- Mit Bestnote können wir 18 naturtrübe Apfelsäfte im Test empfehlen.
- Zwei Mal fand das Labor das bedenkliche Pestizid Acetamiprid – es gehört zur Gruppe der Neonikotinoide, die giftig für Bienen sind.
- Geschmacklich fielen zwei naturtrübe Apfelsäfte negativ auf.
6,8 Liter Apfelsaft hat jeder Bundesbürger im Jahr 2019 getrunken. Damit gehört damit gehört der Apfelsaft gleich hinter dem Orangensaft zu den absoluten Lieblingen im Saftregal. Wir haben 25 naturtrübe Apfelsäfte untersuchen lassen. Mit erfreulichem Ergebnis: Fast drei Viertel bewerten wir mit "sehr gut", vier weitere mit "gut". Der Rest schneidet mittelmäßig ab.
Bei allen Apfelsäften in diesem Test handelt es sich um Direktsaft, das heißt, die Früchte wurden nach dem Pressen und Pasteurisieren direkt abgefüllt. Übrigens: Nach dem Pressen ist Apfelsaft immer naturtrüb. Erst nach dem Filtern erhält man klaren Apfelsaft.
Apfelsaft-Test: Spuren von Pestiziden gefunden
Was fällt auf? Acht naturtrübe Apfelsäfte im Test sind frei von Spritzgiften. Dagegen fand das beauftragte Labor in allen anderen Säften Rückstände von bis zu vier Pestiziden. Zwar jeweils nur in Spuren, darunter jedoch in zwei Fällen das von uns als besonders bedenklich eingestufte Acetamiprid. Das Insektenvernichtungsmittel gehört zur Gruppe der Neonikotinoide, die giftig für Bienen sind.
So schmecken die naturtrüben Apfelsäfte
Wie ein Apfelsaft riecht, schmeckt und aussieht, das beeinflussen sowohl die verwendeten Sorten als auch Verarbeitung und Lagerung. Die Säfte sollten ein ausgeglichenes Verhältnis von Säure und Zucker aufweisen – das tun alle im Test.
Und natürlich erwarten Verbraucher ein kräftiges Apfelaroma. Geruch und Geschmack fast aller naturtrüben Apfelsäfte im Test waren einwandfrei. So das Ergebnis des Sensorik-Tests, der von geschulten Verkostern durchgeführt wurde. Zwei Apfelsäfte allerdings fielen negativ auf.

Die Ursache dafür könnte unter anderem in einem höheren Anteil unreifer, überreifer oder angeschlagener Äpfel liegen. Zumindest in einem der beiden Apfelsäfte hatten Mikroorganismen offensichtlich Zeit zu arbeiten, denn das Produkt hat den höchsten Ethanolwert im Test. Zur Erklärung: Mikroorganismen sind pflanzliche oder tierische Organismen, die zum Großteil nur aus einer Zelle bestehen – wie Bakterien und Pilze, darunter auch Hefen.
Mit dem gemessenen Ethanolgehalt gilt dieser naturtrübe Apfelsaft zwar als "nicht gegoren" – und er hält die rechtlichen Vorgaben ein. Allerdings hält er strengeren Kriterien, zum Beispiel denen des Qualitätszeichens Baden-Württemberg "Gesicherte Qualität", nicht stand. Wir werten den Ethanolgehalt als Hinweis auf mikrobielle Veränderung ab.
Naturtrüber Apfelsaft sollte naturbelassen bleiben
Überflüssig finden wir es, dass Apfelsäfte mit Vitamin C aufgepeppt werden. Das betrifft vier Marken im Test. Naturtrüber Apfelsaft sollte aus unserer Sicht möglichst naturbelassen bleiben.
Klar, Apfelsaft enthält weniger Vitamin C als frische Äpfel. Denn das Vitamin reagiert empfindlich auf Sauerstoff, Licht und Wärme und geht bei der Versaftung zum großen Teil verloren. Das ist dennoch kein Grund, Vitamin C dazuzugeben.

Zehn Säfte aus Äpfeln von Streuobstwiesen
Nur fünf Hersteller der Apfelsäfte im Test geben auf der Verpackung an, woher die Äpfel für ihren Saft stammen. Bei den anderen haben wir nachgehakt. Mit Äpfeln von Streuobstwiesen sind Apfelsäfte von zehn Marken gepresst.
Das ist positiv, denn die für Artenvielfalt wertvollen Streuobstwiesen sind bedroht: Ihr Bestand steht auf der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen. Wer Apfelsaft aus Streuobst kauft, betreibt also aktiv Naturschutz.
Apfelsaft: Das rät ÖKO-TEST zum Verzehr
Wir geben Tipps zum Kauf und Verzehr von Apfelsaft:
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Saftkartons oder -flaschen nach Anbruch schnell wieder verschließen, kühl stellen und nicht direkt daraus trinken – so hält sich Saft meist länger als auf der Packung angegeben.
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Fruchtzucker und Säure aus dem Saft greifen die Zähne an: Deshalb sollten vor allem Kinder das Glas lieber auf einmal austrinken als ständig kleine Schlucke zu nehmen oder gar mit Strohhalm zu "nuckeln".
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Wer Apfelsaft aus Streuobst kauft, schützt die Natur. Denn der Bestand artenreicher Streuobstwiesen ist stark gefährdet.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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