Wo sich Nager einnisten, bleibt selten alles sauber. Ob im Geräteschuppen, auf dem Dachboden oder in der Gartenlaube – alte Mäusenester, Kot oder Urinspuren werden häufig erst beim Aufräumen sichtbar. Doch genau dann droht Gefahr: Durch das Aufwirbeln von Staub können Viren in die Atemwege gelangen. Besonders zwei Erreger stehen im Fokus: Hantavirus und das seltenere, aber gefürchtete Bornavirus. Beide können beim Menschen schwere Erkrankungen auslösen – und das oft ohne typische Vorwarnzeichen.
Hantavirus – mehr als nur ein unangenehmes Mitbringsel aus dem Schuppen
Das Hantavirus ist in Deutschland kein Exot – besonders in südlichen Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Bayern kommt es regelmäßig zu Ausbrüchen. Hauptüberträger ist die Rötelmaus, deren Ausscheidungen das Virus enthalten. Wer beim Putzen virushaltigen Staub einatmet, kann sich infizieren.
Typische Symptome einer Hantavirus-Infektion:
- plötzliches, hohes Fieber
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
- in schweren Fällen: Nierenfunktionsstörungen, selten Nierenversagen
In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung mild, schwere Verläufe sind jedoch nicht ausgeschlossen. Eine spezifische Therapie gibt es nicht – behandelt werden nur die Symptome. Eine Impfung steht in Deutschland bisher nicht zur Verfügung.
"Eine Ansteckung ist über den Kontakt mit Speichel, Urin oder Kot infizierter Tiere möglich. Umso wichtiger ist es, den Kontakt mit Mäusen und deren Ausscheidungen zu vermeiden", erklärt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).
Bornavirus – selten, aber mit schwerwiegenden Folgen
Weniger bekannt, aber potenziell gefährlicher ist das Bornavirus, genauer gesagt der Subtyp BoDV-1. Lange wurde angenommen, dass das Virus nur Tiere wie Pferde oder Schafe befällt. Neuere Erkenntnisse zeigen: Auch der Mensch kann sich infizieren. Die Infektion kann zu einer schweren Gehirnentzündung (Enzephalitis) führen und verläuft in vielen Fällen tödlich.
Seit 2020 ist die Krankheit meldepflichtig. Laut Robert Koch-Institut (RKI) werden jährlich bis zu sechs akute Fälle registriert, vorrangig in Bayern. Die genaue Infektionsquelle ist noch unklar, als wahrscheinlich gilt der Kontakt mit Urin, Kot oder Speichel infizierter Spitzmäuse. Bekannt ist: Das Virus kommt in der Feldspitzmaus vor. Diese scheidet das Virus aus, ohne selbst zu erkranken.
Typische Symptome:
- Fieber, Kopfschmerzen
- Neurologische Ausfälle
- In schweren Fällen: Koma und Tod
Die Sterblichkeitsrate liegt bei bis zu 90 Prozent. Das Tückische: Die Infektion verläuft oft unerkannt und wird meist erst post mortem diagnostiziert.
Vorsicht beim Aufräumen – so schützen Sie sich richtig
Die beste Schutzmaßnahme ist Prävention. Hantavirus und Bornavirus können unter bestimmten Umständen von Nagern auf den Menschen übertragen werden. Wer weiß, wie man sich richtig verhält, kann das Infektionsrisiko deutlich reduzieren. Beim Umgang mit potenziell kontaminierten Bereichen – etwa Schuppen, Dachböden oder anderen Orten mit Nagerspuren – sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden:
Schutzmaßnahmen bei Reinigungsarbeiten:
-
Nicht trocken wischen oder fegen – Krankheitserreger können durch aufgewirbelten Staub eingeatmet werden.
- Vor dem Betreten geschlossener Räume gut lüften.
- Feucht reinigen, idealerweise mit einem geeigneten Desinfektionsmittel.
- Handschuhe, Maske (FFP2 oder FFP3) und gegebenenfalls Schutzkleidung tragen.
- Mäusekot oder andere Nagerspuren mit Reinigungsmittel einsprühen, einige Minuten einwirken lassen und anschließend vorsichtig entfernen.
- Nach der Arbeit gründlich die Hände waschen sowie Kleidung wechseln oder waschen.
Christian Weidner, Präsident des LGL, rät zudem: "Lebensmittel sollten für Nager unzugänglich aufbewahrt werden, ebenso sollten Essensreste und tierische Abfälle nicht im Hauskompost entsorgt werden, um zu vermeiden, dass Mäuse davon angezogen werden. Auch sollte der Kontakt mit Mäusen bei Ausflügen in die Natur wie beim Spazierengehen oder Zelten vermieden werden."
Das LGL rät, den Kontakt mit Spitzmäusen und ihren Ausscheidungen zu meiden. Lebende oder tote Tiere sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden.
Für weitere Informationen:
Weiterlesen auf oekotest.de: