- Lästig und weit verbreitet: Rund Dreiviertel aller Frauen haben irgendwann in ihrem Leben einen Scheidenpilz – manche trifft es auch öfters.
- Es ist normal, dass Pilze die Vaginalschleimhaut besiedeln. In manchen Fällen können sie aber überhandnehmen und Beschwerden verursachen. Meist sind solche Infektionen harmlos und klingen bei richtiger Behandlung schnell wieder ab.
- In der Apotheke gibt es viele rezeptfreie Medikamente, die schnelle Abhilfe versprechen. Halten sie dieses Versprechen auch? Wir haben zwölf Produkte unter die Lupe genommen.
- Mit den "sehr guten" Produkten im Test werden Frauen ihren Scheidenpilz ganz ohne unerwünschte Inhaltsstoffe wieder los.
Wenn die Scheide juckt und brennt, steckt häufig eine Pilzinfektion dahinter. Rund drei Viertel aller Frauen erkranken mindestens einmal im Leben daran. Zwar gehören Hefepilze wie Candida albicans zur natürlichen Scheidenflora, in deren feuchtwarmem Klima sie sich besonders wohlfühlen. Normalerweise kann der Körper die Pilze aber selbst in Schach halten.
Durch ein geschwächtes Immunsystem, Diabetes oder bestimmte Medikamente wie Antibiotika, aber auch durch Stress oder übertriebene Hygiene können sie sich jedoch stark vermehren und zu unangenehmen Symptomen führen.
Wir klären die wichtigsten Fragen zu Scheidenpilz und haben zwölf Mittel gegen Scheidenpilz unter die Lupe genommen.
Was sind typische Scheidenpilz-Symptome?
"Bei Pilzinfektionen ist Juckreiz typisch", sagt der Frauenarzt Professor Werner Mendling, Vorsitzender des Deutschen Zentrums für Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe in Wuppertal. Weitere Beschwerden sind auch:
- Rötungen
- Wundsein
- Brennen im Intimbereich
- Weißlicher, oft bröckeliger Ausfluss
Ist Scheidenpilz ansteckend – und wie erfolgt eine Übertragung?
"Eigentlich ist der Pilz gar nicht ansteckend", sagt Mendling. Candida albicans und andere Arten, die Scheidenpilz verursachen können, finden sich auf Haut und Schleimhäuten vieler gesunder Menschen. Nur bei einer lokalen Abwehrschwäche können die Pilze aktiv werden. Der Partner oder die Partnerin muss bloß dann mitbehandelt werden, wenn er oder sie ebenfalls Beschwerden hat.

Was löst einen Scheidenpilz aus?
Der Pilz breitet sich aus, wenn die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht gerät. Dazu kann es durch eine Antibiotikatherapie und andere Medikamente kommen. Auch hormonelle Faktoren – etwa die Einnahme einer östrogenhaltigen Pille –, Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Eisenmangel und chronischer Stress begünstigen das Wachstum von Pilzen.
Kann ein Scheidenpilz von alleine wieder weggehen?
Nicht wirklich. "Der Körper arrangiert sich zwar mit der Zeit oft mit dem Pilz", sagt Mendling. Es kann also sein, dass Frauen die Beschwerden nach einer Weile nicht mehr so stark wahrnehmen. Doch häufig flammt die Infektion wieder neu auf. "Ich würde deshalb immer eine Behandlung empfehlen."
Wie sieht die Scheidenpilz-Behandlung aus?
Dazu gibt es lokal wirksame Antipilzmittel in Form von Cremes, Vaginaltabletten und -zäpfchen, die oft auch kombiniert angewandt werden. Bekanntester Wirkstoff ist Clotrimazol. "Er bekämpft alle möglichen Pilzarten", sagt Mendling. Ein anderer wirksamer Stoff zur äußeren Anwendung ist etwa Nystatin. Entsprechende Mittel sind größtenteils rezeptfrei erhältlich.
Alternativ können Frauen manche Wirkstoffe (Fluconazol, Itraconazol) auch als Tablette einnehmen, doch sind diese Präparate verschreibungspflichtig.
Wie lange dauert die Behandlung?
Das kommt auf das Medikament an. Meist dauert die Therapie ein bis sechs Tage, manchmal reicht auch eine einzige Anwendung. Wichtig ist, die Packungsbeilage genau zu lesen. "Nach drei Tagen muss der Juckreiz aufhören, und nach einer Woche muss die Frau eigentlich beschwerdefrei sein", sagt Mendling. Langwieriger ist die Therapie, wenn der Pilz häufig – also dreimal pro Jahr und öfter – wiederkehrt.

Mittel gegen Scheidenpilz im Test
ÖKO-TEST hat zwölf verschiedene Mittel gegen Scheidenpilz überprüft. Um diese beurteilen zu können, beauftragten wir ein Gutachten, das die Wirksamkeit ihrer Inhaltsstoffe anhand der aktuellen Studienlage bewertet. Außerdem nahmen wir die weiteren Inhaltsstoffe von Tabletten, Zäpfchen und Cremes unter die Lupe, prüften die Beipackzettel auf wichtige Hinweise und schickten die Verpackungen ins Labor.
Mit den "sehr guten" Produkten im Test werden Frauen ihren Scheidenpilz schnell wieder los. Und das ganz ohne unerwünschte Inhaltsstoffe. Die detaillierten Testergebnisse finden Sie im ePaper:
Hinweis: Auch wenn die Präparate rezeptfrei erhältlich sind: Treten die Beschwerden erstmalig oder wiederholt in kurzen Abständen auf, sollten Frauen unbedingt ärztlichen Rat einholen
Mittel gegen Scheidenpilz und ihre Darreichungsform
Die meisten Produkte im Test sind für eine dreitägige Kombinationstherapie mit Vaginaltabletten oder -zäpfchen und einer Creme beziehungsweise Salbe ausgelegt. Canesten Gyn Once Kombi setzt auf eine Einmaltherapie mit höherer Wirkstoffkonzentration, drei Produkte basieren rein auf der Behandlung mit einer Creme, die mithilfe eines Applikators in die Vagina eingebracht wird, Vagiflor Mykomed ausschließlich auf der Behandlung mit Vaginaltabletten.
Tendenziell scheint die kombinierte Behandlung, bei der der Wirkstoff sowohl in die Scheide eingebracht als auch der äußere Genitalbereich mit einer Creme behandelt wird, etwas bessere Therapieerfolge zu erzielen. Die Leitlinie Vulvovaginalcandidose, auf die sich Frauenärztinnen und -ärzte bei der Therapie stützen, sieht nicht vor, sämtliche Hefepilze in der Vagina auszurotten, sondern ihre Anzahl so zu verringern, dass die Beschwerden verschwinden.
"Eine pauschale Aussage über die günstigere Prognose ist jedoch sehr schwierig, da sie stark vom individuellen Fall – und weiteren Faktoren – abhängt", betont Dr. Klaus Doubek, Gynäkologe und Präsident des Berufsverbands der Frauenärzte (BVF). Die sinnvollste Therapieform lasse sich bei einer gynäkologischen Untersuchung feststellen.

Wann sollte man bei einem Scheidenpilz zum Arzt gehen?
"Spätestens dann, wenn die Selbstbehandlung nichts bringt und die Beschwerden nach drei Tagen immer noch da sind", sagt Frauenarzt Professor Werner Mendling. "Dann stimmt etwas nicht." Schwangere tun gut daran, besonders vorsichtig zu sein: Sie sollten Antipilzmittel besser nicht auf eigene Faust anwenden, sondern sich gleich in der Frauenarztpraxis melden.
Wie wird ein Scheidenpilz diagnostiziert?
Anhand der Beschwerden und der Veränderungen im Scheidenvorhof stellt die Frauenärztin oder der Frauenarzt eine Verdachtsdiagnose. Gewissheit bringt ein Abstrich von den betroffenen Stellen: "Bei einer behandlungsbedürftigen Pilzinfektion lassen sich unter dem Mikroskop aktivierte Hefepilze erkennen", erklärt Mendling. Häufigster Auslöser ist der Pilz Candida albicans.

Scheidenpilz vorbeugen: Was kann ich tun?
1. Keine übertriebene Hygiene
Kosmetikprodukte, Vaginalspülungen oder Intimdeos können die Scheidenflora stören. Warmes Wasser reicht zur Reinigung aus. Wer nicht auf Kosmetika verzichten will, sollte milde, pH-neutrale und parfümfreie Mittel verwenden.
2. Die richtige Unterwäsche
Natürliche Textilien wie Baumwolle sind atmungsaktiv und verhindern, dass sich Feuchtigkeit und Wärme stauen. Enge, reibende Slips aus Synthetikmaterialien wie Polyester begünstigen hingegen das Wachstum von Hefepilzen. Unterhosen sollten täglich gewechselt werden.
3. Vorsicht bei Hygieneartikeln
Slipeinlagen mit Kunststoffschicht fördern ein feuchtwarmes Klima und damit die Vermehrung von Pilzen. Parfümierte Produkte können die Schleimhäute reizen.
Dass in Joghurt getränkte Tampons gegen Scheidenpilz helfen sollen, ist übrigens ein Mythos. Fachleute raten entschieden davon ab – diese Maßnahme könne eine Infektion sogar verschlimmern.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Gesichtscremes im Test: Nur 10 von 44 sind "sehr gut"
- Augencreme im Test: Welche parfümfreie Augencreme ist die beste?
- Duschgele im Test: Mit vielen können Sie bedenkenlos duschen
- After Sun im Test: Gibt es Lotionen, die die Haut ohne kritische Stoffe beruhigen?
- Mascaras im Test: Zehn Wimperntuschen enthalten gesundheitlich unbedenkliche Stoffe