- Weil Umwelt und Tierwohl in der Aquakultur leiden, können wir guten Gewissens nur Wildlachs empfehlen. Die besten Produkte im Test sind von Friedrichs, Stührk und Youkon.
- Räucherlachs aus Aquakultur schneidet generell schlechter ab. Der Bio-Räucherlachs von Laschinger schafft als Einziger ein "gut".
- Lachs ist eine "Delikatesse mit Nebenwirkungen". Daher macht es Sinn, sie nur selten zu genießen, etwa zu besonderen Anlässen wie Weihnachten oder Silvester.
Räucherlachs boomt das ganze Jahr, zu Weihnachten aber besonders. Und es wäre doch schön, Lebensmittel auf den Tisch zu bringen, die nicht nur gut und günstig, sondern auch nachhaltig sind. Welcher Lachs ist empfehlenswert?
Wir haben 20 Räucherlachse von erfahrenen Laboren untersuchen lassen. Die Hersteller baten wir zudem um Angaben zu Haltungsbedingungen und Fangmethoden. Denn wir möchten, dass der Lachs, der am Ende auf unseren Tellern landet, unter akzeptablen Bedingungen gelebt hat und nicht mehr als nötig leiden musste. Wenn es nach uns geht, soll er natürlich auch keine Schadstoffe enthalten und gut schmecken.
Räucherlachs im Test: Diese Produkte überzeugen
Das Ergebnis: Drei Lachse im Test schneiden mit Bestnote ab, zwei weitere sind "gut". Ein Räucherlachs fällt mit "mangelhaft" durch, der Rest ist nur mittelmäßig.
Die "sehr guten" und "guten" Lachse im Überblick:
- Friedrichs Kodiak Wildlachs Smoked = "sehr gut"
- Stührk Alaska Wildlachs Geräuchert = "sehr gut"
- Youkon Wild & Red Wildlachs = "sehr gut"
- Krone Fisch Sockeye Wildlachs = "gut"
- Bio-Räucherlachs von Laschinger = "gut"
Dieses Produkt fällt durch den Räucherlachs-Test:
- Ja! Räucherlachs = "mangelhaft"

Sechs Räucherlachse mit Ethoxyquin belastet
Sechs von 15 Zuchtlachsen sind mit Ethoxyquin belastet. Das Konservierungsmittel nehmen die Lachse über das Futter auf. Futtermittelhersteller setzen es ein, um Fischmehl und Fischöl auf dem Transport etwa von Südamerika vor einem oxidativen Abbau und einer Selbstentzündung zu schützen. Ethoxyquin steht jedoch unter Krebsverdacht. ÖKO-TEST kritisiert die Chemikalie seit Langem.
Nach derzeitigem Stand darf sie noch bis 2020 in Fischfutter enthalten sein. Immerhin: Einige Futtermittelhersteller in Norwegen haben nach eigenen Angaben bereits damit begonnen, ihre Produkte auf ethoxyquinfreie Zutaten umzustellen. Offensichtlich mit Erfolg. Denn viele Lachse im Test enthalten kein Ethoxyquin.
Ethoxyquin auch in zwei Bio-Räucherlachsen
In Bio-Futter ist Ethoxyquin verboten. Umso mehr überraschen die Funde im Naturland-Räucherlachs Bio Mare und im Bio-Räucherlachs von Norfisk. Beide Hersteller teilten mit, dass das Futter den Bestimmungen entsprach. Bio-Mare-Hersteller Wechsler machte ein ethoxyquinhaltiges Vitaminpräparat und Norfisk einen Impfstoff, der geringe Mengen des Mittels enthielte, verantwortlich.
Der Naturland-Verband erklärte auf unsere Anfrage hin, dass die Ursache vielmehr in einer geringfügigen Verunreinigung des Futters während des Herstellungsprozesses liege, etwa wenn zuvor konventionelles Futtermittel über die Maschinen gelaufen sei.
Was auch immer der Grund war: Fakt ist, dass beide Bio-Produkte zu den am höchsten belasteten im Test gehören. Sie überschreiten damit auch den Bio-Schwellenwert von 0,01 Milligramm pro Kilogramm deutlich. Dafür nehmen wir zusätzlich Notenabzug vor.
Lachse als Wanderfische in Netzgehegen
Wild lebende Lachse legen im Meer jeden Tag 15 bis 30 Kilometer zurück. Folgt man der Argumentation von Fair-Fish International, einer Organisation, die sich mit dem Verhalten von Fischen beschäftigt, sollten auch Fische das Potenzial ihrer Art ausleben und ihre Individualität entwickeln können.
Das ist in Netzgehegen jedoch kaum möglich: Die Lachse können weder ihrem Wandertrieb nachgehen noch eine arteigene Sozialstruktur aufbauen. Sie können auch nicht fliehen, etwa wenn ihnen aggressive Artgenossen das Leben schwer machen. Dazu kommen Stress durch Behandlungen, Langeweile angesichts der gleichförmigen und reizlosen Umgebung, Skelettverformungen und Manipulationen bei der Vermehrung.

Laut Billo Heinzpeter Studer von Fair-Fish kann selbst gutes Farmmanagement die Probleme nicht lösen, sondern allenfalls mildern. Und das gelte auch für die Bio-Zucht.
Mildernd wirkt sich aber zum Beispiel die niedrigere Besatzdichte aus, in der Bio-Lachse leben dürfen. Sie bietet den Fischen zumindest etwas mehr Bewegungsfreiheit. In der konventionellen Zucht sind bis zu 25 Kilogramm Fisch auf einen Kubikmeter Wasser üblich, in der Bio-Zucht sind maximal zehn erlaubt.
Einsatz von Chemie gegen Lachsläuse
Die Lachslaus ist ein Parasit, der die Gesundheit der Tiere massiv beeinträchtigen kann. In der Enge der Netze breitet er sich besonders schnell aus und kann den ganzen Bestand gefährden. Behandlungen gegen Lachsläuse sind daher an der Tagesordnung. Das bestätigen die Angaben der Hersteller. Aber es gibt unterschiedlich gefährliche Maßnahmen.
Die meisten Farmen setzen Pestizide ein, die sie den Lachsen entweder über das Futter oder ein Bad verabreichen. In beiden Fällen können Reste ins Wasser gelangen. Das ist schädlich für andere Wasserorganismen und führt zur Anreicherung in der Umwelt.
Auch mit Wasserstoffperoxid rücken manche Züchter den Läusen zu Leibe. Gegen den Stress bekamen einige Lachse auch Beruhigungsmittel. Bio macht bei all dem keine Ausnahme. Eigentlich sollen sich Bio-Farmen auf schonende Verfahren beschränken. Wenn der Lausbefall aber zu stark ist, müssen sie ebenfalls zu chemischen Mitteln greifen. Das schreiben die zuständigen Behörden dann sogar vor, etwa in Irland, teilte Naturland mit.
Schonender ist der Einsatz von Putzerfischen. Einige Farmen entlausen auch ohne Chemie, indem sie die Lachse kurzzeitig in angewärmtes Wasser umsetzen.
Räucherlachs-Test: Sterblichkeitsraten während Mastzeit
Erstmals bewerten wir die Sterblichkeitsraten während der Mastzeit. Dabei lehnen wir uns an eine Vorgabe des Aquaculture Stewardship Council (ASC) an, der für diese Phase einen Verlust von höchstens 10 Prozent vorschreibt.
Die höchsten Angaben von bis zu 20 Prozent erhielten wir ausgerechnet von den Naturland-Anbietern. Bio-Mare-Hersteller Wechsler begründete dies mit dem in den vergangenen Jahren sehr warmen Golfstrom, wodurch vermehrt Mikroalgen und Quallen auftraten.

Kein Lachsfutter ohne Soja
Der Fischanteil im Lachsfutter sinkt seit Jahren und beträgt teilweise nur noch 25 Prozent. Dafür braucht es Ersatz, häufig aus Soja und anderen Hülsenfrüchten. Dass die Sojabohnen nicht gentechnisch verändert sind, konnten die meisten Anbieter belegen.
Stammt der Fisch aus nachhaltigen Quellen?
Fast immer konnten wir anhand der mitgeschickten Belege nachvollziehen, dass Fischmehl und Fischöl aus zertifizierten Quellen stammen. Das heißt aber nur, dass die Hersteller Wildfische oder Krill aus kontrollierten, nicht überfischten Beständen beziehen und auf diese Weise nicht zur Ausbeutung bereits geschwächter Fischgründe beitragen. Eigens gefangener Fisch wandert trotzdem weiter ins Futter.
Strenger ist in dieser Hinsicht nur Naturland. Farmer dürfen demnach nur Überreste aus der Verarbeitung von Speisefischen, Produkte aus ökologischer Aquakultur und Beifänge im Rahmen gesetzlicher Regelungen nutzen. Extra gefangener, ganzer Fisch ist verboten.
Was ist sonst im Test aufgefallen?
- Wildlachs akzeptabel gefangen: Drei Hersteller ließen die Lachse mit Kiemennetzen fangen, die beiden anderen gaben Schleppangeln als Fangmethode an. Laut Greenpeace-Fischereiexperte Thilo Maack gelten beide Methoden in dem betreffenden Fanggebiet als beifangarm. Alle Wildlachse stammen zudem aus dem Golf von Alaska. Die Lachsbestände dort gelten als stabil.
- Zu viele Nematoden: Mehr als 20 Fadenwürmer pro Kilogramm sollte Wildlachs nicht enthalten, so die offiziellen Empfehlungen. Der Fish Tales Sockeye Geräucherter Wildlachs enthält deutlich mehr. Gefährlich sind die Nematoden nicht, da Wildlachs sofort nach dem Fang tiefgefroren wird. Das überleben Würmer nicht.

Wie hat der Räucherlachs im Test geschmeckt?
Fast immer gut, sagen die Sensorikprüfer. Lediglich zweimal machten sie einen "leicht fischigen Geschmack" aus und zweimal kritisierten sie leichte Abweichungen im Aussehen. Ansonsten fanden sie den typischen Geschmack nach Lachs, Rauch und Salz.
Unterschiede identifizierten sie beim Mundgefühl: Während die Zuchtlachse einen "fest-elastischen" Eindruck hinterließen, zerfiel Wildlachs beinahe auf der Zunge. Grund sei die Lebensweise, so die Prüfer. Das Fleisch der Wildlachse sei deshalb magerer und mürber.
So reagierten die Hersteller: Fish Tales, Anbieter des Wildlachses mit Nematoden, teilte mit, dass die Produktion von Fisch der getesteten Rohwarencharge gestoppt wurde und künftig mehr Sichtprüfungen erfolgen sollen.
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