Apfelbaum pflanzen: Diese Experten-Tipps helfen beim Anbau

Magazin September 2022: Abgeschmiert | Autor: Sven Heitkamp | Kategorie: Freizeit und Technik | 04.09.2022

Apfelbaum pflanzen: Diese Experten-Tipps helfen beim Anbau
Foto: FamVeld/Shutterstock

Die Apfelernte hat im September Hochsaison. Wohl dem der einen tragenden Baum im Garten hat. Für alle anderen beginnt bald die Zeit, das eigene Apfelbäumchen zu pflanzen. Ein Experte gibt Tipps, worauf Sie beim Anbau von Apfelbäumen im Hausgarten achten sollten.

Rolf Clostermann beschäftigt sich schon sein Leben lang mit Äpfeln. Der 63-Jährige hat den Hof seiner Eltern in Wesel-Bislich am Niederrhein übernommen und bereits Anfang der 80er-Jahre nach Demeter-Kriterien umgestellt.

"Damals wurde man noch belächelt, heute ist es selbstverständlich", sagt der Techniker für Obstbau. Der Neuhollandshof seiner Familie bewirtschaftet heute große Flächen mit 35.000 Obstbäumen und 30 Apfel- und Birnensorten nach biologisch-dynamischen Regeln.

Welche Apfelsorten eignen sich für den Anbau?

Wer Fragen hat zum Apfelanbau, ist bei Clostermanns an der richtigen Adresse. Dem Hobbygärtner empfiehlt der Profi widerstandsfähige Sorten, die möglichst jedes Jahr Früchte tragen.

Der Topaz etwa sei robust, habe wenig Schorf, viel Aroma und sei nur leicht sauer. Zu den alten Sorten, die weniger anfällig sind, gehören der lang haltbare Melrose, der saftige James Grieve, die Goldparmäne und der Pilot, der zu DDR-Zeiten aus dem Institut für Obstforschung kam. Sie alle dienen auch als Bestäuber für den großen Klassiker Boskoop, der eine zweite Sorte in seiner Nachbarschaft benötigt, um Früchte zu tragen. "Ein zweiter Baum im Garten ist für die Befruchtung immer gut", sagt Clostermann.

Wer alte Apfelsorten pflanzt, leiste einen Beitrag zu deren Erhaltung. "Es ist wichtig, dass es weiterhin alte Sorten gibt." Von Jonagold und Golden Delicious im Hausgarten rät er jedoch ab – sie gelten als stark krankheitsanfällig und werden schnell schwarz vom Schorfpilz.

Apfelernte auf dem Neuhollandshof am Niederrhein, im Vordergrund Rolf Clostermann und seine Familie.
Apfelernte auf dem Neuhollandshof am Niederrhein, im Vordergrund Rolf Clostermann und seine Familie. (Foto: Clostermann)

Klimawandel spielt bei Apfelbäumen eine Rolle

Einfluss auf die vorhandenen Sortenbestände hat indessen auch der Klimawandel: Während der Cox Orange, früher eine Hauptsorte im Anbau, wegen der zunehmenden Wärme aus Deutschland Richtung Nordeuropa verschwindet, wächst hierzulande inzwischen der Braeburn umso besser – obwohl er aus Neuseeland stammt.

"Bei der Sortenauswahl kommt es nicht zuletzt darauf an, was jemand möchte: einen besonders schönen Baum im Garten oder möglichst viele Äpfel?", sagt Clostermann. Daher rät er, die Pflanzen in einer Baumschule zu kaufen und sich je nach Bedarf beraten zu lassen. Regional gibt es auch einige Bio-Baumschulen (Adressen sind unter gartenrundbrief.de zu finden), manche Bio-Anbieter versenden auch diverse Sorten über Onlineshops.

Apfelbaum pflanzen: Im September Topfware nutzen

"Ein neuer Baum sollte mindestens fünf bis acht Seitentriebe haben, sonst wird es kein schöner Baum", rät Clostermann. Wurzelnackte Bäume pflanzt man von November bis in den März, wenn sie in der Ruhephase sind und die Stämme keine Blätter tragen.

Wer schon im September einen Apfelbaum pflanzen möchte, sollte auf Topfware setzen. Mehrere Meter große Hochstämme gelten zwar als Klassiker, die zudem Vögeln als Quartier dienen. Sie sind für Hobbygärtner aber nur die zweitbeste Wahl, weil sie aufwendiger zu pflegen sind und erst nach mehreren Jahren Früchte tragen. Praktischer sind Halbstämme um die 1,20 Meter Stammhöhe und die fast buschartigen Niederstämme.

Wohin sollte man die Apfelbäume pflanzen?

"Äpfel lieben Sonne, sie bringt das Aroma und färbt die Früchte rot", sagt Clostermann. Ideal ist zudem ein lehmiger Boden. Ein trockener, sandiger Boden muss zuvor mit Kompost oder Bio-Pflanzerde ohne Torf versorgt werden. Während des Einpflanzens ins Erdloch kann man ab und zu vorsichtig am Stamm wackeln, damit die Erde gut zwischen die Wurzeln rieselt.

Bei veredelten Bäumen darf die Veredelungsstelle aber nicht unter die Erde kommen. Zum Abschluss wird die Erde gut festgetreten und der Stamm kräftig angegossen. Danach muss der Baum etwa alle ein bis zwei Wochen gewässert werden – je nach Hitze und Trockenheit. Gerade im ersten Jahr braucht der Baum immer genug Wasser. Clostermann: "Wenn der Boden trocken wird oder sich die Blätter kräuseln, ist das ein deutliches Zeichen für Wassermangel."

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Biegen sorgt für eine schöne Form

Die weitere Pflege ist relativ einfach: Dünger brauchen Apfelbäume in der Regel kaum. Eine freie Baumscheibe etwa einen Meter um den Stamm hilft aber, die Nährstoffkonkurrenz durch Beikräuter oder Wildpflanzen zu verringern. In den ersten Jahren müssen Apfelbäume auch kaum beschnitten werden.

Damit sie eine schöne Form bekommen, könne man die Äste aber waagerecht biegen und mit Sisaloder Hanf-Band an einem kleinen Pfahl anbinden, bis sie allein gut halten. "Das Biegen ist nichts Schlimmes", sagt Clostermann. 

Gegen weit verbreitete Krankheiten helfen meist natürliche, ungefährliche Mittel. Mehltaupilz, der an jungen kleinen Blättern entsteht und die Ernährung der Früchte verringert, kann mit Netzschwefel eingedämmt werden. Oft reiche schon ein Teelöffel auf fünf Liter Wasser, man müsse aber die Packungsbeilage beachten.

Kupfer, das als Pulver erhältlich ist, hilft gegen den Schorfpilz. Er zählt neben dem Mehltau zu den häufigsten Krankheitserregern im Obstgarten und bildet unschöne dunkle Flecken auf den Früchten. "Grundsätzlich ist ein Apfelbaum im Hausgarten aber relativ pflegeleicht", sagt der leidenschaftliche Apfelbauer. "Und immer eine Zierde."

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