Qualzuchten: Rasse ist nicht immer Klasse

ÖKO-TEST Kompakt Haustiere | Autor: Redaktion | Kategorie: Freizeit und Technik | 03.06.2011

Qualzuchten

Im Namen der Schönheit müssen Vierbeiner viel erdulden. So manche Rassemerkmale, die als besonders erstrebenswert gelten, sind für die Tiere eine Qual.

Wie der Mensch sein Tier haben will, so bekommt er es irgendwann hin. Früher stand in der Zucht der "Gebrauchswert" im Mittelpunkt des Interesses: Jagdhunde mussten schnell und furchtlos sein, Schäferhunde schlau. Doch seit Beginn der modernen Rassenzucht im 19. Jahrhundert geht es vor allem um die Schönheit - oder das, was dafür gehalten wird. Ziel ist es, bestimmte Rassemerkmale zu festigen und zu fördern. Die Rassestandards sind international verbindlich festgeschrieben. Doch was aus züchterischer Sicht erstrebenswert ist, kann für die Tiere zum Handicap werden. Die schwanzlose Manxkatze zum Beispiel kann nur mit Mühe springen und klettern, manchmal sogar nur hoppeln. Der faltige Shar-Pei-Hund neigt zu Hautkrankheiten. Immerhin versucht das deutsche Tierschutzgesetz mit seinem "Qualzuchtparagrafen" 11b, die abstrusesten Rassestandards zu verhindern. So ist es eigentlich verboten, Tiere zu züchten, denen Körperteile oder Organe fehlen, die Schmerzen, Leiden oder Schäden erdulden müssen oder erblich bedingte Verhaltensstörungen haben. Dennoch werden solche Qualzuchten weiterhin betrieben, die Tiere sogar ausgestellt und prämiert.

Extremen Züchtungen wie nackten Hunden und schwanzlosen Katzen sieht man schon an, dass sie fürs Leben nicht gerüstet sind. Aber auch scheinbar normale Rassen wie Deutscher Schäferhund, Boxer oder Yorkshireterrier werden nicht selten von Gesundheitsproblemen geplagt, die mit der Überbetonung bestimmter körperlicher Merkmale zusammenhängen. Vom Kauf dieser Rassen ist nicht generell abzuraten. Nicht jedes Tier ist von Störungen betroffen. Doch Krankheiten sind bei bestimmten Rassetieren wahrscheinlicher als bei anderen. Der Käufer sollte also wissen, womit er rechnen muss.

Hunde

Besonders große und kleine Rassen sind anfällig für Gelenkerkrankungen. Fast alle großen Hunderassen wie Deutscher Schäferhund, Dogge, Bernhardiner und Irischer Wolfshund neigen zu einer Hüftgelenksdysplasie, die im Alter zu Lahmheit führt. Auch Ellenbogen und Schultergelenk können betroffen sein. In schweren Fällen ist eine teure Operation erforderlich. Ob der Hund ein solches Leiden entwickelt, lässt sich bei Tieren ab zwölf Monaten durch Röntgen diagnostizieren. Die Körpermasse großer und schwerer Tiere kann die Herz- und Lungentätigkeit beeinflussen, zum Beispiel beim Irischen Wolfshund. Generell werden große Rassen nicht so alt wie kleine Hunde.

Bei Zwerg- und Kleinhunderassen kommt es oft zu einer Schädigung des Kniegelenks, der Patellaluxation. Sie lässt sich frühestens ertasten, wenn das Tier zehn Monate alt ist. Minihunde wie Yorkshireterrier oder Chihuahua neigen zu Knochenbrüchen, Zahnfehlstellungen und Geburtskomplikationen. Bei besonders klein gezüchteten Yorkies ist die Schädeldecke hauchdünn. Schon bei leichten Unfällen kann ihr Kopf platzen wie ein rohes Ei.

Hunde mit langem Rücken und kurzen Beinen wie Dackel oder Basset leiden oft schon früh unter schmerzhaften Ba...