Aktualisiert am 15.11.2013 | Der Feind des Tapezierers ist nicht die krumme Wand, der Feind heißt vielmehr Vormieter. Jeder Einzelne hat sich mit einer neuen Farbschicht verewigt, jeder zweite hat noch Mal drübertapeziert und dabei noch die Löcher ausgespachtelt. Wer da von einer sauberen, glatten Wand träumt, hat nur eine Chance: runter mit den Schichten der vergangenen Jahre.
Während die einen auf warmes Wasser setzen, verwenden andere einen zusätzlichen Spritzer Spülmittel. Und nicht wenige Verzweifelte hoffen auf die Wirkung von Dampfgeräten oder rücken den Tapetenschichten mit Tapetenablösern zuleibe.
Welche Stoffe stecken in Tapenablösern?
Ob Spülmittel oder Tapetenablöser – die Mittelchen funktionieren letztlich gleich. Die enthaltenen Tenside, waschaktive Substanzen, sollen den Tapetenkleister lösen. Tapetenablöser gehen dabei etwas aggressiver vor, sie enthalten in der Regel einen deutlich höheren Anteil an Tensiden.
Auf vielen Flaschen sind deshalb Gefahrstoffsymbole zu finden, da die Flüssigkeiten etwa die Augen reizen können. Aber was steckt sonst noch drin? Menschen, die mit Allergien oder Unverträglichkeiten zu kämpfen haben, kennen das Problem schon von anderen Reinigungs- und Putzmitteln: Die Hersteller halten sich mit Infos zu den enthaltenen Inhaltsstoffen gerne zurück.
Zumindest die Hersteller jener Tapetenablöser, die auch zum Abwaschen von Leimfarbe geeignet sind – und das sind die meisten –, müssen sich an die gleichen Regeln halten wie andere Reinigungsmittelhersteller. Wenigstens die umweltrelevanten Stoffgruppen wie Tenside und die eingesetzten Konservierungsmittel müssen deklariert werden. Ein Verbraucher, der es ein bisschen genauer wissen will, muss im Internet recherchieren. Pech gehabt, wenn er im Baumarkt steht und entweder kein Smartphone oder schlechten Empfang hat.
Hornbach, Obi & Co.: Tapetenablöser im Test
Wir haben bei einer ganzen Reihe von Tapetenablösern geprüft, welche Informationen die Hersteller bereitstellen und welche problematischen Inhaltsstoffe enthalten sind. Im Praxistest ließen wir zehn Tapetenablöser gegen herkömmliches Spülmittel antreten: Wer löst eine gestrichene Tapete besser ab?
Tapetenablöser drauf, kurz warten – und schon lassen sich die alten Tapeten Bahn für Bahn ablösen? Leider ist das eher die Ausnahme. Im Vergleich zum Spülmittel waren die Tapetenlöser zwar teurer, aber kaum besser. Einige Produkte enthalten zudem aggressive Konservierungsmittel. Die Hälfte der Testprodukte bekommt ein "sehr gut" oder "gut".
Wie schlagen sich die Tapenablöser im Praxistest?
Bei den meisten Tapetenablösern ließen sich zwar einzelne Bahnen sauber abziehen. Den Großteil der tapezierten Fläche musste unser Fachmann jedoch mit ordentlich Körpereinsatz abkratzen.
Ein kleines Plus zumindest in der Anwendung gab's für ein Produkt. Es wird angerührt und ist nicht flüssig wie normale Tapetenablöser, sondern in Gelform. Und dieses Gel bleibt schön auf der Tapete haften. Allerdings muss man 40 Minuten warten. Und das Ganze hat seinen Preis. Eine Packung kostet 6,99 Euro und reicht gerade mal für 50 Quadratmeter.
Bedenkliches Formaldehyd gefunden
Flüssige Tapetenablöser bestehen vor allem aus Wasser. Sie müssen deshalb konserviert werden. In einigen Produkten kommen dafür Formaldehyd/-abspalter zum Einsatz. Während man diese Info bei vier Produkten der Inhaltsstoffliste entnehmen kann, zeigte bei einem Tapetenablöser erst das Laborergebnis einen positiven Befund.
Formaldehyd ist ein krebsverdächtiger Stoff. Wer also auf der Deklaration den Stoff 2-Bromo-2-Nitropropane-1,3-Diol entdeckt: besser liegen lassen. Da diese Verbindung giftig ist, sollten auch keinesfalls einzelne Spritzer ins Auge gehen.
Kritik an fehlendem Hinweis
In fünf Tapetenablöser im Test sorgen wiederum Isothiazolinone für die Haltbarkeit. Leider wird nur in einem Fall darauf hingewiesen. Auf den meisten Produkten fehlt hier eine Information, bei manchen liest man lediglich die Angabe "Additive" – da sich dahinter alles Mögliche verbergen kann, hilft das dem Verbraucher kaum weiter.
Nur einige Unternehmen stellen zumindest online eine Inhaltsstoffliste zur Verfügung. Bei fünf von zehn Tapetenablösern suchten wir vergeblich, fanden nur ein technisches Merkblatt oder Sicherheitsdatenblatt oder eine alte, nicht mehr gültige Deklaration.
Weiterlesen auf oekotest.de:
- Antischimmelfarben im Test: Der Großteil enthält bedenkliche Biozide
- Weiße Wandfarben im Test: Welche Kalk- und Dispersionsfarben sind empfehlenswert?
- Grüne Wandfarben-Test: Kritische Stoffe in der Hälfte der Farben gefunden
- Wandfarben im Test: Welche sind die besten Kalk- und Dispersionsfarben?
- Sanitär-Silikon im Test: Das ist die beste Fugenmasse für Bad und WC
- Fliesen streichen statt neu verlegen: Welcher Fliesenlack empfehlenswert ist
- Holzlasuren für innen und außen: Nur eine Holzlasur im Test ist "sehr gut"















