Zahnseide im Test: Erdölbasierte Wachse, Kunststoffe und PFAS in der Kritik

Magazin Oktober 2025: Besser schlafen? | Autor: Johanna Michl/Marieke Mariani/Lena Wenzel | Kategorie: Kosmetik und Mode | 25.09.2025

Zahnseide im Test: Welche Produkte sind empfehlenswert?
Foto: Ground Picture/Shutterstock

Mit Zahnseide kann man die Zähne dort sauber halten, wo die Zahnbürste nicht hinkommt. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? Von 54 Zahnseiden im Test schneiden 17 mit Bestnote ab. Viele kritisieren wir wegen erdölbasierter Wachse, Kunststoffen oder PFAS im Fadenmaterial. Wir klären zudem die Fragen, wie sinnvoll Zahnseide ist und wie oft man sie benutzen sollte. 

  • Ob für enge Zahnzwischenräume, Zahnersatz oder Zahnspangen – in unserem Test finden Sie empfehlenswerte Produkte für jedes Bedürfnis. Insgesamt haben wir 54 Produkte überprüft. 
  • 17 der 54 Zahnseiden im Test schneiden mit Bestnote ab. 
  • Wirklich nachhaltige Alternativen zu Kunststofffäden fehlen für Zahnseide bislang, weshalb wir Plastik nicht per se abwerten.
  • Wir kritisieren vor allem erdölbasierte Wachse, Kunststoffverbindungen und PFAS im Fadenmaterial. 
  • Einige Hersteller setzen auf eine Verpackung komplett aus Pappe und Papier. So lässt sich ein Zeichen gegen die Plastikflut setzen.

Zweimal am Tag die Zähne zu putzen, ist die Grundlage einer guten Mundhygiene. Aber reicht das? 30 bis 40 Prozent der Zahnoberfläche liegen in den Zahnzwischenräumen – und da kommen die Borsten der Zahnbürste nicht immer hin. Zahnmediziner empfehlen deshalb, dort regelmäßig mit Zahnseide und Co. nachzuhelfen. Ob die Verwendung von Zahnseide langfristig einen Einfluss auf die Bildung von Karies hat, ist wissenschaftlich aber nicht eindeutig erwiesen.

Ist Zahnseide wirklich sinnvoll? 

Vor einigen Jahren führte ein Studienbericht aus den USA gar zu der Schlagzeile, Zahnseide sei nutzlos. Die Forschenden hatten verschiedene Studien ausgewertet und waren zu dem Schluss gekommen, dass diese nicht ausreichend belegten, ob Zahnseide zur Kariesprävention beitrage. Kritik gab es allerdings vor allem an der Qualität der Studien.

Die Bundeszahnärztekammer bestätigte anschließend, dass die Evidenz für die Empfehlung zur Verwendung von Zahnseide gering sei, warnte jedoch vor voreiligen Schlüssen: "Aus der Zusammenfassung der derzeitigen Studiensituation sollte nicht abgeleitet werden, dass eine weniger gründliche Zahnpflege ausreicht." Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten seien Hilfsmittel, mit denen Speisereste und Plaque besser entfernt werden können als mit der Zahnbürste allein.

"Zahnzwischenraumbürsten sind bei offenen Zahnzwischenräumen und parodontalen Erkrankungen empfehlenswert, bei engen Zwischenräumen erscheint oftmals Zahnseide die bessere Lösung, um Beläge zu entfernen", heißt es weiter. Der positive Effekt bei Zahnfleischentzündungen gilt übrigens als besser belegt. 

Sollte man jeden Tag Zahnseide benutzen?

Die Reinigung der Zahnzwischenräume sollte fester Bestandteil der täglichen Mundhygiene-Routine sein – am besten jeden Abend vor dem Zubettgehen, damit über Nacht keine Speisereste zwischen den Zähnen bleiben. Ob die Zahnseide dabei besser vor oder nach dem Zähneputzen zum Einsatz kommt, darüber scheiden sich die Geister. Wichtiger als die Reihenfolge sei, dass die Zahnzwischenräume überhaupt gereinigt würden, heißt es häufig.

Während manche Experten auf die Verwendung nach dem Zähneputzen schwören, spricht eine Untersuchung von 25 Studierenden der Mashhad University of Medical Sciences im Iran, die sich genau mit dieser Frage beschäftigt hatten, für das Gegenteil: Sie verglichen in ihrem Experiment die Fluoridkonzentration und die Reduktion von Plaque zunächst bei der Verwendung von Zahnseide nach dem Zähne putzen und in einer zweiten Testphase davor.

Dabei zeigte sich in der zweiten Phase eine signifikant höhere Fluoridkonzentration und ein deutlich reduzierter Zahnbelag bei der Anwendung vor dem Zähneputzen.  

Gewachste oder ungewachste Zahnseide? 

Prinzipiell gibt es zwei Arten von Zahnseide: zum einen die gewachste Zahnseide, die wegen ihrer guten Gleitfähigkeit auch für Anfängerinnen und Anfänger gut geeignet ist, zum anderen die ungewachste Zahnseide, die etwas dicker ist. Ihre Handhabung gilt jedoch als schwieriger, da sie auffasert und weniger leicht gleitet. Durch die aufgefächerten Fasern wird ihr allerdings auch eine bessere Reinigungsleistung zugeschrieben.

Diesen Effekt nutzt auch sogenannte Flauschzahnseide, deren Oberfläche sich bei Speichelkontakt vergrößert und die so noch gründlicher reinigen soll. Für besonders eng stehende Zähne sind Zahnbänder eine sinnvolle Wahl – sie sind breiter, aber schmal und besonders gleitfähig, sodass sie auch schwer zugängliche Stellen in engen Zwischenräumen leichter erreichen können.

Sollten Kinder Zahnseide verwenden?

Kinder schon bei der täglichen Reinigung der Milchzähne mit dem Konzept der Zahnseide vertraut zu machen, kann nicht schaden – allerdings immer im Beisein und mit Unterstützung der Eltern. Spätestens mit den bleibenden Zähnen sollten Kinder dann auch selbst den richtigen Umgang mit Zahnseide lernen und regelmäßig ihre Zahnzwischenräume reinigen.  

Rossmann, dm & Co.: Zahnseide im Test 

Kommen wir nun auf unseren Test zu sprechen. Wir haben eine Auswahl von insgesamt 54 Produkten für verschiedene Bedürfnisse getroffen und sie ins Labor geschickt. Da Zahnseide zu den Bedarfsgegenständen zählt, ist eine vollständige Inhaltsstoffdeklaration wie bei Kosmetikprodukten nicht vorgeschrieben. Deshalb fragten wir diese und das Fadenmaterial zusätzlich bei den Herstellern ab.

Unser Fazit lautet: Insgesamt schneiden 17 Produkte "sehr gut" ab. Es gibt aber auch Kritik – sowohl an den Fäden als auch an der Beschichtung und der Verpackung vieler Produkte.

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Zahnseiden mit Wachsbeschichtung aus Erdöl 

Die gängigste Variante ist die gewachste Zahnseide. Das Wachs sorgt dafür, dass die Zahnseide sich besser zwischen die Zähne fädeln und dort hin und her bewegen lässt. Manche Beschichtungen enthalten allerdings Substanzen, die wir kritisieren: Erdölbasierte Wachse wie Paraffin oder mikrokristallines Wachs sollten aus unserer Sicht nicht im Mundraum angewendet werden.

Sie können aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) enthalten, worunter sich auch krebserregende Substanzen befinden können. Auch Bienenwachs oder pflanzliche Wachse erfüllen den Zweck.

Der Zahnseidemarkt ist riesig. Aber sind auch alle Produkte zu empfehlen?
Der Zahnseidemarkt ist riesig. Aber sind auch alle Produkte zu empfehlen? (Foto: MashaSay/Shutterstock)

Kunststoffe in der Kritik 

Neben Wachsen besteht die Beschichtung der Zahnseiden zum Teil noch aus weiteren Substanzen – darunter auch synthetische Polymere, die sich während der Anwendung lösen und beim Ausspucken ins Abwasser und so in die Umwelt gelangen können.

Hinzu kommt, dass die meisten Zahnseiden, teils mehrfach, in Kunststoff verpackt sind und dieser längst nicht immer oder nur zum Teil aus recyceltem Plastik aus dem Wertstoffkreislauf besteht. Immerhin nehmen einige Hersteller hier eine Vorreiterrolle ein und verpacken ihre Zahnseide größtenteils oder sogar komplett in Pappe. Teilweise sind die Packungen auch nachfüllbar, was zumindest beim Nachkauf den Plastikmüll reduziert.

PFAS als Fadenmaterial von Zahnseiden im Test 

Aber nicht nur die Beschichtung, auch das Material des Fadens kann problematisch sein. Zehn der zwölf Zahnbänder im Test bestehen aus Polytetrafluorethylen (PTFE), auch bekannt unter dem Handelsnamen Teflon. Es gilt als besonders gleitfähig, zählt jedoch zu den in der Umwelt extrem langlebigen per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS), den sogenannten Ewigkeitschemikalien. Einige der Verbindungen gelten als gesundheitsschädlich, weshalb wir alle Zahnseiden im Test auch auf ein großes Spektrum an gesundheitsschädlichen PFAS untersuchen ließen.

Obwohl auch Nylon und Polyester Kunststoffe sind, werten wir sie als Fadenmaterialien in diesem Test nicht ab, da es bislang an besseren Alternativen mangelt. Seide ist zwar ein natürliches Material, ihre Gewinnung unter Tierschutzaspekten aber ebenfalls problematisch.

Und selbst vermeintliche Bio-Kunststoffe wie Polymilchsäure zersetzen sich im heimischen Biomüll oder Kompost nur schwer. Zahnseide, ganz gleich aus welchem Material, sollte deshalb immer im Restmüll entsorgt werden.  

(Foto: ÖKO-TEST)

Überblick: Zahnseiden im Test und ihre Unterschiede 

  • Normale Zahnseide eignet sich für die meisten Anwenderinnen und Anwender. Die Wachsbeschichtung der gewachsten Variante hilft, den Faden leichter zwischen die Zähne gleiten zu lassen und dort zu bewegen. Manche schwören hingegen auf ungewachste Fäden, die mit ihrer raueren Oberfläche noch besser reinigen sollen. Da sie aber weniger gut gleitet, eignet sich ungewachste Zahnseide eher für geübte Nutzerinnen und Nutzer.

    Übrigens: Bei sogenannter Flauschzahnseide wird der Faden bei Kontakt mit Speichel größer und weicher. Das soll die Reinigungsleistung verbessern und das Zahnfleisch schonen. Sie eignet sich auch für die Reinigung größerer Zahnzwischenräume.

  • Zahnbänder sind durch ihre breite, flache Form besonders für die Reinigung enger Zahnzwischenräume gemacht. Hersteller versuchen, die Gleitfähigkeit mit Materialien wie PTFE oder synthetischen Polymeren zu steigern – diese kritisieren wir jedoch aus Umweltschutzgründen.

  • Spezialzahnseiden sind in diesem Test eine eigene Kategorie, da sie speziell für die Reinigung von Brücken, Kronen, Implantaten oder Zahnspangen empfohlen werden. Manche werden als Einzelfäden angeboten, oft mit verstärkten Enden, die das Einfädeln etwa unter Brücken oder Drähten erleichtern sollen.  

Interdentalbürsten, Mundduschen & Co.: Welche Alternativen gibt es zu Zahnseide? 

Zahnseidesticks oder Dentalsticks

Das sind kleine Plastikhalterungen mit einem wenige Zentimeter langen, fest gespannten Zahnseidefaden. Sie bringen einen vergleichbaren Reinigungseffekt wie Zahnseide, aber auch hier gilt: Entscheidend ist die regelmäßige und gewissenhafte Anwendung.

Manche Menschen bevorzugen Zahnseidesticks, weil sie einfacher zu handhaben sind als lose Zahnseide. Allerdings sind die Einmalprodukte aus Kunststoff auch etwas materialintensiver als ein einzelner Faden. Eine wiederverwendbare Zahnseidehalterung, in die normale Zahnseide eingespannt wird, kann eine zwar etwas aufwendigere, aber ökologisch sinnvolle Alternative sein.

Interdentalbürsten

Sie eignen sich besonders für die Reinigung großer Zahnzwischenräume oder fester Zahnspangen. Ähnlich wie eine Zahnbürste reinigen die kleinen Borsten zwischen den Zähnen gründlich und gelten ebenfalls als wirksames Mittel, um Zahnfleischerkrankungen vorzubeugen. Für enge Zahnzwischenräume sind sie aber in der Regel zu dick.

Mundduschen

Sie sollen die Zahnzwischenräume mit Wasser von Speiseresten freispülen. Expertinnen und Experten betonen allerdings, dass damit meist nur oberflächliche Verschmutzungen entfernt werden. Für festsitzende Ablagerungen gelten Zahnseide oder Interdentalbürsten als effektiver.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Für unseren Test haben wir in Drogerien, (Bio-)Supermärkten, Discountern, Apotheken und im Internet insgesamt 54 Zahnseideprodukte eingekauft – darunter 29 gewachste und fünf ungewachste Zahnseiden, zwölf Zahnbänder für besonders enge Zahnzwischenräume sowie acht Spezialzahnseiden, die zur Anwendung an Zahnersatz und Zahnspangen ausgelobt sind. Zur besseren Vergleichbarkeit einheitlich umgerechnet zahlten wir pro 50 Zentimeter Zahnseide zwischen 0,01 und 0,20 Euro beziehungsweise bei Einzelfäden 0,04 bis 0,20 Euro pro Stück.

Im Labor ließen wir alle Zahnseiden einem umfangreichen Screening auf mehr als 50 potenziell gesundheitsschädliche PFAS-Verbindungen unterziehen sowie die Außenverpackungen und Spender aus Kunststoff auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen untersuchen.

Per Deklaration und über eine Herstellerabfrage erfassten wir das Fadenmaterial und die Inhaltsstoffe und achteten dabei auf die verwendeten Wachse, PEG/PEG-Derivate, synthetische Polymere sowie die umweltbelastende PFAS-Verbindung Polytetrafluorethylen (PTFE) im Faden.

Bei den Herstellern fragten wir nach, ob in den Außenverpackungen und Spendern aus Kunststoff recyceltes Material aus dem Wertstoffkreislauf (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) eingesetzt wird, und ließen uns die Angaben gegebenenfalls mit chargenbezogenen Nachweisen belegen. Außerdem überprüften wir die Verpackungen auf Umweltauslobungen ohne ausreichende erläuternde oder weiterführende Informationen.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (von den Herstellern versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben. Die Angaben zu Inhaltsstoffen und Beschaffenheit der Produkte beruhen, falls nicht anders angegeben, auf Angaben der Hersteller bzw. der Deklaration der Produkte. Die Angabe des Rezyklatanteils versteht sich gegebenenfalls eingedenk eines geringfügigen Anteils an Additiven.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PEG/PEG-Derivat; b) mikro kristallines Wachs und/oder Paraffin; c) PFAS im Fadenmaterial deklariert oder auf Anfrage mitgeteilt (in Tabelle: Material Faden "PTFE").

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen, ausgenommen das Fadenmaterial. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil an Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als jeweils 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Blisterhaube (Kunststoff-Außenverpackung) und/oder des Spenders (Kunststoff- Innenverpackung); b) Umweltauslobung ohne ausreichende Information oder konkrete Fundstelle auf dem Produkt. Es wurde kaufmännisch gerundet. Bei der Angabe der Preise pro 0,5 Meter werden berechnete Preise < 0,01 Euro ebenfalls mit 0,01 Euro angegeben.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Per-und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS): Spektrum gesundheitlich bedenklicher PFAS nach E DIN EN 17681-1:2023-12 bzw. 12.02.01.07_PFAS (2023-01
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse

Einkauf der Testprodukte: Mai - Juni 2025 

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