Tapetenablöser im Test: Die Hälfte ist empfehlenswert

Spezial Bauen und Wohnen | Autor: Maren Klein | Kategorie: Bauen und Wohnen | 15.11.2013

Tapetenablöser im Test: Wir haben zehn Produkte getestet.
Foto: MVolodymyr/Shutterstock

Was dem Vormieter an der Wand gut gefallen hat, kann einem aktuell schon mal die Laune vermiesen. Doch lohnt sich die Investition in einen Tapetenablöser – und wie steht es um Schadstoffe? Wir haben zehn Produkte getestet. 

Aktualisiert am 15.11.2013 | Der Feind des Tapezierers ist nicht die krumme Wand, der Feind heißt vielmehr Vormieter. Jeder Einzelne hat sich mit einer neuen Farbschicht verewigt, jeder zweite hat noch Mal drübertapeziert und dabei noch die Löcher ausgespachtelt. Wer da von einer sauberen, glatten Wand träumt, hat nur eine Chance: runter mit den Schichten der vergangenen Jahre.

Während die einen auf warmes Wasser setzen, verwenden andere einen zusätzlichen Spritzer Spülmittel. Und nicht wenige Verzweifelte hoffen auf die Wirkung von Dampfgeräten oder rücken den Tapetenschichten mit Tapetenablösern zuleibe.

Welche Stoffe stecken in Tapenablösern?

Ob Spülmittel oder Tapetenablöser die Mittelchen funktionieren letztlich gleich. Die enthaltenen Tenside, waschaktive Substanzen, sollen den Tapetenkleister lösen. Tapetenablöser gehen dabei etwas aggressiver vor, sie enthalten in der Regel einen deutlich höheren Anteil an Tensiden.

Auf vielen Flaschen sind deshalb Gefahrstoffsymbole zu finden, da die Flüssigkeiten etwa die Augen reizen können. Aber was steckt sonst noch drin? Menschen, die mit Allergien oder Unverträglichkeiten zu kämpfen haben, kennen das Problem schon von anderen Reinigungs- und Putzmitteln: Die Hersteller halten sich mit Infos zu den enthaltenen Inhaltsstoffen gerne zurück.

Zumindest die Hersteller jener Tapetenablöser, die auch zum Abwaschen von Leimfarbe geeignet sind und das sind die meisten , müssen sich an die gleichen Regeln halten wie andere Reinigungsmittelhersteller. Wenigstens die umweltrelevanten Stoffgruppen wie Tenside und die eingesetzten Konservierungsmittel müssen deklariert werden. Ein Verbraucher, der es ein bisschen genauer wissen will, muss im Internet recherchieren. Pech gehabt, wenn er im Baumarkt steht und entweder kein Smartphone oder schlechten Empfang hat.

Hornbach, Obi & Co.: Tapetenablöser im Test

Wir haben bei einer ganzen Reihe von Tapetenablösern geprüft, welche Informationen die Hersteller bereitstellen und welche problematischen Inhaltsstoffe enthalten sind. Im Praxistest ließen wir zehn Tapetenablöser gegen herkömmliches Spülmittel antreten: Wer löst eine gestrichene Tapete besser ab?

Tapetenablöser drauf, kurz warten und schon lassen sich die alten Tapeten Bahn für Bahn ablösen? Leider ist das eher die Ausnahme. Im Vergleich zum Spülmittel waren die Tapetenlöser zwar teurer, aber kaum besser. Einige Produkte enthalten zudem aggressive Konservierungsmittel. Die Hälfte der Testprodukte bekommt ein "sehr gut" oder "gut".

Wie schlagen sich die Tapenablöser im Praxistest?

Bei den meisten Tapetenablösern ließen sich zwar einzelne Bahnen sauber abziehen. Den Großteil der tapezierten Fläche musste unser Fachmann jedoch mit ordentlich Körpereinsatz abkratzen.

Ein kleines Plus zumindest in der Anwendung gab's für ein Produkt. Es wird angerührt und ist nicht flüssig wie normale Tapetenablöser, sondern in Gelform. Und dieses Gel bleibt schön auf der Tapete haften. Allerdings muss man 40 Minuten warten. Und das Ganze hat seinen Preis. Eine Packung kostet 6,99 Euro und reicht gerade mal für 50 Quadratmeter.

Bedenkliches Formaldehyd gefunden

Flüssige Tapetenablöser bestehen vor allem aus Wasser. Sie müssen deshalb konserviert werden. In einigen Produkten kommen dafür Formaldehyd/-abspalter zum Einsatz. Während man diese Info bei vier Produkten der Inhaltsstoffliste entnehmen kann, zeigte bei einem Tapetenablöser erst das Laborergebnis einen positiven Befund.

Formaldehyd ist ein krebsverdächtiger Stoff. Wer also auf der Deklaration den Stoff 2-Bromo-2-Nitropropane-1,3-Diol entdeckt: besser liegen lassen. Da diese Verbindung giftig ist, sollten auch keinesfalls einzelne Spritzer ins Auge gehen.

Kritik an fehlendem Hinweis

In fünf Tapetenablöser im Test sorgen wiederum Isothiazolinone für die Haltbarkeit. Leider wird nur in einem Fall darauf hingewiesen. Auf den meisten Produkten fehlt hier eine Information, bei manchen liest man lediglich die Angabe "Additive" da sich dahinter alles Mögliche verbergen kann, hilft das dem Verbraucher kaum weiter.

Nur einige Unternehmen stellen zumindest online eine Inhaltsstoffliste zur Verfügung. Bei fünf von zehn Tapetenablösern suchten wir vergeblich, fanden nur ein technisches Merkblatt oder Sicherheitsdatenblatt oder eine alte, nicht mehr gültige Deklaration.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Jeder Baumarkt bietet einen Tapetenablöser unter seiner Eigenmarke an. Bei vielen unterscheidet sich allerdings nur das Etikett, die Rezeptur ist die gleiche - wir haben in diesen Fällen nur ein Produkt getestet. So kommt's, dass nur zehn Tapetenablöser im Test landeten. Für 250 Milliliter zahlt man zwischen 1,50 und über 5 Euro. Zum Vergleich kauften wir ein herkömmliches Spülmittel ein.

Die Praxisprüfung: Jeder Tapetenablöser stand vor der gleichen Herausforderung: 15 Quadratmeter Raufasertapete, auf Holzgrund tapeziert und vier Mal mit weißer Dispersionsfarbe überstrichen. Nach drei Wochen Standzeit begann der Test. Unser Fachmann, der Maler- und Lackierermeister Peter Hoffmann von der Offenbacher Berufsschule August Bebel, prüfte, wie gut sich die Tapete von der Wand herunternehmen ließ, ob man tatsächlich wie versprochen ganze Bahnen abziehen kann - und ob es Unterschiede in der Anwendung gibt. Dabei ging er nach den Anweisungen auf den Etiketten vor. Das heißt: Alle Tapeten wurden vorher mit einer Igelwalze perforiert, damit der Tapetenablöser eindringen kann.

Die Inhaltsstoffe: Tapetenablöser enthalten in der Regel Wasser und Tenside. Dieses Gemisch muss vor dem Verkeimen geschützt werden, weshalb wir vor allem auf die Konservierungsmittel geachtet haben - Formaldehyd/-abspalter, halogenorganische Verbindungen, Isothiazolinone. Auch Duftstoffe, die Allergien hervorrufen können, standen auf dem Prüfprogramm.

Die Weiteren Mängel: Tapetenablöser, auf deren Verpackung steht, dass man damit auch Leimfarben abwischen kann, fallen unter die Detergenzienverordnung. Wir haben uns angesehen, ob entsprechend transparent mit den eingesetzten Inhaltsstoffen umgegangen wird - auf dem Etikett und online. Darüber hinaus ließen wir prüfen, ob umweltschädliche chlorierte Verbindungen in der Verpackung eingesetzt wurden.

Die Bewertung: Wenn es an die Wirkung geht, sind die Unterschiede zwischen den Tapetenablösern verschwindend gering. Ein Spülmittel tut's fast genauso gut. Die Bewertung basiert deshalb auf den Inhaltsstoffen. Zusätzliche Abzüge gab es für Mängel in der Deklaration und eine umweltschädliche Verpackung.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: Formaldehyd/- abspalter.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) keine Internetadresse auf dem Etikett angegeben und/oder keine Inhaltsstoffliste online zu finden (Deklaration nicht aktuell/nur technisches Merkblatt und/oder Sicherheitsdatenblatt abrufbar); b) keine Inhaltsstoffe und/oder Konservierungsmittel auf dem Etikett deklariert; c) Limonen nicht deklariert; d) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note

Testmethoden

Halogenorganische Verbindungen: Deklaration oder a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Reinigung der Proben mit Kieselgel; Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Formaldehyd/-abspalter: Deklaration oder fotometrisch nach saurer Wasserdampfdestillation. Isothiazolinone: Homogenisieren des Probenmaterials; Extraktion einer Originalprobe und einer mit Methylisothiazolinon (MIT), Chlormethylisothiazolinon (CIT) und Benzisothiazolinon (BIT) aufgestockten Probe mit Acetonitril im Ultraschallbad; Filtration der Extrakte durch Membranfilter; Trennung, Identifizierung und Quantifizierung mittels HPLC/DAD bei unterschiedlichen Wellenlängen. Duftstoffe/Moschusverbindungen: Prüfung auf 26 in Wasch- und Reinigungsmitteln deklarationspflichtige Duftstoffe, Majantol, Moschusverbindungen, Cashmeran; Extraktion mit tert.-Butylmethylether, anschließend Bestimmung mittels GC/MS.
Praktische Prüfung: Prüfung an mittelkörniger Raufaser. Fläche pro Produkt: ca. 15 m², mit handelsüblichem Kleister auf Holzgrund tapeziert, der zuvor mit Dispersionsfarbe gestrichen wurde. Nach dem Trocknen wurden die Tapeten vier Mal mit Dispersionsfarbe überstrichen. Die Ablösetests erfolgten nach einer Standzeit von drei Wochen und nach Herstellerangaben.

Einkauf der Testprodukte: Januar 2013.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Jahrbuch für 2014 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Bauen und Wohnen 2013 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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