25 Apfelsäfte im Test

Nicht weit vom Stamm

ÖKO-TEST Jahrbuch Kleinkinder für 2011 | Kategorie: Essen und Trinken | 07.01.2011

25 Apfelsäfte im Test

Kinder lieben Apfelsaft - pur oder als Schorle.

So kann es bleiben, denn die meisten der 25 Produkte im Test heimsten "sehr gute" und "gute" Noten ein. Besonders zu empfehlen ist naturtrüber Apfelsaft aus Streuobst- und Bio-Anbau.

Regionalität boomt. Gerade Apfelsäfte aus kleinen Keltereien beweisen, dass es bei Säften sehr regional zugehen kann, besonders wenn sie aus Streuobst hergestellt sind. Denn der Begriff Streuobst hat sich mittlerweile zu einem Qualitätsmerkmal gemausert. Dieses steht nicht nur für Regionalität, sondern auch für Naturschutz, kurze Transportwege und Förderung der heimischen Infrastruktur.

Wir haben 25 regional und überregional gehandelte, naturtrübe Apfeldirektsäfte eingekauft und auf Pestizide, Aluminium und das Schimmelpilzgift Patulin überprüfen lassen. Zusätzlich interessierte uns der Geschmack der Säfte.

Das Testergebnis

Insgesamt haben wir siebenmal ein "sehr gut", dreizehnmal ein "gut" und fünfmal ein "befriedigend" vergeben.

Schadstoffe waren in den untersuchten Apfelsäften so gut wie kein Thema. Lediglich in dem Grünspecht Apfelsaft wies das Labor einen leicht erhöhten Gehalt an Aluminium nach, der durch eine Lagerung im Aluminiumtank entstanden sein könnte. Der Gehalt ist für Erwachsene zwar unproblematisch - selbst wenn sie sehr große Mengen konsumieren. Das gilt aber nicht für Kinder, die sehr viel Saft trinken. Aluminium ist akut wenig giftig, kann dauerhaft aufgenommen aber zu Störungen der Fortpflanzung und des sich entwickelnden Nervensystems führen.

Im Perger Apfel-Saft, Streuobst fanden die beauftragten Labore einen erhöhten Patulingehalt. Das Schimmelpilzgift kann Leber und Nieren schädigen und gilt als erbgutverändernd und möglicherweise krebserregend. Der Saft von Perger hält den Grenzwert zwar ein. Kinder können mit einem 250-ml-Glas jedoch schon mehr als die Hälfte der vorläufigen, maximal tolerierbaren Tagesmenge aufnehmen, wie sie von der WHO vorgeschlagen wird.

In vier konventionellen Apfelsäften wurden geringe Spuren eines im Obstanbau erlaubten Insektenvernichtungsmittels gefunden. Da der Anbieter des Schneewittchen Apfelsaftes aber auf der Flasche ausdrücklich betont, nur "rückstandsfreie" Äpfel zu verarbeiten, ziehen wir für diese allzu vollmundige Aussage unter den Weiteren Mängeln einen Punkt ab.

Der Schneewittchen Apfelsaft enthält zudem vergleichsweise hohe Werte der Verderbnisparameter Ethanol, flüchtige Säure und Milchsäure und bekommt dafür einen Punkt Abzug.

Bei der Verkostung zeigte sich, dass mehrere Säfte einen Fehlgeschmack aufwiesen, während sich andere sehr sauer präsentierten. Wieder andere erfüllten zwar die grundlegenden Kriterien, waren aber auch nicht so überragend, dass sie die Höchstpunktzahl verdient hätten. Die besten Säfte im Test - der Albi Direktsaft Apfel Naturtrüb und der Naturtrübe Apfelsaft von Streuobstwiesen der Obstkelterei van Nahmen - glänzten mit immerhin 17 von 20 möglichen Punkten.

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Apfelsaft hat zwar seinen Spitzenplatz unter den Lieblingssäften der Deutschen verloren, trotzdem trinken wir im Schnitt noch 8,5 Liter pro Jahr, so die aktuellen Zahlen des Verbandes der deutschen Fruchtsaftindustrie. Grund genug, sich dieser Produktgruppe anzunehmen. An Bedeutung gewonnen hat naturtrüber Apfelsaft. Wir kauften daher große Marken, die man überall bekommt, sowie Apfelsäfte aus Streuobst. Hier staunte unser Einkäufer nicht schlecht, wie groß das Angebot ist. Er war in den wichtigsten Landstrichen mit Streuobst unterwegs - also vor allem in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen - und fand etliche, für die Region typische Sorten. Alle Säfte sind aus direkter Pressung und in Getränkemärkten oder Supermärkten vor Ort erhältlich.

Die Inhaltsstoffe

Auch viele Kinder trinken gern Apfelsaft. Umso wichtiger, dass Schadstoffe in einem solchen Produkt nichts zu suchen haben. Wir prüften auf Rückstände von Spritzmitteln sowie das Schimmelpilzgift Patulin, das sich in den braunen Stellen von Äpfeln bilden kann. Untersuchen ließen wir außerdem das giftige Metall Aluminium, das in Apfelsaft immer dann in größeren Mengen auftreten kann, wenn dieser mit aluminiumhaltigen Materialien in Kontakt gekommen ist, beispielsweise durch die Lagerung in Aluminiumtanks. Uns interessierte weiterhin die Qualität der Ausgangsware. Wir ließen daher die Parameter Ethanol, flüchtige Säuren und Milchsäure bestimmen, die ansteigen, wenn die Äpfel entweder schon angedätscht waren oder vor dem Pressen zu lange standen, sodass sich Mikroorganismen entwickeln konnten. Im Saft selbst sind aufgrund der Kurzzeiterhitzung keine Keime zu erwarten.

Der Geschmack

Im Unterschied zu klaren Apfelsäften aus Konzentrat sind Direktsäfte weniger standardisiert, weshalb sich Fehler in der Rohware oder beim Mosten leichter auf den Saft durchschlagen können. Bei Produkten aus Streuobst kann es ernte- und sortenbedingt zu größeren Schwankungen beim Geschmack kommen. Das ist durchaus gewollt und typisch für Streuobstsaft. Trotzdem sollten sie beispielsweise auch nicht zu sauer schmecken. Große Fruchtsafthersteller gleichen zu viel Säure oft durch Mischen mit süßeren Tafeläpfeln aus, auch bei Direktsäften. Die sensorische Untersuchung ließen wir von fünf geschulten Testern durchführen.

Die Bewertung

Uns liegt vor allem die gesundheitliche Unbedenklichkeit am Herzen. Daher geht der Geschmack - also das Testergebnis Sensorik - nur mit 40 Prozent in die Gesamtwertung ein. Geringe geschmackliche Abweichungen kommen so nur bedingt zum Tragen.