- Die Mehrzahl der Feuchttücher im Test ist "sehr gut".
- Erfreulich: Die Hersteller haben ihre Produkte seit unserem letzten Test verbessert.
- Gebrauchte Feuchttücher dürfen nicht in der Toilette entsorgt werden, denn sie sorgen für immense Probleme in den Kläranlangen.
Aktualisiert am 15.04.2021 | Die Windel ist voll? Um Babys Popo sauber zu machen, wäre ein Waschlappen mit warmem Wasser eigentlich das Beste. Hebammen empfehlen das schon immer. Aber: Auf modernen Wickelkommoden stehen meist Feuchttücher. Denn die sind zugegeben unschlagbar praktisch. Für unterwegs allemal.
Daher ist es kein Wunder, dass die Einwegtücher längst zum wichtigsten Utensil in der Wickeltasche avanciert sind. Und sie kommen nicht nur am Babypopo zum Einsatz, sondern auch auf klebrigen Fingern oder verschmierten Mündern. Umso dringlicher stellt sich die Frage: Was ist denn drin in den Baby-Feuchttüchern?
Feuchttücher im Test: Welche sind die besten?
Wir haben 25 Produkte unter die Lupe genommen und die Auswahl auf parfümfreie Tücher beschränkt. Für die sensible Kinderhaut gibt es gute Nachrichten: Die meisten problematischen Substanzen sind aus den Feuchttüchern verschwunden.
Eine Vielzahl der Feuchttücher im Test können wir mit "sehr gut" empfehlen. Das Ergebnis zeigt: Die Hersteller haben ihre Produkte seit unserem letzten Test verbessert.
Früher waren Konservierungsstoffe ein Problem
Als wir vor drei Jahren Feuchttücher geprüft haben, fielen etliche Marken wegen problematischer Konservierungsstoffe durch, vor allem wegen der Verbindung PHMB. "Kann Krebs erzeugen", lautet die Einstufung der Europäischen Chemikalienagentur für PHMB. Auf diesen Stoff sind wir im aktuellen Feuchttücher-Test nicht mehr gestoßen.
Die Tücher sind mittlerweile mit weniger umstrittenen Stoffen konserviert. Denn: Ohne geht es kaum, da sich in dem feuchtem Milieu schnell Keime oder Schimmel entwickeln können.
Umstrittene Inhaltsstoffe in drei Feuchttüchern
Ganz frei von umstrittenen Stoffen sind allerdings nicht alle Baby-Feuchttücher. In einem Produkt kritisieren wir halogenorganische Verbindungen. Halogenorganische Verbindungen sind eine Gruppe von mehreren Tausend Stoffen, von denen manche als krebserregend, viele als allergieauslösend und fast alle als umweltschädigend gelten.
Im Falle der Feuchttücher im Test könnte es sich bei den Verbindungen um Überbleibsel aus der Bleiche des Vliesstoffs handeln. Bei einigen Verfahren setzten die Hersteller möglicherweise noch Chlorverbindungen ein, was die Rückstände erklären könnte.
Weitere Kritik betrifft PEG-Verbindungen. Sie stecken in zwei überprüften Produkten. Das Problem? Sie können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Hoher Wasseranteil in Feuchttüchern im Test
Dass die Feuchttuchindustrie ganz genau weiß, wie ernst es Eltern mit der sanften Pflege ist, zeigt die Werbung, die das Dilemma der Eltern anspricht. Eltern würden ja gern nichts als Wasser an die Haut ihrer Babys lassen, wollen auf die Dienste der Conveniencetücher aber nicht verzichten. Der Werbetrend geht deshalb zum Feuchttuch mit "99 Prozent Wasser".
Mehr als ein Drittel der Feuchttücher im Test weist auf der Verpackung auf einen besonders hohen Wasseranteil hin. Tatsächlich enthalten diese Tücher dann oft weniger verschiedene Inhaltsstoffe, reinigende oder pflegende Zusätze als andere Produkte im Test. Doch sind die Baby-Feuchttücher mit "99 Prozent Wasser" auch hygienisch einwandfrei?
Je mehr Wasser im Spiel ist, desto mehr dient ein Produkt theoretisch als Nährboden für Keime. Wir haben die Feuchttücher deshalb erstmals daraufhin untersuchen lassen, ob sie mit gefährlichen Mikroorganismen belastet sind. Beispielsweise mit Escherichia coli – einem der häufigsten Verursacher bakterieller Harnwegsinfektionen. Hier können wir Entwarnung geben: Alle Marken waren einwandfrei.
Feuchttücher für Babys als Umweltproblem
Insgesamt ist das Ergebnis des Feuchttücher-Tests erfreulich: Es ist gut, dass Eltern mit den meisten Tüchern keine schädliche Chemie mehr auf dünne Babyhaut schmieren – keine Frage. Und doch bleibt das Müllproblem. Denn längst hinterlässt der Feuchttücherboom seine Spuren in der Umwelt: Die Vliese vermüllen Strände und verstopfen Kläranlagen. Zudem bestehen die meisten von ihnen zum Teil aus Plastik.
Viele Hersteller steigen derzeit zwar auf Vliese um, die sie als "biologisch abbaubar" ausloben dürfen. Wie groß der ökologische Nutzen solcher Produkte ist, gilt jedoch als umstritten. Denn auch diese Tücher bereiten Probleme, wenn Verbraucher sie fälschlicherweise in der Toilette entsorgen.
Waschlappen wären die bessere Lösung
Ein Feuchttuch braucht nur etwa neun Stunden, bis es in der Kläranlage landet. Dort verklumpen die Tücher zu tonnenschweren Zöpfen und müssen aufwendig herausgerecht werden. Die Kommunen schlagen daher seit Jahren Alarm, und das Problem treibt die Abwassergebühren in die Höhe.
Almut Reichart vom Umweltbundesamt befürchtet sogar, dass die Auslobung "biologisch abbaubar" Konsumenten dazu verleiten könnte, Feuchttücher noch achtloser zu entsorgen – weil sie fälschlicherweise davon ausgehen, dass das kein größeres Problem in der Umwelt oder der Kanalisation darstellt. Es bleibt also dabei: Feuchttücher sind zwar bequem, ein feuchter Waschlappen wäre aber die bessere Lösung.
Babyfeuchttücher und Folgen für die Umwelt
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11% des an Stränden gefundenen Plastikmülls bestehen aus nicht spülbaren Toilettenartikeln wie Feuchttüchern und Wattestäbchen.
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6 Monate braucht ein als "biologisch abbaubar" deklariertes Feuchttuch etwa zur Zersetzung, manchmal auch nur drei Monate. Der Weg zur Kläranlage dauert neun Stunden. Sie dort zu entsorgen ist teuer.
Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin 7/2020 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Schwangerschaft und Geburt, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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