Enthaarungscreme -Test: Bekannte Marke Veet fällt durch

Magazin Mai 2023: Erdbeeren | Autor: Dimitrij Rudenko/Meike Rix/Ann-Cathrin Witte | Kategorie: Kosmetik und Mode | 18.05.2023

17 Enthaarungscremes für Frauen und Männer im Test. Wer ist der Testsieger?
Foto: ÖKO-TEST; carlo dapino/Shutterstock

Enthaarungscreme entfernt Haare an Achseln, Beinen und im Intimbereich – und sorgt so für glatte Haut. Allerdings kann bereits der enthaltene Wirkstoff die Haut reizen. Im Test sind wir darüber hinaus noch auf weitere bedenkliche Inhaltsstoffe gestoßen, darunter Mineralölbestandteile und kritische Duftstoffe. 

  • 17 Enthaarungscremes für Frauen und Männer haben wir überprüft.
  • Das Ergebnis: Keines der Produkte im Test erhält die Note "sehr gut". Das liegt an dem enthaltenen Wirkstoff Thioglykolat. 
  • Wir beanstanden darüber hinaus Mineralölbestandteile, kritische Duftstoffe sowie PEG- und Kunststoffverbindungen.
  • Empfehlenswert sind fünf Produkte, die mit "gut" abschneiden. 

Anders als bei der Nassrasur kommt es bei der chemischen Enthaarung nicht zu Verletzungen, und es dauert länger, bis wieder Stoppeln kommen. Für die großflächige Anwendung am ganzen Körper ist sie aber nicht geeignet.

Enthaarungscreme-Test: Produkte nicht großflächig auftragen 

Gut zu wissen: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom EU-Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS) gehen davon aus, dass die Enthaarungsmittel auf dem Markt im Normalfall sicher sind, wenn man sie bestimmungsgemäß, also nicht täglich und nicht zu großflächig anwendet.

Als sicher gilt nach SCCS-Berechnung eine Fläche, die der gleichzeitigen Anwendung an Achselhöhlen, unteren Beinen und Bikinizone entspricht.

Enthaarungscremes sollen unerwünschte Körperhaare schnell entfernen.
Enthaarungscremes sollen unerwünschte Körperhaare schnell entfernen. (Foto: Evgeniia Zakharishcheva/Shutterstock)

Enthaarungscremes: Wirkstoff ist potenziell reizend

Erfreulicherweise sind bei den Produkten im Test nicht nur die gesetzlich vorgeschriebenen Hinweise zur sicheren Anwendung vollständig, sondern alle empfehlen darüber hinaus, einen Tag vor der Enthaarung erst einmal auf einer kleinen Stelle zu testen, ob keine Hautirritationen auftreten.

Dieser Hinweis ist sinnvoll, denn die Produkte im Test wirken mit Salzen der Thioglykolsäure (Thioglykolat), die die Hornschicht der Haare auflöst, sodass diese sich nach der Einwirkzeit abschaben lassen. Neben dem erwünschten Effekt können die Säure und ihre Salze aber auch zu Hautirritationen führen und die Haut möglicherweise sensibilisieren. Deshalb ziehen wir allen Produkten für den Einsatz von Thioglykolat eine Note ab. 

Enthaarungscremes im Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Veet, Pilca & Co.: Enthaarungscreme im Test

Darüber hinaus sind wir im Test noch auf weitere bedenkliche Inhaltsstoffe gestoßen. Folgende Stoffe kritisieren wir:

  • Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): Unter den MOAH können sich krebserregende und erbgutschädigende Substanzen befinden. Im Test hat das von uns beauftragte Labor MOAH in insgesamt drei Enthaarungscremes gefunden.
  • Die umstrittenen Duftstoffe Tonalid und Cashmeran: Beide reichern sich im menschlichen Fettgewebe an. Tonalid steht zudem im Verdacht, das Hormonsystem beeinträchtigen zu können. Im Test stecken die beiden Duftstoffe in jeweils einem Produkt.
  • PEG-Verbindungen können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Auf PEG-Verbindungen sind wir im Test insgesamt sechsmal gestoßen.
  • Kunststoffverbindungen gelangen beim Abspülen ins Abwasser und am Ende möglicherweise durch die Kläranlage in Gewässer oder mit dem Klärschlamm auf die Felder. Dort bauen sie sich nur langsam wieder ab. Vier der getesten Enthaarungscremes enthalten solche Stoffe. 

Die meisten problematischen Inhaltsstoffe im Test enthalten die beiden Produkte der bekannten Enthaarungscreme-Marke Veet. Sie fallen mit "ungenügend" durch und sind damit Testverlierer. In beiden Enthaarungscremes stecken MOAH, Thioglykolat, PEG-Verbindungen und Kunststoffverbindungen. Zusätzlich enthält eine der beiden Cremes den bedenklichen Duftstoff Cashmeran.  

Kritische Auslobung mancher Enthaarungscremes

Weiteren Punktabzug kassierten einige Enthaarungscremes für Auslobungen wie "sensitiv" und/oder "für empfindliche Haut". Was sie auf Kosmetik bedeutet, ist nicht geregelt. Da sich die Produkte nur wenig von den anderen unterscheiden, lenken die Auslobungen unserer Meinung nach davon ab, dass die Cremes mit Vorsicht zu verwenden und an sich nicht sanft zur Haut sind.

Bei einem weiteren Produkt fehlte uns zudem der wichtige Hinweis, einen Kontakt der Creme mit den Schleimhäuten zu vermeiden. Auch dafür zogen wir bei den Weiteren Mängeln eine Note ab. 

Ein Manko in Sachen Umweltschutz sehen wir zudem bei den Verpackungen. Gerade einmal ein Anbieter legte uns Dokumente zum Einsatz von Recyclingmaterial in der Plastikverpackung seiner Produkte vor. Das Ergebnis: Immerhin 55 Prozent Rezyklatanteil. Geht doch!

Enthaarungscremes anwenden: Darauf ist zu achten 

  1. Creme wie von den Anbietern empfohlen auf einer kleinen Stelle vortesten und abwarten, ob die Haut dort auch am nächsten Tag noch in Ordnung ist.

  2. Besser nicht großflächig anwenden, also etwa nicht mehr auf einmal enthaaren als untere Beine, Achseln und Bikinizone.

  3. Nach dem Enthaaren mindestens 72 Stunden bis zur nächsten Anwendung warten, damit die Haut sich erholen kann.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 17 konventionelle Enthaarungscremes für Frauen und Männer eingekauft. Alle enthalten Thioglykolsäure – in der Zutatenliste steht entweder "Potassium Thioglycolate" oder "Calcium Thioglycolate". In zertifizierter Naturkosmetik sind die Stoffe nicht zulässig, weshalb derartige in diesem Test nicht vorkommen. Die Preisspanne liegt zwischen 1,38 und 11,61 Euro pro 150 Milliliter. Einige, aber nicht alle speziell für Männer ausgelobte Cremes sind preisgünstiger als die Frauen-Version.

In spezialisierten Laboren ließen wir die Cremes auf Allergie auslösende und aus anderen Gründen problematische Duftstoffe wie künstliche Moschusverbindungen untersuchen sowie auf bedenkliche Konservierungsmittel, die Formaldehyd abspalten, und auf halogenorganische Verbindungen. Paraffinhaltige Produkte prüfte ein Labor außerdem auf die problematischen Mineralölbestandteile MOAH. Wir schauten zudem, ob alle vorgeschriebenen Anwendungshinweise vorhanden waren, sowie der, die Creme von den Schleimhäuten fern zu halten. Anhand der für die Hersteller verpflichtenden Zutatenlisten erhoben wir, ob die Cremes PEG/PEG-Derivate und weitere synthetische Polymere enthalten, die die Umwelt belasten. Darüber hinaus fragten wir die Anbieter, ob sie für die Plastikverpackungen recycelten Kunststoff verwenden und dies für die untersuchte Chargen durch Dokumente untermauern können.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklischen Moschusverbindungen (hier: Tonalide/AHTN ; in Tabelle "künstlicher Moschusduft") und/ oder Cashmeran/DPMI; b) MOAH. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Thioglykolsäure und ihre Salze (in Tabelle: "Thioglykolat"); b) PEG/PEG-Derivate.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: synthetische Polymere als Kunststoffverbindungen (hier Acryl- und/oder Methacryl (Co- und Cross-)Polymere, Polyethylen). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu; b) Auslobungen wie "sensitiv" oder "für empfindliche Haut" auf Produkten, die Thioglykolate enthalten; c) fehlender Hinweis "Kontakt mit den Schleimhäuten vermeiden".

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "ausreichend" oder "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenanreicherung (SPE), binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Formaldehyd/-abspalter: Saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Photometrie.
Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID.
Paraffine/Silikone: LC-RI nach Extraktion (ggf. GC-MS).
Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID.
Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration. 

Einkauf der Testprodukte: Januar 2023

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