Körperpeeling-Test: Geht es auch ohne Mikroplastik?

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2024 | Autor: Vanessa Christa/Marieke Mariani/Hannah Pompalla | Kategorie: Kosmetik und Mode | 05.11.2023

Wir haben Körperpeelings zur Überprüfung ins Labor geschickt.
Foto: ÖKO-TEST; Körperpeelings im Test/Shutterstock

Körperpeelings sollen Schmutz, Schweiß und Schüppchen von der Haut schrubben. Aber welche Substanzen sorgen für den reinigenden Abrieb und wie steht es ansonsten um die Inhaltsstoffe? Wir können, bis auf wenige Ausnahmen, grünes Licht geben.

  • Wir haben 21 Körperpeelings getestet, darunter sechs Mal zertifizierte Naturkosmetik. Bei acht Produkten handelt es sich um feste Körperpeelings. 
  • Das Ergebnis: Wir können viele Marken empfehlen.
  • Minuspunkte gibt es unter anderem für umstrittenes Diethylphthalat, den potenziell allergieauslösenden Duftstoff Cinnamylalkohol und wenig hautfreundliche PEG-Verbindungen.

Aktualisiert am 5.11.2023 | Die Hautreinigung mit Peelingkörnern hat Tradition in der Körperpflege. Noch vor sechs Jahren schubberten bis zu elf Millionen Plastikpartikel pro Tube die abgestorbenen Hautschuppen herunter, wie eine von ÖKO-TEST bei der Hochschule Rhein-Main in Auftrag gegebene Untersuchung Anfang 2017 zeigte.

Glücklicherweise gab es ein Umdenken in der Kosmetikindustrie. Die Hersteller der Körperpeelings haben dazugelernt und setzen auf pflanzliche oder mineralische Reibepartikel wie Salz, Zucker, gemahlenen Kaffee oder Silica (Kieselsäure).

Rituals, Kneipp & Co.: Körperpeelings im Test

Insgesamt haben wir in unserem Test von 21 Körperpeelings wenig zu meckern: Viele Produkte sind empfehlenswert. Dennoch sind wir vereinzelt auf Stoffe gestoßen, die aus unserer Sicht nicht in ein Körperpeeling hineingehören. Notenabzüge gibt es außerdem auch aus Umweltgründen.

Unerwünschter Inhaltsstoff in Körperpeeling

Auffällig: Ausgerechnet in einem Naturkosmetik-Körperpeeling hat das beauftragte Labor einen aus unserer Sicht sehr hohen Gehalt an Diethylphthalat (DEP) von fast 8.000 Milligramm pro Kilogramm gemessen. 

Diethylphthalat wird unter anderem zur Vergällung von Alkohol oder als Trägerstoff für Duftstoffe eingesetzt. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) prüft DEP derzeit wegen des Verdachts, hormonell wirksam zu sein. Da wir dies zum aktuellen Zeitpunkt nicht ausschließen können, werten wir im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes ab.

Körperpeelings sollen für weiche und gepflegte Haut sorgen. Problematische Inhaltsstoffe haben nichts in ihnen verloren.
Körperpeelings sollen für weiche und gepflegte Haut sorgen. Problematische Inhaltsstoffe haben nichts in ihnen verloren. (Foto: New Africa/Shutterstock)

Darum ist Diethylphthalat in Naturkosmetik nicht erlaubt

In Naturkosmetik hat DEP ohnehin nichts zu suchen und lässt sich in diesen Mengen auch nicht als Verunreinigung schönreden. Ecocert, dessen Label das betroffene Körperpeeling trägt, ist Teil des COSMOS-Standards, in dessen Zertifizierungsvorgaben der Einsatz von Phthalaten zur Denaturierung von Alkohol und als Lösungsmittel ausgeschlossen ist.

Auch der zweite große Naturkosmetik-Zertifizierer Natrue bestätigte, dass "Diethylphthalat nicht für die Verwendung in zertifizierten Natur- oder Bio-Kosmetik-Produkten mit dem Natrue-Siegel zugelassen" ist.

Potenziell allergieauslösender Duftstoff in Körperpeeling

Was ist ansonsten im Körperpeeling-Test aufgefallen? Vereinzelt sind wir auch auf folgende Problemstoffe gestoßen:

  • Cinnamylalkohol: Der Duftstoff ist bekannt dafür, Allergien auszulösen.
  • PEG-Verbindungen: Sie können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. In Kosmetikprodukten werden sie unter anderem als waschaktive Substanzen oder als Emulgatoren eingesetzt, um Wasser und Öl besser zu vermischen.
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Körperpeelings im Test: Unnötige umweltschädliche Stoffe enthalten

Darüber hinaus kann offenbar noch nicht jeder Hersteller ganz die Finger vom Kunststoff lassen: In zwei Körperpeelings im Test stecken umweltschädliche synthetische Polymere. Sie werden hier zwar nicht in fester Form zum Peelen eingesetzt, stecken aber trotzdem in den Rezepturen und dienen etwa als Verdickungs- und Bindemittel oder als Filmbildner.

Dass diese Effekte von den Herstellern gewünscht sind, können wir nachvollziehen. Dafür Kunststoff einzusetzen muss aber aus unserer Sicht nicht sein – es gibt umweltverträgliche Alternativen wie Guarkernmehl. Dass ein Ersatz problemlos möglich ist, zeigen andere Hersteller.

Verpackung vieler Peelings nicht ökologisch

Der Umwelt hilft es auch, wenn nicht immer mehr neues Plastik in Umlauf gebracht wird. Wir wollen deshalb seit geraumer Zeit von den Herstellern wissen, ob sie in ihren Kunststoffverpackungen recyceltes Plastik aus dem gelben Sack – sogenanntes Post-Consumer-Rezyklat – verwenden.

13 Körperpeelings in unserem Test stecken in einer Kunststoffverpackung, doch mehr als drei Viertel dieser Flaschen, Tuben und Tiegel enthalten viel zu wenig oder gar kein recyceltes Material.

Da geht definitiv mehr: Eine durchdachte und ernst gemeinte Plastikvermeidungsstrategie umfasst nicht nur die Kosmetikinhaltsstoffe, sondern alle Teile des Produkts.  

Körperpeeling im Test: Tipps für die richtige Anwendung

Das rät ÖKO-TEST:

  • Nicht übertreiben: Zu häufiges Peelen strapaziert die Hautbarriere. Einmal pro Woche reicht völlig aus.
  • Frisch gepeelte Haut ist etwas lichtempfindlicher. Der beste Zeitpunkt für ein Körperpeeling ist also abends, damit die Haut sich über Nacht regenerieren kann.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 3/2023 und im Ratgeber Kosmetik & Wellness 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

    Weiterlesen auf oekotest.de:

    Wir haben diese Produkte für Sie getestet

    Testverfahren

    Für diesen Test kauften wir 21 Körperpeelings ein, darunter sechs Mal zertifizierte Naturkosmetik. Neben 13 flüssigen landeten acht feste Produkte im Einkaufskorb. In die Auswahl schafften es Reinigungspeelings auf Duschgelbasis sowie Schrubbmischungen aus pflegenden Ölen und gröberen Peelingpartikeln. Die Preise variieren von 1,99 bis 14,40 Euro für 200 Milliliter der flüssigen und von 2,35 bis 14,44 Euro für 100 Gramm der festen Peelings. Per Deklaration prüften wir die Inhaltsstofflisten auf PEG/PEG-Derivate, Parfüm und umweltbelastende synthetische Polymere. In verschiedenen spezialisierten Laboren ließen wir die Körperpeelings zudem auf potenziell allergieauslösende halogenorganische Verbindungen sowie auf Diethylphthalat, deklarationspflichtige Duftstoffe, künstliche Moschusverbindungen und Cashmeran analysieren. Die Verpackungen wurden im Labor auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen untersucht, die bei der Herstellung und Entsorgung die Umwelt belasten. Darüber hinaus fragten wir bei den Herstellern den Anteil recycelten Plastiks in den Kunststoffverpackungen ab.

    Bewertungslegende

    Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

    Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 100 mg/kg DEP; b) PEG/PEG-Derivate; c) Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Cinnamyl Alkohol).

    Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Weitere synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: Acryl- und/oder Methacryl-Co- und -Crosspolymere). Zur Abwertung um eine Note führt: ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage.

    Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

    Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

    Testmethoden

    Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2011, GC-MS. Nach Zugabe von Wasser und organischem Lösungsmittel werden die Allergene durch Flüssig-Flüssig-Extraktion aus den Proben extrahiert. Ein Aliquot des organischen Extrakts wird mit GC-MS analysiert.
    Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
    Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
    Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenanreicherung (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
    PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.
    Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.

    Einkauf der Testprodukte: November 2022.

    Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 3/2023 und im Ratgeber Kosmetik & Wellness 2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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