Kerne aus der Paprika: Raus damit oder rein in den Mund?

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 29.07.2025

Paprikakerne: Mitessen oder entfernen?
Foto: Shutterstock / Niko Natsuki

Kaum ein Gemüse ist so beliebt wie die Paprika – ob roh im Salat, gedünstet im Curry oder gefüllt aus dem Ofen. Doch bei der Zubereitung stellt sich eine Frage: Was macht man eigentlich mit den Kernen? Müssen sie raus – oder kann man sie mitessen?

Fast jeder kennt es: Man schneidet eine Paprika auf und plötzlich sind die kleinen, hellen Kerne überall – sie kleben auf der Arbeitsfläche oder haften noch hartnäckig am Fruchtfleisch. Ist es nötig, die Kerne mühsam zu entfernen – oder sind sie unbedenklich und essbar?

Muss man Paprikakerne wirklich entfernen?

Die klare Antwort ist: Paprikakerne sind weder giftig noch ungesund. "Gesundheitlich ist das gelegentliche Mitessen von Samen der Gemüsepaprika nicht problematisch", erklärt Hannah Zeyßig von der Verbraucherzentrale NRW. Auch für Kleinkinder stellen sie in der Regel kein Problem dar, solange man darauf achtet, dass sie sich nicht daran verschlucken.

Geschmacklich sind die Kerne neutral bis leicht bitter, und ihre Konsistenz kann in manchen Gerichten als störend empfunden werden. Aus gesundheitlicher Sicht spricht jedoch nichts gegen das Mitessen.

Haben Paprikakerne eine gesunde Wirkung – oder sind sie nutzlos?

Paprikakerne enthalten laut Studien wertvolle Inhaltsstoffe – darunter kleine Mengen an Ballaststoffen, Antioxidantien und fetten Ölen, die überwiegend aus ungesättigten Fettsäuren bestehen. "In haushaltsüblichen Mengen ist der gesundheitliche Effekt zwar begrenzt, ein Mitessen ist aber aus ernährungsphysiologischer Sicht durchaus sinnvoll – vor allem, wenn die Kerne z. B. mitverarbeitet oder gemahlen werden", erklärt Hannah Zeyßig.

Fazit: Paprikakerne sind nicht giftig, aber auch keine nennenswerte Gesundheitsquelle. Wer sie mitisst, muss sich keine Sorgen machen. Wem sie geschmacklich oder in der Konsistenz nicht zusagen, entfernt sie einfach. Der oft im Internet empfohlene Tipp, Paprikakerne zu rösten und als Snack zu genießen, ist eher ein nachhaltiger Küchen-Gag als ein kulinarischer Hochgenuss – und als gesunder Snack für den Alltag eher verzichtbar.

Gewürzpaprika: Scharfer Aromaspender – aber Vorsicht bei den Samen

Bei Gewürzpaprika gilt im Gegensatz zur milden Gemüsepaprika eine andere Regel, denn sie wird nicht frisch gegessen. Es handelt sich hier um eine spezielle Zuchtform, die überwiegend getrocknet und gemahlen als Paprikapulver verwendet wird. Je nach Sorte und Schärfegrad entstehen daraus verschiedene Varianten wie edelsüßes, rosenscharfes oder sogar scharfes ungarisches Paprikapulver. Gewürzpaprika enthält deutlich mehr Capsaicin – den Stoff, der für die charakteristische Schärfe verantwortlich ist.

Und genau hier liegt der Unterschied: Während die Samen der Gemüsepaprika unbedenklich sind, können die Samen der Gewürzpaprika laut Verbraucherzentrale durch ihren hohen Capsaicin-Gehalt zu Reizungen im Mund und im Magen-Darm-Trakt führen – insbesondere bei größeren Verzehrmengen.

Frische Gewürzpaprika sind im Handel eher selten zu finden, da sie überwiegend getrocknet und gemahlen verarbeitet werden. Wer möchte, kann Gewürzpaprika aber auch selbst im Garten anbauen. Die Pflanzen wachsen ähnlich wie Gemüsepaprika, benötigen warme Standorte und eine sonnige Lage.

Hinweis: Paprikapulver selbst enthält normalerweise keine Kerne, da diese beim Mahlen entfernt werden. Wer jedoch getrocknete Gewürzpaprika-Schoten mit Samen verarbeitet, nimmt auch die Kerne mit auf – diese können durch den hohen Capsaicin-Gehalt stärker reizen als die Samen der Gemüsepaprika.

Was bedeuten schwarze Kerne in Paprika?

Auch schwarze oder dunkel verfärbte Kerne in Paprika sind unbedenklich. Die Farbveränderung entsteht meist durch natürliche Alterungsprozesse, Kälteschäden oder falsche Lagerung. "Wenn das Fruchtgemüse selbst, also die Paprika, keine Schadstellen oder braune Flecken aufweist, können Sie die Paprika wie gewohnt im Ganzen braten und die Kerne ohne Bedenken mitessen", erklärt die Verbraucherzentrale.

Sind die schwarzen Kerne allerdings matschig, muffig oder von Schimmel überzogen, ist das ein Warnzeichen – dann sollte die Paprika besser entsorgt werden.

Vorsicht bei anderen Kernen

Während Paprikakerne unbedenklich sind, ist bei anderen Fruchtkernen Vorsicht geboten:

  • Aprikosen- und Pfirsichkerne enthalten hohe Mengen an Blausäure.
  • Auch Apfelkerne enthalten diese Substanz und sollten deshalb nicht in größeren Mengen verzehrt werden. Man müsste zwar eine sehr große Menge Kerne zerkaut und geschluckt aufnehmen, um sich zu vergiften – also deutlich mehr, als man beim normalen Apfelessen konsumiert –, dennoch ist ein maßvoller Umgang ratsam.
  • Avocadokerne wiederum enthalten den Bitterstoff Persin, dessen Wirkung zudem noch nicht vollständig erforscht ist. Im Internet kursieren zahlreiche Tipps, den Avocadokern zu trocknen, zu mahlen und als Pulver in Smoothies zu mischen. Dabei wird behauptet, er sei reich an Antioxidantien, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen – was zwar teilweise stimmt, aber ohne klaren gesundheitlichen Nutzen belegt ist. Die Verbraucherzentrale rät vom Verzehr des Avocadokerns und entsprechender Pulver ab.

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