Vibrionen in Badegewässern: Wie gefährlich sind die Bakterien?

Autor: Lino Wirag | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 05.09.2023

Vibrionen in Badegewässern: Mit diesen Tipps schützen Sie sich vor einer Infektion
Foto: Shutterstock/Pavel Kobysh

Vibrionen sind winzige Bakterien, die insbesondere in warmen, salzhaltigen Gewässern zu Hause sind. Unter ungünstigen Bedingungen können sie zu einer Gesundheitsgefahr werden. Hier erfahren Sie, worauf Sie achten müssen, um sich im Badeurlaub vor Vibrionen zu schützen.

Sonne, Urlaub und bis zum See ist es nicht weit. Im Idealfall steht einem ungetrübten Badespaß im Sommer nichts im Wege. Wer sichergehen will, dass die Badegewässerqualität vor Ort auch gut ist, kann sich zuvor bei den offiziellen Stellen informieren (zu finden hier beim Umweltbundesamt). Bestehen hygienische oder gesundheitliche Bedenken beispielsweise aufgrund von Blaualgen, Vogelkot oder Zerkarien, werden Badestellen entsprechend gekennzeichnet – oder auch mal zeitweise gesperrt.

Wer nicht nur den lokalen Badesee ansteuert, sondern das Glück hat, zum Baden an die Nord- oder Ostsee fahren zu können, kann zusätzlich einen Blick auf die Vibrionen-Karte des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) werfen. Denn: Dort wird die aktuelle Risikostufe für eine mögliche Infektion mit sogenannten Vibrionen angezeigt. Ist ein bestimmter Bereich der ECDC-Karte dunkelblau oder blau eingefärbt – wie zurzeit überall an Nord- und Ostsee der Fall –, besteht nur ein sehr niedriges Risiko, mit den Bakterien in Kontakt zu kommen.

Vibrionen: Bestehende Verletzungen als Risiko

Das ist auch gut so, denn eine Infektion mit Vibrionen kann unangenehme Folgen haben. Zu den genannten Erregern zählt das Bakterium Vibrio vulnificus, das hierzulande natürlicherweise in Meer- und Brackwasser vorkommt und mit dem Cholera-Bakterium verwandt ist. Das Problem: Schon durch sehr kleine Wunden – wie man sie sich etwa zuzieht, wenn man auf einen spitzen Stein tritt – können die Vibrio-Keime in die Haut eindringen. Dort führen sie im schlimmsten Fall zu Wundinfektionen oder Blutvergiftungen, die rasch mit Antibiotika behandelt werden müssen.

Wer keine frischen Verletzungen und ein stabiles Immunsystem hat, hat so gut wie nichts zu befürchten. Anders sieht es bei älteren Personen oder solchen mit chronischen Erkrankungen oder einem geschwächtem Immunsystem aus: Sie sind für eine Vibrionen-Infektion am anfälligsten. Hier kam es in der Vergangenheit sogar zu Todesfällen.

Vibrionen: Infektionsrisiko nur sehr gering

Panik ist allerdings fehl am Platz: Im Sommer werden in Deutschland jedes Jahr nur einige wenige Fälle von Vibrionen-Infektionen gemeldet, meistens an der Ostsee. So kam es beispielsweise 2022 infolge der hohen Temperaturen zu einer starken Vermehrung der Bakterien an der Ostseeküste; trotzdem wurden in Mecklenburg-Vorpommern nicht mehr als zehn Infektionen mit Vibrionen registriert, 2021 waren es sechs. (Allerdings ist davon auszugehen, dass es eine gewisse Zahl an Fällen gab, die nicht als solche erkannt oder gemeldet wurden.)

An der Nordsee besteht fast gar kein Risiko, obwohl Vibrionen auch dort vorkommen: Laut einer deutschen Studie aus dem Jahr 2021 wurden im gesamten Zeitraum zwischen 2003 und 2020 nur zwei Infektionen an der Nordsee erfasst. Infolge des Klimawandels ist allerdings schon jetzt klar, dass in den Folgejahren – aufgrund steigender Wassertemperaturen – mit mehr und mehr Vibrionen zu rechnen ist, so das Robert Koch-Institut (RKI) in einem neueren Sachstandsbericht.

Tipps zum Schutz vor Vibrionen

Zum Glück ist es bislang nicht schwer, sich vor einer möglichen Vibrionen-Infektion zu schützen. Sie müssen dazu lediglich die folgenden Hintergründe kennen und die dazugehörigen Hinweise beachten:

  • Vibrionen treten vermehrt bei Temperaturen ab 20 Grad und bei einem Salzgehalt zwischen 0,5 und 2,5 Prozent auf. Da die Ostsee stellenweise unter 2 Prozent Salzgehalt hat, ist dort das Infektions-Risiko entsprechend höher als in der Nordsee (3,5 Prozent).
  • Typische Bereiche mit erhöhtem Vibrionen-Risiko sind Buchten und Bodden (d.h. flache, buchtartige Küstengewässer) sowie alle Bereiche mit seichtem (Salz-)Wasser, die sich schneller erwärmen als tiefere Strandabschnitte; zum anderen Bereiche rund um Flussmündungen, in denen das einströmende Süßwasser den Salzgehalt reduziert.
    Beides – zu hohe Wassertemperaturen und ein zu niedriger Salzgehalt – sorgt dafür, dass die Bakterien optimale Bedingungen vorfinden.
    Heißt: Wer sich vor einer Infektion sorgt oder ein schwaches Immunsystem hat, sollte entsprechende Bereiche meiden.
  • Meistens gelangen die Erreger über kleine Hautverletzungen oder offene Wunden in den Körper. Heißt: Mit Abschürfungen oder nicht vollständig verheilten Verletzungen sollten Sie nicht ins Wasser gehen; zumindest dann nicht, wenn auch noch die Wassertemperatur hoch ist oder Sie zu einer Risikogruppe gehören.
  • Symptome einer Vibrionen-Infektionen sind: eine eigentlich kleine Wunde, die ungewöhnlich stark schmerzt; Rötungen, Schwellungen und Blasenbildung auf der Haut; Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Durchfälle. Je nach konkretem Erreger beträgt die Inkubationszeit nur vier bis 96 Stunden. Wenn Sie nach dem Baden vergleichbare Symptome feststellen, suchen Sie schnellstmöglich einen Arzt auf.

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