Brustwarzensalbe im Test: Mehr als die Hälfte der Cremes ist empfehlenswert

ÖKO-TEST Jahrbuch Kinder und Familie 2019 | Kategorie: Kinder und Familie | 10.01.2019

Brustwarzensalbe im Test: Mehr als die Hälfte der Cremes ist empfehlenswert

Auf der Brustwarze soll die Salbe nach dem Stillen lindernd wirken. Abwaschen muss frau sie laut der meisten Anbieter nicht. Aber ist die Creme, die das Baby tagtäglich in den Mund nimmt, tatsächlich so rein und gesund? 

Aktualisiert am 10.01.2019; Einkauf Testprodukte Jun/Jul 2017 | Wir haben zwölf Brustwarzensalben getestet. Weil in vielen Salben Pflanzenöle enthalten sind, untersuchten die Labore auch auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Phthalate und andere Weichmacher. Denn diese Stoffe haben wir regelmäßig in Salatölen nachgewiesen – und im Grunde nichts anderes sind die Pflanzenöle in den Cremes.

Brustwarzensalbe im Test: Zwei Cremes fallen durch

Das Ergebnis: Sieben der Brustwarzensalben sind "sehr gut", drei immerhin "befriedigend". Zwei Salben fallen mit "mangelhaft" durch.

In fast allen Salben ist Lanolin, also Wollwachs, der Hauptbestandteil. In einigen von ihnen wiesen die Labore Phthalate in abwertungsrelevanter Höhe nach. Viele Phthalate stehen im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und hormonell wirksam zu sein.

Was uns besonders beunruhigt: Vor allem die nachweislich gefährlichen Weichmacher Dibutyl phthalat (DBP) und Diethylhexylphthalat (DEHP) haben wir gefunden.

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Ein Anbieter im Test setzt in seiner fettfreien Stillpflege auf Polyethylenglykole (PEG). Auch in einer anderen Brustwarzensalbe ist ein PEG enthalten. Solche Stoffe können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Das kann bei tiefenwirksamen Cremes durchaus gewünscht sein. Da Brustwarzensalben aber kleine Verletzungen direkt in der oberen Hautschicht lindern sollen, sind PEG/PEG-Derivate unserer Ansicht nach überflüssig. Ihre problematischen Eigenschaften überwiegen somit.

Paraffin in einer Brustwarzensalbe im Test

Neben Lanolin enthalten viele Salben pflanzliche Öle, etwa Sonnenblumen- oder Jojobaöl. Daran haben wir nichts auszusetzen. Nur der Hersteller einer Brustsalbe im Test setzt zusätzlich auf hydriertes Polydecen – ein Paraffin.

Erdölprodukte integrieren sich nicht so mühelos ins Gleichgewicht der Haut wie die Bestandteile natürlicher Öle. Paraffine enthalten oft krebsverdächtige aromatische Kohlenwasserstoffe (MOAH). Hier können wir Entwarnung geben: Wir haben sie weder in der Brustwarzensalbe mit Polydecen noch in den anderen Cremes gefunden.

Brustwarzensalben: Kartons sind unnötig 

Brustwarzensalben sind weder Medizinprodukte noch Arzneimittel. Packungsbeilagen sind daher nicht zwingend nötig. Die wichtigsten Informationen zu den Cremes passen unserer Ansicht nach problemlos auf die Tuben selbst.

Umverpackungen und Beipackzettel sind daher überflüssig. Wir werten die unnötigen Kartons aus Umweltschutzgründen unter Weitere Mängel ab. Denn wer Werbeversprechen auf den kleinsten Tuben unterbringt, könnte stattdessen auch wichtige Informationen aufdrucken.

Diesen Test haben wir bereits in der ÖKO-TEST App Eltern im Oktober 2017 veröffentlicht. Testergebnisse/Angaben sind aktualisiert, sofern sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/ zusätzliche Untersuchungen vorgenommen haben.

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Testverfahren

Der Einkauf: 12 Brustwarzensalben haben wir im Handel eingekauft. Darunter sind Cremes der bekannten Drogeriemarktketten ebenso wie Salben aus der Apotheke. Die Preisspanne ist groß: Die günstigsten kosten 1,45 Euro, die teuerste stolze 26,85 Euro je 30 Gramm.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein Gehalt von mehr als 10 mg/kg Dibutylphthalat (DBP) und/oder Diethylhexylphthalat (DEHP) ("Phthalate"). Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) mehr als ein Prozent Paraffine/Erdölprodukte/Silikone; b) PEG/PEG-Derivate.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um eine Note: Umkarton, der kein Glas schützt. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, hat verschlechtert das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Testmethoden: Deklarationspflichtige Duftstoffe: Extraktion mit TBME, GC-MS. Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol, Bestimmung mittels Fotometrie. Gesättigte/aromatische Kohlenwasserstoffe: LC-GF/FID. Halogenorganische Verbindungen: a) Wasserdampfdestillation; Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom; microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel; Extraktion mit Essigester; Verbrennung des Extrakts im Sauer­stoffstrom; microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Paraffine/Silikone/Erdölverbindungen: a) NPLC/RI; b) LA-LC-004.05. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse. Weichmacher: GC-MSD. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK): GC-MSD.

Einkauf der Testprodukte: Juni und Juli 2017 

Diesen Test haben wir bereits in der ÖKO-TEST App Eltern im Oktober 2017 veröffentlicht. Testergebnisse/Angaben sind aktualisiert, sofern sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/ zusätzliche Untersuchungen vorgenommen haben.

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