- Etwas mehr als die Hälfte der Mehle im Test können wir mit "sehr gut" empfehlen.
- Mit "mangelhaft" oder "ungenügend" fallen drei Mehle im Test durch.
- Kritik gibt es vor allem für Schimmelpilzgifte, Mineralöl, bedenkliche Pestizide und den Wachstumsregulator Chlormequat.
Von heute auf morgen waren die Regale leer: Mehl, Hefe, Seife und Klopapier – ausverkauft. Der Corona-Lockdown hat einigen Menschen Angst gemacht, sie wollten vorbereitet sein auf ein Leben in den eigenen vier Wänden.
Mehl-Test: Weizenmehl und Dinkelmehl im Vergleich
Mehl ist ein Grundnahrungsmittel. Aus Mehl wird Brot – oder auch leckeres Gebäck. Im Großtest hat ÖKO-TEST 50 Mehle in Labore geschickt, darunter 28 Weizenmehle und 22 Dinkelmehle unterschiedlicher Ausmahlung. Genau gesagt: Weizenmehle der Typen 405, 550, 1050 und Vollkorn sowie Dinkelmehle der Typen 630, 1050 und Vollkorn.
Zur Erklärung: Die Typenbezeichnung spiegelt den Mineralstoffgehalt eines Mehls wider. Folgende Spielräume lässt die DIN für Mahlerzeugnisse aus Getreide zu:
- Ein 405er-Weizenmehl darf maximal 0,50 g Mineralstoffe pro 100 g enthalten.
- In 1050er-Weizen- oder Dinkelmehl dagegen darf zwischen 0,91 und 1,20 g Mineralstoffe pro 100 g stecken.
- Vollkornmehle kommen auf bis zu rund 2 g Mineralstoffe pro 100 g.
Etwa jedes zweite Mehl im Test "sehr gut"
Die Typenbezeichnung ist bei allen 50 Mehlen korrekt. Das haben wir überprüft. Erfreulich ist außerdem, dass wir etwa die Hälfte der Mehle im Test mit Bestnote empfehlen können. Ein paar weitere sind immerhin "gut", 20 Prozent aber schneiden nur mittemäßig ab und von drei Mehlen raten wir ab. Sie fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
Zu den Testsiegern gehören sowohl Weizenmehle als auch Dinkelmehle. Tendenziell schneiden die niedrig ausgemahlenen Mehle besser ab als die 1050er-Mehle, diese wiederum besser als die Vollkornmehle.
Schimmelpilzgifte in einigen Mehlen
Neben den guten Nachrichten gibt es aber auch ein paar Probleme, auf die unser Test aufmerksam macht. In mehr als der Hälfte der getesteten Mehle fand das Labor Schimmelpilzgifte, besonders häufig in den Vollkornmehlen. Dabei handelt es sich um die vor allem von Fusarien gebildeten HT-2- und T2-Toxine sowie um Deoxynivalenol (DON). Sie wirken zellgiftig und schwächen das Immunsystem. DON kann in hohen Dosen Erbrechen und Durchfall verursachen. Solch hohe Gehalte werden aber in den untersuchten Mehlen nicht erreicht.
Fusariengifte entstehen bereits vor der Ernte. Regen und hohe Temperaturen während der Weizenblüte begünstigen den Befall. Je nach Witterung gelten sie als praktisch unvermeidbar. Das krebserregende Mykotoxin OTA, das während der Lagerung des Getreides entstehen kann, war in keinem Mehl nachweisbar.
Drei Mehle sind mit Mineralöl belastet
Die Belastung mit Mineralöl ist geringer. So waren in zwei Drittel der Proben allenfalls Spuren nachweisbar. Drei Mehle aber kritisieren wir, weil sie aus unserer Sicht "stark erhöhte" Mengen an Mineralölbestandteilen (MOSH/ MOSH-Analoge) enthalten.
Ins Mehl könnten die Rückstände aus der Verpackung übergegangen sein. Dass die 1050er- und Vollkornmehle relativ gesehen häufiger belastet sind als die 405er-, 550er- und 630er-Mehle, spricht für eine Verunreinigung der Randschichten des Korns, möglicherweise durch die maschinelle Verarbeitung bei Ernte oder Transport.
Verglichen mit unserem letzten Mehl-Test im Jahr 2015 hat das beauftragte Labor häufiger Spuren von Mineralöl nachgewiesen. Vermutlich, weil die Analytik seither besser geworden ist.
Weitere umstrittene Inhaltsstoffe gefunden
Weizenmehl und Dinkelmehl im Test: Was fällt ansonsten auf?
- Erfreulich: In keinem der getesteten Mehle steckt der Unkrautvernichter Glyphosat.
- Vergleichsweise häufig, wenn auch immer nur in Spuren, wies das von uns beauftragte Labor hingegen den Wachstumsregulator Chlormequat nach. Dieser wirkt halmverkürzend, sodass das Getreide bei Regen und Wind nicht so leicht knickt und sich dann nur schlecht ernten lässt. Chlormequat störte in Tierversuchen die Reizübertragung des Nervensystems. Für endgültige toxikologische Aussagen ist die bisherige Datenlage aber noch nicht ausreichend.
- Das Labor hat auch besonders bedenkliche Pestizide gefunden: je einmal die bienengiftigen Verbindungen Cypermethrin, Deltamethrin und Pirimiphos-methyl.
Besonderheiten von Weizenmehl und Dinkelmehl
- 1050er- und Vollkornmehle eignen sich gut zum herzhaften Backen. Sie liefern mehr Ballast- und Mineralstoffe als helle Mehle. Leider sind sie im Schnitt auch stärker belastet.
- Dinkelmehl hat ein etwas feineres, nussiges Aroma als Weizenmehl und enthält geringfügig mehr Zink, Magnesium und Eisen.
- Mehl sollten Sie nur nach Bedarf einkaufen, keine Vorräte anlegen. Am besten lässt sich Mehl in der Papiertüte aufbewahren.
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