Blaue Kassenzettel: Sind die blauen Bons besser für die Umwelt?

Autor: Nora Braatz, Lena Rauschecker | Kategorie: Freizeit und Technik | 23.10.2023

Blaue Kassenzettel gelten als besser für Gesundheit und Umwelt. Stimmt das?
Foto: Foto: ÖKO-TEST

Sie sehen anders aus, fühlen sich anders an und werden immer öfter eingesetzt: die blauen Kassenzettel. Doch die blauen Bons unterscheiden sich nicht nur optisch – sie haben auch einige Vorteile gegenüber den weißen Kassenbons.

Immer mehr Supermärkte geben an der Kasse blaue Kassenzettel aus. Das hat einen bestimmten Grund: Die blauen Bons kommen im Gegensatz zu den weißen Kassenzetteln ohne eine schädliche Chemikalie aus. Ebenso sollen die blauen Kassenzettel auch nach langer Zeit nicht verblassen.

Bisphenol S in weißen Kassenzetteln

Das blaue Thermopapier gilt im Gegensatz zu weißem als weniger bedenklich. Ein Kritikpunkt an weißen Kassenzetteln ist die Chemikalie Bisphenol A (BPA), die lange Zeit dafür sorgte, dass die Schrift auf dem Kassenbon zu sehen war. Seit Anfang 2020 ist BPA auf Thermopapieren wie Kassenzetteln zwar verboten, im April 2020 wurde es dennoch in weißen Kassenbons nachgewiesen und war somit noch im Umlauf.

Bisphenol A gehört laut BUND zu den hormonell wirksamen Schadstoffen, die sich bereits in kleinen Mengen negativ auf den menschlichen Hormonhaushalt auswirken. Die Massenchemikalie BPA wird von ÖKO-TEST schon lange kritisiert. Erst vor Kurzem wiesen wir das Hormongift in Dosentomaten nach – in Gehalten, die wir als "stark erhöht" bewerten (lesen Sie dazu: Geschälte Tomaten im Test).

Weiße Kassenzettel enthalten Chemikalien, die in Verdacht stehen gesundheitsschädigend zu sein.
Weiße Kassenzettel enthalten Chemikalien, die in Verdacht stehen gesundheitsschädigend zu sein. (Foto: Foto: Shutterstock/nitpicker)

Bei neuen weißen Kassenzetteln wird in Deutschland seit des BPA-Verbots Bishphenol S (BPS) eingesetzt. Die Risiken dieser Substanz sind noch nicht abschließend geklärt. Blaue Kassenzettel sind standardmäßig frei von BPA und BPS und somit unbedenklich beim Kontakt mit Lebensmitteln. Ein Hersteller blauer Kassenbons teilte ÖKO-TEST mit, dass die blauen Bons nachweislich bedenkenlos mit trockenen, feuchten und fettenden Lebensmitteln in Kontakt kommen dürfen.

Blaue Kassenzettel: Schrift durch physikalische Reaktion

Anders als bei den weißen Kassenzetteln erscheint die Schrift auf den blauen Kassenzetteln durch eine physikalische Reaktion. Die Zettel bestehen aus drei Schichten: normales Papier, eine schwarze Pigmentschicht und eine Polymerschicht, die das Papier blau aussehen lässt. Durch Hitze wird die oberste Schicht transparent und die darunter liegende schwarze Schicht sichtbar. Blaue Kassenbons enthalten dadurch keine Farbentwickler mehr.

Kassenbons korrekt entsorgen

Dieses Verfahren wird in der Papierindustrie auch in anderen Anwendungen eingesetzt. Das Umweltbundesamt (UBA) geht bislang von keinen negativen Folgen für die Umwelt und das Papierrecycling aus. Deshalb gibt das UBA an, dass die blauen Kassenzettel im Altpapier entsorgt werden können.

Die Ingede, eine Vereinigung der Altpapier verarbeitenden Papierfabriken in Europa, teilte ÖKO-TEST nun aber mit, dass blaue Kassenbons keinesfalls im Altpapier entsorgt werden sollten. Die schwarze Farbschicht auf den Bons löse sich demnach beim Recycling zu einer schwarzen Brühe auf, die die Papierfasern grau färbe.

Der Hersteller der blauen Bons hält dagegen und an der Einschätzung des UBA fest, dass die blauen Kassenzettel dem Altpaperkreislauf zugeführt werden dürfen. Festzuhalten bleibt: Nicht allle Produzenten von Recyclingpapier gehören der Ingede an und teilen die Bedenken von blauen Kassenbons in der Altpapiertonne.

Deshalb gilt: Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, gehören die blauen sowie auch die weißen Kassenzettel in den Restmüll. In Zweifel können Sie bei Ihrer Kommune bzw. Ihrem örtlichen Entsorgungsunternehmen nachfragen, ob diese blaue Kassenzettel im Altpapier erlauben.

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