Pflückerinnen mit großen Körben inmitten sattgrüner Teesträucher, im Hintergrund sanfte Hügelketten - so wird der Anbau und die Ernte von Tee in der Werbung gern dargestellt. Mit der Realität haben diese Bilder wenig zu tun. Ganz im Gegenteil: Der Teeanbau ist ein besonders krasses Beispiel für die Ausbeutung und Armut von Menschen, die ehemals kolonial geprägte Güter herstellen.
Nach einem Bericht der Sustainable Trade Initiative (IDH) waren 2010 weltweit dreizehn Millionen Menschen im Teeanbau und der Teeverarbeitung beschäftigt. Dabei wird der größte Teil in China, Indien, Kenia und Sri Lanka produziert. Der Ursprung der Teekulturen geht auf erste Pflanzungen in China zurück. Im 18. Jahrhundert waren es vor allem britische Kaufleute, die den Tee für sich entdeckten und erste Plantagen in Indien und Sri Lanka - damals Ceylon - anlegten. Heute wird Tee in mehr als 50 Ländern angebaut.
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Schaut man sich an, wie der Teeanbau organisiert ist, dann findet man sowohl Plantagenwirtschaft als auch kleinbäuerliche Strukturen. Laut der IDH-Analyse hat sich der traditionelle Plantagenanbau vor allem in Indien gehalten, während in Kenia und Sri Lanka primär kleinbäuerlich produziert wird. Dort stammen rund zwei Drittel des Tees von Kleinbauern.
Die Arbeit im Teegarten ist extrem anstrengend und zeitintensiv. Gemeint ist insbesondere die Ernte der Teeblätter, die in den klassischen Anbaugebieten Indiens oder Sri Lankas noch immer Handarbeit ist. Vor allem Frauen arbeiten als Pflücker, während Männer Aufseher sind oder Tätigkeiten wie Düngen, Roden oder die Wartung von Maschinen übernehmen. Weil die frisch geernteten Teeblätter umgehend in die Fabrik geschafft werden müssen, um Qualitätsverluste zu vermeiden, ist Eile angesagt. Aber nicht nur das: Die Frauen arbeiten auch deshalb im Akkord, weil ein Großteil ihres Lohns von der Erntemenge abhängt, die sie am Ende des Tages abliefern. Das Geld, das sie dafür erhalten, ist gering und übersteigt manchmal noch nicht einmal die von der Weltbank definierte Grenze für extreme Armut von 1,25 US-Dollar pro Tag.
"Die Lohnsituation auf Teeplantagen ist insgesamt ein riesiges Problem", sagt Benjamin Luig, Agrar- und Ernährungspolitischer Referent des katholischen Hilfswerks Misereor, der sich intensiv mit der sozialen Situation in Teeanbaugebieten befasst. "Traditionell werden Löhne in West Bengal - wozu auch die Region Darjeeling gehört - zwischen Arbeitgebern und parteinahen Gewerkschaften verhandelt, die Ergebnisse haben mit einem existenzsichernden Lohn aber nichts zu tun", sagt Luig. So habe man sich im Februar auf einen Lohn von aktuell 122,50 Rupien pro Tag geeignigt, der mit umgerechnet 1,90 US-Dollar immer noch sehr niedrig ist.
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