Holzpellets im Test: Hersteller schummeln beim Heizwert

Jahrbuch für 2018 | Autor: ÖKO-TEST Redaktion | Kategorie: Bauen und Wohnen | 31.10.2017

Holzpellets im Test: Hersteller schummeln beim Heizwert
Foto: Getty Images / Irina Vodneva

Pelletheizungen sind nach wie vor gefragt – auch dank staatlicher Förderung. Wir haben Pellets als Sackware gekauft und ins Labor geschickt. Die meisten Produkte bestanden mit "gut" oder sogar "sehr gut". Aber: Einige Hersteller schummelten jedoch bei der Angabe des Heizwerts.

  • Holzpellets werden kritisiert, weil die Verbrennung von Holz den Klimawandel beschleunigt. Dennoch dürfte die CO2-Bilanz von Holzheizungen besser sein als die von Erdgas und Heizöl.
  • In unserem Test erwies sich die Mehrzahl der untersuchten Pellets als hochwertig.
  • In einigen Fällen gab es allerdings Probleme mit schlechter Qualität oder zweifelhaften Angaben.

Kaum zu glauben, dass die Idee der Wärmeversorgung durch Pellets aus den USA stammt – einem Land, das für seinen immens hohen Ölverbrauch bekannt ist. Dort wurde 1984 der erste Pelletofen für private Zwecke präsentiert.

Seit 1996 sind Pellets auch in Deutschland als Brennstoff zugelassen, aktuell werden hierzulande über 2 Millionen Tonnen Pellets pro Jahr verbraucht. Als Grundstoffe dienen vor allem Sägemehl, Späne und Restholz.

Holzpellets: Qualität international normiert

Die Qualität der Pellets ist seit 2014 in einer internationalen Norm mit drei Klassen geregelt. A1 bezeichnet die höchste Qualität, und nur sie spielt für Privathaushalte eine Rolle. Die Qualitätssiegel ENplus A1 und DINplus beinhalten einige Ergänzungen, so zum Ascheschmelzverhalten.

Mittlerweile mehrt sich die Kritik an der Holzverbrennung, denn durch die energetische Nutzung steigt der Druck auf den Wald. Beim Verbrennen wird Kohlendioxid freigesetzt. Da die Bäume dieses CO2 im Verlauf des Wachstums der Atmosphäre entzogen haben, wird die Verbrennung von Holz gemeinhin als CO2-neutral angegeben. Das dazugehörige Argument lautet: Das CO2 würde auch dann freigesetzt werden, wenn das abgestorbene Holz im Wald vermodert.

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Kritik an Holzpellets: Verbrennung setzt CO2 frei

Dabei wird freilich übersehen, dass CO2 aus Bäumen natürlich auch – auf technischem Weg – dauerhaft gespeichert werden kann, um zu verhindern, dass es in die Atmosphäre gelangt. Wird Holz verbrannt, geht diese effektive Möglichkeit, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, verloren.

Auch Förster Peter Wohlleben zweifelt die genannten Argumente an. Seine Argumentation: Durch das gezielte Schlagen von Bäumen wird zusätzlich CO2 aus Boden und Unterholz freigesetzt.

Unbestritten ist, dass durch die Verarbeitung sowie den Transport des Holzes und der Pellets weitere CO2-Emissionen hinzukommen. Dennoch dürfte die CO2-Bilanz von Holzpellets deutlich besser als die von Erdgas und Heizöl bleiben. In Bezug auf Feinstaub, Stickoxide und Kohlenmonoxid können Holzheizungen jedoch nicht punkten, auch wenn Emissionen durch die fortschreitende Technik reduziert werden.

Holzheizung: Umweltverbände sehen Vor- und Nachteile

Der Naturschutzverband BUND toleriert das Heizen mit Pellets nur in kleinem Maßstab, wenn die Transportwege des Holzes kurz sind und keine Bäume speziell zur Pelletproduktion gefällt werden. Zu empfehlen seien Pellets aus heimischer Holzwirtschaft, die Naturland- oder FSC-zertifiziert sind, nicht jedoch PEFC.

Auch NABU spricht von einer "gespaltenen Ökobilanz" und empfiehlt, ein freiwilliges Gütezeichen für Holzöfen zu entwickeln, um Umweltstandards sicherzustellen.

    Holzpellets im Test: Heizwerte sind häufig übertrieben
    Holzpellets im Test: Heizwerte sind häufig übertrieben (Foto: CC0 / Pixabay / Mrdidg)

    15 Holzpellets & Pellets im Test

    Doch wie ist es um die Qualität von Holzpellets bestellt, die auf dem deutschen Markt angeboten werden? Wir haben 15 Produkte als Sackware eingekauft und sie in einem Fachinstitut überprüfen lassen. Einige Hersteller sind in Polen, Tschechien und Litauen zertifiziert, sodass möglicherweise lange Transportwege die CO2-Bilanz der Produkte verschlechtern.

    Unsere Ergebnisse: Die Mehrzahl der Pellets erweist sich als qualitativ hochwertig. Bis auf zwei Ausnahmen entsprechen sie den Anforderungen von ENplus A1 und DINplus. Zwei Hersteller sind offensichtlich nicht in der Lage, eine durchgängige Qualität anzubieten: Ihre Holzpellets bleiben in jeweils einem Punkt unter den Vorgaben, und das, obwohl sie zertifiziert sind.

    Holzpellets: Heizwerte häufig übertrieben

    Besonders ärgerlich: Etliche Hersteller übertreiben beim versprochenen Heizwert. Außerdem auffällig: Die Pellets zweier Marken zeigten ein schlechtes Ascheschmelzverhalten. Die Asche wurde deutlich früher weich als bei den anderen Produkten und noch dazu recht plötzlich. Bei einem Hersteller wurde der Grenzwert von ENplus A1 sogar verfehlt.

    Wenn die Asche zu früh schmilzt, können Teilchen auf dem Brennteller oder -topf liegen bleiben und verklumpen, was als Versinterung oder Verschlackung bezeichnet wird. Moderne Brennöfen schalten dann auf Störung, das heißt, sie gehen aus, bis die Rückstände entfernt worden sind.

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    Pellets im Test: Vorgaben in einigen Fällen verfehlt

    Die Holzpellets einer anderen Marke enthalten mehr Stickstoff, als die Gütesiegel zulassen, obwohl sie zertifiziert sind. Bei der Verbrennung können sich klimaschädliche Stickoxide bilden. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich in der Abgasanlage im Falle von Tauwasserbildung aggressive Salpetersäure bildet.

    Wenn sich der Kunde nicht auf gleichbleibende Qualität bei zertifizierter Ware verlassen kann, ist das alles andere als schön. Ebenso, wenn die Hersteller mit der Angabe des Heizwerts maßlos übertreiben. Spitzenreiter sind hier zwei Anbieter, deren Heizwertversprechen über 8 % von der Realität abweichen.

    Dabei sind die Angaben zu den Brennstoffeigenschaften freiwillig – was nicht heißt, dass sie nicht stimmen sollten! Gefordert sind dagegen Warnhinweise wie "Trocken lagern" und "Nur zum Gebrauch in geeigneten und genehmigten Heizgeräten", die bei einem Produkt dennoch vollständig fehlen.

    Holzpellets: Preise, Platzbedarf und Förderung

    Mengen-Faustformel: 2 kg Pellets = 1 l Heizöl = 1 m³ Erdgas

    Platzbedarf Pelletlager: ca. 1,5 m² pro Tonne Pellets (bei 2,0 bis 2,2 m Raumhöhe).

    Asche: Durch den geringen Ascheanteil von in der Regel unter 0,5 % produziert eine Tonne Pellets nur fünf Kilogramm Asche.

    Preise für Einblasware: Auch die Preise für Pellets unterliegen wie die Heizölpreise Schwankungen und werden von Angebot und Nachfrage bestimmt. Sie hängen auch von der Abnahmemenge und der Region ab. Am günstigsten sind sie in den Sommermonaten. Sackware ist deutlich teurer als Pellets, die in größeren Mengen geliefert werden.

    Förderung: Mit dem Marktanreizprogramm fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien im Wärmemarkt. Dazu zählen Pelletöfen und Pelletkessel, die vor allem im Gebäudebestand mit bis zu 3.500 Euro gefördert werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie direkt beim BAFA.

    Holzpellets: Das rät ÖKO-TEST

    • Die beste Wahl sind Pellets aus heimischem, zertifiziertem Holz, die möglichst in der Region produziert wurden. Das FSC-Siegel ist beispielsweise empfehlenswert.
    • Die Lagerräume müssen gut belüftet sein, denn aus den Pellets kann gefährliches Kohlenmonoxid austreten.
    • Der beste Beitrag gegen den Klimawandel muss kein Heizungstausch sein, sondern kann auch darin bestehen, den Heizbedarf zu senken, zum Beispiel durch Dämmung. Deshalb lohnt es sich besonders, in Energiespar-Maßnahmen zu investieren.

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    Wir haben diese Produkte für Sie getestet

    Testverfahren

    Der Einkauf: Wir haben 15 Pelletmarken als 15-Kilogramm-Sackware in Baumärkten, im Brennstoffhandel und über das Internet eingekauft. Alle Produkte sind mit einem Qualitätszeichen ENplus A1 und/oder DINplus versehen und werben somit mit höchster Qualität. Wir fragten die Hersteller, ob die Sackware identisch mit der Einblasware ist, die in Silofahrzeugen angeliefert wird.

    Die Pelletqualität: Wir wollten wissen, ob die Pellets den hohen Anforderungen der Qualitätszeichen ENplus A1 und/oder DINplus gerecht werden. Das beauftragte Brennstofflabor untersuchte alle Parameter, die auch im Rahmen der Zertifizierung auf den Prüfstand kommen: Wie viel Energie bekommt der Kunde für sein Geld? Ermöglichen die Pellets einen guten und reibungslosen Heizbetrieb? Zusätzlich zu den Normen wurde geprüft, ob die Pelletlänge möglichst einheitlich ist, da viele Bruchstücke und feine Bestandteile die Sauerstoffzufuhr behindern können. Auch mögliche Umweltbelastungen durch Schwefel, Stickstoff, Chlor und Schwermetalle in den Abgasen hatten wir - wie die Gütesiegel - im Visier.

    Die Deklaration: Die Angaben auf der Verpackung sollten richtig und nicht irreführend, und notwendige Hinweise vorhanden sein. Deshalb verglichen wir die im Labor ermittelten Ergebnisse der Pelletqualität mit den Auslobungen auf den Verpackungen.

    Die Bewertung: Auch wenn die Mehrzahl der Produkte die Anforderungen der Qualitätszeichen erfüllt, gibt es doch qualitative Unterschiede, vor allem in der Pelletlängenverteilung und dem Ascheschmelzverhalten. Vergleichsweise ungünstige Werte und Eigenschaften werten wir ab. Wenn noch dazu die Grenzwerte von ENplus A1 und DINplus nicht eingehalten werden, obwohl die Produkte diese Zeichen tragen, führt das zu Minuspunkten in der Deklaration. Das gilt auch für die Fälle, in denen die Angaben des Heizwerts unseriös hoch sind. Für das Gesamturteil wird die Pelletqualität jedoch stärker gewichtet als die Deklaration.

    Bewertungslegende

    Unter dem Testergebnis Pelletqualität führt zur Abwertung um vier Noten: ein sehr schlechtes Ascheschmelzverhalten mit einer Erweichungstemperatur von weniger als 1.200 °C (unter dem Grenzwert des Gütesiegels ENplus A1). Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein schlechtes Ascheschmelzverhalten (Erweichungstemperatur von 1.200 bis 1.250 °C und eine Temperaturdiff erenz von maximal 200 Kelvin zwischen der Temperatur am Beginn der Schrumpfung und der Fließtemperatur); b) ein hoher Stickstoff gehalt von mehr als 0,3 bis 0,5 Masse-%.

    Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) eine mittelmäßige oder schlechte Pelletlängenverteilung und/oder ein relativ hoher bzw. hoher Feinanteil; b) eine relativ geringe mechanische Festigkeit von weniger als 99,0 Masse-%.

    Unter dem Testergebnis Deklaration führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Werbung mit dem Gütesiegel ENplus-A1 bzw. DINplus, obwohl dessen Anforderungen im Test in einem Punkt nicht erfüllt werden (zu niedrige Ascheerweichungstemperatur bzw. zu hoher Stickstoff gehalt); b) Heizwertangabe zu hoch, d. h. angegebener Wert bei Analyse nicht erreicht (mehr als 2,5 % Unterschreitung). Zur Abwertung um eine Note führt: Hinweise zur "trockenen Lagerung" und zum "Gebrauch in geeigneten Heizgeräten" nicht vorhanden. Das Gesamturteil setzt sich zu 70 % aus dem Testergebnis Pelletqualität und zu 30 % aus dem Testergebnis Deklaration zusammen. Defi nition der Analyseergebnisse: Heizwert: mehr als 18 MJ/kg = sehr hoch, mehr als 17,5 bis 18 MJ/kg = hoch, mehr als 17 bis 17,5 MJ/kg = mittel (die angegebenen Analysewerte sind auf eine Kommastelle kaufmännisch gerundet). Feinanteil: 0,4 Masse-% = relativ hoch, 0,6 Masse-% = hoch. Mechanische Festigkeit: weniger als 99,0 Masse-% = relativ gering.

    Testmethoden

    Testmethoden: Durchmesser/Länge: DIN EN ISO 17829 Gesamtwasser: Anlieferungszustand; DIN EN ISO 18134-2. Aschegehalt 550 °C: wasserfreier Zustand; DIN EN ISO 18122. Mechanische Festigkeit: Anlieferungszustand; DIN EN ISO 17831-1. Feinanteil: Anlieferungszustand; DIN EN ISO 18846. Schüttdichte: Anlieferungszustand; DIN EN ISO 17828. Heizwert: Anlieferungszustand; DIN EN 14918. Stickstoff gesamt: wasserfreier Zustand; DIN EN ISO 16948. Schwefel, Chlor gesamt: wasserfreier Zustand; DIN EN ISO 16994. Schwermetalle: wasserfreier Zustand; DIN EN ISO 16968. Ascheschmelzverhalten oxidierend an der Asche 815 °C: DIN CEN/TS 15370-1. Pelletlängenverteilung: Sortierung einer repräsentative Teilprobe von Hand in sieben Fraktionen (Ausschuss und Feinanteil, bis 6 mm, > 6 bis 10 mm, > 10 bis 15 mm, > 15 bis 25 mm, > 25 bis 30 mm, > 30 bis 45 mm, > 45 mm), Ermittlung der Verteilung nach Anzahl und nach Masse, Bewertung durch Experten. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

    Einkauf der Testprodukte: September/Oktober 2015.

    Bereits veröffentlicht: ÖKO-TEST Ratgeber Bauen und Wohnen 2016 und ÖKO-TEST-Magazin 1/2016. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben, sofern sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder ÖKO-TEST neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt hat.

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