Kann Wasser schlecht werden? Kann es sogar schimmeln?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Essen und Trinken | 29.08.2023

Kann Wasser schlecht werden oder schimmeln? Haltbarkeit von Wasser
Foto: Shutterstock/Roman Samborskyi

Wir müssen täglich Flüssigkeit zu uns nehmen. Die meisten öffnen dazu einfach den Hahn oder schrauben eine Flasche auf: Wasser ist schließlich günstig, gesund und fast überall verfügbar. So kommen wir kaum jemals dazu, uns zu fragen: Kann Wasser eigentlich auch schlecht werden? Wenn ja, was geschieht dann? 

Wenn etwas alternativlos ist, dann wohl Wasser. Wasser ist hierzulande glücklicherweise jederzeit verfügbar, oft sogar kostenlos. Daher machen wir uns kaum Gedanken darüber, wie lange sich Wasser eigentlich hält. Kann es verderben und woran erkennt man, dass man Wasser besser nicht mehr trinken sollte?

Wir haben die wichtigsten Informationen rund um die Haltbarkeit, Sauberkeit und (Un-)Bedenklichkeit von Wasser gesammelt – sei es Wasser aus der Leitung, aus der Plastik- oder Glasflasche oder aus dem Wassersprudler.

Kann Wasser schlecht werden?

Reines Wasser kann nicht im gleichen Sinn verderben wie andere Lebensmittel. Denn: Es enthält keine Stoffe wie Eiweiß oder Zucker, die vergären oder von Bakterien oder Pilzen in Energie umgewandelt werden könnten. Wasser kann deshalb auch nicht schimmeln. Cola, Kaffee und Tee, die auch Zucker, Öl oder Eiweiß enthalten, hingegen schon.

  • Dennoch gilt: In offenem Wasser und in seiner direkten Nähe sammeln sich trotzdem allmählich immer mehr Bakterien, Pilze und Algen an, die das Nass als Lebensraum besiedeln. Mit der Zeit bilden sie einen sogenannten Biofilm auf der Wasseroberfläche.
  • Manche der Keime, die sich in Wasser ansammeln, können der menschlichen Gesundheit schaden. Deshalb sollte Wasser unklarer Herkunft aufbereitet bzw. abgekocht werden.
  • Die mikrobielle Keimbelastung steigt schneller, je wärmer das Wasser gelagert wird und je mehr Licht und Luft an die Flüssigkeit gelangen.

Wichtig: Ob Wasser mikrobiell oder durch Schadstoffe verunreinigt ist, lässt sich in aller Regel nicht erkennen. Bei Wasser, das verdorben sein könnte, gilt deshalb: Abkochen – oder Abstand halten.

Wasser kann sehr lange haltbar sein

Kein Wasser ist unbegrenzt haltbar, weil weder Leitungswasser noch Mineralwasser jemals vollständig keimfrei sind (und das per Gesetz auch gar nicht sein müssen).

Für das Wasser in Glasflaschen gilt: Ist der Inhalt möglichst wenig Umwelteinflüssen ausgesetzt – hat das Wasser also quasi keinen Kontakt mit Licht, Luft oder Wärme –, kann es theoretisch viele Jahre genießbar bleiben.

Plastikflaschen sind durchlässiger für Außeneinflüsse als Glasflaschen: Sauerstoff dringt zum einen schneller ein, zum anderen entweicht Kohlensäure schneller. Deshalb ist Wasser in Kunststoffflaschen in aller Regel nicht so lange haltbar wie in Glasflaschen und hat auch ein früheres Mindesthaltbarkeitsdatum.

Wirklich steril ist nur destilliertes Wasser und, sofern verschlossen, potentiell unbegrenzt lagerbar – was aber nicht bedeutet, dass es deshalb als Getränk zu empfehlen ist. Leitungswasser und Mineralwasser sind gesünder als destilliertes Wasser, da sie wichtige Inhaltsstoffe wie Magnesium oder Calcium liefern, die in Letzterem nicht (mehr) enthalten sind.

Mehr zu Leitung-/Trinkwasser

Das hiesige Leitungswasser hat eine sehr hohe Qualität und ist außerdem unschlagbar günstig. Es kann bedenkenlos getrunken werden. (Lese-Tipp dazu: Was kostet Leitungswasser, Wassersprudler und Flaschenwasser im Jahres-Vergleich?)

  • Einzige empfehlenswerte Maßnahme: Da auch das Wasser, das in den hauseigenen Leitungen steht, mit der Zeit verkeimt – vor allem unter Wärmeeinfluss –, sollte man immer ein wenig Wasser ablaufen lassen, bevor man ein Glas oder eine Flasche füllt (vor allem im Sommer).
  • Dabei das Wasser umso länger laufen lassen, je länger die Hähne zuvor nicht geöffnet wurden, beispielsweise, wenn Sie gerade aus dem Urlaub zurückgekommen sind. (Lese-Tipp dazu: Warum Sie nach dem Urlaub die Wasserhähne laufen lassen sollten)

Wasser kann durch andere Stoffe belastet sein

Wasser kann nicht nur durch Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Algen) verunreinigt werden, sondern auch durch Stoffe belastet werden, die sich aus Leitungen oder Gefäßen lösen. Bekannt sind beispielsweise bedenkliche Wasserleitungen aus Blei, die laut Umweltbundesamt (UBA) allerdings kaum noch ein Problem darstellen.

Ein anderes Beispiel, auf das ÖKO-TEST immer wieder aufmerksam macht: In Wasser, das in Plastikflaschen gelagert wird, ist immer auch Mikroplastik nachweisbar (siehe z.B. diese aktuelle Studie aus dem Jahr 2023), dessen gesundheitliche Folgen noch ungeklärt sind.

Plastikflaschen können Geschmack des Wassers beeinflussen

Kunststoff neigt aufgrund seiner Beschaffenheit eher dazu, mit der Zeit Gerüche und Geschmäcker durchzulassen oder anzunehmen. Hat man Pech, werden Fehlnoten an das enthaltene Wasser abgegeben. Auf manchen PET-Wässern findet sich deshalb sogar explizit die Empfehlung "geruchsneutral lagern". Bedeutet: Wasserkasten im Keller am besten nicht direkt neben die Zwiebeln stellen.

  • Bei Fehlnoten, die bei Wasser in Plastikflaschen auftreten können, spielt auch das Molekül Acetaldehyd eine Rolle. Der Aromastoff geht besonders dann aus dem Material in Flüssigkeiten über, wenn PET-Flaschen warm werden. Acetaldehyd erzeugt einen chemisch-fruchtigen (Falsch-)Geschmack, der in Wasser auffällt, während er in Getränken mit intensiverem Geschmack – wie Softdrinks oder Säften – normalerweise nicht wahrgenommen wird.
  • Das Phänomen gilt zum Glück als unbedenklich: So schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass Geschmacksverfälschungen durch Acetaldehyd aus PET-Flaschen in der Regel eine Folge "von technischen Mängeln bei der Herstellung" seien. Von geringen Mengen an Acetaldehyd gehe aber kein gesundheitliches Risiko für Verbraucher aus.

      Mehr zu Flaschenwasser allgemein

      Was Flaschenwasser im Allgemeinen betrifft (sei es in der Kunststoff- oder Glasflasche), ist außerdem Folgendes gut zu wissen:

      • Kohlensäure verlangsamt das Wachstum von Mikroorganismen. Deshalb ist stilles Wasser schlechter geeignet als Sprudel, um möglichst lange möglichst keimfrei aufbewahrt zu werden.
      • Wird direkt aus der Flasche getrunken, gelangen über den Speichel auch Keime aus dem Körper ins Wasser, beispielsweise bestimmte Bakterien. Das führt dazu, dass die enthaltene Flüssigkeit schneller verkeimt, als wenn das Wasser vor dem Trinken in ein Glas geschüttet worden wäre. Außerdem werden so leichter Infektionskrankheiten übertragen.
      • Geschlossene Wasserflaschen am besten kühl und dunkel aufbewahren. Auf einigen Wässern findet sich sogar explizit der Hinweis "Vor direkter Sonneneinstrahlung schützen", da Wärme dafür sorgt, dass die Kohlensäure schneller entweicht und sich Keime schneller vermehren.
      • Ist eine Wasserflasche angebrochen, weiter dunkel und kühl lagern, gerne im Kühlschrank. Reste innerhalb weniger Tage aufbrauchen.
      • Was Sie nicht mehr trinken wollen, am besten den Blumen geben. Lesen Sie auch: Wasser sparen im Haushalt: 25 Tipps

      Und was ist mit Wasser aus dem Wassersprudler?

      In zahlreiche Haushalte werden mittlerweile Wassersprudler verwendet. In den Geräten können sich natürlich auch Keime ansiedeln. Keime komme dort vor, wo es zum einen feucht ist und sie zum anderen Halt finden. Weshalb sich vor allem die Düse des Wassersprudlers als Keimherd eignet. Von dort werden die Mikroorganismen dann beim Aufsprudeln wieder ins Wasser abgegeben. Studien (2005, 2006) haben deshalb zum Teil hohe Bakterienzahlen in frisch aufgesprudeltem Wasser nachgewiesen.

      • Deshalb gilt: Wassersprudel-Geräte so trocken wie möglich halten und regelmäßig (wie vom Hersteller empfohlen) reinigen. Außerdem zerkratzte Flaschen austauschen, denn an Kratzern/Unebenheiten finden unerwünschte Keime leichter Halt.
      • Flaschen nach Gebrauch gründlich mit Spülmittel und heißem Wasser reinigen. Deckel und Dichtungen nicht vergessen.
      • Zusätze wie Sirup oder Saft immer erst im Glas hinzugeben, nicht schon in der Flasche, schon gar nicht vor dem Aufsprudeln. Gelangt Zucker an die Sprudeldüse, zieht das Bakterien und Pilze an.
      • Wie bei Flaschenwasser generell gilt auch hier: Gesprudeltes Wasser bevorzugt kühl und dunkel aufbewahren.

      Helfen Wasserfilter gegen verunreinigtes Wasser?

      Sie haben Bedenken, versehentlich verdorbenes Wasser zu trinken? Und hoffen, ein Wasserfilter aus dem Handel, könne das Wasser zuverlässig von Verunreinigungen befreien? Leider müssen wir Sie enttäuschen: Nicht nur die Verbraucherzentralen raten von Wasserfiltern und Wasserbehandlern ab – auch aus hygienischen Gründen.

      Denn: Stehendes Trinkwasser verkeimt, wie gesehen, früher oder später; und auch die Filterkartuschen in entsprechenden Produkten – die eigentlich zur Reinigung da sein sollten – entwickeln sich deshalb nach einiger Zeit vom Keimstopper zum Keimherd.

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