Foodtrend Sea Moss: Nährstoffreich – und dennoch nicht unbedenklich

Autor: Rebecca Welsch | Kategorie: Essen und Trinken | 21.09.2025

Foodtrend Sea Moss: Nährstoffreich – und dennoch nicht unbedenklich
Foto: Erhan Inga/Shutterstock

Sea Moss ist eine Algenart, die in den sozialen Medien für ihre positiven Effekte auf den Körper angepriesen wird. Zu Recht: Die Alge enthält viele verschiedene Nährstoffe – aber auch problematische Inhaltsstoffe wie Schwermetalle. Was sollte beim Konsum beachtet werden? 

Von Nori haben Sie vermutlich schon einmal gehört. Nori sind getrocknete und geröstete Meeresalgen, die oft bei der Herstellung von Sushi verwendet werden. Auch Sea Moss, eine andere Algenart, erlangt in letzter Zeit immer mehr Bekannheit. Dafür gibt es gute Gründe: Die Alge hat einige potenzielle Gesundheitsvorteile. 

Was ist Sea Moss? 

Sea Moss, auch bekannt als Seemoos, Irish Moss oder unter dem wissenschaftlichen Namen Chondrus Crispus, ist eine rote Algenart. Sie wächst unter anderem an der felsigen Atlantikküste Europas. Obwohl es zahlreiche wissenschaftliche Experimente zu den gesundheitlichen Vorteilen von Algen im Allgemeinen gibt, wurde die spezifische Wirkung von Sea Moss bisher nur unzureichend untersucht.

Dennoch lässt sich sagen, dass Sea Moos einige wichtige Nährstoffe enthält. Denn Sea Moss gehört zu den Meeresalgen. Diese gelten als nährstoffreiches und gesundes, aber kalorienarmes Lebensmittel. Sie haben wenig Fett, dafür jedoch viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren. 

Zudem enthalten sie eine Reihe von weiteren Inhaltsstoffen, die der Körper braucht. Dazu zählen: 

  • Mineralstoffe: Calcium, Eisen, Jod, Magnesium, Phosphor, Kalium, Zink, Kupfer, Mangan, Selen und Fluor
  • Vitamine: A, C, D, E und verschiedene B-Vitamine
  • Außerdem: Ballaststoffe, Proteine, essenzielle Aminosäuren und Polyphenole
Sea Moss wächst an der Atlantikküste Europas
Sea Moss wächst an der Atlantikküste Europas (Foto: Max_555/Shutterstock)

Diese vermeintlichen gesundheitlichen Vorteile hat Sea Moss

Studien deuten darauf hin, dass Sea Moss sich positiv auf das Immunsystem, die Schilddrüse, das Herz und die Darmgesundheit auswirken könnte.

Die Cleveland Clinic hat sich angeschaut, was für Vorteile der Verzehr von Sea Moss haben könnte. Diese sind: 

  • Herzgesundheit: Ballaststoffe können helfen, den Cholesterin- und Blutzuckerspiegel sowie den Blutdruck zu regulieren. 
  • Gewichtsverlust: Ballaststoffreiche Lebensmittel sind sättigend, was bedeutet, dass sie beim Abnehmen helfen können.
  • Schilddrüsenfunktion: Jod ist ein wichtiger Bestandteil bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen. 
  • Darmgesundheit: Die Präbiotika im Sea Moss dienen als Nahrung für die nützlichen Bakterien im Darm, was dazu beitragen kann, ein gesundes Gleichgewicht der Darmflora aufrechtzuerhalten.
  • Stärkung des Immunsystems: Eisen und Antioxidantien tragen zur Gesundheit des Immunsystems bei.
  • Muskelaufbau: Die enthaltene Aminosäure Taurin sowie der relativ hohe Proteingehalt können den Muskelaufbau unterstützen.

Sea Moss-Hype auf TikTok und Co.: Diese Produkte gibt es 

Obwohl die spezifische Wirkung der Algenart wenig erforscht ist, schwören viele auf die vermeitlich positiven Effekte für den Körper. Sea Moss erlebt einen Hype in sozialen Netzwerken wie TikTok und Instagram.

So ist es kein Wunder, dass viele Unternehmen Sea Moss-Produkte anbieten. Das Algenprodukt ist in Form von getrocknetem Sea Moss, als Gel, Pulver, Pillen oder Kapseln erhältlich. Man mischt es beispielsweise in Smoothies oder kann es auch pur zu sich nehmen. 

Übrigens ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Sie schon mal Sea Moss zu sich genommen haben – in Form von Carrageen. Der wasserbindende Schleimstoff ist in den Rotalgen enthalten. Als Gelier- oder Verdickungsmittel wird er unter der Zusatzstoffnummer E407 beispielsweise zum Andicken von Milchprodukten wie Eiscreme verwendet.

So auch in unserem Test zu veganem Eis: 

ÖKO-TEST wertet die Verwendung von Carrageen ab. Es wird zwar wahrscheinlich nicht vom Körper aufgenommen, steht aber im Verdacht, Allergien zu fördern. Zudem zeigte Carrageen in Tierstudien negative Auswirkungen auf den Verdauungstrakt und das Immunsystem.  

Wir finden deshalb: Hersteller sollten auf den Einsatz von Carrageen verzichten. 

Enthaltene Schwermetalle können zu Schäden führen

Bislang haben wir nur über die vermeintlichen Vorteile von Algen im Allgemein und speziell Sea Moss gesprochen. Kommen wir nun zu möglichen Nachteilen. So warnt die Verbraucherzentrale davor, dass Algen oft hohe Schwermetall-Rückstände aufweisen – zum Beispiel Blei, Cadium, Aluminium und Arsen.

Eine Studie verweist darauf, dass man nicht nur die ernährungsphysiologischen Vorteile, sondern auch die potenziellen toxikologischen Gefahren von Algen im Blick behalten sollte. Denn ein übermäßiger oder längerer Verzehr von Algen, die Schwermetalle enthalten, könne zu einer Anreicherung dieser im Körper führen, was ernste Gesundheitsrisiken mit sich bringe.

So könne eine langfristige Arsen-, Cadmium-, Blei- und Quecksilberexposition unter anderem zu Nierenfunktionsstörungen, neurologische Schäden, einem erhöhten Krebsrisiko und einer Beeinträchtigung der kognitiven Funktionen beitragen. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt aufgrund des hohen Jodgehalts in Algen nur eine Verzehrmenge von einem Gramm pro Tag.

Zu viel Jod in Sea Moss problematisch für die Schilddrüse

Auch die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass Meeresalgen besonders viel Jod enthalten können. Das liegt daran, dass Jod sich im Meerwasser anreichert und von manchen Algenarten gespeichert wird. In einer Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) enthielten einige Algenpräparate ein Vielfaches der empfohlenen Tagesdosis an Jod.

Zwar braucht der Körper grundsätzlich Jod und kann dieses nicht selbstständig herstellen, zu viel Jod kann aber wiederum gesundheitsschädlich für den Körper sein. Eine übermäßige Zufuhr kann laut Bundeamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) zu Störungen der Schilddrüsenfunktion führen. Insbesondere Menschen mit einer gestörten Schilddrüsenfunktion, wie beispielsweise Hashimoto-Thyreoiditis, sollten auf Empfehlung der Verbraucherzentrale gänzlich auf Algenprodukte wie Sea Moss verzichten.

Gesunde Verbraucherinnen und Verbraucher sollten Sea Moss-Produkte nur dann verzehren, wenn auf Packung der Jodgehalt und eine maximale tägliche Verzehrempfehlung angegeben sind. Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht mehr als 100 Mikrogramm oder 150 Mikrogramm für schwangere und stillende Frauen pro Tag enthalten sollten.

Fazit: Wie gesund ist Sea Moss?

Sea Moss enthält, ebenso wie andere Algen, viele Nährstoffe und hat deshalb potenziell positive Effekte auf die Gesundheit – unter anderem auf das Immunsystem, die Schilddrüse und den Muskelaufbau. Wie stark diese Effekte tatsächlich sind, dafür gibt es jedoch noch nicht ausreichend wissenschaftliche Belege. 

Außerdem besteht das Risiko einer Schwermetallbelastung sowie eines zu hohen Konsums von Jod, die gesundheitsschädlich sein können. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Vorerkrankungen. 

Wer dennoch Sea Moss konsumieren möchte, sollte auf geprüfte Produkte achten, den Jodgehalt kontrollieren und sich an empfohlene Tagesmengen halten. Und wer kein Risiko eingehen möchte, kann die im Sea Moss enthaltenen Nährstoffe auch durch andere Nahrungsmittel aufnehmen. 

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