Schadstoffe in Verpackungen: 3 Stoffe, die ins Essen übergehen

Magazin Juli 2023: Geschälte Tomaten | Autor: Katja Tölle | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 10.01.2024

In Lebensmittelverpackungen, wie zum Beispiel Konservendosen, können Schadstoffe stecken.
Foto: Africa Studio/Shutterstock

In unserem Test von geschälten Tomaten fiel auf: Die Chemikalie Bisphenol A (BPA) löst sich aus Konservendosen und geht in den Inhalt über. Aber BPA ist nicht der einzige bedenkliche Stoff, der in Lebensmittelverpackungen steckt. Drei weitere Beispiele. 

  • Nicht erst seit der Neubewertung der Chemikalie Bisphenol A sind Schadstoffe in Lebensmitteln ein Thema.
  • Seit Jahren schon kritisiert ÖKO-TEST zum Beispiel Verunreinigungen durch Mineralöl und Weichmacher.
  • Zudem sind die als "Ewigkeitschemikalien" bekannten PFAS sind in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus geraten, weil sich sich in Lebensmitteln und der Umwelt anreichern.

Seitdem die Europäische Chemikalienagentur (EFSA) im April 2023 ihre Einschätzung zu Bisphenol A geändert hat, und die als unbedenkliche geltende Tagesdosis der Chemikalie, die über die gesamte Lebensspanne ohne Risiko aufgenommen werden könnte um den 20.000-fachen Wert gesenkt hat, ist das Thema Schadstoffe in Lebensmittelverpackungen wieder in den Vordergrund gerückt. 

Dabei ist Bisphenol A nicht der einzige Stoff, der aus Lebensmittelverpackungen in unsere Nahrungsmittel übergehen kann. Auch die folgenden drei Stoffe werden immer wieder in Lebensmitteln nachgewiesen. 

Mineralöl in Lebensmittelverpackungen

Wie kommt das rein?

Im Grunde können Lebensmittel immer da mit Mineralöl verunreinigt werden, wo sie in Kontakt mit Schmierölen kommen – das kann schon bei der Ernte sein, etwa aus den Maschinen oder während der maschinellen Produktion.

Lebensmittel können allerdings auch über die Verpackung Mineralöl aufnehmen. Und zwar besonders dann, wenn es sich um das eigentlich ja erwünschte Recyclingpapier handelt. Auch darin kann Mineralöl stecken, etwa weil in der Recyclingpappe mit mineralölhaltigen Farben bedrucktes Zeitungspapier verarbeitet ist. Was also gut für die Umwelt ist, ist nicht immer auch gut für uns.

Margarine ist häufig mit Mineralöl verunreinigt. Das hat auch unser letzter Margarine-Test gezeigt.
Margarine ist häufig mit Mineralöl verunreinigt. Das hat auch unser letzter Margarine-Test gezeigt. (Foto: BOROFOTOS/Shutterstock)

Wo ist das drin?

Mineralöl haben wir schon in unzähligen Lebensmitteln von Margarine und Butter über Babynahrung und Olivenöl bis hin zu Nudeln, Mehl und Wurst nachgewiesen. Mineralöl besteht aus zwei Hauptstoffgruppen – den gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) und den noch bedenklicheren aromatischen Mineralölkohlenwasser stoffen (MOAH).

Warum ist das bedenklich?

Während man bei MOSH bisher sicher "nur" weiß, dass sie sich im Körper anreichern und die wohl größte Verunreinigung dort darstellen, ist bei MOAH klar, dass sie in jedem Fall hochbedenklich sind und einige dieser Verbindungen Krebs erregen können.

Was kann ich tun?

Ob Lebensmittel mit Mineralöl verunreinigt sind, kann man nur anhand von Labortests feststellen. Deswegen gehört diese Untersuchung auch zu unseren Standardparametern im Lebensmittelbereich. Zumindest den Eintrag über die Verpackung kann man aber minimieren, indem man keine Lebensmittel kauft, die in direktem Kontakt zu Verpackungen aus Altpapier liegen. Inzwischen haben die meisten Hersteller allerdings reagiert und setzen ohnehin Frischfasern ein.

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Weichmacher in Lebensmittelverpackungen

Wie kommt das rein?

Die Industrie setzt Weichmacher ein, um Kunststoffmaterialien weicher und biegsamer zu machen. Phthalate sind eine Untergruppe der Weichmacher und werden häufig in Lebensmittelverpackungen eingesetzt.

Ein Beispiel dafür sind die Dichtungsringe von Gläsern, die häufig Weichmacher enthalten. Durch phthalathaltige Schläuche oder Kanister können Weichmacher aber auch schon beispielsweise während der Produktion auf die Lebensmittel übergehen.

Wo ist das drin?

Weichmacher haben wir schon in unzähligen Lebensmitteln von Ölen über Pestos bis hin zu Walnüssen nachgewiesen. Auch die Deckeldichtungen von Lebensmittelverpackungen überprüfen wir regelmäßig. Zwar setzen immer weniger Hersteller noch PVC in den Dichtungen ein – es sind aber längst noch nicht alle umgestiegen.

Warum ist das bedenklich?

Auch bei den Weichmachern handelt es sich um eine riesige Gruppe von Stoffen, von denen einige bedenklicher sind als andere. Stoffe wie Diethylhexylphthalat (DEHP) oder Dibutylphthalat (DBP), die wir bereits in vielen Lebensmitteln nachgewiesen haben, gelten zum Beispiel als fortpflanzungsgefährdend.

Andere stehen im Verdacht, die Leber zu schädigen oder die Gesundheit durch eine Veränderung des Hormonsystems zu schädigen.

Was kann ich tun?

Plastikverpackungen so weit wie möglich zu reduzieren, ist der einzige sinnvolle Tipp. Denn Lebensmitteln oder Verpackungen von außen anzusehen, ob sie mit Weichmachern belastet sind und dann auch noch, mit welchen, geht nicht.

Es gibt keine Deklarationspflicht für Phthalate in Lebensmittelverpackungen – dabei wäre eine solche natürlich wünschenswert, weil Hersteller dann sicherlich einen größeren Anreiz hätten, auf phthalatfreie Verpackungen umzusteigen.

ÖKO-TEST ist unter anderem in Ölen bereits auf Weichmacher gestoßen.
ÖKO-TEST ist unter anderem in Ölen bereits auf Weichmacher gestoßen. (Foto: Salov Evgeniy/Shutterstock)

PFAS in Lebensmittelverpackungen

Wie kommt das rein?

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) verwendet die Industrie in unzähligen Alltagsprodukten, weil sie wasser-, schmutz-, öl- und fettabweisend sind. Die sogenannten Ewigkeitschemikalien, die so heißen, weil sie sich im Grunde überhaupt nicht abbauen, werden etwa in der Beschichtung von Bratpfannen eingesetzt, in Fast-Food-Verpackungen, Coffee-to-go-Bechern, Muffinförmchen und Backpapier.

Wo ist das drin?

PFAS wurden schon in etlichen Lebensmitteln nachgewiesen – vor allem in Fisch, Fleisch, Eiern und Früchten. PFAS können aber auch in unserem Trinkwasser stecken, was zeigt, wie stark die Chemikalien inzwischen unsere Umwelt belasten.

Warum ist das bedenklich?

PFAS reichern sich in der Umwelt an – in Böden, Wasser, Pflanzen und Tieren. Und sie sind extrem persistent, bauen sich also kaum ab. Heißt: In uns reichern sie sich natürlich auch an. Und werden mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit in Verbindung gebracht – beispielsweise auf das Immun- und das Hormonsystem. Allerdings weiß man bisher noch sehr wenig, die allermeisten der Stoffe sind noch nicht ausreichend untersucht.

Was kann ich tun?

Ob PFAS in einem Produkt stecken, ist schwierig bis nicht zu erkennen, weil es für diese Chemikalien keine Deklarationspflicht gibt. In beschichteten Pfannen stecken sie sehr häufig. Ein Hinweis kann sein, wenn der Hersteller warnt, die Pfanne nicht zu zerkratzen oder nicht über 200 Grad zu erhitzen.

Auslobungen wie "PFOA/PFOS-frei" oder "GenX-frei" täuschen – sie beziehen sich nur auf zwei dieser Verbindungen, die ohnehin verboten sind. Bei Pfannen kann man auf Gusseisen ausweichen. Was Lebensmittelverpackungen betrifft: Fast-Food-Verpackungen und Coffee- to-go-Becher meiden  – darüber freut sich auch die Umwelt.

Lebensmittelverpackungen: Tipps zum Umgang

  1. Die beste Lebensmittelverpackung ist keine – für die Umwelt und für Sie. Greifen Sie, so oft es geht, zu unverpackten Lebensmitteln – auf dem Markt oder im Unverpacktladen ist das am leichtesten. Aber auch viele (Bio-)Supermärkte weiten ihr unverpacktes Angebot aus.
  2. Kaufen Sie Lebensmittel, die in Glas verpackt sind. Schadstoffe gehen in der Regel aus Altpapier, Plastik oder Dosen über.
  3. Auch wenn es wehtut: Einmalverpackungen wie Joghurt und Eisbecher sind tatsächlich nur zur einmaligen Verwendung bestimmt. Benutzen Sie sie nicht zum Einfrieren oder Aufbewahren anderer Lebensmittel. Als Stiftehalter, zum Aufbewahren von Kleinkram oder zum Basteln für die Kinder hingegen sind sie natürlich bestens geeignet.
  4. Erhitzen Sie Lebensmittel nicht in den Verpackungen, sondern füllen Sie sie vorher in geeignete Behälter um. Bei Hitze steigt die Gefahr des Übergangs von Schadstoffen aus den Verpackungen auf die Lebensmittel.

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