- Mit Bio fahren Sie bestens: Alle Bio-Senf-Marken im Test sind frei von Glyphosat.
- Erstmals ließen wir die Produkte im Test auf den Problemstoff Bisphenol F untersuchen. Dieser entsteht aus einem natürlicherweise in gelben Senfsaaten enthaltenen Inhaltsstoff. Das Problem: Er steht gleichzeitig im Verdacht hormonell wirksam zu sein.
- Auffällig: Der Senfanteil von zwei getesteten Produkten liegt unter den Vorgaben der Branchenrichtlinie.
Aktualisiert an 17. November 2022 | Senf versüßt – besser: verschärft – den Sommer. Er schmeckt prima in Salatdressings und zu allen Arten von Grillgut und Würstchen. Nebenbei können Senföle sogar Krebs vorbeugen. Die antikanzerogene Wirkung sei in verschiedenen experimentellen Modellen erforscht, erklärt Professor Bernhard Watzl vom Max-Rubner-Institut.
Kann Senf dann sogar die krebserregende Wirkung etwa von stark gegrilltem Fleisch "neutralisieren"? "Das wurde in keiner Studie untersucht", schränkt der Experte ein. Aber: "Je mehr solcher Inhaltsstoffe in der Ernährung vorhanden sind, um so eher können sie krebserregende Stoffe eliminieren."
Senf im Test: Zehn erhalten die Bestnote
Umso wichtiger, dass der Senf selbst nicht mit gesundheitsschädlichen Rückständen belastet ist. Nach Untersuchung von Inhaltsstoffen und Geschmack von 20 mittelscharfen Senfen können wir zehn mit "sehr gut" rundum empfehlen.

Glyphosat in der Hälfte der überprüften Senfe
Auffällig im Test: Ein Großteil der Senfsorten enthält Rückstände von Glyphosat. Dabei handelt es sich um ein Herbizid, das in der konventionellen Landwirtschaft verbreitet gegen Unkräuter eingesetzt wird.
Von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) wird Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Andere Behörden wie die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) sehen dagegen keinen Krebsverdacht.
Zwar liegen die Gehalte, die wir gefunden haben, nur im Spurenbereich. Wir finden aber: Zur Sicherheit sollte Glyphosat schlicht gar nicht in Lebensmitteln vorkommen.
So reagierten Hersteller auf die Testergebnisse
Zwei Senfproduzenten teilten uns mit, Glyphosat sei nur deshalb in ihrem Senf, weil es mittlerweile in der Umwelt schon ubiquitär verbreitet sei. Die festgestellten Werte erklärt das unserer Meinung nach nicht.
Die beiden Hersteller erklärten außerdem, die Senfpflanze würde durch das Totalherbizid Glyphosat absterben, weshalb der Einsatz nicht üblich sei. Doch genau das ist eine mögliche Anwendung von Glyphosat: Landwirte können damit die Pflanzen vor der Ernte totspritzen, um die Reifung und den Erntezeitpunkt zu steuern.

Vermutlich hormonell wirksamer Stoff in Senfen enthalten
Ein bisher wenig bekannter Problemstoff dagegen ist Bisphenol F. Es ist in allen Senfen im Test nachweisbar. Bisphenol F ist chemisch ähnlich aufgebaut wie das hormonell wirksame Bisphenol A, das etwa in der Innenbeschichtung von Konservendosen vorkommen kann. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass auch Bisphenol F auf das Hormonsystem wirkt.
Im Senf stammt der Stoff aber nicht aus Verpackungen, sondern bildet sich wahrscheinlich im Herstellungsprozess aus einem natürlicherweise in gelben Senfsaaten enthaltenen Inhaltsstoff. Die in den meisten Produkten festgestellten Spurengehalte sind unproblematisch. Als "erhöht" kritisieren wir jedoch den Gehalt in einem Senf im Test. Gesetzliche Grenzwerte für Bisphenol F gibt es nicht.
Geschmacklich überzeugen alle Senfe im Test
In der Sensorikprüfung schneiden alle Produkte mit Bestnote ab. Die Prüfer haben keine Fehlnoten oder Abweichungen gefunden. Trotzdem schmecken alle ein bisschen anders. Besonders positiv sind Proben mit frischen Senfnoten aufgefallen, die an Meerrettich erinnern und dem Senf einen Extra-Kick geben.
Andere schmecken leicht süß oder nach Kräutern. Unterschiede gibt es auch in der Schärfe: Das Spektrum reicht von leicht bis stark scharf. Den Experten zufolge ist das für mittelscharfen Senf normal und, so wie die liebste Würstchensorte, Geschmackssache.
Weniger Geschmackssache als ein Qualitätsmerkmal ist dagegen, wie hoch der Senfanteil im Produkt ist. Eine spezielle Branchenrichtlinie legt fest, wie der Senf beschaffen sein soll. In unserem Test liegen zwei Produkte knapp unter der angegebenen Mindestgrenze.
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