- Mit Bestnote sind zwei von 16 Babynahrungen im Test rundum empfehlenswert.
- Die Mehrheit der Pre-Nahrungen im Test ist mit Mineralölbestandteilen verunreinigt, wenn auch zum Teil nur in sehr geringen Mengen.
- Aufgrund bedenklicher Inhaltsstoffe raten wir von vier überprüften Baby-Milchpulvern ab.
Aktualisiert am 07.04.2022 | Muttermilch lässt sich in ihrer komplexen Zusammensetzung und Wirkung für das Immunsystem des Babys nicht nachbauen. Sie verändert sich im Laufe der Stillzeit immer passgenau zu den Bedürfnissen des Babys. Stillen schützt vor Infekten und Entzündungen im Säuglingsalter sowie dauerhaft vor Allergien und Asthma.
Doch nicht alle Mütter können oder möchten vollständig stillen. Dann ist Anfangsmilch lebenswichtig: Sie ist das einzige Lebensmittel, das nicht gestillte Säuglinge in den ersten Monaten vertragen.
Zum Glück gelingt die Annäherung bei der industriell hergestellten Säuglingsmilch so weit, dass sie damit gut versorgt sind. Eltern stellen sich dann die Frage, welche Pre-Nahrung wohl die beste Wahl für ihr Baby ist.
Pre-Nahrung im Test: Welche ist die beste Babymilch?
2019 waren die Ergebnisse unseres Babynahrung-Tests erschreckend. In fast allen Pre-Nahrungen steckten erhöhte Mengen an Mineralölbestandteilen. Der Test im Jahr 2021 zeigte: Die Baby-Milchpulver hatten sich teilweise verbessert. Zumindest konnten wir ein paar Babynahrungen empfehlen. Was die Mineralölbelastungen anging, war aber immer noch viel Luft nach oben.
Für unser aktuelles ÖKO-TEST Spezial Baby haben wir Säuglingsmilch nachgetestet, die die Hersteller nach eigenen Angaben seit unserer Testveröffentlichung im Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 verändert hatten. Erfreulich: Vier der Anfangsnahrungen haben sich auf "gut" verbessert.
Das bedeutet: Insgesamt können wir jetzt zehn von 16 getesteten Pre-Nahrungen empfehlen. Zwei schneiden mit Bestnote ab, acht sind immerhin "gut". Es gibt aber weiterhin Produkte, von denen wir abraten.
Mineralöl in Pre-Nahrungen im Test
Die gute Nachricht aus den aktuellen Laboranalysen: Einige Hersteller haben in den vergangenen Jahren offensichtlich weiter Fortschritte dabei gemacht, Belastungen mit Mineralölbestandteilen in der Pre-Milch zu senken. Aber: Verunreinigungen kommen noch vor.
Zwei Drittel der Pre-Nahrungen im Test sind mit Mineralölbestandteilen verunreinigt. In der Hälfte der betroffenen Produkte hat das von uns beauftragte Labor allerdings nur sehr geringe Mengen festgestellt.
Bei dem Mineralöl handelt es sich genau gesagt um gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH). MOSH sammeln sich im Körper in Organen wie der Leber an. Ob das auf Dauer der Gesundheit schadet, ist noch nicht durch Studien geklärt.
Wie gelangt Mineralöl in Baby-Milchpulver?
Besonders bedenklich: Zweimal sind wir auch auf aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) gestoßen. Zu dieser Stoffgruppe können auch krebserregende Verbindungen gehören. Beide Anbieter reagierten auf unsere Testergebnisse und legten Gegengutachten vor, denen zufolge in Rückstellproben der untersuchten Charge kein MOAH nachweisbar war.
Doch wie können die Mineralölbestandteile in die Baby-Milchpulver gelangen? Denkbare Eintragsquellen sind Verpackungsmaterialien und Schmierfette an Maschinen in der Produktion.
Wir sind der Meinung: Weder MOSH noch MOAH haben etwas in Pre-Milch zu suchen. Hier sind die Hersteller gefragt. Sie müssen Kontaminationsquellen während der Produktion ausfindig machen und sie beseitigen.
Kaum Fettschadstoffe in Anfangsmilch entdeckt
Was ist ansonsten bezüglich der Inhaltsstoffe der Babynahrungen im Test aufgefallen?
- Fettschadstoffe, die während der Raffination der in der Babynahrung enthaltenen pflanzlichen Öle entstehen, sind kaum noch ein Problem. Die meisten Produkte enthalten nur noch Spuren bedenklicher 3-MCPD-Fettsäureester.
- Eine Pre-Nahrung im Test ist jedoch mit Glycidylfettsäureestern belastet. Der Gehalt liegt zwar unterhalb des gesetzlichen Grenzwerts. Doch diese Stoffe haben aus unserer Sicht nichts in Babynahrung verloren, weil sie im Körper Glycidol freisetzen, welches die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen einstuft.
Nährstoffe in Pre-Milch: Was gehört in Babynahrung?
Für die Nährwerte von Pre-Nahrungen gibt es klare gesetzliche Vorgaben. Seit 2020 gehört ein relativ hoher Mindestgehalt der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) dazu. Hersteller durften vorher schon freiwillig DHA über Fischöl zusetzen, aber nur in Kombination mit mindestens genauso viel von der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure (ARA). Sie lässt sich aus dem Pilz Mortierella alpina gewinnen. Muttermilch enthält in der Regel mehr ARA als DHA.
Einige, aber nicht alle Studien zeigten für den Zusatz der beiden Fettsäuren eine positive Wirkung auf die Reifung des Sehvermögens und die kognitive Entwicklung. Zahlreiche europäische Wissenschaftler protestierten gegen die Entscheidung, DHA ohne gleichzeitigen ARA-Zusatz vorzuschreiben.
Verhältnisse von ARA und DHA oft ausgeglichen
Die Sicherheit der Zusätze sei nur in der Kombination belegt, erklärte etwa die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin 2020 in einer Stellungnahme. Dagegen hätten vergleichende Studien bei Affen und Säuglingen bei einem geringeren ARA-Anteil Nachteile für die neurologische Entwicklung und die Hirnzusammensetzung gezeigt.
Die Experten empfehlen deshalb dringend, dass Pre-Milch mindestens ebenso viel ARA wie die vorgeschriebene DHA enthalten sollte. Das ist auch in der Babynahrungsbranche bekannt, wurde aber nicht immer umgesetzt. Das hat sich inzwischen aber geändert: Nun sind die Verhältnisse der Fettsäuren immerhin bei 12 von 16 Produkten ausgeglichen.
Tipps zur Anfangsnahrung für Säuglinge
- Anfangsmilch Pre ist für das ganze erste Lebensjahr geeignet, wenn Ihr Baby gut damit zurecht kommt. Anfangsmilch 1 enthält neben Milchzucker auch Stärke, um besser zu sättigen.
- Weniger Eiweiß: Experten wie Professor Berthold Koletzko von der Universität München empfehlen für Anfangsnahrung Eiweißgehalte von nicht mehr als zwei Gramm pro 100 Kilokalorien. Der Grund: Zu viel Protein erhöht wahrscheinlich das Risiko für späteres Übergewicht. Muttermilch ist nach den ersten Wochen deutlich proteinärmer als Fertignahrung.
- Rühren Sie das Fläschchen nicht vorab schon für die Nacht an. Denn dann können sich Keime vermehren, mit denen der kleine Organismus noch nicht zurechtkommt.
- Entsorgen Sie nicht getrunkene Reste von Babynahrung immer.
Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Mein Baby 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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