscheint.

Welches Öl ist am besten für die Babymassage? 

Für die Babymassage empfiehlt ÖKO-TEST vor allem parfümfreie Babyöle. Denn Babyhaut ist noch nicht so gut geschützt wie die von Erwachsenen. Sie reagiert empfindlicher auf Einflüsse von außen. In unserem Test von 20 Babyölen können wir ihnen acht Marken rundum empfehlen, sie schneiden "sehr gut" ab. 

Weil zwei überprüfte Babyöle Mineralölbestandteile beinhalten, raten wir von den Produkten ab. Mehr zum Test lesen Sie hier: Babyöle im Test

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Taugen Speiseöle zur Babymassage? 

Hebammen empfehlen häufig Olivenöl oder Sonnenblumenöl für die Babypflege. Die Vorteile dieser Speiseöle liegen auf der Hand: Sie enthalten weder Parfum noch andere chemische Zusätze wie Emulgatoren und liegen zudem in Lebensmittelqualität vor.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Baby- und Kindermassage empfiehlt für die Babymassage ein kalt gepresstes, unparfümiertes Pflanzenöl, das zudem aus ökologischem Anbau kommen sollte. 2016 haben britische Forscher in einer Pilotstudie jedoch Hinweise darauf gefunden, dass Oliven- und Sonnenblumenöl zumindest für die tägliche Pflege von Babyhaut weniger geeignet sein könnten.

Die Wissenschaftler behandelten 115 Neugeborene 28 Tage lang zwei Mal täglich entweder mit Sonnenblumenöl, Olivenöl oder ausschließlich mit Wasser. Und stellten fest: Die Hautfeuchtigkeit geölter Babys verbesserte sich zwar, ihre Hautbarriere entwickelte sich jedoch schlechter als die jener Kinder, die nur Wasser abbekommen hatten.

(Foto: MAXILIGHT1981/Shutterstock)

Mandelöl hat lange Tradition in Babypflege 

Es braucht aber noch weitere Forschung, um diese Befunde zu erhärten. Und es ist ein Unterschied, sein Baby zwei Mal am Tag einzuölen oder im Rahmen einer Massage zwei Mal die Woche.

Was außerdem offen bleibt: Sind andere Öle vorteilhafter? Mandelöl etwa, das eine lange Tradition in der Babypflege hat. Hebamme Clara Ute Laves berichtet, dass sie nach vielem Ausprobieren wieder bei Mandelöl angekommen sei: "Damit habe ich in meinen Kursen die wenigsten negativen Erfahrungen gemacht", sagt sie.

Mandelöl besitzt einen hohen Anteil an Ölsäure. Das hat bei der Massage den Vorteil, dass es zunächst nicht so schnell einzieht, anschließend aber sehr gut. Und: es ist geruchsneutral – so können sich Eltern und Baby besser riechen. Um auszuprobieren, wie gut ein Baby das ausgesuchte Öl verträgt, können Eltern es über Nacht in dessen Armbeuge testen.

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