- Kein Obstbrei im Test schneidet "sehr gut" ab, etwas mehr als die Hälfte der getesteten Babygläschen können wir aber mit "gut" empfehlen.
- Ein Obstbrei fällt mit "mangelhaft" durch den Test.
- Der Anteil von echtem Obstpüree liegt bei einigen Obstbreien unter 80 Prozent. Das heißt, die Früchte werden beispielsweise mit Säften gestreckt.
Aktualisiert am 9.4.2020; Einkauf Testprodukte Jul, Okt 2019 & Jan 2020 | Püriertes Obst in kleinen Mengen empfehlen Kinderernährungsexperten im ersten Lebensjahr nur als Zutat im Milch-Getreide- Brei. Und zwar etwa ab dem sechsten Monat. Einen Getreide-Obst-Brei dürfen Babys ungefähr ab dem siebten Monat genießen. Obstbrei als komplette Mahlzeit pur aus dem Gläschen gelöffelt oder gar aus der Quetschietüte gesaugt – davon ist nichts in den seriösen Empfehlungen zu lesen.
In der Realität geben viele Eltern Obstbreie pur, etwa als Snack zwischendurch. In Drogerien und Supermärkten füllen Obstgläschen und Quetschies die Regalwände. Ist doch nur Obst, und Obst ist gesund? Ja. Aber: Die Obstbreie in unserem Test enthalten auch jede Menge Zucker.
Obstbrei-Test: Babybreie mit Heidelbeere, Apfel & Co. im Vergleich
Getestet haben wir insgesamt 20 Obstbreie, die unter anderem Püree aus Heidelbeere, Birne, Apfel, Banane oder Himbeere enthalten. Im Fokus des Tests: Verunreinigungen durch Pestizide, Belastungen mit Keimen und die Zusammensetzung der Breie. Werden die Produkte gestreckt? Wie viel Zucker steckt wirklich drin?
Das Ergebnis: Wir können elf Obstbreie im Test mit dem Gesamturteil "gut" empfehlen, ein Produkt fällt mit "mangelhaft" durch. Die restlichen Babybreie schneiden mittelmäßig ab. Immerhin: Die Labore haben in keinem der Babygläschen Schadstoffe wie Pestizide gefunden. Das ist erfreulich: Denn aus vielen Tests, unter anderem von Quetschies, wissen wir, dass Babynahrung keineswegs immer frei von Schadstoffen ist.
Natürliche Zuckergehalte in Obstbreien sind hoch
Die Zuckergehalte der getesteten Obstbreie liegen um die zehn Prozent. Das ist viel. Trotzdem schreiben fast alle Hersteller "ohne Zuckerzusatz" oder "ungesüßt" auf die Etiketten. Das könnte bei Verbrauchern aus unserer Sicht den Eindruck erwecken, die Produkt enthielten besonders wenig Zucker und seien deshalb besonders gesund. Denn die Auslobung "Ohne Zuckersatz" spricht Menschen an, die Wert auf Produkte mit wenig Zucker legen. Dabei sind die natürlichen Zuckergehalte in den Obstbreien ordentlich hoch.
Aus Expertensicht sollten Babys und Kleinkinder sich besser nicht ständig an süßen Fruchtzubereitungen satt essen. "Sie tragen nicht nur eine gesundheitlich bedenkliche hohe Zuckerzufuhr bei, sondern sie liefern auch keine relevanten Mengen derjenigen kritischen Nährstoffe, die ergänzend zum Stillen bereit gestellt werden sollten", heißt es etwa in einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) über Quetschies.
Wichtige Nährstoffe im Obstpüree kaum vertreten
Babys können damit zu viel Fruchtzucker (Fructose) aufnehmen. Eine hohe Fructosezufuhr fördert unter anderem das Auftreten einer Fettleber. Zudem werden Kinder möglicherweise langfristig auf süße Lebensmittel geprägt.
Die wichtigen Nährstoffe, die Kinder im Beikostalter tatsächlich gut gebrauchen können, sind im puren Obstpüree kaum vertreten: Für die Zufuhr mit Eisen, Zink, Jod, B-Vitaminen und wertvollen Fettsäuren sind Gemüse-, Gemüsefleisch- und Getreidebreie geeignet. In Maßen, als Zutat im Brei oder als Ergänzung sind Obstbreie aber völlig in Ordnung.

Babygläschen: So tricksen die Hersteller
Auffällig: In sieben Obstbreien liegt der Anteil von echtem Obstpüree unter 80 Prozent. Die Hersteller strecken die Früchte mit Säften oder Saftkonzentraten, Wasser und Verdickungsmitteln wie Reismehl. In einem Obstbrei im Test macht der Anteil an pürierten Früchten sogar weniger als die Hälfte aus.
An die erste Position der Zutatenliste schreibt der Anbieter "Früchte 94 %". Nur wer die Liste ganz studiert, findet heraus: Der Brei besteht zu schlappen 42 Prozent aus pürierten Pfirsichen. Die restlichen "Früchte" kommen als Birnensaft (49 %) und Maracujasaft (3 %) aus Konzentraten daher. Der Brei ist mit dem Gesamturteil "mangelhaft" der schlechteste im Test. Auch andere Anbieter zählen Säfte und/oder Saftkonzentrate mit in die Gesamtfruchtanteile.
Seltener geworden, aber immer noch im Einsatz ist der folgende Trick: Dem Püree Saftkonzentrate und Wasser hinzufügen, das Ganze mit Reisvollkernmehl wieder andicken, dann aber mit "ohne Verdickungsmittel" werben. So geschehen bei einem Obstbrei im Test.
Unangebracht finden wir es auch, wenn die Hersteller auf den Etiketten damit werben, dass sie die gesetzlichen Vorgaben für die Beikostprodukte einhalten, sprich keine Farb- und Konservierungsstoffe zufügen. Das sollte unserer Meinung nach eine Selbstverständlichkeit sein, daher gibt es für diese Werbung Punktabzug.

Zugabe von Vitamin C ist überflüssig
Erlaubt, aber aus unserer Sicht überflüssig ist die Zugabe von Vitamin C. Davon ist von Natur aus genug in Obst. Auf vielen Etiketten wird das Vitamin C unter seinem anderen Namen als Antioxidationsmittel Ascorbinsäure aufgeführt, es soll eine vermeintlich appetitlichere Farbe des Breies erhalten.
Von vorgestern sind die meisten Deckeldichtungen der Breie im Test. 17 von ihnen enthalten nach wie vor PVC/PVDC/ chlorierte Verbindungen, die bei der Herstellung und Entsorgung die Umwelt belasten. Dabei gibt es Alternativen.
Unser Tipp: Bevorzugen Sie Obstbreie, in deren Zutatenliste einfach nur Obstsorten stehen. Breie mit Banane als Hauptzutat sind wegen des besonders hohen natürlichen Zuckergehalts eher nichts für jeden Tag.
Diesen Test haben wir zuerst im ÖKO-TEST Magazin Oktober 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Baby Spezial 2020, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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