- Hafermilch im Test: Die Mehrheit der 32 überprüften Produkte ist empfehlenswert.
- Kritik gibt es für überflüssige Vitaminzusätze und umstrittene phosphathaltige Zusatzstoffe.
- Es gibt derzeit einen Rechtsstreit, der sich darum dreht, ob Bio-Produkte Algen als Calciumquelle einsetzen dürfen.
Aktualisiert am 09.12.2021 | Etwa 70 Prozent weniger schädliche Klimagase – so viel spart die Produktion von Hafermilch im Vergleich zu Kuhmilch ein. Gut für die Umweltbilanz ist außerdem, dass Hafer regional erhältlich ist. Er wächst in den gemäßigten Breiten, und sein Anbau verbraucht so relativ wenig Wasser. Und natürlich leiden für Hafermilch ganz sicher keine Kühe.
Hafermilch im Test: Oatly, Alpro & Co. im Vergleich
Doch sprechen unsere Testergebnisse auch für das Milchersatzprodukt? Die Prüfung von Geschmack und Mundgefühl haben alle Haferdrinks im Test bestanden – und viele sind auch top in Sachen Inhaltsstoffe.

Besonders erfreulich: Die Drinks waren weder mit dem Schwermetall Cadmium noch mit dem bedenklichen Pestizid Glyphosat belastet. Ganz ohne Kritik entlassen wir die Produkte aber nicht: Wir bemängeln unnötige Vitaminzusätze und umstrittene phosphathaltige Zusatzstoffe.
Haferdrink oder Hafermilch?
Übrigens: Auf den Verpackungen steht oft nur "Hafer" oder "Haferdrink" und nie "Hafermilch". Das liegt daran, dass die Hersteller in Produktnamen für rein pflanzliche Produkte kein "-milch" mehr schreiben dürfen. Wir sprechen hier weiter von Hafermilch, weil das dem normalen Sprachgebrauch entspricht.
Tatsächlich genießen Verbraucher und Verbraucherinnen die Flüssigkeit ja nicht hauptsächlich als puren "Drink", sondern setzen sie vielfältig ein: im Kaffee, im Müsli, im Kuchenteig und, und, und. In vielen Rezepten kann Pflanzenmilch Kuhmilch prima ersetzen.
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Wie steht es um die Nährwerte von Hafermilch?
Die Nährwertzusammensetzung ist aber ganz anders. So liegt der Eiweißgehalt von Hafermilch bei höchstens einem Drittel dessen, was Kuhmilch an Eiweiß zu bieten hat. Vor allem: Pure Hafermilch ist keine Calciumquelle. Für Veganer ist es deshalb naheliegend, Pflanzenmilch mit zugesetztem Calcium zu verwenden.
Caciumcarbonat ist als Zusatz in Hafermilch beispielsweise unproblematisch. Anders sieht das bei Calciumphosphat und Tricalciumphosphat in der Zutatenliste aus. Auch Kaliumphosphat als Säureregulator muss nicht sein.
Denn: Große Mengen an Phosphat schaden den Nieren. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) schätzt, dass die Europäer mittlerweile bis zu 30 Prozent der Phosphate über Zusatzstoffe in Lebensmitteln aufnehmen. Aus unserer Sicht sind die phosphathaltigen Zusatzstoffe eine unnötige Belastung.

Bio-Hafermilch im Test: Algen als Problem
Wir haben für diesen Hafermilch-Test auch sieben Bio-Produkte prüfen lassen, die als Calciumquelle Algen enthalten. Weil allerdings rechtlich noch nicht abschließend geklärt ist, ob oder unter welchen Umständen Bio-Produkte mit Mineralien aus Algen angereichert sein dürfen, haben wir uns dazu entschlossen, die geprüften Produkte nur zu nennen und kein Gesamturteil zu vergeben.
Hintergrund ist ein bereits 2005 vom Land Nordrhein-Westfalen begonnener Rechtsstreit mit dem Pflanzendrinkhersteller Natumi. Der Streitpunkt ist, ob Natumi in Bio-Soja- und Reisdrinks ein Pulver aus kalksteinartigen Ablagerungen der Alge Lithothamnium calcareum einsetzen darf.

Ist Bio mit Calciumzusatz erlaubt?
Darüber hat derzeit das Bundesverwaltungsgericht zu entscheiden, welches erst einmal den Europäischen Gerichtshof befragte. Der urteilte, der Zusatz sei in einem Bio-Drink nicht zulässig (EuGH, Urteil vom 29.4.2021, Az. C‑815/19). Bio-Lebensmittel dürfen nur in wenigen Ausnahmen mit isolierten Mineralstoffen angereichert sein – nämlich dann, wenn wie in Babynahrung eine Anreicherung gesetzlich ausdrücklich vorgeschrieben ist.
Weil Calcium in veganem Milchersatz aber nun einmal sinnvoll ist, behalfen sich Bio-Hersteller bisher mit besagtem Pulver. Ob es allerdings künftig noch Bio-Drinks mit Calcium aus Algenzusatz geben darf, ist noch offen.
Diese Hafermilch-Produkte haben wir getestet
Vitaminzusätze sind unnötig in Pflanzenmilch
Nicht nur phosphathaltige Zusatzstoffe sind aus unserer Sicht in Hafermilch fragwürdig, sondern auch Vitaminzusätze. Die Anbieter einiger Haferdrinks im Test setzen ihren Produkten Vitamin B2 (Riboflavin) und Vitamin D zu. Wir finden: Das ist überflüssig.
Vitamin B2 nehmen Veganer auch natürlicherweise mit pflanzlichen Lebensmitteln wie Getreidekeimen, Vollkornprodukten und Gemüse wie Brokkoli oder Grünkohl auf. Die Versorgung mit Vitamin D hängt hauptsächlich davon ab, ob man in der Zeit zwischen März und Oktober regelmäßig bei Tageslicht draußen war, weil die Haut das Vitamin selbst bildet und der Körper eine Reserve speichert.
Ist Hafermilch eigentlich glutenfrei?
Und wie sieht es eigentlich mit Gluten aus? Ist Hafermilch frei davon? Hafer enthält kein Gluten, er hat von Natur aus eine andere Eiweißstruktur als die glutenhaltigen Getreide Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste. Einige Produkte im Test sind trotzdem explizit als glutenfrei ausgelobt. Damit versichern die Hersteller, dafür gesorgt zu haben, dass es keine Übergänge aus anderem Getreide während der Ernte oder Produktion gegeben hat.
Wer "glutenfrei" auslobt, muss dafür sorgen, dass insgesamt nicht mehr als 20 Milligramm Gluten pro Kilogramm im Produkt stecken. Das ist wichtig für Menschen mit Zöliakie. Reinen Hafer vertragen die meisten von ihnen. Wer nicht an Zöliakie leidet, aber Gluten einfach so meiden möchte, kann genauso gut zu den Produkten ohne spezielle Auslobung greifen.

Geschmack der Hafermilch im Test überzeugt
Kommen wir zum Geschmack der Pflanzenmilch. Die Sensorikexperten waren mit den meisten Drinks hoch zufrieden. Hafermilch schmeckt anders als Kuhmilch, nämlich nach Hafer und normalerweise leicht bis deutlich süß.
Einen kleinen Abstrich gibt es für Produkte mit leicht bitterem Nachgeschmack. Das ist für Hafermilch zwar normal, für sehr empfindliche Gaumen aber störend.
Barista-Hafermilch: Lässt sich Hafermilch aufschäumen?
Drei Produkte im Test heißen "Barista". Barista ist eigentlich der Kaffee-Experte an der Bar, der Espresso und Latte macchiato zaubert. Barista-Hafermilch will also Schaum für Cappuccino und Co. können. Die Prüfer im Labor haben das Aufschäumen stichprobenweise an den drei Barista und an zwei "normalen" Produkten ausprobiert. Ergebnis: Es klappt!
Der Schaum war zwar nicht so dicht und cremig wie der von Kuhmilch, aber auch nach sechs Minuten waren noch zwei Drittel und mehr von der Schicht vorhanden. Auch die beiden nicht als Barista beworbenen bildeten Schaum. Allerdings braucht es für guten Schaum mehr als Hafer.
Konventionelle Baristaprodukte enthalten oft Zusatzstoffe wie Kaliumphosphat. Bio-Produkte arbeiten mit Öl: Laut einem Bio-Hersteller sollen ein veränderter Sonnenblumenölanteil sowie längeres Fermentieren des Hafers dem Schaum dienen. Wer also Hafermilchschaum mag, greift zu Barista oder zu Produkten mit Öl auf der Zutatenliste.
Eignet sich Hafermilch als Durstlöscher?
Gut zu wissen: Hafermilch ersetzt prima Kuhmilch in Kaffee, Müsli und in vielen Koch- und Backrezepten. Als Durstlöscher ist sie trotz der Bezeichnung "Drink" in den Produktnamen nicht empfehlenswert.
Die Produkte sind zwar frei von Zuckerzusätzen, enthalten aber trotzdem oft um die fünf Prozent Zucker aus der Fermentation des Hafers.
Diesen Test haben wir zuerst im ÖKO-TEST Magazin November 2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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