Baby zahnt: Wie sinnvoll sind Bernsteinketten, Veilchenwurzeln & Co.?

Spezial Kinder und Familie 2025 | Autor: Annette Dohrmann/Heike Baier | Kategorie: Kinder und Familie | 28.08.2025

Babys und die ersten Zähne: Wir geben Tipps, wie Sie die Schmerzen Ihres Kindes beim Zahnen lindern können.
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Wenn die ersten Zähne durch das Zahnfleisch dringen, haben die meisten Babys Schmerzen. Doch wie lassen sich die Beschwerden lindern? Wir zeigen, was hilft und bei welchen Hausmitteln Vorsicht geboten ist.

Wann Babys ihre ersten Zähne bekommen, ist sehr unterschiedlich. Ähnlich sind allerdings die Beschwerden, die damit einhergehen: Zahnende Babys schlafen oft schlecht, bekommen Fieber und sind quengelig. Wir beantworten Fragen zum Thema.

Wann zahnen Babys? 

Im Alter von sechs bis acht Monaten schiebt sich das erste Zähnchen durch das Zahnfleisch – meist ist es einer der unteren Schneidezähne. Für die Kleinen ist das oft schmerzhaft und macht ihnen zu schaffen. Bis alle 20 Milchzähne durchgebrochen sind, vergehen im Durchschnitt zwei bis drei Jahre.

Wenn Babys zahnen, ist das meistens schmerzhaft. Welche Hausmittel können dann helfen?
Wenn Babys zahnen, ist das meistens schmerzhaft. Welche Hausmittel können dann helfen? (Foto: Shutterstock/Enrique Ramos)

Tipps und Hausmittel, wenn das Baby zahnt 

Bei Zahnungsschmerzen haben sich folgende Methoden und Hausmittel bewährt: 

  • Massieren und ablenken: Eltern können mit der (sauberen) Fingerkuppe sanft die betroffene Zahnleiste massieren – wenn das Baby es zulässt. Das fördert die Durchblutung und kann die Beschwerden lindern. Was außerdem immer geht und besonders jetzt guttut: kuscheln, Streicheleinheiten und mit dem Baby spielen, um es abzulenken. 
  • Nah und geborgen: Babys brauchen besonders jetzt viel Nähe und Geborgenheit. Auch wenn es anstrengend ist: Tragen Sie Ihr Kind jetzt möglichst viel. Das Wiegen und Schaukeln beruhigt es bei Unruhe und Schmerzen. Wenn Sie gern singen: Auch das hilft, das Baby (und sich selbst) zu beruhigen.
  • Lappen zum Kauen: Waschlappen sind sowieso in jedem Haushalt vorhanden und schnell zur Hand. Dem Baby einen mit kaltem Wasser angefeuchteten Lappen in die Hände geben, damit es darauf herumkauen kann. Das verschafft schnelle Linderung. Regelmäßig durch einen frischen Lappen austauschen. 
  • Mit Löffel kühlen: Auch ein kühler Löffel hilft. Darauf achten, dass er keine scharfen Kanten hat. Wegen der Verletzungsgefahr bitte nur unter Aufsicht.
  • Lösungen aus Kräutern: Kamille- oder Salbeilösungen haben eine leicht desinfizierende Wirkung. Einige Tropfen in lauwarmes, abgekochtes Wasser geben und mit einem Wattestäbchen auf die geröteten Stellen im Mund auftragen. 
  • Außerdem kann ein gekühlter Beißring helfen, wenn Babys zahnen. Wenn Sie wissen wollen, welche Beißringe empfehlenswert sind, können Sie einen Blick in unseren Test aus dem Jahr 2024 werfen: Zahnungshilfen sind jetzt besser als früher

Wie sinnvoll sind Beißring-Alternativen?

Oft reichen sich junge Eltern untereinander Tipps weiter, was die Schmerzen beim Zahnen lindern kann. Und was dazu noch möglichst nachhaltig ist. Hoch im Kurs stehen natürliche Hausmittel wie Bernsteinkette, Veilchenwurzel oder kalte Möhren. Doch taugen die Beißringalternativen wirklich?

Helfen Bernsteinketten dem Baby beim Zahnen? 

Dass Bernsteinketten dem zahnenden Baby helfen, gehört ins Reich des Aberglaubens. Mit Amuletten aus Bernstein und anderen Materialien hofften Eltern schon vor Jahrhunderten, Zahnungsbeschwerden von ihren Kindern fernzuhalten. Es heißt, der gelbliche Schmuckstein aus fossilem Harz setze beim Tragen auf der Haut durch die Körperwärme ätherische Öle frei, und die sollen die Beschwerden des Babys lindern.

Wissenschaftliche Belege für die Wirkung des Bernsteins gibt es bis heute keine. Risiken allerdings schon, und deshalb warnen Fachgesellschaften im In- und Ausland seit Jahren vor deren Verwendung. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) sieht die Gefahr einer Strangulation, wenn das Kind mit der Kette irgendwo hängen bleibt; oder des Verschluckens, wenn sich beim Kauen auf der Kette versehentlich Bruchstücke lösen.

Und der Baby-Schmuck ist offenbar auch aus hygienischen Gründen fragwürdig: Französische Forscher fanden heraus, dass sich auf Bernsteinketten zahlreiche Keime tummeln – darunter auch antibiotikaresistente Staphylokokken

Veilchenwurzeln und Karotten als Zahnungshilfe

Zahnende Babys haben den Drang, auf allem herumzukauen, was ihnen in die Finger kommt. "Essbare" Beißhilfen wie kalte Karotten oder Veilchenwurzeln, die immer wieder als Tipp gehandelt werden, sind unserer Ansicht nach dennoch nicht zu empfehlen: Aus der Karotte könnten beim Nagen Stücke herausbrechen und in die Luftröhre gelangen.

Veilchenwurzeln werden beim Kauen zwar elastisch und massieren dadurch tatsächlich das Zahnfleisch. Sie verkeimen jedoch leicht, und ob die darin enthaltenen ätherischen Öle wirklich gegen Zahnungsschmerzen helfen, ist nicht wissenschaftlich belegt

Was kann ich tun, wenn beim Zahnen nichts hilft?

Und was sollten Eltern tun, wenn wirklich nichts hilft und das Kind vor Schmerzen die ganze Nacht durchschreit? Dr. Tanja Brunnert, Kinderärztin und Bundessprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt* innen, empfiehlt dann, für ein oder zwei Nächte ein systemisches Schmerzmittel wie Paracetamol zu geben. Halten Sie im Zweifelsfall Rücksprache mit Ihrem Kinderarzt.

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