- Ein reiner Obstbrei ist keine vollwertige Mahlzeit. Auf einigen Gläschen wird der Obstbrei zwar auch pur als Zwischenmahlzeit angepriesen – Eltern sollten ihn ihren Babys aber nur gemischt mit Getreide geben.
- Wir haben 15 Obstbreie für Babys untersucht. Die Produkte sind zum Großteil für ab dem fünften beziehungsweise nach dem vierten Monat ausgelobt.
- Nur zwei Babygläschen im Test erhalten die Bestnote.
- Auffällig: Das von uns beaufttagte Labor hat in mehreren Babygläschen die Massenchemikalie Bisphenol A (BPA) nachgewiesen.
- "Ohne Zuckerzusatz" – damit werben fast alle Hersteller für ihren Obstbrei. Fruchtzucker ist jedoch kein "besserer Zucker", deshalb gilt: Die Menge macht’s.
Endlich Beikost! Die ersten Löffel Brei sind für viele Eltern eine fast feierliche Angelegenheit. Und nicht selten eine kleine Ernüchterung. Weil Pastinake und Kürbis oft überall landen, nur nicht im Mund des Babys. Schön, wenn es dann Zeit ist für den ersten Obst-Getreide-Brei. Der wird oft viel lieber gelöffelt als der olle Gemüsebrei.
Seit unserem letzten Test 2019 hat sich auch einiges getan – wir haben bei unserem Einkauf nur noch Bio-Produkte im Regal gefunden, eine schöne Entwicklung. Diesmal können wir zwei Produkte mit Bestnote empfehlen, sechs weitere sind immerhin "gut".
Babygläschen-Test: Bisphenol A (BPA) ist ein Problem
Der Hauptgrund für Abwertungen in diesem Test: der aus unserer Sicht "stark erhöhte" Bisphenol-A-Gehalt in einigen Babygläschen. Die Chemikalie ist ein Ausgangsstoff für den Kunststoff Polycarbonat und kommt auch bei der Herstellung von Epoxid-Kunstharzen zum Einsatz.
Bisphenol A (BPA) steckt in vielen Verpackungen und in der Beschichtung von einigen Konservendosen. Von dort kann es in die darin gelagerten Lebensmittel übergehen und so in unserem Körper landen. Dass BPA hormonell wirkt ist schon lange bekannt; 2016 hat die EU es als fortpflanzungsgefährdend eingestuft.
Mögliche negative gesundheitliche Auswirkungen
2023 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zahlreiche neue Studien ausgewertet und kam zu dem Schluss, dass Bisphenol A bereits in sehr viel kleineren Mengen als bisher gedacht negativ auf die Gesundheit des Menschen wirken könnte. Sie legte die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) 20.000-mal niedriger als zuvor: auf 0,2 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält diesen Wert jedoch für zu streng und empfiehlt einen TDI von 200 Nanogramm. Doch sicher ist sicher, gerade wenn es um Produkte für Babys geht – deshalb orientieren wir uns am strengeren TDI der EFSA.
Die tolerierbare Tagesdosis wird teilweise ausgeschöpft
Die "üblichen Verdächtigen" – Konservendosen – hatten wir nicht in unserem Test, deshalb waren wir doch überrascht, als das von uns beauftragte Labor BPA-Befunde vermeldete. Wenn ein acht Kilogramm schweres Kind 100 Gramm der betroffenen Obstbreie isst, schöpft es die tolerable Tagesdosis um das Zwei- bis Fünffache aus. Einmal sogar um das 181-fache.
Auf Nachfrage hat uns keiner der Hersteller eine Erklärung für diese Werte geliefert. Alle versicherten, dass BPA bei ihren Verpackungen nicht zum Einsatz kommt, auch nicht beim Deckel.
"BPA kommt in der Industrie in vielen Materialien breit zum Einsatz, so dass es durchaus sein kann, dass die Quelle nicht im Produkt selbst liegt", sagt Jürgen Arning, Experte für Chemikalien beim Umweltbundesamt. "Es baut sich in den Lebensmitteln nicht ohne Weiteres ab – und kann etwa auch auf dem Transport, durch die dort verwendete Verpackung, in die Rohstoffe gelangen."
Spritzgifte und Keime sind kein Thema im Test
Erfreulich fielen dagegen die weiteren Ergebnisse aus den von uns beauftragten Laboren aus: keine Pestizide, kein Patulin, keine Schwermetalle, keine erhöhte Keimbelastung.
Bei unserem letzten Test enthielten die Deckeldichtungen aller 20 Obstbreie noch PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen. Alternativen gibt es schon lange – die mittlerweile auch immer mehr Hersteller nutzen. So vermeldete unser Labor nur noch bei vier Gläschen einen positiven Befund.
Kritik an zugesetztem Vitamin C in Babygläschen
Ebenfalls schön: In den meisten Babygläschen in unserem Test ist tatsächlich nur Obst drin. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Als wir Obstbreie 2019 unter die Lupe nahmen, füllte reines Obst in manchen Produkten noch nicht einmal die Hälfte des Gläschens, stattdessen kamen Säfte, Konzentrate und Verdickungsmittel zum Einsatz.
Diesmal steht bei zwölf von 15 Gläschen nur Obst auf der Zutatenliste, so soll es sein. Überflüssig ist aus unserer Sicht der Zusatz von Vitamin C, den wir im Test festgestellt haben. Denn eine abwechslungsreiche Beikost liefert ausreichend davon.
Fructose im Obstbrei ist kein "besserer Zucker"
Nicht unterschätzen sollten Eltern den Zuckergehalt in den Babygläschen. Auch wenn die meisten Hersteller prominent auf ihrem Etikett betonen, dass ihr Brei "ohne Zusatz von Zucker" entsteht. Erst im Kleingedruckten folgt der Hinweis, dass die Zutaten von Natur aus Zucker enthalten – und das nicht zu knapp. Der süßeste Obstbrei im Test kommt auf 13 Gramm Zucker pro 100 Gramm, in einem Gläschen stecken also mehr als acht Würfelzucker.
Fructose ist auch kein "besserer Zucker", nur weil er aus Früchten stammt. Ein Zuviel kann ebenfalls für Übergewicht und Stoffwechselstörungen sorgen, Karies verursachen und mehr noch als andere Zuckerarten zu einer Fettleber führen.
Da die Auslobung "ohne Zuckerzusatz" dahingehend verstanden werden könnte, dass das Produkt zuckerärmer ist als vergleichbare Produkte, werten wir hier unter den Weiteren Mängeln ab. Ein frischer Apfel enthält natürlich auch Zucker. Daher bemängeln wir den Zuckergehalt auch erst, wenn ein Babygläschen mehr als doppelt so viel Zucker enthält, wie ein als Zwischenmahlzeit empfohlener Apfel in der gleichen Menge.
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Purer Obstbrei stellt keine geeignete Zwischenmahlzeit dar
Ein weiterer Kritikpunkt: Eine pürierte Fruchtzubereitung lässt laut der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin "einen deutlich stärkeren Anstieg des Blutzucker- und Insulinspiegels erwarten als beim Verzehr frischer Früchte". Deshalb ist ein Obstbrei, anders als es viele Hersteller auf ihren Etiketten formulieren, pur keine geeignete Zwischenmahlzeit.
"Fertige pürierte Früchte sollten eine ganze Mahlzeit in aller Regel nicht ersetzen, sondern nur als Teil einer Mahlzeit, etwa in einem Obst-Getreide-Brei, oder als Ergänzung zu einer Mahlzeit angeboten werden", sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Deswegen werten wir es als Deklarationsmangel ab, wenn Hersteller empfehlen, Babys den Obstbrei pur zu geben.
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