Neurodermitis bei Kindern: Was können Eltern tun?

Magazin März 2022: Wie die Kosmetikindustrie unsere Falten wegzaubern will | Autor: Meike Rix | Kategorie: Kinder und Familie | 06.03.2022

Hat das Kind Neurodermitis, müssen alle Beteiligten erst lernen, richtig mit der Krankheit umzugehen.
Foto: leadenpork/Shutterstock

Juckreiz, Ausschlag, entzündete oder sogar offene Haut – eine Neurodermitis kann Kinder erheblich beeinträchtigen. Worauf können Eltern achten? Und wie der Krankheit vorbeugen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Neurodermitis stellt für Familien oft eine große Belastung dar. Betroffene sind der Krankheit aber nicht hilflos ausgeliefert, denn sie lässt sich meist gut in den Griff bekommen. Besonders wichtig ist es etwa, mögliche Auslöser zu kennen und diese zu meiden.

Wie erkennt man Neurodermitis bei Kindern?

Neurodermitis ist die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern. Etwa zehn bis 15 Prozent der Kinder sind in Deutschland betroffen. Die Krankheit beruht auf einer erblichen Veranlagung und einer gestörten Hautbarriere, die genaue Ursache ist aber noch unklar.

Symptome wie wiederkehrende oder über Monate anhaltende starke juckende Ausschläge treten meistens im Kleinkindalter und sogar schon im ersten Lebensjahr erstmals auf. Bei dieser Krankheit ist viel zu gewinnen, wenn man vom Haut- oder Kinderarzt eine klare Diagnose stellen und gegebenenfalls auch die individuellen Auslöser von Schüben abklären lässt.

Die Veranlagung zu Neurodermitis geht mit der zu Allergien einher. Die meisten Neurodermitiker haben Allergien gegen Pollen, Hausstaubmilben oder Nahrungsmittel. Entzündungsschübe können auch durch Stress, Schwitzen und Kleidungsmaterialien wie Wolle ausgelöst werden.

Der Juckreiz, der mit einer Neurodermitis einhergeht, ist besonders quälend.
Der Juckreiz, der mit einer Neurodermitis einhergeht, ist besonders quälend. (Foto: mapo_japan/Shutterstock)

Wie lässt sich Neurodermitis richtig behandeln?

"Zu viel ist nicht gut und zu wenig auch nicht", sagt Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Es gelte, zusammen mit dem Arzt das richtige Maß zu finden. In jedem Schweregrad von Neurodermitis klar empfohlen ist eine konsequente Basispflege der meist trockenen Haut.

Meist ist zweimal oder noch häufiger tägliches Eincremen mit einer rückfettenden und feuchtigkeitsbindenden Emulsion nötig. Bei akuten Entzündungen braucht es oft zusätzlich eine vom Arzt verordnete Salbe mit kortisonähnlichen Wirkstoffen oder Calcineurin-Inhibitoren. Manche schwer betroffene Patienten müssen auch Medikamente einnehmen.

Wichtig ist Matthias Augustin der Hinweis, dass die Situation und die jeweils optimale Behandlung sich ändern kann, etwa mit der Jahreszeit. "Und auch die Haut ein und desselben Menschen braucht an unterschiedlichen Körperstellen oft unterschiedliche Behandlungen."

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Welche Rolle spielt das Verhalten?

Eine große. Es gilt als erwiesen, dass Eltern und Kinder Verbesserungen sowohl des Hautbildes und der Belastungen im Alltag erreichen können, indem sie an Neurodermitisschulungen teilnehmen.

Die Programme informieren über Möglichkeiten, Reizstoffe zu vermeiden und über Strategien, mit dem Juckreiz umzugehen. Eine Kinder-Reha kann ebenfalls sehr hilfreich sein, auch um den persönlichen Auslöser genauer zu diagnostizieren.

Ernährung bei Neurodermitis

Nahrungsmittel können eine große Rolle spielen. Aber Kinder auf gut Glück auf alles Mögliche verzichten zu lassen, kann Nachteile für ihre Nährstoffversorgung und auch die Allergieprävention haben. Deshalb gilt es, in Absprache mit dem Arzt genau herauszufinden, welche Stoffe einen Einfluss auf die Krankheit haben und welche man vielleicht zu Unrecht verdächtigt.

Dabei kann das Führen eines Nahrungsmitteltagebuchs über mehrere Wochen sehr aufschlussreich sein. Wenn sich kein Verdacht bestätigt, gelten für Kinder mit Neurodermitis die gleichen Empfehlungen für eine abwechslungsreiche gesunde Ernährung wie für alle anderen auch.

Wie kann man Neurodermitis vorbeugen?

"Eine Sache, die wirklich extrem schädlich ist, ist das Passivrauchen. Wenn Eltern rauchen, erhöht das nachweislich das Risiko der Kinder für Allergien und Neurodermitis", sagt Dermatologe Augustin. Stillen hat eine gewisse vorbeugende Wirkung. Bei nicht gestillten Kindern mit Risiko für Neurodermitis sei hypoallergene Anfangsnahrung (HA) das Milchpulver der Wahl.

Heute lautet die Empfehlung an Eltern aber nicht mehr, vorbeugend bestimmte Nahrungsmittel für die Kinder zu meiden und auf keinen Fall ein Haustier anzuschaffen. Der frühe Kontakt mit Haustieren könne sogar hilfreich sein, erklärt der Experte. Oder wenn Kleinkinder auf dem Land mit Tieren im Stall Kontakt haben.

Und die Stadtkinder? "Wir raten dazu, den Kindern schon im ersten Lebensjahr zuzugestehen, im Sand zu spielen, dreckig zu sein, auf vielfältige Weise mit der Umwelt in Kontakt zu treten." 

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