19 Reiswaffeln im Test

Verpufft

ÖKO-TEST Oktober 2016 | | Kategorie: Essen und Trinken | 29.09.2016

19 Reiswaffeln im Test

Krebserregendes Arsen in Snacks für Kleinkinder - vor vier Jahren hat unser ÖKO-TEST Reiswaffeln Aufsehen erregt. Haben die Hersteller das Problem nun in den Griff bekommen? Die Antwort ist so traurig wie kurz: Nein. Die Aufregung ist verpufft - so wie der Reis in den Waffeln und die Bemühungen der Hersteller.

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Das Gift riecht nicht. Man sieht es nicht und es schmeckt nach nichts. Aber es ist da, es ist überall, auch im Trinkwasser. Und es tötet langsam. Etwa 20 Millionen Menschen in Bangladesch trinken laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) täglich arsenbelastetes Wasser. Und das ist nur die Zahl der Menschen, die Wasser aus hochverseuchten Brunnen trinken; also Wasser, dessen Arsengehalt über dem Grenzwert liegt, den Bangladesch festgelegt hat. Er ist fünfmal so hoch wie der, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) anlegt.

Das Arsen, das die Menschen aufnehmen, stammt aus den Trinkwasserbrunnen, in erster Linie draußen, auf dem Land. Die Städte, darum hat sich die Regierung gekümmert, die sind sauber. Das Fatale: Die Brunnen auf dem Land wurden mithilfe internationaler Organisationen gebohrt, denn eigentlich wollte man helfen. Das verschmutzte Oberflächenwasser, das die Menschen zuvor tranken, sollte durch sauberes Wasser ersetzt werden. Doch kaum war das eine Risiko gebannt, entstand ein ganz anderes. In der Erde löst sich Arsen aus den Gesteinsschichten, das mit dem Wasser nach oben gepumpt wird, und dort die Menschen vergiftet.

Die WHO hat die Belastung des Trinkwassers in Bangladesch bereits vor 16 Jahren als "größte Massenvergiftung der Geschichte" bezeichnet. Getan hat sich seitdem kaum etwas: Schätzungen von Human Rights Watch zufolge sterben jährlich weiterhin rund 43.000 Menschen an den Folgen des arsenverseuchten Wassers. Zwar wurden Millionen investiert, um die Trinkwasserqualität in Bangladesch zu verbessern. Allerdings - so der Vorwurf der Menschenrechtsorganisation - in erster Linie da, wo die Wähler sitzen, in den Städten, wo die Qualität des Trinkwassers ohnehin schon deutlich besser war. Die Menschen auf dem Land seien vergessen worden.

Das arsenverseuchte Wasser gelangt auch auf die Reisfelder, denn sie werden mit Wasser geflutet. Und über die Wurzeln nimmt die Reispflanze das Arsen aus der Erde und dem Wasser auf und reichert es in den Körnern an, besonders in den Randschichten. Das ist nicht nur in Bangladesch so. Arsen kommt natürlicherweise in der Erde und im Wasser vor und gelangt deswegen zwangsläufig auch in den Reis. Aber es gibt Reisanbaugebiete mit höheren Belastungen, wie weite Teile Bangladeschs, und Reisanbaugebiete mit niedrigeren Belastungen. Auch Gebiete in der Nähe von Minen oder ehemalige Baumwollfelder, die mit arsenhaltigen Pestiziden besprüht worden sind, sind höher belastet. Arsen steckt auch in manchen Düngern oder Klärschlämmen etwa. In die Reiswaffeln gelangt es über den belasteten Reis. Allerdings sind die Reiswaffeln oft höher belastet als die Rohware. Die Gründe dafür sind bislang nicht komplett erforscht. Ein Grund ist sicherlich, dass der Reis in Backformen erhitzt wird und dadurch, ähnlich wie Popcorn, aufpoppt. Durch die Hitze entsteht ein Flüssigkeitsverlust, wodurch sich die Arsengehalte in den Waffeln et...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Zunächst landeten genau die Produkte im Einkaufskorb, die bereits im ÖKO-TEST Reiswaffeln 2012 mit "ungenügend" abgeschnitten hatten, wenn es sie noch gab. Haben die Hersteller die Probleme mit anorganischem Arsen und Acrylamid in den Griff bekommen? Außerdem haben wir weitere bekannte Marken eingekauft, gesalzen und ungesalzen - nur süße nicht. Schön: Es gibt erfreulich viele Bio-Reiswaffeln, sogar mehr als konventionelle.

Die Inhaltsstoffe

Viele Böden und das Wasser in Reisanbaugebieten sind mit Arsen belastet. In Reis steckt oft besonders viel Arsen, weil die Felder mit Wasser geflutet werden und die Reispflanze das Arsen aufnimmt und anreichert. Wir haben zunächst auf den Gesamtgehalt an Arsen, dann auf das besonders giftige anorganische Arsen untersuchen lassen. Acrylamid entsteht, wenn stärkehaltige Lebensmittel hoch erhitzt werden. Weiterhin im Fokus: Mineralöl, das etwa durch in der Produktion eingesetzte Schmieröle oder durch die Verpackung in die Reiswaffeln übergehen kann. Das nierenschädliche Schwermetall Cadmium nehmen die Reispflanzen über ihre Wurzeln aus belasteten Böden auf. Cadmiumhaltige Klärschlämme etwa sind dafür eine Ursache.

Die Bewertung

Anorganisches Arsen über Grenzwert - das kann nur ein "Ungenügend" sein. Das trifft drei Produkte im Test. Für das Fazit "nicht verkehrsfähig" aber sind die Überschreitungen zu knapp. Hier kommt die Messtoleranz der Labormethode ins Spiel. "Gesichert nicht verkehrsfähig" heißt es im Amtsjargon, wenn auch nach Abzug dieser Toleranz der Grenzwert überschritten ist. Auch hohe Belastungen unter dem Grenzwert haben wir streng abgewertet - Arsen ist krebserregend. In Sachen Acrylamid lehnen wir uns an den EU-Richtwert für Getreidebeikost an. Zudem führen viel Cadmium oder Mineralöl zu Punktabzug.