Aktualisiert am 15.11.2013 | Viele treibt die Frage um, inwieweit die billigen Ikea-Möbel gesundheits- oder umweltschädlich sind. ÖKO-TEST beobachtet die Produkte deshalb seit vielen Jahren kritisch und hat auch immer wieder Möbel und andere Artikel aus dem Sortiment getestet.
So prangerten wir vor 25 Jahren die vielen PVC-Produkte im Katalog an, Ikea fand den umweltbelastenden Kunststoff zu diesem Zeitpunkt noch super, da vielseitig verwendbar, sehr elastisch und pflegeleicht. Im nächsten Katalog verzichtete Ikea jedoch auf PVC – aber nur auf das Wort, Papier ist bekanntermaßen geduldig. Aus einer PVC-Beschichtung wurde eine "Kunststoffbeschichtung", aus PVC-Fliesen wurden "Vinylplatten", ohne dass sich erkennbar etwas geändert hätte.
Doch schon 1991 kam der echte Verzicht auf PVC – außer in Kabeln. Leider nicht konsequent, denn im März 2013 hatten wir die mit dem umstrittenen Kunststoff beschichtete Wickelauflage Gullunge im Test, sie war mit PAK und phosphororganischen Verbindungen belastet. Ikea nahm sie jedoch unverzüglich vom Markt und bietet zurzeit keine Wickelauflage an.
Ikea-Möbel im Test: Problemstoffe schon Jahre ein Thema
Mittlerweile haben wir fast 140 Ikea-Produkte auf den Prüfstand gestellt: rund 25 Möbel, Teppiche und Bodenbeläge, rund 60 Produkte für Kinder – Möbel, Bettzeug/Matratzen, Spielzeug – sowie knapp 20 Matratzen und Bettdecken für Erwachsene. Darüber hinaus noch Produkte aus dem Ikea-Gemischtwarenladen, auch Farben und Lasuren, und sogar Café, Kekse, Eis und Duschcremes.
Bereits Ende der 80er-Jahre berichteten wir erstmals über zu starke Formaldehydausdünstungen aus den Möbeln, da Kunden über Beschwerden wie brennende, juckende Augen und Husten klagten. Damals argumentierte Ikea, dass die Produkte den schwedischen Grenzwert für Spanplatten einhielten, aber das reichte, um die Raumluft über Gebühr zu belasten. Erst drei Jahre später kochte das Thema erneut, aufgrund eines Billy-Tests des Magazins Stern, hoch.
Die Ausdünstungen blieben auf der Tagesordnung: Fertigparkett, Laminat und einige Möbel, die wir im Jahr 2000 untersuchten, gaben Formaldehyd ab, so auch das Billy-Regal. Auch die Küchenmöbel, die wir drei Jahre später testeten, belasteten die Raumluft. Und im jüngsten Test Sitzsäcke (ÖKO-TEST-Magazin 9/2013) stellten wir fest, dass aus der Füllung des Ikea-Sitzsacks zuviel bedenkliches Styrol entwich.
Probleme mit Ikea-Matratzen für Kinder und Erwachsene
Schlechte Noten gab es anfangs auch für Matratzen für Erwachsene aufgrund des enthaltenen Schadstoffcocktails. Eine Matratze wurde daraufhin sogar zurückgerufen, weil sie die internen Grenzwerte nicht erfüllte. In den jüngsten Tests waren die Schlafunterlagen aber nahezu schadstofffrei, Punktabzug gab es eher aufgrund des Praxistests.
Erfreulich ist die Tatsache, dass die Ikea-Kinderprodukte in unseren Tests mit einem Notenschnitt von etwa 2,5 besser abschnitten als die übrigen Produkte. Vor knapp zehn Jahren testeten wir ein Kinderzimmer, so wie es auf den Katalogseiten abgebildet war, mit allem Drum und Dran. Der Test fiel mit vielen "sehr guten" Produkten ganz ordentlich aus, aber gerade Matratze und Bettdecke bekamen nur ein "mangelhaft" – und das war im sensiblen Schlafbereich alles andere als akzeptabel.
Stark schwankend war vor allem die Qualität bei den vielen kleinen Dingen des Leben. So enthielt im Test Wohnaccessoires (ÖKO-TEST-Magazin 11/2012) die Kerze zu viel Schwefel und krebsverdächtige Farbbestandteile, ähnlich schlecht sah es mit der getesteten Papierserviette aus. An anderen Dingen wiederum hatten wir nichts oder nur wenig auszusetzen. Allerdings konnte auch die Energiesparlampe in unserem großen Vergleichstest 2008 nicht überzeugen; sie gehörte mit einer geringen Lebensdauer zu den schwächeren Produkten im Test.
Ikea-Möbel im Test: Mehrheit besteht Schadstofftest
Uns interessierte, wie es aktuell um die Qualität und Schadstoffbelastung der Ikea-Möbel bestellt ist. Deshalb schickten wir 20 Modelle einschließlich eines Teppichs in die Labore. Darunter finden sich einige echte Klassiker.
Das Testergebnis: Bra jobbat – heißt es in Schweden für "gut gemacht". Die Möbel mussten einen sehr umfangreichen Schadstofftest ohne Schlingern bestehen. Und das taten 17 der 20 Möbel. Der Teufel steckt allerdings im Detail. Ein Stuhl hatte einen fast legendären Produktionsfehler: Die Bohrungen des hochwertigen Stockholm-Stuhls waren falsch platziert, so dass dieser nicht korrekt zusammengeschraubt werden konnte.
Problematische Stoffe in Ikea-Möbeln gefunden
Positiv fällt im Test auf: Nur aus der Hälfte der Möbel aus Holz und Holzwerkstoffplatten gasten geringe Mengen an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) und Formaldehyd aus. Selbst wenn wir annehmen, dass mehrere solcher Möbelstücke die Raumluft belasten, bleiben die Werte unter unserer strengen Abwertungsgrenze.
Nur in vereinzelten Möbeln wurden problematische Inhaltsstoffe nachgewiesen: phosphororganische Flammschutzmittel, alternative Weichmacher und umstrittene halogenorganische Verbindungen.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 11/2013 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Bauen und Wohnen sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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