- Maisstangen & Co.: Wir haben 19 Mais-Snacks getestet. Die meisten davon richten sich mit bunten Abbildungen, Tierchen oder lachenden Gesichtern an Kinder als Zielgruppe, fünf sind explizit für Kinder ab einem Jahr ausgelobt.
- Zehn von 19 Mais-Snacks im Test sind aus unserer Sicht in bedenklicher Höhe mit Schimmelpilzgiften verunreinigt, dreimal kritisieren wir enthaltene Mineralölbestandteile.
- Immerhin: Vier Produkte sind mit Bestnote empfehlenswert. In ihnen ließen sich höchstens Spuren von Schimmelpilzgiften nachweisen. Bei maßvollem Verzehr sind diese Mengen für Kinder unbedenklich.
Überzuckerte Kekse, arsenbelastete Reiswaffeln, versalzene Chips – den richtigen Kindersnack zu finden, ist gar nicht so leicht. In der Hoffnung, ihrem Kind damit eine unbedenkliche Zwischenmahlzeit bieten zu können, greifen viele Eltern stattdessen zu einfachen Mais-Snacks.
Schimmelpilzgifte in Mais-Snacks gefunden
Die gepufften Knabbereien eignen sich schon für die ganz Kleinen, zerfallen sie doch schnell im Mund. Die Kinder können sie praktisch weglutschen und verschlucken sich nicht an ihnen. Auch weil Reis aus von Natur aus mit Arsen belastet sein kann, halten viele Mais für die bessere Basis für Kindersnacks.
Wir wollten wissen, ob das wirklich so ist und haben 19 gepuffte Mais-Snacks mit und ohne Salzzusatz in die Labore geschickt – darunter klassische Maisstangen, aber auch Maisflips. Das Ergebnis: Diese Snacks haben ein gewaltiges Problem mit Schimmelpilzgiften.

So bewertet ÖKO-TEST die Maisstangen & Co.
Doch zunächst ein paar Sätze zu unserer Bewertung. Wir gehen davon aus, dass diese Produkte mit hoher Wahrscheinlichkeit von Eltern für ihren Nachwuchs gekauft und von den Kleinen gegessen werden. Daher haben wir die Inhaltsstoffe aller Produkte im Test nach den Maßstäben für Getreidebeikost bewertet – unabhängig davon, wie die Produkte aufgemacht sind.
Das macht vor allem dann einen Unterschied, wenn es um die Schadstoffbelastung geht. Denn die Grenzwerte für Kinderprodukte liegen oft deutlich unter denen für Erwachsene. Das gilt auch für die Richt- und Grenzwerte für die giftigen Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die Mykotoxine.
Das Problem von getreidebasierter Nahrung
Da die Kleinsten beim Beikoststart etwa ab dem sechsten Lebensmonat verhältnismäßig große Mengen an getreidebasierter Nahrung verzehren, sind sie der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge in diesem Alter auf ihr Körpergewicht umgerechnet der höchsten Gesamtbelastung mit Schimmelpilzgiften ausgesetzt. Entsprechend sollte die aufgenommene Menge aus unserer Sicht nicht durch Snacks noch zusätzlich in die Höhe getrieben werden.
Maisstangen & Co.: Sieben Snacks rasseln durch
Um eine einheitliche Bewertungsgrundlage zu schaffen, haben wir für alle Produkte die gesetzlichen Richt- und Grenzwerte herangezogen, nach denen Behörden Beikost für Säuglinge und Kleinkinder beurteilen. Das Bild, das sich dabei zeigt, ist in einigen Fällen verheerend. Drei Mais-Snacks schneiden "ungenügend" ab, vier weitere schaffen es nur auf ein "mangelhaft".
Dabei macht es grundsätzlich keinen Unterschied, ob der Mais aus konventioneller oder Bio-Landwirtschaft stammt, da Schimmelpilzgifte je nach Witterung auf dem Feld und auch bei der Lagerung in allen Getreidesorten entstehen können.
Auch Reiswaffeln sind als Snack für Babys und Kinder beliebt. Unser Test – zuletzt veröffentlicht im Spezial "Mein Baby 2023" – zeigte, dass krebserregendes Arsen nach wie vor ein Problem ist. Mehr dazu lesen Sie, indem Sie auf folgenden Kasten klicken:
Welche Schimmelpilzgifte in den Produkten stecken
Doch zurück zu den Schimmelpilzgiften in den Mais-Snacks. Wir sind im Test auf folgende gestoßen:
- Deoxynivalenol (DON) gehört zur Gruppe der Trichothecene, die den Verdauungstrakt angreifen und das Nervensystem, die Blutbildung und das Immunsystem beeinträchtigen können.
- Zearalenon (ZEA) wurde von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als möglicherweise krebserregend eingestuft und gilt darüber hinaus als hormonwirksam.
- Ochratoxin A (OTA) gilt als potenziell erbgutverändernd und krebserregend.
In manchen Produkten überschreiten die gemessenen Werte die in der EU-Verordnung für Beikost festgelegten Grenzwerte. Die Verordnung wurde kürzlich grundlegend überarbeitet und gilt in neuer Fassung seit Mai 2023.
Mykotoxine in Pufuleti und Maisstangen
Sie deckt jedoch zwei weitere, in vielen getesteten Mais-Snacks nachgewiesene Mykotoxine nicht ab: T-2 und HT-2. Zwei Mais-Snack überschreiten den geltenden, allerdings bereits zehn Jahre alten Richtwert – sechs weitere Produkte schöpfen ihn zu mehr als der Hälfte aus.
T-2/HT-2-Toxine zählen ebenfalls zu den Trichothecenen, gelten aber als deutlich toxischer als DON. Zurzeit diskutieren EU-Experten über eine Verschärfung des Richtwertes. In einer Entwurfsfassung zur Überarbeitung ist von einer Umwandlung des Richtwertes in einen rechtlich bindenden Grenzwert die Rede und von einer deutlichen Absenkung des Wertes für verarbeitete Getreideerzeugnisse für Säuglinge und Kleinkinder.
Mineralölbestandteile in Mais-Snacks
Neben Schimmelpilzgiften ist Mineralöl ein Problem im Test – wenn auch ein kleineres. Dreimal hat die Laboranalyse aus unserer Sicht leicht erhöhte Mineralölbestandteile gezeigt; in neun weiteren zumindest Spuren. Es handelt sich um gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH), die sich im menschlichen Fettgewebe, in Lymphknoten sowie Organen wie Milz, Leber und Lunge anlagern können.
Zwar sind bislang keine toxischen Effekte bekannt, doch die Datenlage ist noch zu dünn, um Langzeiteffekte abschließend beurteilen zu können.
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Kinder als Zielgruppe: Kritik an zu viel Salz
Weitere Kritik: Die Aufmachung von sechs Produkten spricht trotz ihres hohen Salzgehaltes Kinder als Zielgruppe an. Das bemängeln wir.
Denn laut dem Nährwertprofil 2023 der WHO Europa sollten derartige Snacks für Kinder nicht beworben werden, wenn sie mehr als 0,1 Gramm Natrium pro 100 Gramm enthalten. Diesen Wert überschreiten ein Drittel der an Kinder gerichteten Produkte im Test.
Tipps für Kindersnacks
- Wechseln Sie zwischen verschiedenen Snacks und Marken ab, um zu hohe Dosen einzelner problematischer Stoffe zu vermeiden.
- Kinder knuspern gerne, doch die Knabbereien bieten meist kaum gesunde Nährstoffe. Obst und Gemüse eignen sich ebenfalls hervorragend als leckerer Snack – und sind dabei wesentlich gesünder.
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