Mysteriöse Amazon-Pakete ohne Absender: Was steckt hinter den unbestellten Lieferungen?

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Geld und Recht | 13.02.2019

Mysteriöse Amazon-Pakete ohne Absender: Was steckt hinter den unbestellten Lieferungen?
Foto: Amazon Paket by <a href="https://www.flickr.com/photos/140988606@N08/39915869882/in/photolist-jaW6QK-2bu5f72-2bXRN2b-2bXRKph-h7LgdY-f5S8UR-2ceqfAa-2cwjzDj-9RpDj7-PRV3zk-23Pegt9-PRV3Bz-Luyu5R" target="_blank">Christoph Scholz</a> under CC-BY-2.0, resized (Symbolbild)

Ein Fernglas, ein neues Smartphone oder Sexspielzeug: Nicht bestellte Warensendungen von Amazon verwirren momentan die Kunden. Was hat es mit dem Paket-Mysterium auf sich?

Obwohl sie nichts bestellt haben, erhalten derzeit viele Menschen angebliche Amazon-Pakete. Die Lieferungen mit Amazon-Logo, aber ohne Absender, sorgen für Verwirrung bei den Empfängern, wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mitteilt.

Ein Beispiel ist der Fall von Hauke Hering (Name geändert): Er erhielt ein Paket, das er nicht bestellt hatte und das auch nicht von Freunden oder Verwandten geschickt wurde. Auf der Verpackung prangte das Amazon-Logo. Der Inhalt: ein nagelneues 5,6-Zoll-Smartphone von Huawei, Preis rund 200 Euro. Laut der Verbraucherzentrale, die den Fall recherchiert hat, lag dem Paket weder ein Liefer- noch ein Bestellschein bei, geschweige denn eine Rechnung. Die Befürchtung, Hacker hätten die Bestellung über den Amazon-Account des Empfängers ausgelöst, erwies sich als falsch. Auch die Nachfrage bei Amazon konnte das Rätsel um das kuriose Paket nicht aufklären.

Der Fall ist kein Einzelfall. Unsere Recherche zeigt: Diverse Amazon-Kunden haben unverlangt Pakete bekommen. Der Inhalt reicht von Sexspielzeug über Mausefallen bis hin zu hochwertigen technischen Geräten.

Herkunft von Überraschungspaketen ist unklar

Der Verbraucherzentrale zufolge ist bislang nicht klar, was es mit dem Mysterium auf sich hat. Fest steht nur: Die Pakete kommen nicht von Amazon selbst, sondern über den separaten Marketplace, auf dem sich tausende Händler tummeln. Eine der Vermutungen: "Händler aus Fernost eröffnen einen Zweit-Account bei Amazon unter dem Namen der Adressaten. Darüber wickeln sie dann den Verkauf von Artikeln ab." Ihr Vorteil: Die Produkte stiegen so im angezeigten Verkaufs-Ranking von Amazon. Obendrein seien positive Bewertungen des Artikels oder Shops möglich.

Ein anderer Erklärungsversuch klingt fast noch abenteuerlicher: Die Verbraucherschützer sehen es als möglich an, dass Händler so ihr gemietetes Lager bei Amazon leeren. "Statt Unverkauftes teuer wieder gen China zu verschiffen, schicken sie es einfach wahllos an willkürlich ausgepickte Adressen in Deutschland. Haken nur: Diese Maschen mögen auf Billigartikel passen, kaum aber auf gut verkaufte, teure Smartphones, die bereits über 500 mal bewertet wurden."

Amazon droht mit rechtlichen Schritten

Amazon selbst spricht von "betrügerischen Methoden". Der Versandriese droht den Absendern mit Sperren und der Einleitung rechtlicher Schritte.

Die gute Nachrichtet für die Empfänger lautet: Sie dürfen die Produkte behalten und sich über die nicht bestellten und bezahlten Waren freuen. Laut Verbraucherzentrale gibt es nicht mal die Pflicht, den Absender zu kontaktieren. "Auch eine beiliegende Rechnung muss selbstverständlich nicht bezahlt werden." 

Quelle: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen 

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