Eier im Test: Nur vier Hühnereier-Sorten empfehlenswert

Spezial Vegetarisch und Vegan 2019 | Autor: Christian Ippach/Birgit Hinsch/Kai Thomas | Kategorie: Essen und Trinken | 28.11.2019

Wir haben alle Eier im Test auf problematische Inhaltsstoffe untersuchen lassen.
Foto: ÖKO-TEST

Wir haben bei 20 Eiern Schadstoffe, Qualität und Hühnerhaltung geprüft. Ergebnis: Die Herkunftsbetriebe töten oft männliche Küken und halten ihre Hennen schlecht. Nur vier Bio-Eier können wir im für das Spezialheft "Vegetarisch & Vegan" aktualisierten Test empfehlen.

Aktualisiert am 28.11.2019; Einkauf Testprodukte Jan 2019 | Welche Eier-Marken sind wirklich gut? Denn ob Salmonellen oder das Insektengift Fipronil: Hühnereier haben zuletzt häufiger Schlagzeilen gemacht. Für Entsetzen sorgt zudem immer wieder die oft katastrophale Haltung in den Legebetrieben. 

Eier im Test: Bio-Eier, Eier aus Bodenhaltung und Freilandhaltung im Vergleich

Lebendig geschreddert, mit Gas getötet oder anderweitig entsorgt. Hauptsache schnell und billig: Allein 2017 starben in Deutschland schätzungsweise mehr als 40 Millionen männliche Legehennenküken. Im Vergleich zu Masthähnchen setzen sie nicht genug Fleisch an und sind für die Erzeuger daher schlicht wertlos.

Im Test: Wir haben 20 verschiedene Eier aus Bio-, Boden- und Freilandhaltung geprüft. Das größte Gewicht im Test hat für uns die Haltung und Transparenz. Um uns ein Bild von der Situation in den Legebetrieben machen zu können, haben wir den Anbietern einen Fragebogen geschickt und von ihnen Belege wie Lieferscheine gefordert. Labore untersuchten die Eier für uns unter anderem auch auf Salmonellen, Fipronil und Dioxine. Die Stichproben von allen Eiern haben wir im Januar 2019 eingekauft. 

Insgesamt nur vier Bio-Eier empfehlenswert

Das Ergebnis: Viele Eier überzeugen nicht, wenn es um das Wohl der Tiere geht. Nur vier Produkte können wir mit "sehr gut" oder "gut" empfehlen. Darunter unter anderem die Alnatura 6 Bio-Eier Bruderküken-Initiative, Bioland von Alnatura und die Haehnlein 6 deutsche Bio-Eier von EZ Fürstenhof. Fünf Eier-Sorten schneiden im Test insgesamt "mangelhaft" ab. Darunter Eier von Aldi und Eier von Lidl. Elf Produkte landen im Mittelfeld.

Unsere Hauptkritik: Das industrielle Töten der männliche Küken und zu wenig Platz für die Hennen in den Legebetrieben. Für ganze 15 Produkte im Test mussten männliche Küken direkt nach dem Schlüpfen sterben. Dies betrifft konventionelle Eier genauso wie Bio-Eier. Sie können aus unserer Sicht nicht "gut" oder "sehr gut" sein.

Die Qualität der getesteten Eier stimmt überwiegend. In puncto Schadstoffe kritisieren wir einzig die GutBio 6 frische Bio-Eier von Aldi Nord. Sie schöpfen den gesetzlichen Grenzwert für Dioxine zu mehr als 50 Prozent aus. Dioxine reichern sich auch im menschlichen Fettgewebe an. In Tierversuchen haben sie sich als fortpflanzungsschädigend erwiesen. Einige stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen.

Hühner im Eier-Test oft zu eng eingesperrt

Sechs Tiere pro Quadratmeter ist die Platzvorgabe, die Erzeuger von Bio-Eiern erfüllen müssen und die wir von allen Anbietern verlangen. Keines der konventionellen Produkte erfüllt diese Empfehlung.

Auf nur einem Quadratmeter bis zu neun Legehennen: In Ställen mit konventioneller Boden- und Freilandhaltung ist das zwar gesetzlich erlaubt. Studien haben laut Experten aber gezeigt, dass nicht mehr als sechs bis sieben Legehennen auf einen Quadratmeter Nutzfläche kommen sollten. Denn bei niedrigeren Besatzdichten können Hennen ihr natürliches Verhalten besser ausleben, sind entspannter und weniger aggressiv.


Im Eier-Test haben wir alle Anbieter auch um Auskunft zur Hühnerhaltung gebeten.
Im Eier-Test haben wir alle Anbieter auch um Auskunft zur Hühnerhaltung gebeten. (Foto: henry arden/gettyimages)

Für die Aufzucht von Junghennen gibt es keine gesetzlichen Vorgaben. Der Tierschutzbund empfiehlt maximal 14 Junghennen pro Quadratmeter. Daran orientieren wir uns. Notenabzüge gibt es nicht nur für die konventionellen Eier. Auch im Fall der Bio-Eier von EZ Fürstenhof, Rewe, Edeka und Real haben die Jungtiere zu wenig Platz.

Herkunft der Legehennen oft nicht belegt

Mehr als die Hälfte der Anbieter im Test schafft es nicht, ihre Produktionskette lückenlos zu belegen. Die meisten liefern zwar Nachweise für die Brütereien, in denen die Legehennenküken schlüpfen, die Junghennenaufzucht, die Legebetriebe und die Eierpackstellen. Vielfach fehlen aber Infos für die Elterntierbetriebe, aus denen die Eier der Legehennenküken stammen. Verantwortung für die Tiere fängt jedoch genau hier an.

Einige Legehennen im Test bekommen nur Mehl. Dabei beugt abwechslungsreiches, strukturiertes Futter Langeweile vor. Denn Legehennen verbringen etwa 40 bis 60 Prozent ihrer Zeit mit Nahrungssuche.  Bioland und Naturland fordern unter anderem Körner.

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Eier im Test: Hühnerhaltung oft problematisch

In den Legebetrieben der beiden Produkte von Aldi Süd und in den konventionellen Legebetrieben von Rewe und Lidl fehlen Sandbäder für die Gefiederpflege – das schmälert das Wohlbefinden.

Drei Eier-Sorten aus Bodenhaltung werten wir ab, weil es keine Auslaufmöglichkeiten für die Hühner gibt: noch nicht einmal einen eingestreuten Wintergarten.

Eier kaufen: Unsere Tipps

Unsere drei Tipps für den Kauf von Eiern: 

  • Küken shreddern meiden: Kaufen Sie am besten Eier, für die Anbieter die Aufzucht der männlichen Küken garantieren. Verkaufsstellen der Bruderhahn-Initiative finden Sie hier.
  • Regional kaufen: Kaufen Sie möglichst Eier aus regionaler Herkunft. Den Legebetrieb von einem Ei können Sie über was-steht-auf-dem-ei.de abrufen.
  • Frischecheck: Prüfen Sie die Frische von Eiern. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) minus 28 Tage ist das Legedatum. Rohe Eier, die in einem Glas Wasser auf den Boden sinken, sind noch frisch.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin April 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Spezial Vegetarisch und Vegan im November 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Ein gutes Ei enthält keine Schadstoffe, ist unbeschädigt und die Legehennen sollen nicht unnötig leiden. Wir haben 20 Produkte daraufhin geprüft: Bio-Eier und Eier aus konventioneller Boden- und Freilandhaltung. Im Labor ließen wir die Eier auf Salmonellen, das Insektizid Fipronil und auf Dioxine untersuchen. In Sachen Qualität beurteilten die Experten etwa das Gewicht und ob die Eier Sprünge in der Schale hatten.

Bewertet haben wir das in Anlehnung an die EU-Vermarktungsnormen für Eier. Da wir deutlich weniger Produkte haben prüfen lassen als darin vorgesehen, waren wir etwas toleranter als die Kontrollämter. Für die Haltungsbedingungen forderten wir von den Anbietern Belege wie Lieferscheine.

Das größte Gewicht hat das Testergebnis Tierhaltung und Transparenz. Mussten männliche Küken sterben, sind die Eier höchstens "befriedigend".

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Tierhaltung und Transparen: Unter dem Testergebnis Tierhaltung und Transparenz führen zum Abzug von acht Punkten: männliche Küken getötet. Zum Abzug von jeweils vier Punkten führen: a) Besatzdichte bei den Junghennen von mehr als 14 Tieren pro m² Nutzfläche oder keine Angabe; b) Besatzdichte bei den Legehennen von mehr als 6 Tieren pro m² Nutzfläche (in der Tabelle jeweils "hoch"). Bei mobilen Ställen akzeptieren wir basierend auf den Bioland-Richtlinien eine etwas höhere Besatzdichte von 8 Tieren pro m², wenn sie über einen integrierten Wintergarten verfügen. Zum Abzug von drei Punkten führt: Produktionskette nicht belegt. Zum Abzug von jeweils zwei Punkten führen: a) Produktionskette "teilweise" belegt, wenn lediglich ein oder zwei Produktionsabschnitte belegt wurden; b) kein Kaltscharrraum (= Wintergarten mit Außenklima); c) kein Grünauslauf. Zum Abzug von jeweils einem Punkt führen: a) Produktionskette "überwiegend" belegt, wenn drei oder vier Produktionsabschnitte belegt wurden; b) fehlende Sandbäder oder keine Möglichkeit zum Sandbaden; c) Futterform nicht strukturiert, etwa wie bei Mehl oder Pellets, oder ohne Körnerzugabe zum Futter. Unter Berücksichtigung nicht vorkommender Abwertungen für fehlendes Beschäftigungsmaterial (ein Minuspunkt) und fehlendes Tageslicht (zwei Minuspunkte) waren maximal 28 Minuspunkte möglich. Zur Abwertung um vier Noten führen 20 bis 25 Minuspunkte ("mangelhaft"). Zur Abwertung um drei Noten führen 14 bis 19 Minuspunkte ("ausreichend"). Zur Abwertung um zwei Noten führen 8 bis 13 Minuspunkte ("befriedigend"). Zur Abwertung um eine Note führen 2 bis 7 Minuspunkte ("gut"). Zu keiner Abwertung führen 0 bis 1 Minuspunkte ("sehr gut"). Die Note "ungenügend" (26 bis 28 Minuspunkte) wurde nicht vergeben. Zur Produktionskette: Diese besteht in der Regel aus fünf Abschnitten: Zuchtunternehmen (Elterntierhaltung), Brütereien, Aufzuchtbetriebe der Junghennen, Legebetriebe und Packstellen. Die Angaben zur Tierhaltung und Transparenz basieren auf den Antworten und Belegen der Anbieter. Ist das Produkt mit dem Label eines übergeordneten Standards gekennzeichnet, wurden – sofern vorhanden – dort geregelte Vorgaben herangezogen.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein Gehalt an Dioxinen, der den für Hühnereier geltenden Grenzwert von 2,5 pg/g Fett (= Summe aus Dioxinen [WHO-PCDD/F-TEQ]) zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft; b) Qualitätsmängel bei mehr als der Hälfte der untersuchten Eier (in der Tabelle "deutlich"). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Qualitätsmängel bei mehr als 2 bis 6 von 12 untersuchten Eiern bzw. bei mehr als 1 bis 5 von 10 untersuchten Eiern (in der Tabelle "gering"); b) Eigewichte, die bei mehr als 2 bis 6 von 12 untersuchten Eiern die deklarierte Gewichtsklasse unterschreiten (in der Tabelle "teils zu leicht"). Als Qualitätsmängel wurden gewertet: Blutflecken im Ei-Inneren, Schale mit Sprüngen, verschmutzte Schale, Fließverhalten des Eiklars verlaufend.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Tierhaltung und Transparenz. Ein Testergebnis Inhaltsstoffe, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Inhaltsstoffe, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten.

Testmethoden

Güteklassenprüfung (Schale auf Farbe, Sauberkeit, Sprünge und die Lesbarkeit des aufgedruckten Erzeugercodes; Ei-Inneres auf Blutflecken, das Fließverhalten von Dotter und Eiklar, Fremdgeruch; Bestimmung der Luftkammergrößen, des Farbwerts und der Eigewichte). Die Untersuchung erfolgte nach Lagerung im Kühlschrank und bei Laboreingang. Die Prüfungen erfolgten überwiegend visu¬ell bzw. sensorisch. Die Luftkammergrößen wurden mittels Schierlampe und Schablone, das Gewicht und die Farbwerte mittels Sanovo-Gerät ermittelt. Fipronil: entsprechend § 64 LFGB, L00.00 115. Salmonellen auf der Schale bzw. im Ei-Inneren: DIN EN ISO 6579-1:2017. Gesamtfett: gravimetrisch. Dioxine, Furane, PCB: jeweils per GC-MS/MS. Messung und Berechnung entsprechend WHO (200

Einkauf der Testprodukte: Januar 2019

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin April 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der  Testergebnisse/Angaben zuletzt für das Spezial Vegetarisch und Vegan im November 2019, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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