- Wir haben 19 Honige untersuchen lassen.
- Nur sechs Produkte sind in unseren Augen empfehlenswert.
- In einigen Gläsern stecken Pestizide, Bienenarzneimittel und giftige Pflanzenstoffe. Einige enthalten Glyphosat.
Honig gehört für viele zum Frühstück dazu. Egal ob auf dem Frühstücksbrot, im Tee oder allgemein zum Süßen – wir Deutschen essen laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) gut ein Kilo Honig im Jahr.
Wie aber steht es um die Qualität des Honigs – sei er bio oder nicht? Wir haben 19 Honige ins Labor geschickt und umfangreich analysieren lassen.
Das Ergebnis unseres Honig-Tests
Sechs Honige können wir empfehlen, acht rasseln durch. Zwar halten alle 19 Honige im Test die Honigverordnung ein, und auch Hinweise auf Verfälschungen – etwa auf das Zufügen von Zucker – gab es nicht. Aber: Das Labor wies in acht Honigen Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen nach. Auch Pestizide, Bienenarzneimittel und die giftigen Pflanzenstoffe Pyrrolizidinalkaloide stecken in einigen Gläsern.
Die Details unseres Honig-Tests: Die Qualität stimmt
Die sogenannte Invertase und Hydroxymethylfurfural (HMF) sind Qualitätsparameter. Die Invertase-Aktivität ist ein Merkmal für eine schonende Behandlung von Honig, und ein hoher HMF-Wert weist auf eine längere Erwärmung oder Lagerschäden hin. Bei beiden Parametern liegen aber alle Honige aus dem Test im grünen Bereich.
Unerlaubte Arzneimittel im Honig
In einem Honig haben wir Rückstände des Arzneimittels Amitraz gefunden. Das Mittel wird als Insektizid gegen die Varroamilbe verwendet, die wohl die größte Bedrohung der Bienen darstellt. Das Labor fand das Mittel ausgerechnet in einem Bio-Honig. Darf der das? Nein. Laut EG-Öko-Verordnung darf die Varroamilbe in der ökologischen Imkerei nur mit Ameisensäure, Milchsäure, Oxalsäure, Essigsäure, Menthol, Eukalyptol, Menthol, Thymol oder Kampfer bekämpft werden.
Amitraz: Als Insektizid verboten
Amitraz gehört zu den harten Bekämpfungsmitteln gegen die Milbe, die als Parasit an Honigbienen lebt. In Deutschland war Amitraz lange Zeit verboten; erst Ende 2015 bekam das ähnlich klingende Arzneimittel Apitraz, das Amitraz als Wirkstoff verwendet, die Zulassung als Bienenarzneimittel. Als Insektizid aber bleibt die Anwendung in der gesamten EU weiterhin verboten.
Testergebnis: Glyphosat in einigen Honigen
Monsanto lässt grüßen: Das Thema Glyphosat in Honig schaffte es vor einiger Zeit in die Schlagzeilen, als ein Imker aus Brandenburg seinen Honig analysieren ließ und dabei eine hundertfache Überschreitung des gesetzlichen Grenzwerts für Glyphosat festgestellt wurde. So dramatisch fiel die Laboranalyse der Honige in unserem Test nicht aus, doch immerhin in drei Honigen fand sich das umstrittene Unkrautbekämpfungsmittel.
Was die gesundheitlichen Gefahren von Glyphosat für Menschen betrifft, schwanken die Einschätzungen. Was aber gesichert ist: Das Monsanto-Spritzgift vernichtet auch Unkraut, das für Bienen eine wichtige Nahrungsquelle darstellt.
Besonders bedenkliches Pestizid in Honig
Außerdem in einigen Honigen: Thiacloprid. Das Insektizid, das zur Gruppe der Neonicotinoide gehört, schädigt Studien zufolge den Orientierungssinn der Bienen. Außerdemstuft die amerikanische Umweltbehörde EPA Thiacloprid als "probably likely to be carcinogenic" (zu Deutsch: "wahrscheinlich krebserregend") ein, weshalb wir es als besonders bedenkliches Pestizid bewerten. Zu Recht: Anfang 2020 beschloss die EU-Kommission, die Zulassung für Thiacloprid für den europäischen Markt zu beenden.
Ein weiteres Problem: Gentechnik im Honig
Monsanto grüßt noch einmal: Pollen der gentechnisch veränderten Pflanzen Roundup Ready Soja und Roundup Ready Raps, beide vom genannten Chemiekonzern stammend, fand das Labor in acht Honigen, alle mit Anteilen aus Süd- oder Mittelamerika.
Anders formuliert: Keine einzige Probe mit Anteilen von Honig aus Amerika war frei von gentechnisch veränderten Pollen. Aufgrund der Verbreitung dieser Pflanzen vor Ort ist es kaum möglich, in Amerika Honig herzustellen, der garantiert gentechnikfrei ist.
Dabei haben Verbraucher oft keine Chance, zu erkennen, woher ihr Honig stammt. Fast jeder zweite Hersteller im Test druckt einfach die Formulierung "Mischung von Honig aus EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern" aufs Glas.

Weil Pollen als natürlicher Bestandteil von Honig gilt, muss Honig, der gentechnisch veränderte Bestandteile enthält, nicht gesondert gekennzeichnet werden. Das wäre erst der Fall, wenn mehr als 0,9 % des Honigs gentechnisch verändert wäre – das ist bei dem geringen Anteil, den Pollen am Honig ausmachen, schon rein rechnerisch nicht möglich.
Honig-Test: natürliche Gifte in fünf Produkten
Das Labor fand aber nicht nur Schadstoffe aus der Fabrik, sondern auch natürliche Gifte: So wurde in fünf Gläsern in erhöhten Mengen Pyrrolizidinalkaloide (PA) gefunden. Vielen Pflanzen dienen diese Gifte als Schutz vor Fraßfeinden. Aber: Einige Pyrrolizidinalkaloide gelten beim Menschen als leberschädigend und krebserregend.
Für die Bewertung legen wir die Tages-Toleranzmenge zugrunde, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) festgelegt hat. Wenn ein 60-Kilo-Erwachsener diese mit einer 20-Gramm-Portion Honig überschreitet, werten wir streng ab.
Wann ist Honig bio?
Der Blick im Supermarkt fällt prüfend auf das Kleingedruckte hinten auf dem Honigglas. "Bio nach EG-Öko-Verordnung" steht da. Doch was macht Bio-Honig eigentlich aus? Fliegen Bio-Bienchen etwa nur Bio-Blümchen an? Oder wie kontrolliert der Imker, dass das, was im Bio-Honigglas landet, auch das ist, was der Verbraucher unter "bio" versteht – pestizidfrei, gentechnikfrei, "öko" halt?
Die Antwort ist so einfach wie enttäuschend: Der Bio-Imker führt keine besonderen Prüfungen durch – weil er das auch gar nicht muss. Für Bio-Honig gelten, was die Rückständeetwa an Pestiziden betrifft, genau die gleichen Höchstmengen wie für konventionellen Honig.
Bio-Honig ist trotzdem die bessere Wahl
Der einzige Unterschied: Bio-Imker müssen ihre Bienenstöcke an einem Ort aufstellen, an dem "im Umkreis von drei Kilometern um den Standort Nektar- und Pollentrachten im Wesentlichen aus ökologischen und/oder Kulturen bestehen, die nach Methoden mit geringer Umweltauswirkung behandelt werden", wie es nach der EG-Ökoverordnung heißt. ImWesentlichen. Geringer. Soll heißen: Die Felder sollen mehr oder weniger bio sein, zumindesthalt nicht so richtig gespritzt.

Honig ist ein Naturprodukt
Doch selbst wenn die Felder ökologisch angebaut werden, kehren Bienen nach drei Kilometern nicht einfach um, wenn da etwa ein blühendes, aber leider frisch gespritztes Rapsfeld lockt. Und auch vor gentechnisch veränderten Pflanzen machen Bio-Bienen nicht einfach halt, nur weil sie mehr als drei Kilometer von ihrem Stock entfernt sind. Sie fliegen bis zu zehn Kilometer weit. Und so ist auch Bio-Honig nur ein Spiegelbild der Natur, aus der er stammt.
ÖKO- TEST rät
- Honig aus "EU-Ländern und Nicht-EU-Ländern" ist ökologischer Unsinn. Regionaler Honig ist immer die bessere Wahl: Er ist gentechnikfrei und wurde nicht erst durch die halbe Welt geschippert, um dann zusammengemischt zu werden.
- Auch wenn Bio-Honig nicht gesichert pestizidfrei ist, ist der Kauf aus ökologischen Gründen sinnvoller. Bio-Imker müssen, was die Bienenhaltung betrifft, deutlich strengere Vorschriften erfüllen als konventionelle Imker.
- Weil Honig von Bienen produziert wird, ist er nicht vegan. Vegane Alternativen sind Zuckerrübensirup, Ahornsirup, Agavendicksaft und die Süße aus getrockneten Früchten.
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