Zeckengefahr steigt: RKI nennt neue FSME-Risikogebiete

Autor: Benita Wintermantel | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 06.03.2023

RKI warnt vor Zecken: Anzahl der FSME-Risikogebiete steigt
Foto: Gerhard Wiedemann/Pixabay

Kaum wird es draußen wärmer, sind die Zecken wieder aktiv. Drei weitere Regionen gelten nun als Risikogebiet für eine Übertragung der Hirnentzündung FSME. Deutschlandweit sind inzwischen mehr als 40 Prozent aller Kreise betroffen. Hier finden Sie alles Wissenswerte rund um Zecken plus Infos zu den neuen Zeckenarten aus den Tropen.

  • Drei weitere Regionen in Deutschland wurden 2023 vom Robert Koch-Institut (RKI) als FSME-Risikogebiet eingestuft: der Stadtkreis München und der Landkreis Fürstenfeldbruck in Bayern sowie der Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt.
  • Zecken sind inzwischen nahezu ganzjährig aktiv: In unseren Breitengraden dauert die Zeckensaison ungefähr von März bis November. 
  • Tropische Zecken werden zunehmend auch in Deutschland heimisch.

Wird das Wetter nach dem Winter besser, sind viele von uns mehr in der Natur unterwegs. Damit steigt das Risiko, von einer Zecke gestochen zu werden. Zecken können die gefährlichen Krankheiten Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen.

Zahl der FSME-Risikogebiete steigt

In immer mehr Teilen Deutschlands besteht die Gefahr, nach einem Zeckenbiss an FSME, einer Hirnhautentzündung, zu erkranken. Das Risiko für eine FSME-Infektion ist vor allem in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen und in Sachsen hoch. Jetzt hat das Robert Koch-Institut (RKI) die Anzahl der sogenannten FSME-Risikogebiete um drei neue Regionen erweitert.

Es handelt sich um:

  • Stadtkreis München (Bayern)
  • Landkreis Fürstenfeldbruck (Bayern)
  • Landkreis Anhalt-Bitterfeld (Sachsen-Anhalt)

Damit sind mittlerweile 178 Regionen Risikogebiet für die von Zecken übertragene Hirnhautentzündung FSME. Deutschlandweit sind mehr als 40 Prozent aller Kreise betroffen. 

Die kleinen Blutsauger können Mensch und Tier mit schweren Krankheiten anstecken.
Die kleinen Blutsauger können Mensch und Tier mit schweren Krankheiten anstecken. (Foto: Shutterstock / Aksenova Natalya)

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Die bei uns heimischen Zecken können die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose übertragen.

Bei FSME handelt es sich um eine Virusinfektion. "Neben einer unkomplizierten grippalen Symptomatik kann das Virus unter anderem zu einer Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis (Hirnhaut-, Gehirn- oder Rückenmarksentzündung) führen. Eine kausale Therapie existiert nicht, aber die Erkrankung kann wirksam durch eine Impfung verhindert werden", so das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung allen, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder planen, dorthin zu reisen und mit Zecken in Berührung kommen können.

Dass FSME ein immer wichtigeres Thema ist, unterstreichen auch die aktuellen FSME-Fallzahlen für 2022: Mit 546 Fällen liegt die Statistik rund 30 Prozent über dem Vorjahr 2021 (421 Fälle). Für 2023 wurden bisher schon vier FSME-Fälle gemeldet. Die aktuelle Karte der FSME-Risikogebiete finden Sie auf der Seite des RKI. 

Borreliose: Gefahr in ganz Deutschland

Bei der Lyme-Borreliose handelt es sich um eine bakterielle Infektion. Gegen Borreliose gibt es keine Impfung, die Erkrankung kann aber gut mit Antibiotika behandelt werden. Mit Lyme-Borreliose kann man sich nicht nur in den Risikogebieten, sondern in ganz Deutschland infizieren. Ungefähr zehn bis 20 Prozent der Zecken tragen das Lyme-Borreliose-Bakterium in sich.

Laut RKI tritt in Deutschland bei etwa vier Prozent der Menschen nach einem Zeckenbiss eine Borreliose-Infektion auf. Nach Schätzungen liegt die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen bei mehreren Zehntausend. Da die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung steigt, je länger die Zecke saugt, ist es wichtig, die Zecke möglichst schnell zu entfernen.

Schutz vor Zeckenstichen

Vor FSME können Sie sich durch eine Impfung schützen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung allen, die in den Risikogebieten leben oder dort Urlaub machen. 

"Um gar nicht erst von einer Zecke gestochen zu werden, können das Tragen richtiger Kleidung, das Einsprühen mit Anti-Insektensprays und das gründliche Absuchen des eigenen Körpers helfen", rät Franz Rubel vom Wiener Institut für Öffentliches Veterinärwesen.

So schützen Sie sich vor Zecken

  • Tragen Sie festes, geschlossenes Schuhwerk.
  • Gut schließende, lange Kleidung schützt vor Zecken.
  • Auf heller Kleidung sind die Krabbeltiere leichter zu finden.
  • Verwenden Sie Antizeckenspray.
  • Nehmen Sie eine Zeckenzange, Zeckenkarte oder Zeckenpinzette mit, um Zecken unterwegs so schnell wie möglich zu entfernen.
  • Bleiben Sie möglichst auf festen Wegen.
  • Suchen Sie nach dem Spaziergang nicht nur die Haut, sondern auch die Kopfhaut gründlich nach Zecken ab. Zecken lieben feuchte, warme Stellen. Überprüfen Sie deshalb die Hautstellen unter den Achseln, in den Leisten, am Po und im Halsbereich.

Tropen-Zecken sind auf dem Vormarsch

Zwei Zeckenarten, die eigentlich in den Tropen heimisch sind, werden immer öfter in Deutschland gesichtet: die Hyalomma-Zecke und die Braune Hundezecke.

Die Hyalomma-Zecke kann tödliche Krankheiten übertragen 

In den letzten Jahren wurde in Deutschland öfters eine Zecke entdeckt, die eigentlich in Südeuropa, Asien und Afrika beheimatet ist. Weil sie fünf Mal so groß wie der heimische Holzbock werden kann und sehr widerstandsfähig ist, wird sie auch "Super-Zecke" genannt.

Die Hyalomma-Zecke hat auffällig gestreifte, behaarte Beine und kann äußerst schnell laufen. Experten gehen davon aus, dass die Larven der Zecke mit Zugvögeln nach Deutschland gelangt sind. Laut Robert Koch-Institut (RKI) können Hyalomma-Zecken gefährliche Krankheiten wie das oft tödliche Krim-Kongo-Virus übertragen.

Panik ist allerdings nicht angebracht. Bislang wurden in Deutschland erst weniger Exemplare gefunden. Keine dieser Zecken trug Infektionserreger für hämorrhagische Tropenfieber, wie das Krim-Kongo Hämorrhagische Fieber sowie das Arabisch Hämorrhagische Fieber. Das haben Experten der Universität Hohenheim bestätigt.

Hyalomma-Zecken können allerdings Zecken-Fleckfieber übertragen. Im Sommer 2019 wurde der erste Fall einer Fleckfieber-Erkrankung durch den Stich einer tropischen Riesenzecke bekannt. Fleckfieber lässt sich mit Antibiotikum gut behandeln.

Braune Hundezecke breitet sich weiter aus

Die Braune Hundezecke fühlt sich in Deutschland mittlerweile pudelwohl. Die Zecke bevorzugt Hunde als Wirt - in Ausnahmefällen aber auch Menschen. In Wohnungen kann sie schnell zur Plage werden. Hier lesen Sie mehr über die Braune Hundezecke: 

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