Schadstoffe & Umweltgifte in Produkten für Kinder – von Acrylamid bis Zinn

16 Problemstoffe in Spielzeug und Lebensmitteln

Spezial Baby | Autor: ÖKO-TEST-Redaktion | Kategorie: Kinder und Familie | 30.04.2016

Schadstoffe in Produkten für Kinder
Foto: CC0 / Unsplash.com / Colin Maynard

Eltern versuchen natürlich, Schadstoffe zu vermeiden. Doch nicht immer sind bedenkliche Substanzen leicht zu erkennen. Wir sagen Ihnen, welche 16 Stoffe in unseren Tests immer wieder auffallen. Dazu: Wie Eltern Gefahren vermeiden können.

Das, was Kindern gefällt, und das, was Eltern für gut befinden, geht oft weit auseinander. Sei es beim Spielzeug, wo der Nachwuchs beim dudelnden Plastikteil oder beim Spielschleim leuchtende Augen bekommt. Sei es beim Essen, wo eigentlich täglich Chicken Nuggets, Pommes, oder am liebsten gleich Schokolade auf den Tisch kommen dürften.

Bei der Körperpflege hingegen versprechen bunte Badefarben oder ein Kindershampoo, das nicht in den Augen brennt, die Kleinen ohne Geschrei in die Wanne zu kriegen. Dabei reicht klares, warmes Wasser oft vollkommen aus, um die kindliche Haut schonend zu reinigen.

Kinder nehmen vieles in den Mund und sind oft Tag und Nacht mit Plüschtieren oder Puppen in Kontakt. Bei Qualität und Sicherheit sollten deshalb strikte Standards gelten. Zudem ist Kinderhaut dünner und empfindlicher als die von Erwachsenen, und viele bedenkliche Substanzen wirken in kleinen Körpern (aufgrund des geringeren Gewichts) intensiver als bei Erwachsenen.

Grund genug, einen kritischen Blick auf die 16 Schadstoffe, Umweltgifte und unnötigen Belastungen zu werfen, die in unseren Tests von Lebensmitteln, Spielzeug, Pflegeprodukten oder Kleidung und Ausstattung zu den "üblichen Verdächtigen" gehören und deshalb immer wieder von uns kritisiert werden.

Am Ende des Artikels finden Sie außerdem einige Hinweise, wie Sie Ihre Kinder noch besser vor Gefahren schützen können.

In vielen Produkten für Kinder können sich Schadstoffe verbergen
In vielen Produkten für Kinder können sich Schadstoffe verbergen (Foto: CC0 / Unsplash.com / Shirota Yuri)

Inhaltsübersicht

  • 3-MCPD- und Glycidylester
  • Acrylamid
  • Elektrosmog
  • Formaldehyd/-abspalter
  • Halogenorganische Verbindungen
  • Farbstoffe (Dispersionsfarbstoffe, Anilin u.a.)
  • Glyphosat (Unkrautvernichter)
  • Mineralöl
  • Paraffine/Erdölprodukte/Silikonöle
  • Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
  • Parabene
  • PEG/PEG-Derivate
  • Pestizide (Pflanzenschutzmittel)
  • Phthalate (Weichmacher)
  • UV-Filter, chemische (in Sonnenschutz)
  • Zinnorganische Verbindungen

3-MCPD- und Glycidylester

Wo? Lebensmittel

3-MCPD- und Glycidylester stellen ein "fettes" Problem dar: Forscher hatten vor einigen Jahren festgestellt, dass bei der Raffination von Speisefetten und -ölen beträchtliche Mengen einer unerwünschten Substanz, nämlich 3-MCPD (Monochlorpropandiol), entstehen können. 3-MCPD ist an die Fettsäuren gebunden und kann im Körper freigesetzt werden. Freies 3-MCPD hat in Tierversuchen die Nieren geschädigt und in hohen Dosen zur Bildung gutartiger Tumore geführt. Teilweise entstehen bei der Fettraffination auch Glycidylester, aus denen sich freies Glycidol abspaltet. Das hat erbgutverändernde und krebserzeugende Eigenschaften, was möglicherweise auch für den Menschen gilt.

ÖKO-TEST lässt fetthaltige Lebensmittel daher standardmäßig auf 3-MCPD- und Glycidylester untersuchen. Fündig wurden die von uns beauftragten Labore unter anderem in Nuss-Nougat-CremesBabykeksen, aber auch in Hypoallergener Säuglingsnahrung.

Tipp: Da die Fettschadstoffe in höheren Mengen vor allem in raffiniertem Palmöl (siehe unten) vorkommen, sollten Verbraucher auf die Verpackung schauen: Denn inzwischen müssen die Lebensmittelhersteller alle verwendeten Öle und Fette deklarieren. In Butter entstehen die Schadstoffe nicht. Auch Sonnenblumenöl gilt als eher unproblematisch.

Acrylamid: Schadstoff aus der Röhre

Wo? Lebensmittel

Acrylamid ist eine giftige Substanz, die beim Backen, Braten, Rösten und Frittieren von stärkehaltigen Lebensmitteln entstehen kann. Sie steckt – zum Teil in hohen Mengen – in Produkten, die auch Kinder gern essen, wie Pommes frites und Kartoffelchips, aber auch in Getreideerzeugnissen wie Reiswaffeln, Frühstückscerealien, Zwieback und Keksen.

Acrylamid löst im Tierversuch Krebs aus und schädigt das Erbgut, was mit großer Wahrscheinlichkeit auch für den Menschen gilt. Nach wie vor ist unklar, wie genau es sich in den üblichen Verzehrmengen auf den menschlichen Organismus auswirkt. Damit stellt jede noch so kleine Menge ein Risiko dar.

Tipp: Da die Acrylamidwerte ab einer Temperatur von 200 Grad Celsius stark ansteigen, sollte man beim Backen und Frittieren bestimmte Höchsttemperaturen nicht überschreiten: Kekse bei maximal 170 Grad backen; Pommes bei höchstens 180 Grad bei Umluft im Backofen oder bei maximal 170 Grad in der Fritteuse zubereiten.

Auch Elektrosmog zahlt zu den Belastungen, denen Kinder ausgesetzt sind
Auch Elektrosmog zahlt zu den Belastungen, denen Kinder ausgesetzt sind (Foto: kryzhov/Shutterstock; Oleksandr Zamuruiev/Shutterstock)

Elektrosmog: Belastung im Kinderzimmer

Wo? Spielzeug, Technik

Schon die Zimmer der Kleinsten sind häufig mit elektronischen Geräten vollgestellt – vom Babyphone über Smart Toys bis zur Energiesparlampe. Diese Alltagsgegenstände können Strahlung erzeugen: Elektrosmog. Der wird mit einer Reihe von gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht – von Kopfschmerzen, chronischer Müdigkeit oder Hyperaktivität bis hin zur Veränderung von Hirnströmen und einem erhöhten Krebsrisiko.

Besonders problematisch sind Funkbabyphone mit DECT-Technik, die nonstop mit gepulster hochfrequenter Strahlung senden – nicht nur, wenn das Baby einen Laut gibt. Sie gehören nicht ins Kinderzimmer.

Tipps:

  • Verzichten Sie auf DECT beim Babyphon und kaufen Sie nur Geräte ohne oder mit abschaltbarer Reichweitenkontrolle: Das vermeidet zusätzliche elektromagnetische Funkstrahlung.
  • Zwischen Kinderbett und Babyphon einen Abstand von mindestens einem, besser zwei Metern einhalten.
  • Steckdosenverteiler und Verlängerungskabel nicht nah am Bett verlegen.
Weiterlesen: Elektrosmog – so schützen Sie Kinder vor Belastung

Bedenkliche Farbstoffe (Amine, Anilin u.a.)

Wo? Spielzeug, Textilien & Ausstattung

Aromatische Amine sorgen für besonders leuchtend-brillante und stabile Farben. Sie sind Bausteine von Azo-Farben, von denen sich einige im Tierversuch als krebserzeugend erwiesen haben. 22 aromatische Amine sind inzwischen EU-weit zum Färben von Textilien verboten. In Fingerfarben ist die zulässige Menge einzelner aromatischer Amine auf 10 mg/kg beschränkt – ein von uns beauftragtes Labor hat in der Vergangenheit aber auch schon höhere Werte in einem Produkt nachgewiesen.

Als im Tierversuch krebserzeugend erwies sich auch Anilin, das jedoch nicht zu den verbotenen aromatischen Aminen gehört. ÖKO-TEST wertet Anilin dennoch streng ab. Das von uns beauftragte Labor wies es unter anderem in Kinderteppichen, Babywippen, Kinderkleidung, Krabbelschuhen und Kinderhalbschuhen nach. Außerdem wird diskutiert, ob Anilin zukünftig für Spielzeug, das zur Verwendung durch Kinder unter 36 Monaten bestimmt oder dazu gedacht ist, in den Mund genommen zu werden, ein Anilingrenzwert von 5 mg/kg gelten soll – was faktisch einem Verbot gleichkäme.

Buntstifte können problematische Farbstoffe enthalten
Buntstifte können problematische Farbstoffe enthalten (Foto: CC0 / Unsplash.com / Aaron Burden)

Auch andere Farbstoffe haben es bisweilen in sich. Sie werden etwa genutzt, um lackiertes Holzspielzeug, Kuscheltiere oder Filz-, Wachsmal-, Buntstifte, Fingermalfarben und Knete schön bunt zu machen. Neben aromatischen Aminen können auch allergisierende Dispersionsfarbstoffe in den Produkten für die Kleinen stecken. Dazu gehören Stoffe wie Dispers-Rot 1, Dispers-Orange 3, Dispers-Blau 106/124, Dispers-Braun 1 und Dispers-Gelb 3. Letzteres steht zudem im Verdacht, Krebs zu erregen. Das ist absolut inakzeptabel, zumal viele dieser Produkte von kleinen Kindern zum Teil stundenlang in der Hand gehalten, geknuddelt und auch mal in den Mund genommen werden.

Formaldehyd/-abspalter als Schadstoffe

Wo? Spielzeug

Um Farben haltbar zu machen, Holz zu verleimen oder Kinderknete zu konservieren – in allen Fällen ergaben unsere Tests, dass manche Spielzeughersteller Formaldehyd oder Stoffe eingesetzt hatten, die das Gas nach und nach abspalten. Formaldehyd ist ein Stoff, der schon in geringen Mengen die Schleimhäute reizt und Allergien auslösen kann. Die EU stuft ihn seit einiger Zeit außerdem als "kann Krebs erzeugen" ein.

Seitdem einige der Konservierer gesetzlich reglementiert wurden, weichen die Hersteller verstärkt unter anderem auf Phenoxyethanol aus – dessen allergisierende wie auch biozide Wirkung als gering gilt. Die Sicherheit des Stoffes wird derzeit von der EU neu bewertet.

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Halogenorganische Verbindungen

Wo? Pflegeprodukte

Hinter der Bezeichnung halogenorganische Verbindungen verbirgt sich eine Gruppe von mehreren Tausend Verbindungen, die Brom, Jod oder meistens Chlor enthalten. Sie stecken häufig als Konservierungsmittel in Pflegeprodukten.

Viele gelten als allergieauslösend, manche erzeugen Krebs, fast alle reichern sich in der Umwelt an. Die Hersteller wenden oft ein, dass es unschädliche und sogar nützliche Vertreter dieser Gruppe gibt. Dabei handelt es sich aber meist um natürliche, nicht künstlich hergestellte Stoffe.

Aufgrund der Vielzahl der halogenorganischen Verbindungen ist mit der Testmethode, die das von uns beauftragte Labor anwendet, die genaue Verbindung nicht feststellbar. Auch die Hersteller wissen meist nicht, welcher Stoff in ihrem Produkt vorkommt. In der Vergangenheit stieß ÖKO-TEST unter anderem in Feuchttüchern auf halogenorganische Verbindungen.

Tipp: Wer kein Risiko eingehen will, ist bei Pflegeprodukten von zertifizierten Naturkosmetik-Herstellern in aller Regel auf der sicheren Seite.

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Glyphosat

Wo? Lebensmittel

Glyphosat ist das weltweit am meisten eingesetzte Pestizid (siehe zu Pestiziden auch unten). ÖKO-TEST hat Rückstände des Unkrautvernichtungsmittels schon in Mehl, Brötchen, Keksen, Müslis und in Linsen nachgewiesen. Es reichert sich in der Umwelt und in Nahrungsmitteln an; Tier- und Zellstudien weisen auf eine fruchtschädigende Wirkung hin.

Ob das Totalherbizid auch krebserregend ist oder nicht, ist seit Jahren umstritten. Im Frühjahr 2015 stufte die zur Weltgesundheitsorganisation gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" ein.

Tipp: Wie bei anderen Pestiziden auch ist man mit Bio-Lebensmitteln in der Regel auf der sicheren Seite. Im ökologischen Anbau darf kein Glyphosat verwendet werden.

ÖKO-TEST hat Mineralöl in vielen Milchpulvern gefunden
ÖKO-TEST hat Mineralöl in vielen Milchpulvern gefunden (Foto: CC0 / Unsplash.com / Lucy Wolski)

Mineralöl

Wo? Lebensmittel

Mehl, Haferflocken, Schokomüslis, Kakao, aber auch Babynahrung – in allen diesen Produkten hat ÖKO-TEST bereits Rückstände von Mineralöl nachgewiesen. Sie gelangen etwa über Druckfarben von Papier- und Kartonverpackungen in die Lebensmittel, aber auch über recycelte Kartonverpackungen oder über Schmieröle, die in der Produktion eingesetzt werden.

Mineralöl, das in Lebensmitteln gefunden wird, besteht hauptsächlich aus gesättigten (MOSH) und aromatischen (MOAH) Kohlenwasserstoffen. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) können MOSH im Körper gespeichert werden und zu Schädigungen von Leber und Lymphknoten führen. Bei MOAH ist laut BfR nicht auszuschließen, dass sich darunter Substanzen befinden, die schon in geringsten Mengen Krebs hervorrufen können.

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat daher im Entwurf für eine Mineralölverordnung festgelegt, dass keine MOAH und nicht mehr als zwei Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) MOSH aus Recyclingpapierverpackungen auf Lebensmittel übergehen dürfen. Zum vorbeugenden Verbraucherschutz werten wir MOSH bereits ab Gehalten von über 0,5 mg/kg ab.

Tipp: Leider lassen sich hier keine allgemeinen Empfehlungen geben, da Mineralöle auf verschiedenen Wegen in Lebensmittel gelangen. ÖKO-TEST lässt regelmäßig auf Mineralöl untersuchen – an diesen Ergebnissen können sich Eltern orientieren.

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Paraffine/Erdölprodukte/Silikonöle

Wo? Pflegeprodukte

Diese künstlichen Öle und Fette sind meist aus Erdöl hergestellt und sollen Kosmetikprodukten eine pflegende Komponente geben. Allerdings integrieren sie sich nicht so mühelos ins Gleichgewicht der Haut wie die Bestandteile natürlicher Öle, die in Naturkosmetikprodukten verwendet werden. Von einigen Paraffinen weiß man, dass sie sich in Leber, Niere und Lymphknoten anreichern. Außerdem sind paraffinhaltige Kosmetika häufig mit aromatischen Mineralkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen.

Obwohl inzwischen auch viele herkömmliche Kosmetikhersteller auf solche Erdölverbindungen verzichten, wurden die von uns beauftragten Labore beispielsweise in einigen Babycremes und Wundcremes fündig, aber auch in Sonnencreme für Kinder und in den beliebten Malseifen.

Tipps:

  • Achten Sie auf die Angaben in der Deklaration: Paraffinhaltige Kosmetik erkennt man in der Inhaltsstoffliste an Bezeichnungen wie Paraffin, Cera microcristallina, Paraffinum liquidum oder Petrolatum (Vaseline).
  • Silikone heißen zum Beispiel Dimethicon, Amodimethicon, Dimethiconol, Cyclopentasiloxan oder Cyclohexasiloxan.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) können u.a. in Badespielzeug stecken
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) können u.a. in Badespielzeug stecken (Foto: CC0 / Unsplash.com / Leo Rivas)

Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)

Wo? Spielzeug, Textilien & Ausstattung

Sie sind giftig und umweltschädlich und gelangen über Haut, Nahrung und Atemwege in den Körper: polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK. Zwar hat die Politik inzwischen reagiert und EU-weit Grenzwerte für acht als krebserzeugend eingestufte PAK festgelegt, darunter auch für die PAK-Leitsubstanz Benzo(a)pyren. Doch ÖKO-TEST ist der Ansicht: Die neuen Grenzwerte sorgen nicht für ausreichenden Schutz. Wir werten PAK deutlich strenger ab – schon seit Jahrzehnten.

Die von uns beauftragten Labore haben PAK in der Vergangenheit in etlichen Spielzeugen nachgewiesen, erschreckender Weise auch in Produkten, die dazu gedacht sind, in den Mund genommen zu werden, etwa Beißringe und Schnorchel-Sets. Vor allem Produkte aus Weich-PVC wie Planschbecken, Plastikbilderbücher für die Badewanne und Schwimmlernhilfen erwiesen sich immer wieder als wahre PAK-Schleudern.

Auch viele Alltagsgegenstände für Kinder sind mit PAK belastet. Wir haben sie in der Vergangenheit beispielsweise in Buggys und Laufrädern, Kindergummistiefeln, Regenbekleidung für Kinder und Kinderhalbschuhen, aber auch in Schnullern nachgewiesen. Ursache sind meist kontaminierte Weichmacheröle: Sie werden Kunststoffen zugesetzt, um die gewünschte Elastizität zu erreichen. Auch hier halten wir die EU-Grenzwerte für zu lasch und werten PAK deutlich strenger ab.

PAK-haltige Kinderartikel sind leider nicht so einfach zu erkennen, Anhaltspunkt kann jedoch eine Riechprobe sein. Denn einige verströmen auch noch lange nach dem Kauf einen starken, öligen Geruch, den man von der Tankstelle kennt. Deshalb Finger weg von Gummi- oder Plastikteilen, die offensichtlich stinken!

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Parabene

Wo? Pflegeprodukte

Parabene werden als Konservierungsstoffe eingesetzt. Für die längerkettigen Vertreter dieser Gruppe wie Butyl- und Propylparaben gibt es ernstzunehmende wissenschaftliche Hinweise, dass sie wie ein Hormon wirken. Im Tierversuch waren sie fortpflanzungsgefährdend. ÖKO-TEST wertet sie deshalb schon lange ab.

Inzwischen hat die EU-Kommission die Höchstkonzentrationen von Butyl- und Propylparabenen in Kosmetika generell beschränkt. Verboten sind sie danach in Kinderprodukten für den Windelbereich, die auf der Haut bleiben – etwa Wundcremes. Denn so erhöht sich das Risiko, dass die Parabene in den Stoffwechsel des Kindes gelangen. Als sicher gelten derzeit kurzkettige Methyl- und Ethylparabene.

Tipp: Besser zu echter Naturkosmetik greifen, in der Parabene nicht erlaubt sind.

PEG/PEG-Derivate kommen in Waschlotionen als Tenside vor
PEG/PEG-Derivate kommen in Waschlotionen als Tenside vor (Foto: CC0 / Pixabay / pavelkraus)

PEG/PEG-Derivate

Wo? Pflegeprodukte

Polyethylenglykole – so der offizielle Name – und ihre Derivate (d.h. Abkömmlinge) werden in Cremes als Emulgatoren eingesetzt, um die Bestandteile gleichmäßig zu mischen; in Shampoos dienen sie auch als Tenside zur Reinigung. Sie können aber die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Man erkennt sie in der Deklaration zum Beispiel an der Vorsilbe PEG-.

ÖKO-TEST wird nach wie vor bei Reinigungsprodukten wie Waschgel für Babys, Kinderzahnpasta und Haarwaschmitteln fündig. So enthalten beispielsweise Baby- und Kindershampoos, die laut Aufschrift "nicht in den Augen brennen", häufig die PEG-basierte Substanz Sodium Laureth Sulfate: Sie betäubt kurzzeitig den Augapfel leicht und verhindert so, dass sich Tränen bilden – obwohl der Sinn dieses natürlichen Reflexes darin besteht, das Auge auszuspülen. Dabei sind PEG/PEG-Derivate durchaus ersetzbar: Emulgatoren und Tenside lassen sich auch aus Fettsäuren, Fettalkoholen und Zuckern gewinnen.

Tipp: In Naturkosmetikprodukten sind PEG/PEG-Derivate nicht erlaubt.

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Pestizide

Wo? Lebensmittel

Erzeugnisse wie Obst- oder Gemüsebrei in Gläschen, die offiziell als Beikost gelten oder die die Altersangabe "ab 1 Jahr" tragen, fallen unter die Diätverordnung, die strenge Richtlinien für Baby- und Kleinkindernahrung vorgibt. Diese Lebensmittel müssen unter anderem praktisch frei von Pestiziden sein. In der Vergangenheit bestätigten das unsere Tests auch weitgehend.

Anders bei Produkten ohne Altersangabe: Da stellte ÖKO-TEST etwa bei Quetschies – Obst in Tüten mit Schraubverschluss – fest, dass sie Rückstände von Pestiziden aufwiesen. Die Hersteller beriefen sich auf Rückstandshöchstwerte, die allgemein für Obst gelten – die betragen jedoch teils das Zigfache des Wertes für Kleinkindernahrung. Geringe Rückstände von Pestiziden stellen zwar kein akutes Gesundheitsrisiko dar, aber die häufige Aufnahme auch geringer Mengen kann problematisch sein.

Hinzu kommt, dass Anwendung und Rückstände von Pestiziden nicht nur den Menschen, sondern auch die Umwelt gefährden. In Lebensmitteln haben sie daher unserer Ansicht nach nichts zu suchen, schon gar nicht in solchen für Kinder.

Tipp: In der ökologischen Landwirtschaft sind Pestizide tabu, in Bio-Lebensmitteln werden also selten Rückstände gefunden.

Wir haben Phthalate u.a. in Matschhosen und Gummistiefeln gefunden
Wir haben Phthalate u.a. in Matschhosen und Gummistiefeln gefunden (Foto: CC0 / Unsplash.com / Markus Spiske)

Phthalate (Weichmacher)

Wo? Spielzeug, Textilien & Ausstattung

Um spröde Materialien, vor allem Kunststoff, flexibel und weich zu machen, setzen Hersteller Weichmacher ein, am häufigsten noch immer Phthalate. Das Problem: Die Stoffe sind nicht fest gebunden und können sich bei Kontakt herauslösen oder ausgasen. Phthalate, die zu den problematischsten Weichmachern zählen, stehen im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und wie ein Hormon zu wirken.

Inzwischen sind der bestuntersuchte Vertreter dieser Produktgruppe, DEHP, und weitere Phthalate EU-weit in Spielzeug und Babyartikeln verboten, sofern ihre Konzentration im weichmacherhaltigen Material des Endprodukts insgesamt 0,1 % (1.000 mg/kg) übersteigt. Trotz des Verbots stießen wir immer wieder auf zu hohe Mengen von DEHP in Babyartikeln, etwa in Fußsäcken oder Stoppersocken. Dazu kommt: Für drei dieser Phthalate gilt das Verbot nur für Spielzeug aus Weich-PVC und Babyartikel, die von Kindern in den Mund genommen werden können. Da kleine Kinder jedoch so ziemlich alles in den Mund stecken, differenziert ÖKO-TEST hier nicht und bewertet strenger.

Wir sind außerdem der Ansicht, dass diese Verbindungen auch in Produkten für größere Kinder nichts zu suchen haben und werten Gehalte von mehr als 1.000 mg/kg in der Summe streng ab. Fündig wurden wir in der Vergangenheit etwa auch in Matschhosen, Gummistiefeln oder Regenjacken. Außerdem zeigen unsere Tests, dass Hersteller inzwischen Ersatzweichmacher verwenden, deren langfristige Sicherheit noch unzureichend erforscht ist.

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UV-Filter, chemische

Wo? Pflegeprodukte (v.a. Sonnencreme)

Konsequenter Sonnenschutz ist vor allem für zarte Kinderhaut ein Muss. Sonnenschutzmittel wehren mithilfe von Filtersubstanzen schädliche UVB- und UVA-Strahlen ab. Chemische UV-Filter ziehen in die Haut ein und bilden dort ihren Schutzmechanismus aus. Mineralische UV-Filter hingegen dringen nicht so tief in den Körper ein. Konventionelle Hersteller greifen zwar häufig auf mineralische UV-Filter zurück – meist jedoch in Kombination mit chemischen Filtern.

Von diesen chemischen UV-Filtern sind einige in der Muttermilch nachzuweisen, viele von ihnen stehen im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken, beispielsweise die chemischen UV-Filter Octocrylen, Homosalat und Ethylhexylmethoxycinnamat. Dennoch fand ÖKO-TEST diese Substanzen in vielen Sonnenschutzmitteln für Kinder. Einen weiteren chemischen UV-Filter, 3-Benzylidencampher (3-BC), hat die EU-Kommission inzwischen verboten.

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Zinnorganische Verbindungen

Wo? Textilien & Ausstattung

Stoffe wie Dibutylzinn und Tributylzinn sind sehr giftig und in der Umwelt meist nur schwer abbaubar. Bereits sehr kleine Mengen dieser beiden Substanzen genügen, um das Immun- und Hormonsystem von Tieren und vermutlich auch des Menschen zu beeinträchtigen.

In Verbraucherprodukten sind einige dieser Verbindungen zwar mittlerweile verboten, darunter auch Di- und Tributylzinn (DBT und TBT), sowie in Babyartikeln, Textilien mit Hautkontakt oder Schuhen und Handschuhen auch Dioktylzinn (DOT); hier darf die Konzentration an Zinn 0,1 % nicht übersteigen.

ÖKO-TEST setzt aber strengere Maßstäbe an und wertet bereits deutlich geringere Konzentrationen giftiger zinnorganischer Verbindungen ab. Fündig wurden die von uns beauftragten Labore immer wieder auch in Produkten für Kinder – etwa in Reisebetten, Babynestchen und Sitzsäcken.

Kinderlebensmittel strotzen häufig vor zugesetztem Zucker
Kinderlebensmittel strotzen häufig vor zugesetztem Zucker (Foto: CC0 / Unsplash.com / Ekaterina Shakharova)

Gefahren vermeiden: Darauf sollten Eltern achten

Viele Schadstoffe, Umweltgifte und Gefahrenquellen lassen sich mit bloßem Auge oder per Geruchstest nicht erkennen. Ihnen kommt man nur durch Laboranalysen auf die Spure, wie wir sie durchführen lassen. Doch es gibt durchaus eine Reihe von Dingen, auf die Eltern zum Wohl ihrer Kinder achten können:

  • Kleidung oder Spielzeug aus Stoff vor dem ersten Gebrauch entsprechend der Waschanleitung in die Waschmaschine stecken.
  • Dabei muss die Baby-Erstausstattung auch gar nicht nagelneu sein. Das ist nicht nur billiger, sondern oft sogar besser, weil Secondhandsachen unter Umständen weniger mit Schadstoffen belastet sind als Neuware. Denn Textilien haben dann schon mehrere Wäschen hinter sich, und die Produkte wurden bereits lange Zeit gelüftet. Außerdem sparen Sie wertvolle Ressourcen, was Ihren ökologischen Fußabdruck verbessert.
  • Ziehen Sie an den Nähten von Kuscheltieren und Spieluhren oder an kleinen Teilen wie Puppenhaaren und Schleifen, bevor sie diese Ihrem Kind zum Spielen geben. Denn herausquellende Füllstoffe oder Kleinteile, die sich ablösen, können von Babys und Kleinkindern leicht verschluckt werden. Erstickungsgefahr droht.
  • Wenn elektrische Geräte nicht gebraucht werden, Stecker ziehen. So wird Elektrosmog vermieden.
  • Zucker verursacht Karies und Übergewicht. Eltern sollten bei der Ernährung ihrer Kinder deshalb darauf achten, dass es nicht zu süß wird. Doch besonders Fertigprodukte – auch viele, die als Kinderlebensmittel gelten – strotzen häufig vor zugesetztem Zucker. Der verbirgt sich auch hinter Begriffen wie Saccharose, Glucose, Fructose, Glucose-Fructose-Sirup, Reissirup, Dicksäften oder Maltodextrin.
  • Dabei gibt es einfache zuckerarme Alternativen: Fruchtjoghurts sind aus Naturjoghurt und Obst schnell selbst gerührt – und zum Trinken gibt es am besten Wasser, ungesüßten Früchtetee oder verdünnte Fruchtsäfte.

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