Hagebutten nach dem ersten Frost ernten und verarbeiten: Kostenloser Snack vom Wegesrand

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Essen und Trinken | 20.11.2023

Hagebutten ernten und verarbeiten
Foto: Shutterstock/zaleskyphoto

Hagebutten sind kleine Vitaminbomben, die kostenlos im Garten oder am Wegrand wachsen. Ob als Tee, Marmelade oder Pulver – die Hagebutte lässt sich vielseitig verarbeiten. So geht es.

Wenn im Herbst knallrote Früchte an den Büschen hängen, handelt es sich meist um Hagebutten – um die Früchte der Rose. Allerdings bilden nicht alle Rosen Hagebutten aus. Die Rosen mit den schönsten Früchten sind Wild- beziehungsweise Heckenrosen, zum Beispiel:

  • Kartoffelrosen (Rosa rugosa)
  • Apothekerrosen oder Essigrosen (Rosa gallica)
  • Zimtrosen (Rosa majalis)
  • Weinrosen (Rosa rubiginosa)

Damit ab September süße, rote Früchte an den Sträuchern hängen, dürfen die Rosen nach der Blüte allerdings nicht zurückgeschnitten worden sein.

Hagebutten, die wie die Erdbeere zu den Sammelnussfrüchten gehören, zählen zu den vitaminreichsten heimischen Früchten. Sie enthalten vor allem Vitamin C, aber auch Vitamin A und B. Dazu Mineralstoffe, Carotinoide, Flavonoide, Gerbstoffe, Fruchtsäuren und Pektine – die Liste der gesunden Inhaltsstoffe, die in Hagebutten stecken, ist lang.

In Sachen Vitamin C hält die Hagebutte übrigens einen Top-Platz: Hagebutten enthalten 1.250 mg Vitamin C/100 g; Zitronen, die gemeinhin als Vitamin C-reich gelten, dagegen 50 mg.

Die Hagebutte wächst an Waldrändern und in Wildhecken, wo sie es sonnig bis halbschattig liebt. Ab September können die Früchte, die nach dem ersten Frost besonders süß schmecken, geerntet werden.

Die roten Vitaminbomben zu sammeln, zu entkernen und zu Marmelade, Tee oder Hagebuttenpulver zu verarbeiten, macht etwas Mühe, die aber belohnt wird.

#1: Hagebutten frisch vom Strauch

Die leuchtend roten Hagebutten sehen fast ein bisschen giftig aus. Aber keine Sorge: Hagebutten können Sie roh essen – Sie sollten allerdings den Stiel und die schwarze Fruchtkappe entfernen. Und: Auch die Kerne müssen raus! Übrig bleiben nach der Putzaktion nur die gesäuberten Schalen.

Frisch vom Strauch schmecken Hagebutten süß-sauer bis herb und erinnern an einen säuerlichen Apfel.

Hagebutten kann man ernten und zu Marmelade, Gelee und mehr verwerten.
Hagebutten kann man ernten und zu Marmelade, Gelee und mehr verwerten. (Foto: Shutterstock/Roman_studio)

Achtung: Die kleinen Kerne der Hagebutte sind von feinen Härchen umgeben – der ein oder andere erinnert sich vielleicht noch an selbst hergestelltes Juckpulver. Die Härchen mit ihren Widerhaken können auch die Haut und Schleimhäute reizen und sollten deshalb entfernt werden.

#2: Hagebuttentee selber machen

Selbst gemachter Tee aus getrockneten (oder auch frischen) Hagebutten ist ein ideales Getränk für kühle Herbst- und kalte Wintertage. So gehen Sie vor:

  1. Wenn Sie die Hagebutten auf Vorrat trocknen möchten, gilt es, die Früchte zu halbieren und die Kerne zu entfernen. Dann entweder an der Luft (drei Wochen) oder im Backofen (bei maximal 50 Grad) trocknen. Dabei ist nur zu beachten, dass die Früchte auf einem Blech auf Küchen- oder Backpapier ausgebreitet trocknen.
  2. Für einen Hagebuttentee die Früchte anschließend zerkleinern und für mehrere Stunden in wenig Wasser einlegen.
  3. Danach aufkochen und ca. 10 Minuten ziehen lassen, damit die kleinen Beeren ihren vollen Geschmack entfalten können.
  4. Durch einen Filter gießen – und genießen!

Tipp: Die Kerne vor dem Trocknen zu entfernen, ist nicht zwingend nötig. Dann sollten Sie den Tee (der mit Kernen ein bisschen würziger schmeckt) durch ein möglichst feines Sieb gießen.

#3: Rezept für Hagebuttenmarmelade

Wer Hagebuttenmarmelade zubereitet, kann sich Arbeit sparen, denn: Hier dürfen die Kerne drinbleiben. Das Rezept:

  1. Im ersten Schritt werden die Früchte ca. 45 Minuten in Wasser oder Apfelsaft gekocht. Das Verhältnis Hagebutten zu Wasser (oder Saft) beträgt dabei 1:1.
  2. Dann werden die Früchte püriert und durch ein feines Sieb passiert.
  3. Zuletzt mit Gelierzucker (etwa 2:1) kurz sprudelnd aufkochen und nach Belieben mit Zitronensaft, Vanille oder Zimt abschmecken.

Gut zu wissen: In Marmeladen – auch in selbst gemachter – ist häufig viel Zucker enthalten. Auch wenn Hagebuttenmarmelade viele Vitamine enthält, handelt es sich hier um eine Süßigkeit, die nur in Maßen gegessen werden sollte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen, täglich nicht mehr als 25 bis 50 Gramm, also etwa sechs bis zwölf Teelöffel, freien Zucker zu verzehren. Unter freiem Zucker versteht man Zucker, der Speisen und Getränken beigefügt wird oder natürlich z.B. in Fruchtsäften vorkommt. Generell gilt: Je weniger Zucker, desto besser.

#4: Hagebuttenpulver als natürliches Nahrungsergänzungsmittel selber machen

Hagebutten werden zum Beispiel zur Stärkung der Abwehrkräfte empfohlen. Sie müssen Hagebuttenpulver nicht für viel Geld in der Apotheke oder im Drogeriemarkt kaufen, schließlich können Sie das Pulver mit der Extraportion Vitamin C auch ganz einfach selber machen:

  1. Wer Hagebuttenpulver selber machen möchte, sollte die Früchte halbieren, Kerne plus Härchen herausschaben und die Schale trocknen lassen.
  2. Die trockenen Früchte dann im Mixer zu Pulver zermahlen.
Ein bisschen Mühe macht das Zubereiten von Hagebuttenmarmelade schon – aber die lohnt sich!
Ein bisschen Mühe macht das Zubereiten von Hagebuttenmarmelade schon – aber die lohnt sich! (Foto: Shutterstock/Melica)

In einem gut verschließbaren Schraubglas hält das Pulver mehrere Monate. Bitte unbedingt dunkel lagern, damit das Vitamin C keinen Schaden nimmt.

Von dem Hagebuttenpulver können Sie ein bis zwei Teelöffel ins morgendliche Müsli geben oder einem Smoothie hinzufügen.

#5: Nahrung für heimische Vögel

Schneiden Sie bei Hagebutten-tragenden Rosen verwelkte Blüten ab Ende Juli nicht mehr ab, damit Sie im Herbst Früchte bekommen. Wenn Sie die Hagebutten dann im Herbst hängen lassen, finden Vögel bis spät in den Winter wertvolles Futter. "Neben Finken, Drosseln und Zeisigen freuen sich auch andere Gartenbewohner wie der Steinmarder auf die süßsauren, vitaminreichen Hagebutten", erklärt der Naturschutzbund Deutschland (NABU).

Wenn Sie Rosen in Ihren Garten pflanzen möchten, sollten Sie sich für Wildrosen entscheiden.

Denn bei den meisten Rosensorten mit gefüllten Blüten sind die Staubblätter zu Blütenblättern umgewandelt. Sie bieten Bienen und anderen Insekten keine Nahrung und bilden im Herbst auch keine Hagebutten aus.

Hagebutten ernten – nichts leichter als das

Die Erntezeit für Hagebutten beginnt im September, wenn die ersten Früchte rot und reif werden, und geht bis weit in den Winter.

Wenn Sie die Früchte vor dem ersten Frost sammeln, ist der Vitamingehalt am höchsten. Je länger Sie mit der Ernte warten, desto weicher und süßer werden sie, verlieren aber auch nach und nach Vitamine.

Ernten Sie die roten, prallen Früchte am besten bei trockenem, sonnigem Wetter und tragen Sie dabei Handschuhe, um sich vor den Dornen zu schützen.

Vor dem ersten Frost enthalten Hagebutten mehr Vitamin C, später geerntete sind dafür süßer.
Vor dem ersten Frost enthalten Hagebutten mehr Vitamin C, später geerntete sind dafür süßer. (Foto: Shutterstock/Corri Seizinger)

Dürfen Hunde, Katzen und Pferde Hagebutten fressen?

Hagebutten sind auch für Tiere eine gute Vitaminquelle, zum Teil werden die Früchte deshalb sogar Tierfutter beigemischt. Sie sollten allerdings vorher die Kerne und Härchen entfernen. Hagebutten sind auch in Pulverform für Tiere geeignet.

Hagebutten nicht verwechseln

Gut zu wissen: Die Hagebutte sieht den Früchten der Heckenrose ziemlich ähnlich. Die Früchte der Heckenrose sind zwar nicht giftig, besitzen aber keinerlei gesunde Eigenschaften. So unterscheiden Sie die beiden:

  • Heckenrose: Die Früchte sind orange, die Heckenrose bildet kaum Stacheln aus.
  • Apfel-, Kartoffel- oder Hundsrose: Die Früchte (also die Hagebutten) sind rot, die Gewächse bilden viele Stacheln aus.

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