- Im Test: 18 feste Rasierseifen für Männer, darunter ein zertifiziertes Naturkosmetikprodukt. Pro 100 Gramm zahlten wir zwischen 3,22 und 19,09 Euro.
- Die Hälfte der Rasierseifen können wir empfehlen. Fünf Produkte fallen durch.
- Kritik gibt es vor allem für bedenkliche und teilweise allergene Duftstoffe. Wir sind zudem auf weitere kritische Inhaltsstoffe gestoßen, darunter besonders problematische Mineralölbestandteile (MOAH), BHT, PEG-Verbindungen und Phosphonate.
- Außerdem kritisieren wir bei vielen Rasierseifen zu viel Verpackungsmaterial.
Aktualisiert am 10.10.2024 | Aus ökologischer Sicht gelten feste Rasiermittel im Vergleich zu Rasierschaum als die bessere Wahl – weniger Wasser, weniger Konservierungsstoffe und oft auch weniger Verpackungsmaterial. Doch wie steht um die Inhaltsstoffe?
Rasierseifen im Test: Wie gut sind Mühle, Proraso & Co.?
Um das herauszufinden, haben wir 18 feste Rasierseifen für Männer eingekauft und einer umfangreichen Schadstoffanalyse unterzogen. Die Hälfte der Produkte schneidet "gut" oder "sehr gut" ab.
Enttäuschend ist hingegen, dass einige – darunter auch bekannte Männerkosmetikmarken – in unserem Test so gar nicht überzeugen. So fallen fünf Rasierseifen mit "ungenügend" oder "mangelhaft" durch. Einige Hersteller setzen auf bedenkliche Duftstoffe und andere kritische Inhaltsstoffe.
Künstliche Moschusdüfte in Rasierseifen
Männlich, sinnlich und verführerisch – so wird Moschusduft in Parfüms und Kosmetika für Männer oft beworben. Die möglichen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit finden wir nicht ganz so verführerisch. In etlichen Rasierseifen im Test hat das von uns beauftragte Labor polyzyklische Moschusverbindungen nachgewiesen, die wir abwerten. Dabei handelt es sich konkret um Galaxolid, Tonalid und Celestolid.
Galaxolid und Tonalid reichern sich im menschlichen Fettgewebe und in der Umwelt an und stehen im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen, weshalb sie im Rahmen des EU-Aktionsplans CoRAP aktuell zur Neubewertung anstehen.
Galaxolid ist zudem sehr schwer abbaubar und wurde schon vor vielen Jahren in der Umwelt nachgewiesen – in Flüssen und Klärschlämmen, in der Nordsee und sogar in Muttermilch. Die dritte polyzyklische Moschusverbindung, Celestolid, reichert sich ebenfalls menschlichen Fettgewebe an.
Weitere kritische Duftstoffe in Rasierseifen im Test
Das von uns beauftragte Labor hat außerdem vereinzelt Cashmeran und Moschus-Keton in Rasierseifen gefunden. Beides sehen wir kritisch.
Der synthetische Duftstoff Cashmeran, der strukturell den polyzyklischen Moschusverbindungen ähnelt, reichert sich wie diese auch im menschlichen Fettgewebe an. Die Nitro-Moschusverbindung Moschus-Keton ist in der EU als krebsverdächtig eingestuft und ist giftig für Wasserorganismen.
Für Verbraucher und Verbraucherinnen besonders tückisch: Die Moschusverbindungen müssen nicht in den Inhaltsstoffen deklariert werden und verstecken sich hinter dem Begriff "Parfum" – gemeinsam mit etlichen weiteren nichtdeklarationspflichtigen Duftstoffen.
Allergene Duftstoffe gefunden
Was hingegen auf der Inhaltstoffliste stehen muss, sind Duftstoffe, die Allergien auslösen können – das schreibt die EU-Kosmetikverordnung vor. Das gilt für die gefundenen Duftstoffe Isoeugenol, Hydroxycitronellal und Cinnamylalkohol.
Isoeugenol löst besonders häufig allergische Reaktionen aus. Hydroxycitronellal und Cinnamyl Alkohol sind weniger stark allergisierend, aber dennoch problematisch.
Weniger potente Allergene aus dem Spektrum unserer Duftstoffanalyse wie Citral, Citronellol und Geraniol führen wir in der Test-Tabelle im ePaper zur Info für Menschen mit bekannter Kontaktallergie auf, bewerten sie aber nicht.
Labor stößt auf besonders bedenkliche Mineralölbestandteile
Was ist noch im Test von Rasierseifen für Männer aufgefallen? Vereinzelt sind wir noch auf einige weitere problematische Inhaltsstoffe gestoßen:
- Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): Diese Substanzen sind aus unserer Sicht besonders bedenklich, da sich unter ihnen auch krebserregende Verbindungen befinden können. MOAH können als Verunreinigung von Paraffinen ins Produkt gelangen. Ob sich MOAH im Körper anreichern, ist derzeit noch unklar.
- Butylhydroxytoluol (BHT): Das Antioxidans wird von Kosmetikherstellern eingesetzt, um ein Produkt vor Oxidationsprozessen zu schützen. Es steht allerdings unter Verdacht, wie ein Umwelthormon zu wirken. Tierversuche geben unter anderem Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion.
- Diethylphthalat (DEP): Die Substanz wird unter anderem als Trägerstoff für Duftstoffe eingesetzt. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) prüft DEP derzeit wegen des Verdachts, hormonell wirksam zu sein.
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PEG-Verbindungen: Die Stoffe dienen zum Beispiel als Emulgatoren. Wir sehen sie aber als kritisch, weil etliche die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. In Naturkosmetik sind PEG-Verbindungen übrigens verboten.
Umweltbelastende Phosphonate in Rasierseifen im Test
Minuspunkte verteilen wir auch aus ökologischen Gründen: In knapp der Hälfte der Rasierseifen für Männer im Test beanstanden wir Phosphonate. Laut Umweltbundesamt sind die chemischen Verbindungen nur schwer biologisch abbaubar und belasten die Umwelt stark.
Für verzichtbar halten wir außerdem das silikonbasierte Polymer Dimethicone. Denn solche Kunststoffe gelangen beim Abspülen ins Abwasser und können, wenn sie nicht herausgefiltert werden, in die Umwelt gelangen. Wie man bei allen anderen festen Rasiermitteln im Test sieht, geht es auch problemlos ohne solche zusätzlichen Kunststoffeinträge in die Umwelt.
Es geht auch ohne viel Verpackungsmaterial
Kommen wir zu den Verpackungen: Bei acht Rasierseifen im Test kritisieren wir zu viel Verpackungsmaterial. Einige feste Rasiermittel machen dagegen vor, wie es richtig geht: Kein zusätzlicher Karton um Tiegel, die nicht aus Glas sind, keine doppelt verpackten festen Rasiermittel in Pappe.
Auch beim Thema Recyclinganteil in der Verpackung hinken einige Hersteller noch nach. Von den Herstellern in unserem Test, die ihre Produkte in Kunststoff oder Aluminium verpacken, sagen lediglich zwei Anbieter, dass sie recyceltes Material einsetzen, weisen das auf Nachfrage aber nicht nach.
Nass- oder Trockenrasur: Was ist besser?
Laut einer Erhebung der "Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse" rasieren sich die meisten Männer lieber nass – also mit dem Handrasierer und einem Rasiermittel.
Die Trockenrasur mit einem elektrischen Rasierer gilt jedoch als schonender, da sie die Haut weniger reizt. Das liegt daran, dass der elektrische Rasierer die Haare nicht so nah an der Haut abschneidet, was wiederum die Hautoberfläche schont.
"Rasiermittel mit Emulgatoren, also reinigenden Substanzen, ziehen zusätzlich Lipide aus der Haut", sagt Prof. Christiane Bayerl, Chefärztin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. "Sie machen zwar Haare und Hautoberfläche weich, können aber eben auch einen irritativen Effekt auf die Haut haben."
Menschen mit fettiger Haut macht das keine Probleme. Für Männer, die zu Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis oder trockener Haut neigen, sei die Trockenrasur aber deutlich besser geeignet.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 10/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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