Aktualisiert am 16.12.2019; Einkauf Testprodukte Feb, Jul & Okt 2019 | Muttermilch verändert sich im Laufe der Stillzeit – immer passgenau zu den Bedürfnissen des Babys. Nebenbei schützt das Stillen noch vor Infekten und Entzündungen im Säuglingsalter sowie dauerhaft vor Allergien und Asthma.
Natürliche Muttermilch ist so gesund für den Nachwuchs, dass sie durch künstliche Anfangsnahrung nicht zu übertreffen ist. Babys werden aber auch mit Milchpulvern zum Anrühren groß, wenn Mütter nicht voll stillen möchten oder können.
Pre-Nahrung-Test mit der besten Babymilch von Aptamil, Bebivita & Co.
In unseren Tests sind in Muttermilchersatz allerdings immer wieder Schadstoffe aufgefallen. Vor allem: krebserregende oder krebsverdächtige Fettschadstoffe, sogenannte 3-MCPD-Ester und Glycidylester. Sie können bei der Raffination entstehen – also bei der industriellen Reinigung von pflanzlichen Fetten und Ölen mithilfe von Wärme. Wir wollten wissen, ob die Qualität der Industrie-Anfangsmilch mittlerweile besser ist, und haben den Großteil des Angebots in Deutschland überprüft.
Wir haben 16 Pre-Nahrungen für Babys getestet. Alle Milchpulver haben wir von einem spezialisierten Labor auf Fettschadstoffe, Mineralölrückstände sowie Reste von chlorierten Desinfektionsmitteln untersuchen lassen. Auch die Zutatenlisten und die weiteren Angaben auf den Verpackungen haben wir uns ganz genau angeschaut.
Pre-Milch: Vier Milchpulver fallen im Test durch
Das Ergebnis: In fast allen getesteten Milchpulvern stecken erhöhte Mengen an mineralölartigen Stoffen und Substanzen, die sich aus Kunststoffbeschichtungen lösen können. Von vier Pre-Nahrungen raten wir unter anderem deshalb mit "mangelhaft" und "ungenügend" ab. Sieben Produkte landen noch irgendwo im Mittelfeld. Mit insgesamt "gut" empfehlen wir nur fünf Milchpulver, darunter drei Bio-Produkte.
Fettschadstoffe waren in den Anfangsnahrungen in diesem Test meist zum Glück nur noch in tolerierbaren Spuren nachweisbar. Einzig in der Babydream Anfangsmilch Pre von Rossmann wies das Labor noch einen vergleichsweise hohen Glycidylester-Gehalt nach, den wir abwerten.
Oft mineralölartige Stoffe im Babynahrung-Test
Die Hauptprobleme sind Mineralöl- und Kunststoffbestandteile im Milchpulver. Ausgerechnet in zwei hochpreisigen Pre-Nahrungen im Test hat das von uns beauftragte Labor aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe, kurz MOAH, nachgewiesen.
MOAH sind eine Gruppe von Stoffen, von denen einige möglicherweise krebserregend sind und die zum Beispiel aus Druckfarben in Lebensmittel übergehen können. Um welche MOAH-Verbindungen es sich in den beiden Nahrungen genau handelt, wissen wir nicht.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist jedoch seit Jahren darauf hin, dass Verunreinigungen mit MOAH in Lebensmitteln generell unerwünscht sind. Die Anbieter der 14 anderen Anfangsmilchpulver in unserem Test zeigen auch, dass die Industrie Verunreinigungen durch MOAH in der Fertigung vermeiden kann.
Weiter zu den getesteten Produkten
Pre-Milch mit Mineralölbestandteilen belastet
Schwieriger ist das bei den gesättigten Kohlenwasserstoffen aus der Gruppe der MOSH. Sie waren in fast allen Milchpulvern im Test nachweisbar. Die Mengen überschreiten die Grenze, ab der wir nicht mehr von Spuren sprechen. Wie MOAH sind MOSH Mineralölbestandteile. Von ihnen ist bekannt, dass sie sich im menschlichen Fettgewebe und in der Leber anreichern.
Welche Risiken die ebenfalls nachweisbaren MOSH-Analoge mit sich bringen, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Sie lösen sich aus Kunststoffen, hier möglicherweise aus Beschichtungen der Innenbeutel der Milchpulver. Aus unserer Sicht sollten vorsichtshalber alle Verbindungen aus der Gruppe der MOSH in Lebensmitteln weitmöglich minimiert werden. Daher werten wir auch niedrige Gehalte ab.
Weiter zu den getesteten Produkten
Kaum Fettschadstoffe in Anfangsmilch
Verunreinigungen mit Fettschadstoffen sind im Vergleich zu vergangenen Tests deutlich weniger geworden. Zwar wies das von uns beauftragte Labor in allen Anfangsnahrungen 3-MCPD-Ester nach sowie in einigen die problematischeren Glycidylester. Die aktuellen 3-MCPD-Gehalte in den getesteten Milchpulvern überschreiten aber nicht mehr die von der obersten EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA festgelegte tolerierbare tägliche Aufnahmemenge. In unserem Test von 2015 waren viele Gehalte noch gut zehnmal so hoch.
Für Glycidylester in Säuglingsnahrung gilt seit Kurzem ein Grenzwert, der bei keinem der getesteten Produkte überschritten wird. Die tägliche Aufnahmemenge ist nach unserem Testergebnis mit der Babydream Anfangsmilch Pre von Rossmann dennoch vergleichsweise hoch. Wir werten um zwei Noten ab. Glycidylester setzen während der Verdauung Glycidol frei, das als krebserregend und erbgutschädigend gilt.
Weiter zu den getesteten Produkten
In Säuglingsmilch fehlen oft wichtige Nährstoffe
In den Zutatenlisten von sieben Säuglingsnahrungen fehlen Quellen für Docosahexaensäure (DHA) und Arachidonsäure (AHA). Diese Fettsäuren sind in der Muttermilch enthalten und wichtig für die Entwicklung von Gehirn und Nervenzellen. Führende Wissenschaftler empfehlen den Nährstoff-Zusatz, denn Studien belegen positive Wirkungen auf die Entwicklung des Sehvermögens.
Bisher setzen Hersteller die Fettsäuren in Babymilchpulver freiwillig zu, etwa in Form von Fisch- oder Algenöl. Ab 2020 gilt ein gesetzlicher Mindestgehalt für DHA. Fettsäuren wegzulassen entspricht nicht dem Stand der Forschung.
Tipps zur Babynahrung für Säuglinge

Worauf sie bei Anfangsnahrung achten sollten:
- Pre-Nahrung für Babys enthält wie Muttermilch als einziges Kohlenhydrat Laktose. Kinder können sie im ganzen ersten Lebensjahr bekommen, in der zweiten Hälfte ergänzt durch Beikost.
- Entsorgen Sie nicht getrunkene Reste von Babynahrung immer. Das Fläschchen schon mal für die Nacht anzurühren geht leider nicht, weil sich Keime vermehren, mit denen der kleine Organismus noch nicht zurechtkommt.
Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin Mai 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2020, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Schwangerschaftsöl im Test: So gut sind Weleda, Penaten & Co.
- Wundschutzcreme-Test: Zwei bekannte Marken mit Mineralöl verunreinigt
-
Kinderzahnpasta im Test: Wie gut schlagen sich Elmex, Putzi & Co.?
- Feuchttücher-Test: So schneiden Pampers, Penaten & Co. ab
-
Babytragen-Test: Nicht alle sorgen für gesunde Haltung des Babys
-
Baby-Waschlotion im Test: Wie gut sind Bübchen, Hipp & Co.?