- Im Test: 26 Sonnenschutzmittel mit hohem (LSF 50) und sehr hohem (LSF 50+) Lichtschutzfaktor, zwei davon sind zertifizierte Naturkosmetik. Umgerechnet auf 200 Milliliter zahlten wir dafür zwischen 3,16 und 47,98 Euro.
- Zwei Sonnencremes schneiden mit Bestnote ab und überzeugen uns auf ganzer Linie. Zwölf weitere sind immerhin "gut".
- Lichtschutzfaktor in der Prüfung: Elf Produkte erreichten nach unserer Messung weniger als die ausgelobte Schutzleistung.
- In der Kritik: Der verbotene Weichmacher DnHexP, potenziell hormonwirksames Octocrylen und Silberchlorid, aufgebracht auf Titandioxid als Konservierungsmittel.
- Trotz der Debatte um Weichmacher in UV-Filtern und möglicher Bedenken: Man sollte nie auf ausreichenden Sonnenschutz verzichten. UV-Strahlung ist die Hauptursache für die Entstehung von Hautkrebs.
Je brauner die Haut nach dem Sommerurlaub, desto besser – dieses Schönheitsideal galt lange als gesetzt. Dafür verzichtete man schon mal ganz auf Sonnenschutz oder verwendete allenfalls eine Sonnencreme mit niedrigem Lichtschutzfaktor (LSF). Inzwischen wissen wir: UV-Strahlung lässt die Haut schneller altern und, noch wichtiger, erhöht maßgeblich das Hautkrebsrisiko. Aus gutem Grund ist LSF 50 für viele Menschen heute der Mindeststandard.
Beste Sonnencreme LSF 50/50+? 26 Sonnencremes im Test
Als Faustregel gilt: Je höher der LSF, desto höher das Schutzniveau. Lange hat ÖKO-TEST auf die Bestimmung des LSF verzichtet, da aussagekräftige Ergebnisse nur mit einer Messung auf echter Haut am lebenden Menschen (in vivo) möglich waren. Wir wollten niemanden wegen unserer Tests einem Risiko für Hautschäden aussetzen.
Mit einer vor wenigen Monaten als ISO-Norm etablierten, neuen Prüfmethode ist nun eine Bestimmung des LSF ohne menschliche Haut (in vitro) möglich. Mit dieser haben wir den LSF von 26 Sonnenschutzmitteln messen lassen. Natürlich spielten bei der finalen Bewertung der Produkte auch noch andere Kriterien eine Rolle. Mit insgesamt zwei "sehr guten" und zwölf "guten" Sonnencremes steht dem gut geschützten Aufenthalt in der Sommersonne nichts im Wege.

Wie steht es um den Lichtschutzfaktor?
Der Lichtschutzfaktor passt aus unserer Sicht nicht immer. Zehn der Sonnencremes im Test erreichten nach unserer Messung nur weniger als drei Viertel der ausgelobten Schutzleistung, eines schaffte nicht einmal ein Drittel.
Die Hersteller meldeten zurück, dass sie den LSF ihrer Sonnenschutzmittel nach der zum Zeitpunkt der Produkteinführung einzig gültigen ISO-Methode in vivo haben bestimmen lassen. Da verschiedene Prüfmethoden durchaus unterschiedliche Ergebnisse liefern können, akzeptierten wir bei der Bewertung eine gewisse Abweichung, innerhalb derer das Produkt aus unserer Sicht noch immer einen ausreichenden Sonnenschutz bietet.
Lag der mit der In-vitro-Methode gemessene LSF mehr als 25 Prozent unter dem auf der Verpackung versprochenen, zogen wir zwei Noten im Testergebnis Lichtschutzfaktor ab. Bei einer Abweichung von mehr als 50 Prozent bietet das Produkt aber aus unserer Sicht keinen akzeptablen Schutz mehr. Auch das war im Test der Fall.
Verbotener Weichmacher in Sonnencremes im Test?
Kommen wir auf den verbotenen Weichmacher zu sprechen, der im vergangenen Jahr Schlagzeilen machte: Im Urin von Kindergartenkindern war der Phthalatweichmacher Di-n-hexylphthalat (DnHexP) nachgewiesen worden. Er ist von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) als reproduktionstoxisch eingestuft.
Untersuchungen machten als mögliche Ursache Sonnenschutzmittel mit dem chemischen UV-Filter Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoat (DHHB) aus. Natürlich ließen wir auch in diesem Test alle Produkte auf DnHexP untersuchen – und wurden fündig.
Es geht auch ohne DnHexP-Verunreinigung
Laut einem aktuellen Bericht des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr und des Ministeriums für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen aus dem Februar 2025 sehen die amtlichen Untersuchungseinrichtungen bundesweit Gehalte von mehr als einem Milligramm pro Kilogramm DnHexP in kosmetischen Mitteln als technisch vermeidbar an.
Daran orientiert ziehen wir vier Noten ab, wenn eine Sonnencreme im Test diesen Wert überschreitet. Liegen die Gehalte an DnHexP unter diesem Orientierungswert, bewerten wir sie als Spuren – für die wir keine Minuspunkte verteilen.
Wichtiger Hinweis: Von keiner der nachgewiesenen Mengen geht eine unmittelbare Gesundheitsgefahr aus. Neun DHHB-haltige Sonnenschutzmittel in unserem Test zeigen aber, dass es auch ohne nachweisbare DnHexP-Verunreinigung geht.
Erstaunlich ist, dass das Labor auch geringe Mengen an DnHexP in einer Sonnencreme fand, die kein DHHB enthält. Woher es stammt, lässt sich nicht genau sagen. Mögliche Eintragswege können auch Kunststoffe in der Produktion oder Verpackung sein. Wir finden, Hersteller sollten daran arbeiten, DnHexP-freie Produkte anzubieten – unabhängig vom Eintragsweg.
Hormonwirksames Octocrylen in Sonnenschutz
Von den weiteren chemischen UV-Filtern, die die Hersteller einsetzen, kritisieren wir in diesem Test nur einen: Octocrylen. Es hat sich in Zellversuchen als hormonell wirksam erwiesen. Da Octocrylen mit der Zeit krebserregendes Benzophenon freisetzen kann, ließen wir die betroffenen Produkte auch darauf untersuchen. Glücklicherweise fand das Labor nur geringe Mengen, die wir nicht abwerten.
Die anderen verwendeten UV-Filter gelten nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand nicht als gesundheitlich problematisch, wobei in diesem Bereich stets weiter geforscht wird.
Kritik an Sonnencremes im Test mit Silberchlorid
Was aus unserer Sicht auch nicht sein muss, ist, dass Hersteller in ihren Rezepturen Silberchlorid, aufgebracht auf Titandioxid, als Konservierungsmittel einsetzen. Daran haben wir gleich zwei Kritikpunkte: Zum einen halten wir Silber in Kosmetik generell für problematisch, da der Einsatz in Alltagsprodukten Keime resistent gegen Silber machen kann, was die Wirksamkeit im medizinischen Bereich gefährdet.
Zum anderen vermissen wir einen Hinweis, dass Produkte mit Silberchlorid nicht für Kinder unter drei Jahren geeignet sind. Zwar richten sich diese Sonnencremes nicht explizit an Kinder, weshalb der Hinweis nicht zwingend vorgeschrieben ist, dennoch finden wir, dass in Familien Groß und Klein durchaus dieselbe Sonnencreme verwenden – erst recht mit LSF 50. Im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes wäre der Hinweis aus unserer Sicht daher sehr hilfreich.
Kann eine Sonnencreme wirklich "korallenfreundlich" sein?
Kritik gibt es auch aus Umweltgründen. Wir halten Werbung mit "meeresfreundlich", "korallenfreundlich" oder "korallenfreundliche Rezeptur" sowie "umweltfreundliche UV-Filter" für übertrieben – vor allem, wenn das Produkt chemische UV-Filter enthält, die potenziell schädlich für Meeresorganismen sein könnten. Wir werten diese Auslobungen deshalb unter den Weiteren Mängeln ab.
Zum Hintergrund: Die meisten Hersteller verzichten inzwischen auf als besonders korallenschädlich bekannte UV-Filter wie Octocrylen, Oxybenzon (Benzophenon- 3) und Octinoxat (Ethylhexylmethoxycinnamat). Sie berufen sich dabei gern auf das Hawaiianische Riffgesetz und die darin verbotenen chemischen Filter. Doch macht deren Abwesenheit ein Sonnenschutzmittel automatisch zu einem unschädlichen Produkt?
Eine am Institut für Biologie und Meeresforschung der Universität von Plymouth durchgeführte Übersichtsstudie kam erst vor Kurzem zu dem Schluss, dass viele der vorliegenden Studien sich nur mit ausgewählten UV-Filtern und Effekten auf bestimmte Korallenarten beschäftigt hätten. Die Forschenden fordern deshalb für die Zukunft einen breiteren Forschungsansatz, der auch andere UV-Filter umfasst, um die grundlegenden und langfristigen Auswirkungen auf Meeresorganismen realistisch überblicken zu können.
Kindersonnencremes bei ÖKO-TEST
Das könnte Sie auch interessieren: Wir haben im vergangenen Jahr 24 Sonnencremes für Babys und Kinder mit hohem und sehr hohem Lichtschutzfaktor (LSF 50/50+) getestet. Ergebnis: Acht schnitten mit "sehr gut" ab. Mehr dazu lesen Sie, wenn Sie auf folgenden Kasten klicken:
Sonnencremes im Test plus FAQ
Rund um das Thema Sonnenschutz gibt es viele Fragen. Deshalb erhalten Sie nicht nur die Testergebnisse im ePaper, sondern auch ein FAQ, das viele Antworten liefert. Es geht um folgende Fragen:
- Ab welchem UV-Index brauche ich Sonnenschutz?
- Kann ich bei bewölktem Himmel oder im Schatten Sonnenbrand bekommen?
- Wie hoch sollte der Lichtschutzfaktor sein?
- Wie viel Sonnencreme muss ich auftragen?
- Wann sollte ich nachcremen?
- Chemische vs. mineralische UV-Filter: Was ist besser?
- Kann ich Sonnencreme von letztem Sommer noch benutzen?
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