Im Herbst juckt es viele in den Fingern: Verblühte Stauden, wuchernde Sträucher und ein bisschen "Ordnung" im Beet – die Gartenschere ist schnell gezückt. Doch Vorsicht: Nicht jede Pflanze verträgt den Schnitt im Herbst, manche brauchen sogar ihre trockenen Stängel als Schutz. Wir zeigen, welche Pflanzen jetzt geschnitten werden dürfen – und welche Sie besser stehen lassen.
Gartenbauingenieur Hansjörg Haas warnt: "Wer Gehölze nach Mitte September schneidet, riskiert Frostschäden und Pilzbefall an den offenen Schnittstellen." Größere Rückschnitte sollten deshalb erst ab Mitte Januar bis Ende Februar erfolgen, wenn die Pflanzen ihr Laub verloren haben und die Schnittstellen besser abtrocknen können.
Erst das Schnittverbot beachten
Von 1. März bis 30. September gilt in Deutschland ein gesetzliches Schnittverbot für Hecken, Gehölze und Sträucher, um Vögel und andere Tiere während der Brutzeit zu schützen. Das bedeutet natürlich nicht, dass einzelne Zweige nicht abgeschnitten werden dürfen. Die Pflanzen dürfen jedoch nicht radikal gekürzt werden. Ab Oktober darf wieder geschnitten werden. Trotzdem gilt: Der Herbst ist nicht automatisch die beste Schnittzeit.
Gartenbauingenieur Hansjörg Haas warnt: "Wer Gehölze nach Mitte September schneidet, riskiert Frostschäden und Pilzbefall an den offenen Schnittstellen." Größere Rückschnitte sollten deshalb erst ab Mitte Januar bis Ende Februar erfolgen, wenn die Pflanzen ihr Laub verloren haben und die Schnittstellen besser abtrocknen können.
Schnittwunden, die im Herbst entstehen, bleiben den Winter über ungeschützt. Frost und Nässe können eindringen und Krankheiten begünstigen. Nur störende oder beschädigte Zweige sollten jetzt entfernt werden.
Diese Pflanzen bitte im Herbst nicht schneiden
Viele Stauden und Sträucher nutzen ihre Halme und Blütenstände als natürlichen Schutz vor Kälte. Außerdem bieten sie Nahrung und Unterschlupf für Insekten und Vögel. Deshalb sollten sie bis zum Frühjahr wenn möglich stehen bleiben.
-
Rosen: Verblühte Teile können entfernt werden, der Hauptschnitt erfolgt jedoch im Frühjahr. Ein starker Rückschnitt im Herbst kann zu Frostschäden führen.
- Hortensien: Verwelkte Blüten erst im Frühling abtrennen – sie dienen als Frostschutz und sind im Winter ein schöner Schmuck im Garten.
-
Pfingstrosen: Ein Schnitt im Herbst sollte vermieden werden, da er die Blütenbildung im nächsten Jahr hemmt.
- Ziergräser (z. B. Chinaschilf, Lampenputzergras): Im Herbst nur leicht auslichten, größere Schnitte sollten bis zum Frühjahr warten. Die Halme schützen das Herz der Pflanze vor Frost und bieten Tieren Unterschlupf.
- Stauden wie Sonnenhut, Astern, Fetthenne: Samenstände liefern Nahrung für Vögel, vertrocknete Stängel sind wertvolle Winterquartiere.
-
Frühblüher (z. B. Schneeglöckchen, Magnolie, Forsythien): Ein Schnitt im Herbst kann die Knospen für das nächste Jahr zerstören.
- Sommerblühende Sträucher: Forsythien, Weigelie oder Flieder sollten erst im Frühjahr oder nach der Blüte geschnitten werden.
-
Obststräucher und -bäume: Im Herbst wird bei Obst kaum geschnitten. Jetzt gilt es nur, kranke, beschädigte oder alte Triebe zu entfernen. Ein starker Formschnitt oder Verjüngungsschnitt erfolgt erst im Winter oder Frühjahr.
- Kräuter: Bei Salbei, Thymian und Rosmarin werden im Herbst nur die abgestorbenen Triebe entfernt.
Durch den Klimawandel gedeihen inzwischen auch mediterrane Gehölze wie Kreppmyrte oder Mönchspfeffer in deutschen Gärten. Sie werden erst im späten Frühjahr geschnitten – das alte Holz schützt die Pflanzen über den Winter vor Frost.
Diese Pflanzen sollten im Herbst geschnitten werden
Einige Pflanzen profitieren von einem Schnitt im Herbst. Dabei geht es vor allem um Krankheitsvorbeugung oder die Förderung neuer Blüten im kommenden Jahr.
-
Himbeeren: Bei Herbsthimbeeren werden alle abgetragenen Ruten bodennah entfernt. Das gilt aber nur für Herbst-Himbeeren, nicht für sommertragende. Bei sommertragende Himbeeren werden nur alte Ruten entfernt, neue Triebe bleiben stehen.
- Sommerflieder (Buddleja): Abgeblühte Rispen abschneiden, damit sich die Pflanze nicht unkontrolliert aussät. Der kräftige Rückschnitt erfolgt im Frühjahr.
-
Lavendel: Nach der Blüte wird etwa ein Drittel der Pflanze zurückgeschnitten, damit sie im nächsten Jahr wieder prächtig blüht. Empfindlichere Sorten wie Schopflavendel sollten erst im Frühjahr geschnitten werden.
- Dahlien: Verwelkte Blüten regelmäßig entfernen, bis der erste Frost die Pflanzen stoppt. Danach Knollen ausgraben und frostfrei überwintern.
- Funkien (Hosta): Nach den ersten Frösten werden die abgestorbenen Blätter entfernt.
-
Stauden: Die abgestorbenen Blütenstände von Astern, Sonnenhut, Phlox oder Rudbeckien werden entfernt, um Krankheitsübertragung zu vermeiden.
Sträucher richtig verjüngen – kein "Hausmeisterschnitt"
Viele Hobbygärtnerinnen und -gärtner schneiden ihre Sträucher Jahr für Jahr nur an den Spitzen. Gartenexperte Hansjörg Haas nennt das den "Hausmeisterschnitt" – er lässt Pflanzen von innen verkahlen. Besser ist es, regelmäßig ein Viertel der ältesten Triebe direkt an der Basis zu entfernen. So bleiben Sträucher luftig, gesund und blühfreudig.
Bei Obstgehölzen sollte man ebenfalls maßvoll schneiden: Obstbäume treiben sonst stark aus, aber tragen weniger Früchte.
Allgemeine Tipps zum Herbstschnitt
- Nicht zu spät schneiden: Wenn überhaupt im Herbst geschnitten wird, dann spätestens im Oktober. So haben die Schnittstellen noch Zeit, vor Frost zu verheilen.
- Nicht zu radikal schneiden: Blätter, Halme und Stängel schützen die Pflanzen zusätzlich vor Kälte. Ein Rückschnitt sollte deshalb sanfter ausfallen als im Frühjahr.
- Sauberes Werkzeug nutzen: Scharfe, desinfizierte Scheren oder Sägen verhindern, dass Krankheiten in die Pflanze gelangen.
- Nur bei frostfreiem Wetter schneiden: So heilen die Wunden besser und die Pflanze wird nicht zusätzlich geschwächt.
Fazit: Besser im Spätwinter oder Frühjahr zur Schere greifen
Der Herbst ist kein idealer Zeitpunkt für große Schnittaktionen im Garten. Wer Pflanzen, Insekten und Vögel schützen möchte, lässt verblühte Stauden und trockene Halme bis zum Frühjahr stehen. Größere Gehölze werden besser im Spätwinter oder Frühjahr geschnitten – dann bleiben Pflanzen gesund und der Garten lebt.
Mit Material der dpa.
Weiterlesen auf oekotest.de: