Kann ich Kaffeepads in die Biotonne schmeißen? Wer das oberflächlich googelt, ist am Ende oft nicht schlauer als vorher. "Tatsächlich können Sie benutzte Kaffeepads problemlos im Biomüll entsorgen", behauptet die oberste Quelle der Suchmaschine. Kein Wunder, es ist die Tchibo-Webseite.
Lokale Entsorgungsbetriebe, deren Seiten unter den nachfolgenden Treffern auftauchen, sind da ganz anderer Ansicht: Die meisten wollen keine Kaffeepads in ihren Biotonnen, andere erlauben sie unter Vorbehalt. Doch warum so ein Wirrwarr?
800 Sammelbezirke haben eigene Regeln
Weil es in Deutschland über 800 sogenannter Sammelgebiete für die verschiedenen Abfallarten gibt und jeder öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger selbst entscheiden darf, welche Abfälle er in der Biotonne akzeptiert und welche nicht. Denn der eine verwertet die Abfälle zum Beispiel in einer Biogasanlage, der andere in einer Kompostieranlage, und auch die Möglichkeiten, so genannte Störstoffe auszusortieren, sind nicht überall gleich.
Was in dem einen Sammelgebiet in die Tonne darf, kann also ein paar Kilometer weiter schon verboten sein. Auf der Internetseite der Initiative "Aktion Biotonne Deutschland", einem von maßgeblichen Behörden und Institutionen unterstützten Netzwerk zur Reduzierung von Fremdstoffen in der Biotonne, ist die Liste jener Abfälle, die "nicht überall in die Biotonne dürfen", folglich auch am längsten im Vergleich zu den Abfällen, wo es ein klares Ja oder Nein gibt.
Auf dieser Vielleicht-Liste stehen viele Papiere wie Eierkartons, Küchenkrepp, Teebeutel und Lebensmittelpapiertüten. Wir wollten wissen, warum das so ist, und haben beim Fachmann nachgefragt.

Papier in der Biotonne ist in zwei Fällen geduldet
"Grundsätzlich ist die Biotonne nicht der Entsorgungsweg für Papier", stellt David Wilken zunächst einmal klar. Wilken beschäftigt sich als Geschäftsführer der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) täglich mit Kompostieranlagen und Störstoffen im Bioabfall. Größere Mengen Papier sollten immer entweder im Altpapier
oder je nach Papiersorte und Verschmutzung im Restmüll entsorgt werden, sagt er.
Doch warum sind die Infos im Netz dann so missverständlich? "Ein bisschen Papier schadet in der Biotonne erst mal nicht, wenn es einfach nur aus normalem Zellstoff besteht", erklärt Wilken. Zum Problem werde es erst dann, wenn es mit Nassverfestigungsmitteln oder Polymeren behandelt ist oder wenn es zu viele Druckfarben enthält wie etwa Hochglanzwerbebroschüren.
Man könnte es vielleicht so erklären: Papier ist in der Biotonne nur geduldet, und zwar in zwei Fällen:
- wenn es als Sammelhilfe dazu dient, Sortierbehälter für Küchenabfälle sauber zu halten.
- wenn es selbst Verpackung ist von Lebensmittelabfällen wie Kaffeesatz und Tee.
Doch selbst für diese beiden Szenarien gibt es Einschränkungen.
Welche Sammelhilfen für Biomüll sind erlaubt?
Die Sortierbehälter für Obst- und Gemüseabfälle können schnell unhygienisch werden und die Küche vollmüffeln. Um das Sammeln solcher Abfälle komfortabler und damit attraktiver zu machen, sind in der Bioabfallverordnung sogenannte Sammelhilfen aus Papier erlaubt, mit denen sich die Sortierbehälter auskleiden lassen.
Dazu gehört Küchenrolle – allerdings nur in kleinerem Umfang von wenigen Blatt, außerdem normales Zeitungspapier, also das Papier der gewöhnlichen Tageszeitung; auch wenig bedruckte Bäckereitüten können für diesen Zweck zum Einsatz kommen. Und schließlich gibt es noch die Papiertüten, die im Handel speziell als Sammelhilfe für Kompost zu erwerben sind.
Genau genommen sind aber selbst Letztere nicht in allen Sammelgebieten offiziell erlaubt, wie der 2022 von Wissenschaftlern der TU Hamburg herausgegebene Abfall-Atlas zeigt. Immerhin 16 Sammelgebiete verbieten die Tüten laut Atlas.
Und was ist mit Küchenkrepp, wenn man damit überschüssiges Fett aus der Pfanne aufgesaugt hat? "Das Fett kann in Kompostierungsanlagen mit Vergärung sogar nützlich sein", sagt Wilken. Es komme aber auf die Menge des entsorgten Krepps an: Zwei Bögen seien okay, 20 nicht.
Teebeutel und Kaffeepads: Kunststoff gehört nicht in den Biomüll
Kaffeesatz oder bereits aufgebrühter Tee sind Küchenabfälle, die eigentlich in die Biotonne gehören. Wenn da nur nicht die Verpackung wäre. Der ganz normale, althergebrachte Kaffeefilter zum Aufbrühen stört zwar in der Kompostierung nicht.
"Bei Teebeuteln oder Kaffeepads haben wir dagegen das Problem, dass sie eben nicht immer nur aus Zellulose bestehen, sondern häufig auch aus Kunststoff", erklärt Wilken. Manche Hersteller von Kaffeepads stabilisieren ihre Papiere mit Nassverfestigungsmitteln oder synthetischen Polymeren. Deshalb machen die Entsorger zu den Pads auch unterschiedliche Vorgaben, siehe oben.
Immerhin wird es dazu in der EU-Verpackungsverordnung bald neue Regeln geben: Ab 2028 gelten alle Teebeutel und Kaffeepads nämlich als Verpackung und müssen als solche "kompostierbar" sein. Ob das mehr Klarheit bringen wird?
"Die Begriffe ‚kompostierbar‘ und ‚biologisch abbaubar‘ sind bisher in der EU nicht klar definiert", sagt Wilken. "Und auch wenn diese Definition derzeit stattfindet – am Ende wird der Entsorger entscheiden, ob Pads für seine Anlage geeignet sind."
Tipp: Was darf in die Biotonne?
Wer ganz sichergehen will, was im eigenen Sammelbezirk in die Biotonne darf, sollte auf der Webseite seines öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgers nachsehen. Was dort nicht beantwortet ist, lässt sich durch einen Anruf beim Entsorger selbst oder der zuständigen Abfallberatung herausfinden.
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