Sonne, Urlaub – und bis zum See ist es auch nicht weit. Im Idealfall steht dem ungetrübten Badespaß im Sommer nichts im Weg. Wer sichergehen will, dass die Badegewässerqualität vor Ort auch wirklich ausgezeichnet ist, kann sich zuvor bei den offiziellen Stellen informieren (zu finden hier beim Umweltbundesamt).
Bestehen hygienische oder gesundheitliche Bedenken beispielsweise aufgrund von Blaualgen, Vogelkot oder Zerkarien, werden Badestellen entsprechend gekennzeichnet – oder auch zeitweise gesperrt.
Wer nicht nur den nächsten Badesee ansteuert, sondern das Glück hat, zum Baden an die Nord- oder Ostsee fahren zu können, kann zusätzlich einen Blick auf die Vibrionen-Karte des "European Centre for Disease Prevention and Control" (ECDC) werfen. Dort wird die jeweils aktuelle Risikostufe für eine mögliche Infektion mit sogenannten Vibrionen angezeigt. Ist ein bestimmter Bereich der ECDC-Karte gelb eingefärbt, besteht nur ein sehr niedriges Risiko, mit den Bakterien in Kontakt zu kommen.
Auch das Robert Koch-Institut (RKI) weist auf eine zunehmende Verbreitung von Vibrionen hin. Bereits bis Mitte Juli 2025 wurden in Deutschland mindestens drei Infektionen gemeldet, die wahrscheinlich durch heimische Gewässer verursacht wurden.
Was sind Vibrionen – und warum sind sie beim Baden gefährlich?
Vibrionen sind natürlich vorkommende Bakterien, die bei Wassertemperaturen ab etwa 20 °C besonders gut gedeihen – insbesondere in salzhaltigem oder brackigem Wasser. Gelangen sie über kleinste Hautverletzungen in den Körper, kann es zu Wundinfektionen oder im schlimmsten Fall zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen. Der Erreger Vibrio vulnificus gilt als besonders gefährlich.
Auch der Verzehr roher Meeresfrüchte – etwa Austern – kann zur Infektion führen.
Neuere Erkenntnisse zeigen, dass Vibrionen auch in leicht salzhaltigen Binnengewässern nachgewiesen wurden – zum Beispiel in Teichen und Seen wie dem Strandsolbad Staßfurt oder den Angersdorfer Teichen in Sachsen-Anhalt.
Wer ist besonders gefährdet?
Für gesunde Menschen mit intakter Haut und stabilem Immunsystem ist das Risiko sehr gering. Anders sieht es bei Risikogruppen aus:
- ältere Menschen
- Personen mit chronischen Erkrankungen (z. B. Diabetes, Lebererkrankungen)
- Menschen mit geschwächtem Immunsystem
- Menschen mit offenen oder schlecht heilenden Wunden
- Menschen mit frisch gestochenen Tätowierungen
Wie häufig treten Vibrionen-Infektionen in Deutschland auf?
Panik ist nicht angebracht: In Deutschland werden jährlich nur wenige Infektionen gemeldet, vor allem in der Ostsee-Region. Seit der Einführung der Meldepflicht im März 2020 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) jährlich zwischen 13 und 53 Fälle von Vibrionen-Infektionen gemeldet. Im Jahr 2024 gab es in Mecklenburg-Vorpommern zwei Todesfälle im Zusammenhang mit Vibrionen-Infektionen. Für das Jahr 2025 sind bis Juli bereits drei Fälle gemeldet worden.
Tipp: Unter badewasser-mv.de können Badegäste sich jederzeit über die aktuelle Wasserqualität an allen Badegewässern (Seen und Meer) in Mecklenburg-Vorpommern informieren.
Diese Gewässer gelten als besonders riskant
Die Ostsee gilt als besonders betroffenes Gebiet: Sie zählt zu den sich weltweit am schnellsten erwärmenden Meeresökosystemen. Auch die zunehmende Verdunstung in flachen Gewässern kann durch steigende Salzkonzentrationen ideale Bedingungen für Vibrionen schaffen. Künftig wird mit einer längeren Saison gerechnet, in der erhöhte Bakterienkonzentrationen auftreten – was auch das Infektionsrisiko verlängert.
An der Nordsee ist das Risiko deutlich geringer. Laut einer deutschen Studie von 2021 wurden im Zeitraum von 2003 bis 2020 nur zwei Infektionen registriert – trotz nachgewiesener Vibrionen-Vorkommen.
Doch die Klimakrise verändert die Rahmenbedingungen. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass sich das Risiko durch steigende Meerestemperaturen künftig erhöht.
So schützen Sie sich effektiv vor Vibrionen
Ein wirksamer Schutz ist einfach möglich – mit diesen Tipps:
Wichtige Risikofaktoren:
- Wassertemperatur über 20 °C
- Salzgehalt zwischen 0,5 % und 2,5 % (Ostsee besonders betroffen)
- Flache, seichte Gewässer (z. B. Buchten, Bodden), da sie sich schneller erwärmen
- Flussmündungen, da dort der Salzgehalt durch Süßwasser sinkt
- Leicht salzhaltige Binnengewässer, die sich stark erwärmen können
Diese Symptome deuten auf eine Vibrionen-Infektion hin
Diese Symptome können bei einer Vibrionen-Infektion auftreten:
Wundinfektionen:
- Plötzlicher Schmerz und Rötung an der Eintrittsstelle
- Schwellung, Blasenbildung
- Fieber, Schüttelfrost, Kreislaufprobleme
- In schweren Fällen: Sepsis (Blutvergiftung)
Magen-Darm-Infektionen (z. B. nach Austernverzehr):
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Bauchschmerzen
- Fieber
Im Falle einer Infektion sollte frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden – meist erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika, die möglichst schnell verabreicht werden sollten.
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