Corona-Schnelltests: Welche Tests erkennen Omikron?

Autor: Benita Wintermantel (mit Material von dpa) | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 30.03.2022

Sind Corona-Schnelltests auch bei Omikron zuverlässig?
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Wer wissen möchte, ob er oder sie sich mit dem Coronavirus infiziert hat, führt einen Selbsttest durch oder lässt sich in einem Testzentrum testen. Wir erklären Ihnen, welche Tests die Omikron-Variante erkennen und worauf Sie beim Testen achten müssen.

Dieser Artikel wird kontinuierlich aktualisiert. Letzte Aktualisierung: 30. März 2022

Lange ersehnt, jetzt ist sie da: Eine offizielle Liste mit Corona-Schnelltests, die bei der Omikron-Variante gut funktionieren sollen. Das Paul-Ehrlich-Institut hat untersucht, welche Schnelltests für den Eigengebraucht auch bei Omikron (Variante BA.1 und BA.2) zuverlässig sind. Die Studie genüge wissenschaftlichen Mindeststandards nicht, bemängelt ein Experte. Das Institut widerspricht.

Hier alles Wissenswerte im Überblick:

PEI: Antigentests erkennen Omikron genauso gut wie frühere Varianten

Dem PEI zufolge erkennen viele Schnelltests Omikron genauso gut wie die früheren Varianten des Coronavirus. Für seinen aktuellen Test (März 2022) hat das PEI 20 zufällig ausgewählte Tests überprüft, wie gut sie bei der Delta- und der Omikron-Variante anschlagen. Die Testergebnisse hat das Institut auf andere Tests mit ähnlichem Design übertragen ("Bridging").

Hier finden Sie die ausführliche Liste mit Tests, die das PEI für die Omikron-Variante als geeignet bewertet. 

So lesen Sie die Liste:

1. Achten Sie darauf, dass bei dem jeweiligen Test in der Spalte "Evaluierung PEI" ein "Ja" steht.

2. Achten Sie darauf, dass in der Spalte daneben ("Omikron-Erkennung entsprechend der Bridging-Prüfung des PEI") ebenfalls ein "Ja" steht.

Die Sensitivität gibt an, wie wahrscheinlich es ist, dass eine infizierte Person auch wirklich ein positives Testergebnis erhält. Je niedriger die Sensitivität eines Schnelltests ist, desto öfter erhalten infizierte Personen ein falsch-negatives Ergebnis.

Die Spezifität gibt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine nicht-infizierte Person ein negatives Testergebnis erhält. Je niedriger die Spezifität, desto öfter erhalten nicht-infizierte Personen ein falsch-positives Ergebnis.

Das Paul-Ehrlich-Institut testet Corona-Schnelltests auf ihre Zuverlässigkeit.
Das Paul-Ehrlich-Institut testet Corona-Schnelltests auf ihre Zuverlässigkeit. (Foto: Shutterstock / nitpicker)

Schnelltest-Liste vom Paul-Ehrlich-Institut (Auszug)

Diese Tests erkennen die Omikron-Variante laut PEI zuverlässig:

  • COVID-19 Antigen Rapid Test (Oral Fluid) (CITEST Diagnostics Inc.)
  • Dynamiker SARS-CoV-2 AG Rapid Test (Dynamiker Biotechnology (Tianjin) Co., Ltd.)
  • Longsee 2019-nCoV Ag Rapid Detection Kit (Immuno- Chromatography) (Guangdong Longsee Biomedical Co.,Inc.)
  • Sienna COVID-19 Antigen-Schnelltestkassette (Nasenabstrich) (Hangzhou Biotest Biotech Co., Ltd)
  • INVBIO One Step Diagnostic Rapid Test Cassette (Innovation Biotech (Beijing) Co. LTD)
  • COVID-19 Rapid Test Cassette Antigen Test Kit (Lifecosm Biotech Limited)
  • SARS-Cov-2 Antigen Rapid Detection Kit (Shenzhen CAS-Envision Medical Technology Co., Ltd.)
  • COVID-19 Antigen Detection Kit (Quantum Dots-Based Immunofluorescence Chromatography) (Shenzhen Kingfocus Biomedical Engineering Co., Ltd.)

Hier handelt es sich um eine von uns erstellte Auswahl aus der äußerst umfangreichen Liste des PEI. Voraussetzung: Gesamt-Sensitivit > 90% und Omikron-Erkennung entsprechend Bridging-Prüfung.

Was Sie über Schnelltests wissen sollten

  • Ein negatives Antigentest-Ergebnis schließt eine Infektion nicht zwingend aus – und kann auch aus einer geringen Viruslast zum Testzeitpunkt resultieren. Schnelltests zeigen vor allem bei Infizierten mit einer hohen Viruslast ein positives Ergebnis.
  • Eine sichere Diagnose ist mit einem Antigen-Schnelltest nicht möglich. Der PCR-Test gilt hier als "Goldstandard".
  • Das Ergebnis eines Schnelltests stellt immer nur eine Momentaufnahme dar.
  • Auch bei einem negativen Ergebnis ist es wichtig, die geltenden Hygieneregeln (AHA+L) einzuhalten.
  • Testen Sie regelmäßig, am besten mehrmals wöchentlich. Tests sind besonders wichtig, wenn Sie anderen Menschen in Innenräumen treffen.
  • Die Selbsttests für zuhause unterscheiden sich laut PEI nicht groß von den Profitests: Testkassetten und analytische Eigenschaften seien die gleichen. 

Schnelltests bei Omikron: wichtig zu wissen

  • Hohe Virusmengen lassen sich auch bei der Omikron-Variante gut mit Schnelltests nachweisen.
  • Bei der Omikronvariante ist der Zeitraum, in dem man ansteckend ist, kürzer.
  • "Die Viruslast steigt bei der Omikronvariante wohl schneller an als bei vorausgehenden Varianten. Das führt dazu, dass man infektiöse Patienten etwas später und schlechter erkennt", so Manuel Krone, Infektionsepidemiologe des Universitätklinikums Würzburg gegenüber monitor.

Auch wenn die Tests nicht jede Infektion erkennen: Mit einem Schnelltest zu testen ist besser als gar nicht zu testen. Allerdings darf niemand den Fehler machen und ein negatives Testergebnis als Freifahrschein benutzen und sämtliche Coronaregeln über Bord werfen.

Wichtig ist – auch beim gefühlt hundertsten Selbsttest – dass Sie sorgfältig und korrekt testen. Da nicht alle Tests gleich funktionieren: Lesen Sie die Gebrauchsanleitung sorgfältig durch. Für die meisten Tests für zu Hause gilt: Vor dem Test sollten Sie 30 Minuten nichts essen oder trinken.

Nasen-Abstrich oder Rachen-Abstrich bei Omikron?

Eine aktuelle (wissenschaftlich noch nicht begutachtete) Studie aus Südafrika weist darauf hin, dass Rachenabstriche bei der Omikron-Variante verlässlicher sein könnten als Nasenabstriche. Omikron scheint den Daten zu Folge im Rachen früher nachweisbar zu sein als in der Nase.

Wichtig zu wissen: Schnelltests für einen Nasenabstrich dürfen nicht einfach für einen Rachenabstrich genutzt werden. Sowohl die US-Arzneimittelbehörde FDA als auch das PEI betonen, dass Anwender beim Durchführen der Tests nicht von der Gebrauchsanweisung abweichen sollten.

Was sind die Kriterien für Schnelltests?

Das Paul-Ehrlich-Institut überprüft regelmäßig Antigen-Schnelltests auf ihre Spezifität und Sensitivität hin. Als Mindestkriterien gelten:

  • Die Spezifität muss höher als 97 Prozent sein, d.h. mindestens 97 von 100 Nicht-Infizierten werden korrekt als solche erkannt.
  • Die Sensitivität muss bei mehr als 80 Prozent liegen, d.h. bei mindestens 80 von 100 Infizierten muss der Schnelltest korrekt ein positives Ergebnis anzeigen.

Schnellteststudie mangelhaft? - Virologe kritisiert Bundesinstitut

Das Paul-Ehrlich-Institut hat zu seiner Schnellteststudie heftige Kritik geerntet. Die Studie genüge wissenschaftlichen Mindeststandards nicht, bemängelt ein Experte. Der Münchner Virologe Oliver Keppler hält die günstige Bewertung von Corona-Schnelltests durch das bundeseigene Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für falsch. Der Leiter der Virologie an der Münchner Ludwig Maximilians-Universität (LMU) wirft den Studienautoren des PEI vor, dass die Arbeit wissenschaftlichen Standards nicht genüge. Keppler kritisiert unter anderem, dass die Zahl der Proben für eine verlässliche Studie viel zu gering gewesen sei. Das im hessischen Langen sitzende PEI wies die Kritik zurück.

Das Institut war in der vorige Woche veröffentlichten Studie zu dem Schluss gekommen, dass 20 untersuchte Antigen-Schnelltests die Omikron- und die Delta-Varianten des Corona-Erregers vergleichbar zuverlässig erkennen. Das widersprach den Ergebnissen einer Münchner Studie ebenso wie einer Untersuchung der Universitätskliniken Genf.

"Für solche Untersuchungen braucht es ausreichend große Probensets, um statistische Vergleichbarkeit zu erzielen", heißt es in Kepplers Stellungnahme. Darüber hinaus seien weitere Untersuchungen mit in Zellkulturen expandierten Virusvarianten durchgeführt worden, obwohl die klinische Aussagekraft dieser Methode mittlerweile stark bezweifelt werde.

"Die vielen Alltagsberichte von mehrfach falsch-negativen Antigenschnelltests selbst bei symptomatischen Menschen, bei denen dann erst Tage später per PCR Covid-19 diagnostiziert wird, sollten uns allen zu denken geben", schrieb Keppler - und kritisierte das PEI scharf: "Für eine mit Millionen durch den Bund geförderte Bundesbehörde, deren genuine Aufgabe und Verantwortung es ist, diese Fragen fundiert und verlässlich für das Pandemiemanagement in unserem Land zu klären, ist dies fast vier Monate nach Erstbeschreibung von Omikronfällen in Deutschland viel zu spät, inhaltlich dünn und in der Aussagekraft fraglich."

PEI weist Vorwürfe zurück

Das PEI wies die Vorwürfe zurück: "Die wissenschaftlichen Arbeiten des Paul-Ehrlich-Instituts erfüllen die hohen Anforderungen an wissenschaftliches Arbeiten, die Ergebnisse werden in anerkannten wissenschaftlichen Journals publiziert und dort einer unabhängigen Begutachtung durch andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterzogen", hieß es in einer Stellungnahme.

Demnach wurden für die PEI-Untersuchung zusätzlich zu einer zurückliegenden umfassenden Evaluierung mit 50 Proben "nun für die Omikron-Variante 10 ausgewählte Proben bekannter Konzentration, für die Delta-Variante 4 und für die Wuhan-Variante 6 charakterisierte Proben eingesetzt".

Die meisten Tests nutzten für die Feststellung des Erregers Zielregionen innerhalb des Nukleokapsidproteins, "die von einer der Omikron-Mutationen nicht betroffen sind, so dass es theoretisch für viele Tests keine Grundlage für einen verminderten Omikron-Nachweis gibt", antwortete das PEI auf Kepplers Kritik.

Schnelltests erkennen Omikron oft nicht 

In den letzten Wochen haben einige Wissenschaftler Antigen-Schnelltests untersucht – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Laborstudien weisen darauf hin, dass die Schnelltests generell weniger sensitiv auf die Omikron-Variante reagieren – vor allem bei einer geringen Viruslast.

Forscher um den Münchner Virologen Oliver Keppler von der Ludwig-Maximilians-Universität haben die Leistungsfähigkeit von neun handelsüblichen Antigen-Schnelltests für die Erkennung einer Infektion mit der Omikron- oder der Delta-Variante untersucht - und ziehen eine ernüchternde Bilanz: Acht der vom Paul-Ehrlich-Institut bereits für frühere Varianten des Virus geprüfte Tests wiesen eine Omikron-Infektion schlechter nach als eine Delta-Infektion, ergab die Studie, die im Fachmagazin "Medical Microbiology and Immunology" veröffentlicht wurde.

Die Wissenschaftler hatten zwischen Ende Oktober 2021 bis zur dritten Januarwoche dieses Jahres 166 Corona-Fälle untersucht, die mittels PCR und Sequenzierung charakterisiert worden waren, davon 101 Omikron-Infektionen und 65 Delta-Infektionen. Acht der neun untersuchten Tests waren vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als CE-gekennzeichneter Antigentest gelistet und erfüllten zumindest basierend auf Herstellerangaben auch die erforderlichen Mindestkriterien.

Die Ergebnisse im Detail:

  • Es hat kein falsch positives Test-Ergebnis gegeben. 
  • Bei sehr hoher Omikron-Viruslast (mit einem Ct-Wert kleiner 25) schlugen die Schnelltests bei nur 31 bis rund 78 Prozent der Abstrichproben an.
  • Bei mittlerer Viruslast (mit Ct-Werten zwischen 25 und 30) lag die Trefferquote bei Omikron-Infektionen nur bei null bis gut acht Prozent. 
  • Delta-Infektionen erkannten bei sehr hoher Viruslast fast alle Tests zu mehr als 70 Prozent. Bei mittlerer Viruslast lag die Trefferquote hier allerdings auch nur noch bei 0 bis 28 Prozent.
  • Um eine 95-prozentige Nachweiswahrscheinlichkeit zu erreichen, musste bei manchen untersuchten Tests die Viruslast in einem Abstrich bei Omikron bis zu hundertmal so hoch sein wie bei Delta.

"Man darf niemals ein negatives Ergebnis als Freifahrtschein nehmen", warnte Keppler. Gerade in der Omikron-Welle seien weiter Vorsichtsmaßnahmen wie das Abstandhalten und das Tragen von Masken wichtig, um andere und sich zu schützen.

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