"Ungenügend": Vegane Butter von Violife enttäuscht im Test

Autor: Lisa-Marie Karl/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 12.04.2024

"Ungenügend": Vegane Butter von Violife enttäuscht im Test
Foto: ÖKO-TEST

"Vioblock ist die pflanzliche Alternative zu Butter, die Freude und Geschmack in deine kulinarischen Kreationen bringt": Mit diesen Worten wird die vegane Butter von Violife auf der Webseite des Herstellers beworben. In unserem Test hat sie jedoch nicht für Freudensprünge gesorgt: Sie fällt mit "ungenügend" durch. 

Wir haben neun vegane Blöcke eingekauft und getestet. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die meisten Produkte fallen durch. Das gilt auch für den Violife Vioblock: Er schneidet im Test, wie zwei weitere vegane Streichfette, mit der schlechtesten Note "ungenügend" ab.

Die Hauptgründe in Kürze: Besonders bedenkliche Mineralölbestandteile, aus unserer Sicht unnötige Zusatzstoffe, eine ungünstige Fettzusammensetzung sowie eine intransparente Lieferkette.

Bedenkliche Mineralölbestandteile in veganer Butter von Violife

Beginnen wir mit den Inhaltsstoffen. Das von uns beauftragte Labor hat im Violife Vioblock Mineralölrückstände nachgewiesen, die wir als besonders bedenklich einstufen. Konkret handelt es sich hierbei um aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH).

Das Problem: Unter den MOAH können sich krebserregende Verbindungen befinden. Und mehr noch, der im Violife-Produkt im Test gemessene MOAH-Gehalt überschreitet sogar den Richtwert, den der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel der EU-Kommission 2022 vorgeschlagen hat.

Dieser Vorschlag ist allerdings nicht rechtlich bindend. Unternehmen können sich also danach richten, müssen es aber nicht. Die EU-Kommission ist aber der Auffassung, dass derart belastete Lebensmittel vom Markt genommen werden sollten.

Zum Vergleich: MOAH stecken auch in zwei anderen veganen Blöcken im Test. Eine davon überschreitet ebenfalls den EU-Richtwert; dieser betroffene Anbieter nahm das betroffene Produkt aus dem Verkauf. 

Neben MOAH enthält der getestete Violife Vioblock auch gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge) – und zwar in einem Gehalt, den wir als "stark erhöht" bewerten. MOSH/MOSH-Analoge reichern sich im Körper an und stellen dort die wohl größte Verunreinigung dar. Bisher ist völlig unklar, ob und wie sich das auf die Gesundheit auswirken kann. 

Enthaltene MOSH/MOSH-Analoge bemängeln wir in insgesamt sechs von neun veganen Blöcken im Test.

Wie kommt Mineralöl in die vegane Butter?

Stellt sich noch die Frage, wie Mineralöl überhaupt in die vegane Butter gelangen kann? Eine typische Eintragsquelle sind Schmieröle aus der maschinellen Produktion. Auch Übergänge aus Verpackungsmaterialien sind möglich, im Falle der veganen Blöcke aus den Folien.

Wir finden: Hier sind die Hersteller gefragt. Im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes sollten sie sich dem Problem annehmen, Kontaminationsquellen ausfindig machen und sie beseitigen.

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Fettzusammensetzung in Violife-Produkt ist "ungünstig"

Ein weiterer Kritikpunkt: die Fettzusammensetzung. So enthält die vegane Butter von Violife mehr gesättigte Fettsäuren als ungesättigte Fettsäuren. Zweitgenannte gelten als gesünder. Wünschenswert wäre somit ein Verhältnis von 1:2 – das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Auf diese Zusammensetzung kommt jedoch keine getestete vegane Butter. 

Auch das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren bewerten wir im Violife-Produkt als "ungünstig". Denn es ist – wie bei fast allen anderen veganen Blöcken im Test – schlechter als das von der DGE empfohlene Verhältnis von maximal 5:1.

Ohnehin betrachten wir den Gehalt an Omega-3-Fettsäuren im Violife Vioblock als "sehr gering": Er beträgt weniger als 1 Gramm pro 100 Gramm Fett. Einen "sehr geringen" bis "nicht nachweisbaren" Omega-3-Gehalt beanstanden wir bei den meisten überprüften Streichfetten. 

Insgesamt schneidet das Violife-Produkt im Teilergebnis Fettzusammensetzung, wie fünf andere vegane Blöcke, nur mit "ausreichend" ab.

So steht's um die Anbaubedingungen des Kokosöls

Neben Sonnenblumen- und Rapsöl enthält das Violife-Produkt auch Kokosöl. Hier wollten wir wissen, woher das tropische Fett stammt – und ob sich der Anbieter für faire, soziale und nachhaltige Anbaubedingungen engagiert. Hierfür haben wir Anbieter Upfield einen umfassenden Fragebogen geschickt.

Laut Anbieter stammt das Kokosöl von den Philippinen und aus Indonesien. Wir baten darum, die Lieferkette für die getestete Charge bis zu den Plantagen offen zu legen, doch aufgrund der uns vorliegenden Dokumente bewerten wir die Lieferkette des Kokosöls als nicht belegt. Gleiches gilt für faire und sichere Arbeitsbedingungen, existenzsichernde Löhne, den Verzicht auf den Einsatz von hochgefährlichen Pestiziden sowie ein Entwaldungs- oder Umwandlungsverbot.

Die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Bezug auf das verwendete Kokosöl sehen wir aufgrund der vorgelegten Dokumente als "teilweise" belegt an. Außerdem bewerten wir zusätzliches Engagement als gegeben, da der Anbieter Mitglied in der Sustainable Coconut Partnership ist.

Die Folge des Ganzen: Im Teilergebnis CSR schneidet die vegane Butter von Violife nur mit "ungenügend" ab. Damit ist sie aber nicht allein im Test: Gleich vier weitere Male vergeben wir im Teilergebnis CSR die schlechteste Note. Auch bei diesen betroffenen Anbietern bewerten wir die meisten abgefragten Punkte als nicht belegt.

Wie gut schmeckt die vegane Butter von Violife?

Bleibt noch die Frage: Wie gut schmeckt eigentlich die vegane Butter von Violife? Die geschulten Sensorikexperten hatten hier nichts zu beanstanden – im Sensorik-Test schneidet das Produkt mit der Note "sehr gut" ab.

Aber: Möglicherweise ist das den zugesetzten Aromen zu verdanken, die im Violife-Produkt stecken. Für diesen Zusatz ziehen wir im Teilergebnis Inhaltsstoffe eine Note ab. Denn wir sind der Meinung, dass gute Lebensmittel auch ohne künstliche Zusätze geschmacklich überzeugen sollten. Zugesetzte Aromastoffe bemängeln wir im Test mehrfach.

Kritik an Vitaminzusätzen im Violife Vioblock

Apropos Zusatzstoffe: Kritisch sehen wir es auch, dass der vegane Block von Violife – als einiges Produkt im Test – zugesetzte Vitamine enthält. Schließlich liefert normale Nahrung bereits ausreichend Vitamine. Wer viele künstlich angereicherte Lebensmittel zu sich nimmt, könnte sogar einzelne Nährstoffe zu hoch dosieren.

Bei Bedenken, nicht ausreichend versorgt zu sein, ist es aus unserer Sicht besser, das ärztlich abklären zu lassen und mögliche Nährstofflücken gezielt aufzufüllen.

Zum Hintergrund: Ausgenommen von der Kritik sind Vitamin A, D und das für Veganerinnen und Veganer wichtige Vitamin B12. Die Anreicherung mit den fettlöslichen Vitaminen A und D wird vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Streichfetten auch als sinnvoll toleriert.

So setzt sich das Gesamturteil zusammen 

Das Gesamturteil beruht zu je 50 Prozent auf dem Teilergebnis Inhaltsstoffe und dem Teilergebnis CSR. Lautet das Teilergebnis Inhaltsstoffe "mangelhaft" oder "ungenügend", kann das Gesamturteil nicht besser sein.

Weil der überprüfte Violife Vioblock aus unserer Sicht "stark erhöhte" Gehalte an MOSH/MOSH-Analoge sowie MOAH-Gehalte über dem Richwert enthält, ziehen wir fünf Noten ab. Es folgen zwei weitere Noten Abzug für den Zusatz von Aromen und Vitaminen.

Damit kann das Teilergebnis Inhaltsstoffe nur "ungenügend" lauten – und das Gesamturteil dementsprechend auch. Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.

Der Test zeigt: Die meisten veganen Streichfette in unserem Test enttäuschen. Ganze sieben von neun Produkten fallen durch. Mehr dazu lesen Sie hier: Vegane Butter im Test

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