Was kostet wie viel? Leitungswasser, Wassersprudler und Flaschenwasser im 1-Jahres-Vergleich

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Essen und Trinken | 20.06.2023

Wasser aus dem Hahn, selbst aufgesprudelt oder abgefüllt gekauft: Was kostet im Jahr wie viel?
Foto: Shutterstock/monticello

Wasser ist relativ günstig – das mag zutreffen. Rechnet man die rund 275 Liter Wasser zusammen, die eine Person im Jahr ungefähr zu sich nimmt, macht es aber durchaus einen Unterschied, ob es sich dabei um günstiges Wasser aus der Leitung handelt oder um teurere Produkte aus dem Supermarkt. Wir haben nachgerechnet.

Die Trinkwasserqualität in Deutschland ist hoch. Immer wieder wurde nachgewiesen, dass unser Leitungswasser sich unter gewöhnlichen Umständen qualitativ nicht wesentlich von gekauften (Mineral-)Wässern unterscheidet. Beide können – sofern Stadtwerke, Abfüller und Hersteller korrekt arbeiten und die Leitungen in Haus und Wohnung in Ordnung sind – ohne Bedenken getrunken werden. 

Auch den Durst löschen natürlich beide. Mineralwasser kann, muss aber nicht, deutlich mehr Mineralstoffe (z.B. Calcium) enthalten als Leitungswasser. Das ist aber eher nur dann ein Vorteil, wenn man sich nicht ausgewogen ernährt.

Der wichtigste Unterschied ist tatsächlich finanzieller Natur: Denn im Geldbeutel macht sich durchaus bemerkbar, ob Sie das Wasser direkt aus der Leitung nehmen – oder jede Woche einen Kasten Wasser vom Einkaufen mit nach Hause bringen. Wie hoch der Unterschied genau ausfällt? Wir haben nachgerechnet. 

Wie viel Wasser trinken wir eigentlich pro Jahr?

Wir haben unserer Beispiel-Rechnung folgende Zahlen zugrunde gelegt: Während gut belegt ist, dass wir pro Jahr im Schnitt rund 44.000 Liter Trinkwasser (zum Duschen, Kochen, Putzen usw.) verbrauchen, ist weniger einfach zu ermitteln, wie viel Wasser wir im Jahr allein als Durstlöscher zu uns nehmen. Nicht jeder trinkt gleich viel – und natürlich trinkt nicht jeder nur reines Wasser: Kaffee, Tee, Säfte, Softdrinks & Co. decken bei vielen einen Großteil des täglichen Flüssigkeitsbedarfs.

Wir sind deshalb davon ausgegangen, dass im Schnitt 0,75 Liter reines Wasser (ohne Kaffee, Limo & Co.) pro Tag getrunken werden: an einem Sommertag mehr, an einem Wintertag weniger. Geht man von 0,75 Litern pro Tag aus, summiert sich die Schätzung auf rund 275 Liter Wasser im Jahr, mit denen wir im Folgenden rechnen.

1 Jahr Leitungswasser trinken: sehr günstig

In unserem Beitrag "Was kostet eigentlich Leitungswasser?" haben wir ausgerechnet, dass in Deutschland ein Liter Wasser ungefähr bei 0,4 Cent pro Liter kostet (wenn man alle anfallenden Kosten miteinbezieht). Natürlich können die Trinkwasserkosten je nach Stadt leicht schwanken.

Was es entsprechend einfach macht, zu berechnen, was es kostet, ein Jahr lang Leitungswasser zu trinken – nämlich: 0,4 Cent/Liter * 275 Liter = 110 Cent = 1,10 Euro.

Wer ausschließlich Wasser aus dem Hahn trinkt, muss dafür zurzeit nicht viel mehr als einen Euro pro Jahr veranschlagen. Der Ernährung fehlt dabei nichts, denn: Auch Leitungswasser leistet einen relevanten Beitrag zur Mineralstoffversorgung – selbst wenn es den Begriff "Mineral" nicht ausdrücklich im Namen trägt.

1 Jahr Wasser aus dem Sprudler: günstig

Wer sein Wasser zusätzlich aufsprudeln will, muss ein paar Euro mehr einrechnen. Schließlich muss der Wassersprudler angeschafft und die Gaskartuschen nachgekauft werden. Geht man davon aus, dass ein neuer Wassersprudler im Schnitt 100 Euro kostet, dafür aber acht Jahre seinen Dienst tut, sind für das Gerät rechnerisch 12,50 pro Jahr anzusetzen. Ein neuer CO₂-Zylinder kostet im Drogeriemarkt etwa sechs Euro; pro Jahr benötigt man (mindestens) vier davon, um die genannte Wassermenge aufzusprudeln. Was nochmals Kosten von 24 Euro entspricht.

Macht zusammen: 1,10 Euro (Trinkwasser) + 12,50 (Wassersprudler, anteilig) + 24 Euro (CO₂-Zylinder) = 37,60 Euro im Jahr fürs selbst gesprudelte Wasser. Wobei die Kosten niedriger ausfallen, wenn ein günstiges Sprudler-Modell lange benutzt wird, und höher, wenn ein teurer Sprudler schon nach drei Jahren den Geist aufgibt.

1 Jahr Discounterwasser: bezahlbar

Im Discounter, wo stilles oder gesprudeltes Wasser zum gleichen Preis in der Einweg-Pfand-Flasche aus Kunststoff zu haben ist, wird es ein wenig teurer. Der Liter kostet hier (je nach Flaschengröße) zwischen 18 Cent (1,5-Liter-Flasche) und 27 Cent (0,5-Liter-Flasche).

  • Gehen wir vom günstigsten Preis aus, bezahlen Sie dafür: 18 Cent/Liter * 275 Liter = 49,50 Euro im Jahr.
  • Wer zu den kleineren Wasserfläschchen greift, für den wird es etwas teurer: 27 Cent/Liter * 275 Liter = 74,25 Euro im Jahr.

Damit liegen Sie in fast allen Fällen über den Kosten, die der Wassersprudler verursacht. Ganz abgesehen davon, dass Sie natürlich auch noch 275 Kilo abgefülltes Wasser transportieren und die dazugehörigen Pfandflaschen zurückbringen müssen. (Zu den Umweltkosten, die außerdem anfallen, siehe unten.)

1 Jahr Markenwasser: wesentlich teurer

Am kostspieligsten wird es natürlich, wenn man Wasser in der Glasflasche kauft. Die Preise schwanken hier, je nach Marke und Markt, am stärksten. Sie können von 45 Cent bis gut über einen Euro pro Liter Wasser reichen.

Wer gerne mehr bezahlt, bekommt dafür auch ein "ausgewogen mineralisiertes" und "feinperliges" Mineralwasser als "Begleiter für aromareiche Speisen und strukturierte Weine", wie ein Hersteller beispielsweise sein Produkt bewirbt. Was man ebenfalls bekommt: eine hohe "Wasserrechnung": 1,30 Euro/Liter * 275 Liter = 357,50 Euro im Jahr.

Ist das Wasser im Glas vielleicht nicht ganz so "feinperlig", aber immer noch mit einem bekannten Markennamen versehen, kostet es etwa die Hälfte. Entsprechend landet man bei: 50 Cent/Liter * 275 Liter = 137,50 Euro im Jahr.

1 Jahr lang Wasser trinken – im Vergleich

Hier noch mal alle Zahlen im Direkt-Vergleich (Transportkosten nicht berücksichtigt). Ein Jahr Wassertrinken kostet:

  • für Leitungswasser: 1,10 Euro
  • für gesprudeltes Leitungswasser: ca. 35 bis 45 Euro
  • für Discounterwasser: ca. 50 bis 75 Euro
  • für Markenwasser: ca. 125 bis 350 Euro

Noch mal anders ausgedrückt: Wasser aus dem Sprudler ist etwa 35-mal so teuer wie Leitungswasser, aus der Plastikflasche mindestens 45-mal und aus der Glasflasche mindestens 115-mal so teuer wie Wasser aus dem Hahn. Oder, noch mal etwas anders: Wer vom Wasserkasten mit Glasflaschen auf den Sprudler umsteigt, spart sicherlich 100 Euro im Jahr, wahrscheinlich mehr. Wer sogar nur noch Leitungswasser trinkt, darf von mindestens 125 Euro Differenz ausgehen.

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Wasserkosten … und die Umwelt?

Nicht zu vergessen: Die vier gezeigten Möglichkeiten, sich das Wasser reichen zu lassen, haben natürlich unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt. 

  • Die günstigste Variante, also Leitungswasser pur, ist zugleich die umweltfreundlichste, da hier nichts verpackt und transportiert werden muss.
  • Zur Umweltbilanz von Wassersprudlern sind uns keine Zahlen bekannt, realistisch ist aber, dass sie spätestens nach zwei Jahren Einsatz besser abschneiden als Wasser, das abgefüllt verpackt wird.
  • Bei Letzterem, also bei Flaschenwasser, gilt: Mehrweg geht vor Einweg und regional geht vor international. Die Kiste mit Glasflaschen aus dem Getränkehandel ist also umweltverträglicher als die dünnwandigen Wasserflaschen aus Plastik, die es beim Discounter gibt. (Pfand wird übrigens auf beide fällig.)

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